Das Kabinett Hohenzollern-Sigmaringen bildete vom 6. November 1858 bis 11. März 1862 in Preußen das von Prinzregent Wilhelm I. berufene Staatsministerium. Die Übertragung der Regierungsgeschäfte auf Wilhelm I. durch den erkrankten Friedrich Wilhelm IV. zog einen politischen Kurswechsel nach sich. Die neu eingesetzte Regierung bestand aus liberal-konservativen Vertretern der Wochenblattpartei. Ihre Amtszeit wird als Neue Ära bezeichnet, in der sich in gewisser Abkehr von der Reaktionsära das öffentliche Leben liberalisierte und die Regierung stärker mit der liberalen Kammermehrheit kooperierte. Faktischer Kopf des Kabinetts war allerdings nicht der Ministerpräsident, sondern der liberale ehemalige Ministerpräsident des Jahres 1848 Rudolf von Auerswald. Er war als Minister ohne Ressort de facto Stellvertreter des Ministerpräsidenten. An der Heeresreform eskalierte im Frühjahr 1862 der Preußische Verfassungskonflikt mit der liberalen Kammermehrheit um die Mitbestimmung des Landtags in Militärangelegenheiten und grundsätzlich um die Parlamentarisierung Preußens, der zum Rücktritt der Regierung und zum Ende der Neuen Ära führte.
Literatur
- Rainer Paetau (Bearb.): Acta Borussica: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Hrsg.: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Band 5 (10. November 1858 – 28. Dezember 1866). Georg Olms, Hildesheim, ISBN 3-487-11002-4, S. 421–423 (2001).