Die Kamele in Australien wurden im 19. Jahrhundert von Europäern auf dem Kontinent eingeführt und später in die Freiheit entlassen. Die Größe der Kamelpopulation variiert je nach Schätzungen zwischen circa 300.000 und einer Million wilder Dromedare. Die Tiere leben vor allem in Gebieten mit aridem Klima: 50 Prozent der Kamele leben in Western Australia, 25 Prozent im Northern Territory und 25 Prozent im westlichen Queensland sowie im nördlichen Teil von South Australia, und bevölkern damit ein Gebiet von 3,33 Millionen Quadratkilometern.
Die ersten Tiere wurden von Engländern in den 1840er Jahren als Lastentiere zur Erkundung des Landes nach Australien gebracht; später kamen auch Kamelführer vor allem aus Indien und Afghanistan hinzu. Für die Erschließung des trockenen Inneren Australiens boten sich die Kamele dank ihrer Fähigkeit zur Anpassung an extreme Lebensräume an.
Kamele waren vor dieser Zeit in Australien nicht heimisch. Als in den 1920er Jahren Eisenbahn und Lastkraftwagen die Transporte übernahmen, wurden die Tiere in die Freiheit entlassen. Mangels natürlicher Feinde konnten sie sich ungestört vermehren. Um der daraus resultierenden Bedrohung der Tierwelt und der Landschaften Australiens zu begegnen, wurden ab 2009 im Rahmen des National Feral Camel Action Plan über vier Jahre insgesamt 160.000 Tiere von Scharfschützen aus Hubschraubern abgeschossen; weitere 100.000 Tiere sollen in dieser Zeit einer Dürre zum Opfer gefallen sein. Der verbliebene Bestand wurde auf rund 300.000 Tiere geschätzt.
Geschichte
Erste Tiere
Das erste Kamel betrat am 12. Oktober 1840 in Adelaide australischen Boden. Es wurde von den Kanarischen Inseln auf einem Schiff nach South Australia gebracht. Bereits im Dezember 1840 wurden zwei weitere Kamele von den Kanarischen Inseln nach Hobart auf Tasmanien transportiert. Sie sollten vom Entdecker Edward John Eyre bei seiner Expedition nach Western Australia eingesetzt werden. Allerdings war Eyre bereits vor der Ankunft der Tiere aufgebrochen, weswegen sie nach Melbourne verschifft wurden. Dort gebar eines der Tiere ein Junges – das erste Kamel, das in Australien zur Welt kam. 1842 wurde dieses von George Gipps, Gouverneur von New South Wales, ersteigert und nach Sydney gebracht.
Die nächsten 24 Kamele kamen erst im Juni 1860 mit afghanischen Kamelführern in Melbourne an. Diese sollten bei der Expedition von Burke und Wills eingesetzt werden, die den Kontinent von Süden nach Norden durchqueren wollten. Am 20. August 1860 startete die Expedition mit 27 Kamelen. Die Expedition misslang, Robert O’Hara Burke und William John Wills starben in der Nähe des Cooper Creek. Auch kein Kamel überlebte die Expedition: Einige wurden von den hungerleidenden Expeditionsteilnehmern geschlachtet. Die von John McKinlay geleitete Rettungsexpedition brach mit vier Kamelen und 24 Pferden auf, aber sie fanden Burke und Wills nicht. Allerdings bewährten sich die Kamele auf dieser Expedition als Lastenträger.
Auch William Gosse setzte auf seiner Expedition nach Zentralaustralien Kamele ein und erreichte am 19. Juli 1873 als erster Europäer den Uluṟu. Die Horn-Expedition im Jahr 1894 war die erste wissenschaftliche Expedition Australiens, die mit Kamelen zu den MacDonnell Ranges unterwegs war.
Die ersten 121 zur Zucht bestimmten Kamele erreichten im Januar 1866 Port Augusta. Sie wurden von Thomas Elder, dem größten Kamelimporteur Australiens, von Karatschi zur Beltana Station gebracht, wo ein Kamelgestüt aufgebaut wurde. Es handelte sich bei den Tieren um so genannte Kandahar-Kamele, die bis zu 650 Kilogramm schwere Lasten transportieren konnten.
Erschließung Australiens
Bei den meisten großen Projekten zur Erschließung und beim Aufbau der Infrastruktur im Landesinneren kamen Kamele zum Einsatz.
Zwischen 1870 und 1872 kamen die meisten Kamele der Beltana Station beim Bau der Overland Telegraph Line zum Einsatz. Der Bau der Telegrafenleitung begann zur selben Zeit von Norden und von Süden aus. Kamele wurden zum Transport von Baumaterial und Nahrungsmitteln benötigt. Die eingesetzten Tiere wurden von Kamelführern, den so genannten Afghans, geführt.
Bei dem 1879 begonnenen Bau der 2900 Kilometer langen transkontinentalen Eisenbahnlinie The Ghan transportierten Kamele Material und Verpflegung an die Baustellen.
Als sich in Coolgardie ab den Jahren 1884 der Goldrausch entwickelte, wurden Kamele eingesetzt, um die dortigen Goldsucher mit Verpflegung und Trinkwasser zu versorgen.
Im März 1884 wurde eine Karawane mit sechs Kamelführern, 45 Kamelen und elf Kälbern durch die Wüste von Marree zu den Goldfeldern getrieben. Alle Kamele erreichten die Goldfelder in guter Verfassung, wobei jedes Kamel Lasten von 135 bis 270 Kilogramm Gewicht trug.
Im September 1884 erreichten weitere 85 Kamele für Transporte nach Coolgardie per Schiff Albany. Als die Golden Pipeline zur Wasserversorgung der Goldfelder im Jahre 1903 fertiggestellt war, wurden die Kamele und die Kamelführer nicht mehr benötigt.
Der Ort Marree war eine Station für die Kamelkarawanen auf dem Weg von South Australia nach Alice Springs und Queensland. In Marree bauten Führer der Kamelkarawanen Australiens den ersten Betsaal für Muslime.
Beim Bau des Rabbit-Proof Fence wurden häufig Kamele eingesetzt. Der über 3000 Kilometer lange Zaun sollte die Wanderungsbewegungen von Kaninchen, Dingos, Kängurus und Emus einschränken.
Zeitweise transportierten bis zu 350 Kamele als Lastentiere Material und Verpflegung für die Arbeiter am Zaun. Zur Kontrolle des Zauns wurden „Kanincheninspektoren“ eingesetzt, die im Süden Australiens mit einem „Kamelwagen“ den Zaun entlang fuhren und diesen inspizierten.
Die Kamele bewährten sich als optimale Transporttiere, da sie ausdauernd waren und tagelang ohne Wasser auskamen. In den 1920er Jahren wurden sie weitgehend überflüssig, da der Transport von Waren mit der Eisenbahn oder mit Lastwagen geregelt wurde.
„Afghanische“ Kamelführer
Nach Australien emigrierten maximal 3000 Kamelführer. Die ersten gelangten nach South Australia in den 1840er Jahren, als Joseph Bruce 18 von ihnen dorthin brachte. Obwohl die meisten von ihnen aus Baluchistan, Kaschmir, Rajasthan, Ägypten, Iran, Türkei und Punjab stammten, wurden sie alle Afghans genannt.
Ein Großteil der Afghans arbeitete bis 1870 im Kamelgestüt in Beltana, das sie nach einem Streik verließen. Bekannt ist der Kamelführer Mahomet Saleh, der die Beltana Station mit dem Entdecker Peter Warburton verließ. In den Orten Marree, Farina und Birdsville wohnten zahlreiche Kamelführer. Manche von ihnen beschäftigten weitere Afghans und besaßen bis zu 100 Kamele. Teilweise heirateten die Kamelführer Aborigines-Frauen und in einigen Fällen auch europäische Frauen. Die Afghans siedelten allerdings in abgesonderten Teilen der jeweiligen Ortschaften.
Um 1898 bestand die muslimische Gemeinde in Coolgardie aus 300 Mitgliedern, die größte dieses Staates zu dieser Zeit. Im Ort gab es einen aus Lehm gebauten und mit einer Blechverdachung gedeckten Betsaal. Rassismus gegen die Kamelführer war weit verbreitet, und es gab Berichte über unaufgeklärte Tötungen und Misshandlungen von Kamelen der Muslime. Als die Golden Pipeline ab 1903 die Goldfelder mit Wasser versorgte, zog die gesamte muslimische Gemeinde mit dem Niedergang der Stadt Coolgardie vermutlich nach Perth, der aufstrebenden Hauptstadt des neuen Bundesstaates Western Australia.
Imperial Camel Corps
Im Ersten Weltkrieg wurden ausschließlich weibliche Kamele verwendet, da diese leichter zu führen waren als ihre männlichen Artgenossen. Die Kamele konnten in Verbindung mit Pferden das Kriegsfeld erheblich erweitern. Sie brauchten zwar mehr Futter als Pferde, waren jedoch im Wüstengelände beweglicher. Ferner war der Aktionsradius der Kamele mit etwa 90 Kilometern mehr als doppelt so groß wie der von Pferden.
So wurden australische Kamele in zwei Brigaden der Entente mit je vier Kompanien und in einer dritten Brigade mit zwei australischen sowie zwei neuseeländischen Kompanien eingesetzt. Nach ihrem Aufbau ab Januar 1916 erreichten sie im Dezember ihre Kampfstärke. Die Truppen, die Imperial Camel Corps genannt wurden, führten ein besonders leichtes Maschinengewehr und leichte Artilleriewaffen mit sich und wurden vornehmlich zum Transport von Kriegsmaterial eingesetzt. Des Weiteren gab es eine Feldambulanz mit australischen Kamelen. Die Kamele wurden auf Grund ihrer besonderen Eignung für wüstenartiges Gelände auf der Sinai-Halbinsel und in Palästina eingesetzt. Die australischen Soldaten kamen vor allem aus Western Australia und waren vormals zumeist Kamelreiter oder Kamelhändler.
Erstmals kämpften die Imperial Camel Corps 1916 gegen die Senussi an der westlichen Front zu Ägypten. Da sich das Imperial Camel Corps in diesen Wüsten bewährt hatte, wurde die Aufstellung weiterer Kampfeinheiten erwogen.
Im Jahre 1917 nahmen Teile des Imperial Camel Corps an Schlachten bei Magdhaba, Rafah und Gaza teil. In der Schlacht von Magdhaba kamen 350 Kamele zum Einsatz. In der zweiten Schlacht um Gaza am 19. April erlitt das Imperial Camel Corps mit 345 Gefallenen erhebliche Verluste. Als die türkische Defensive zusammenbrach, war das Imperial Camel Corps am Angriff auf Jerusalem beteiligt. Dort war das Wetter schlecht, das Gelände für die Tiere ungeeignet, und sowohl Kamele als auch Kamelreiter erkrankten an Räude. Nach der Eroberung Jerusalems wurde das Imperial Camel Corps aus der Kampflinie zurückgezogen und die Mannschaftstärken im Mai 1918 reduziert. Im Mai 1919 wurde das Imperial Camel Corps aufgelöst.
Heutige Situation
Umweltproblematik und Kontrolle der Population
Kamelplage
Da sich die Kamele ideal auf das trockene Klima einstellen können und in Australien keine natürlichen Feinde haben, konnten sie sich explosionsartig vermehren. Die Kamelpopulation – genauer die Zahl der Dromedare in Australien – wurde 2009 auf rund eine Million Tiere geschätzt, im Jahr 2011 bereits auf 1,2 Millionen. Nach der Durchführung eines „Programms zur Kamelkontrolle“, in dessen Verlauf innerhalb von vier Jahren 160.000 Dromedare abgeschossen wurden, und nach einer Dürre, während der sich deren Zahl um weitere 100.000 Tiere reduzierte, wurde die Population im Jahr 2013 von der Projektleiterin Jan Ferguson nur noch auf insgesamt 300.000 Tiere geschätzt. Die Schätzungen von einer Million Tiere aus dem Jahr 2009 sei wohl zu hoch gewesen.
Kamele können sich von 80 % der ihnen verfügbaren Flora Australiens ernähren. Ab zwei Kamelen pro Quadratkilometer wird die Umwelt zunehmend geschädigt. Dieser Zustand gilt in weiten Bereichen des Northern Territory als erreicht, so in der Simpsonwüste mit ihren Randgebieten, den Central Ranges, der Großen Sandwüste sowie der Tanamiwüste. Es wird erwartet, dass sich diese Zahl in acht Jahren verdoppelt. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die steigende Kamelpopulation einen Notstand darstellt, der Teile des Wüstenökosystems Australiens zu vernichten droht.
Die Kamele haben sich für andere frei lebende Tiere und für die kommerzielle Viehzucht von Schafen und Rindern zu einer bedrohlichen Nahrungskonkurrenz entwickelt. Ihr Fressverhalten führt darüber hinaus zu erheblichen Erosionsschäden. Der Bestand an von Aborigines zur Nahrung genutzten Pflanzen ist in diesen Bereichen durch das Grasen von Kamelen ernstlich gefährdet, und das Gelände erodiert zunehmend. Hinzu kommen Schäden an der Infrastruktur (ein Beispiel sei die Zerstörung einer 140 Kilometer langen Zaunlinie 350 km südwestlich von Alice Springs im Jahr 2007) sowie zahlreiche durch Kamele verursachte Unfälle auf Straßen Inneraustraliens.
Weiterhin bedrohen Kamele heilige Stätten der Aborigines, wie zum Beispiel Kaltukatjara oder Mutitjulu im Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark. Sie verschmutzen die Wasserstellen in den ariden Gebieten Australiens, an denen zu Dürrezeiten lebende, sterbende und verwesende Kamele zu Tausenden angetroffen werden können.
Kaltukatjara (Docker River, 350 Einwohner) wurde in der Trockenzeit des Jahres 2009 durch rund 6000 Kamele belagert. Auf ihrer Suche nach Wasser fügten die Tiere der Gebäude- und Wasserinfrastruktur des Ortes schwere Schäden zu. Sie drangen auch massenweise auf das Rollfeld des Flugplatzes und behinderten den unter Umständen lebenswichtigen Flugverkehr. Das Trinkwasser der Ortschaft war durch verwesende Kamelkadaver gefährdet. Die Regierung des Northern Territory sah sich zur Notkeulung von 3604 Kamelen zu Kosten von A$49.000 gezwungen, wozu die Tiere mit Hubschraubern circa 15 km außerhalb der Ortschaft zusammengetrieben wurden. Wegen der sich anschließenden Fliegenplage und des starken Verwesungsgeruchs verließen viele Anwohner daraufhin den Ort.
Umweltminister Peter Garrett bewilligte im Juli 2009 19 Millionen AUD$ (etwa 11 Millionen €) für den National Feral Camel Action Plan, der den Einsatz von Scharfschützen aus Hubschraubern zur Keulung von 350.000 Kamelen über vier Jahre vorsah. Das Programm war umstritten, nicht zuletzt wegen der von den verwesenden Kadavern ausgehenden Gesundheitsrisiken. Viehzüchter bezweifelten, dass die Maßnahme den natürlichen Zuwachs der Tiere einschränken, geschweige denn den Bestand verringern könne.
Vorschlägen von Tierschutzorganisationen zur Geburtenkontrolle wurde entgegengehalten, dass damit, da Kamele bis zu 30 Jahre alt werden, die zur Begrenzung der Schäden erforderliche Verringerung des Bestandes um zwei Drittel, auf ein Kamel pro 10 km², nicht zu erreichen sei.
Das durch die Verdauung der Kamele ausgestoßene Methan liegt nach einer Quelle bei 0,97 Tonnen pro Tier jährlich (eine Milchkuh verursacht 2,39 Tonnen p. a., ein Schwein 0,03 Tonnen p. a.) Damit liegen Kamele hinter Rindern und Büffeln an dritter Stelle auf der Liste der Tiere mit den höchsten Treibhausgasemissionen. Hier heißt es aber wörtlich: „A camel emits 0.97 of a carbon-equivalent tonne per year.“ Diese 0,97 Tonnen CO2-Äquivalent pro Kamel pro Jahr entsprechen daher 46 kg Methan pro Jahr pro Kamel. Andere Quellen berichten stattdessen von einem Methanausstoß von 47 kg/Jahr/Kamel, was einem Kohlendioxidäquivalent von ca. 1 Tonne/Jahr entspricht (da ca. 21 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid).
Der Schattenminister für Landwirtschaft der oppositionellen Liberal Party of Australia John Cobb befürwortete Anfang 2010 die Keulung der wilden Kamele mit dem Hinweis, dass die von ihnen produzierte Menge an klimaschädlichen Gasen bei 1,05 Millionen Tonnen pro Jahr liege. Dieses entspräche rund drei Prozent der jährlichen Emission von Automobilen in Australien, also von circa 300.000 Fahrzeugen. Die Ministerin für Klimaveränderung der Labor-Regierung Penny Wong widersprach, da nach den Richtlinien des Kyoto-Protokolls und den „International Carbon Accounting Standards“ (deutsch Rechnungslegungsstandard im Emissionsrechtehandel) nur die Emissionen domestizierter Kamele anerkannt würden.
Die durch Kamele verursachten Schäden an zerbrechlichen Ökosystemen, Kulturstätten, isolierten Gemeinden und Weideland werden von dem weit überwiegenden Teil der australischen Bevölkerung kaum wahrgenommen. Nach dem Bericht der Zeitung The Times über die Keulung bei Kaltukatjara 2009 zeigte sich die britische Öffentlichkeit empört. Australien führe sich wie ein „Dritte Welt - Land“ auf und verdiene den Ausschluss aus der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Andere riefen dazu auf, Australien als Reiseziel zu boykottieren.
Anfang August 2009 nannte die Nachrichtensprecherin Erin Burnett auf CNBC den damaligen australischen Premierminister Kevin Rudd einen „Serienmörder“ und die geplante Keulung „Genozid“: „That’s genocide. Camelcide.“
Der Government Minister Rob Knight wurde insbesondere von Tierschutzgruppen scharf kritisiert, die auch zu einem Tourismusboykott aufriefen. Australische Viehzüchter begrüßten die Vorgehensweise der Regierung. Letztendlich wurden bis Ende 2013 insgesamt nur 160.000 Tiere abgeschossen; weitere 100.000 Tiere sollen in dieser Zeit einer Dürre zum Opfer gefallen sein. Der verbliebene Bestand wurde auf rund 300.000 Tiere geschätzt. Frühere Schätzungen auf mehr als eine Million Tiere seien zu hoch gewesen.
Die Goldfields Nullarbor Rangelands Biosecurity Association (GNRBA) führt jährlich eine kontrollierte Keulung aus der Luft durch. Die Kosten für die im November 2018 fünf Tage dauernde Hubschraubermission betrugen über A$100.000. Im Sommer 2018/19 wurden innerhalb eines Monats insgesamt mehr als 2500 Kamele in Western Australia abgeschossen.
Infolge von Hitze, extremer Dürre und einem starken Anstieg ihrer Population streiften die Tiere in Südaustralien auf der Suche nach Wasser besonderes in abgelegenen Aborigine-Gemeinden durch die Straßen und beschädigten dabei Gebäude und andere Infrastruktur. Hierbei beeinträchtigten sie die einheimische Vegetation, zerstörten Kulturstätten und verunreinigten Wasservorräte. Die verdurstenden Kamele dringen in Ortschaften ein, weil sie dort Wasser wittern; so spüren sie beispielsweise, dass aus Klimageräten Kondenswasser austritt und zerstören diese beim Trinkversuch. Die Kadaver verdursteter Kamele in und an den überlebensnotwendigen Wasserstellen verschmutzen nicht nur diese, sie gefährden vor allem die Trinkwasserversorgung der Menschen. Am 8. Januar 2020 begann das südaustralische Ministerium für Umwelt und Wasser mit einer fünftägigen Zwangstötung von Kamelen, der ersten Massenkeulung in dieser Gegend. Ziel der Aktion ist der Abschuss von 4.000 bis 5.000 Kamelen durch professionelle Scharfschützen aus Hubschraubern, „in Übereinstimmung mit den höchsten Standards des Tierschutzes.“
Kosten der Schäden durch wilde Kamele
Zwischen 2009 und 2013 stellte der australische Staat A$19 Millionen für das Australian Feral Camel Management Project bereit. Die durch wilde Kamele verursachten Schäden lagen 2009 bei über $14 Millionen. $5,51 Millionen entfallen auf Schäden an Infrastruktur und privatem Eigentum, aber auch an Menschen, besonders durch Autounfälle. Die Kontrolle der Kamele verursacht Kosten von $2,35 Millionen. Weitere $3,42 Millionen kostet der zusätzliche Futterbedarf von Viehherden, die mit den Kamelen um die verfügbaren natürlichen Vorkommen konkurrieren. Die jährlichen Kosten der Treibhausgasemissionen der Kamele wurden mit $3,73 Millionen veranschlagt.
Kamelfleisch als Handelsartikel
Bis auf die Höcker ist Kamelfleisch fettarm und grobfaserig. Kamelfleisch hat im Vergleich zu Rindfleisch weniger Cholesterin und nur 1,9 Gramm Fett pro 100 Gramm Fleisch. Der Fleischanteil liegt bei einem Dromedar zwischen 50 und 76 Prozent. Vorwiegend in Darwin und Alice Springs wird Kamelfleisch gegessen und auch als Burger angeboten, wofür vornehmlich das zarte Fleisch von Jungtieren verwendet wird, da es in Aussehen und Geschmack Rindfleisch ähnelt.
Der internationale Markt für Kamelprodukte wie Kamelfleisch, lebende Tiere oder verwandte Nebenprodukte hat eine signifikante Größe, besonders in der muslimischen Welt. Die Größe des muslimischen Marktes für Kamelfleisch in Australien ist schwer zu beurteilen. Das Interesse der Moscheen in Sydney und Perth zeigt, dass die Muslime in den großen Städten hieran interessiert sind, allerdings läge ihr Bedarf lediglich bei 30 Tieren pro Woche und deren Schlachtung muss nach den Halāl-Speisevorschriften stattfinden.
Im Vergleich zum internationalen Markt hinkt die Kamelbranche in Australien hinterher, da die wilden Kamele sich in entlegenen Gebieten des Landes befinden und damit von den heimischen und internationalen Märkten sehr weit entfernt sind. Die Verwertung von wilden Kamelen begann in den späten 1980er Jahren. Schätzungen über die Anzahl der verwerteten Kamelen im Jahr 2007 liegen bei 5000–6000 Tieren, davon wurden 3600–4600 zu Hunde- oder Katzenfutter verarbeitet, weniger als 400 wurden lebend exportiert, und für den menschlichen Verzehr gelangten rund tausend Tiere auf den heimischen Markt. Eine gut entwickelte Kamelindustrie wäre ein wichtiges Werkzeug für die Kontrolle und das Management der wilden Kamele und ihrer Auswirkungen und könnte dringend benötigte Arbeitsplätze für die schwache Wirtschaftsstruktur in der Wüste Australiens bedeuten. Allerdings macht der Mangel an Schlachthöfen mit entsprechender Lage und Zertifizierung sowie eine entsprechende Infrastruktur für den Abtransport zurzeit eine kommerzielle Nutzung der Kamele im größeren Stil unmöglich. Die Branche wird einige Zeit zur Entwicklung ihres vollen Potentials benötigen, womit dieser Wirtschaftszweig kurzfristig nicht zu einer Reduzierung der Kamelpopulation auf nachhaltige Zahlen beitragen wird.
Auch wurde der Einsatz von existierenden mobilen Schlachthäusern angeregt, um das nach der Keulung zur Verfügung stehende Kamelfleisch zu verwerten. Das „NT Environment Department“ bezweifelt, dass derartige Einrichtungen mit den zur Jagd eingesetzten Hubschraubern Schritt halten können. Außerdem sei es nahezu unmöglich, Fahrzeuge dieser Art in die unwegsamen Gebiete zu führen, in denen die Kamele abgeschossen werden.
Die wilden Kamele Australiens haben ein theoretisches Marktpotential von 1 Milliarde AUD$, derzeit liegen die Einnahmen der australischen Kamelindustrie für den Export von lebenden Tieren, Tourismus und Fleischhandel lediglich bei $580,000 jährlich. Ein Bericht des Desert Knowledge Co-operative Resource Centre in Alice Springs enthielt eine lange Liste gescheiterter Unternehmungen im Bereich der Nutzung wilder Kamele.
Tourismus und Sport
In Australien gibt es seit geraumer Zeit Kamelrennen. Der australische Millionär Arthur Earle veranstaltete 1988 zur Erinnerung an die Bedeutung der Kamele für die Erschließung Australiens und in Verbindung mit dem 200. Jahrestag von Australien ein Kamelrennen von 3.236 Kilometern über sechs Stationen. Das Rennen, an dem 28 Kamelreiter teilnahmen, führte vom Uluṟu nach Alice Springs (410 km), anschließend nach Boulia (761 km), von dort nach Longreach und von Longreach nach Charleville (530 km). Der weitere Weg führte nach Warwick (1.242 km) und von dieser Stadt bis zur Gold Coast (140 km). Dieses Kamelrennen gilt als das längste derartige Rennen, das je stattfand.
Im Juli wird jedes Jahr in der Nähe von Marree ein Kamelrennen, der Marree Camel Cup, veranstaltet. Seit 1970 findet bei Alice Springs ein Kamelrennen um den Camel Racing Cup statt, das von weiteren Veranstaltungen begleitet wird und auf einem Rundkurs ausgetragen wird. Das höchstdotierte Rennen in Australien ist das Sheikh Zayed International Camel Endurance Race in Hughenden in Queensland, welches über eine Strecke von 150 Kilometern verläuft und dem Sieger ein Preisgeld von AUD$ 50,000 verspricht. Ein weiteres Rennen in Queensland, The Boulia Desert Sands - Camel Racing, ist mit AUD$ 25,000 für den ersten Preis dotiert.
In rund 50 Kamelfarmen werden für Touristen Ausflüge mit domestizierten Kamelen angeboten.
Die den Kontinent von Süden nach Norden durchquerende Eisenbahnlinie The Ghan führt entlang der alten Karawanenroute von Adelaide nach Darwin.
Literatur
- Nevill de Rouen Forth: A fighting colonel of Camel Corps: the life and experiences of Lt.-Col. N.B. de Lancey Forth. Merlin Books, Braunton, Devon 1991, ISBN 0-86303-496-9.
- George Langley, Edmee M. Langley: Sand, sweat and camels: the Australian companies of the Imperial Camel Corps. Kilmore, Victoria 1976, ISBN 0-909706-51-4.
- Tom L. McKnight: The Camel in Australia. Melbourne University Press, Melbourne 1969.
- Glenn Edwards, Murray McGregor, Benxiang Zeng u. a. (Hrsg.): Managing the impacts of feral camels in Australia: a new way of doing business (2008)
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Die Kosten für Emission von Treibhausgasen lassen sich nach dem australischen Carbon Pollution Reduction Scheme errechnen. Für weiterführende Information siehe auch → Carbon Pollution Reduction Scheme auf en.wikipedia.org, in englischer Sprache
Einzelnachweise
- 1 2 Plage in Australien: Scharfschützen erlegten 160.000 Kamele. In: Spiegel online. 21. November 2013, abgerufen am 16. März 2015.
- 1 2 3 Der Spiegel: Australien plant Abschuss Hunderttausender Kamele, 9. Juni 2011
- ↑ Welcome to the Camels Australia Export Web site. (Memento vom 31. März 2002 im Internet Archive)
- 1 2 Plage und Attraktion. Wilde Kamele in Australien auf n-tv.de, abgerufen am 12. Februar 2010
- 1 2 Der Spiegel: Plage in Australien: Scharfschützen erlegten 160.000 Kamele 21. November 2013, abgerufen am 15. Januar 2014
- ↑ Geschichte der Kamele in Australien auf alpaka-universum.de, abgerufen am 12. Februar 2010
- 1 2 Arthur Clark: Camels Down Under. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Saudi Aramco World. 1988, ehemals im ; abgerufen am 18. Februar 2010. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- 1 2 Information auf islamfortoday.com (Memento vom 30. November 2007 im Internet Archive), abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ Muslime in Australien, abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ Tina Baier: Tausende Kamele in Australien abgeschossen. Abgerufen am 28. Januar 2020.
- ↑ Afghanische Kamelführer (Memento des vom 10. Januar 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ The Early Muslim Community in Australia (Memento vom 15. Oktober 2008 im Internet Archive), abgerufen am 12. Februar 2010
- 1 2 Imperial Camel Corps auf Australian War Memoriam, abgerufen am 18. Februar 2010
- ↑ The Imperial Camel Corps Brigade auf chakoten.dk (Memento vom 4. August 2007 im Internet Archive), abgerufen am 18. Februar 2010
- 1 2 3 Anna Henderson: Eradicating camels will cut emissions, Australian Broadcasting Corporation, 14. Januar 2010
- 1 2 3 4 5 The Australian: theaustralian.com.au Ready to make a killing in $1bn camel market, 25. Juli 2009
- 1 2 Feral Animals of the Northern Territory auf nt.gov.au (Memento vom 11. Januar 2012 im Internet Archive), abgerufen am 7. Februar 2011
- ↑ Feral Camel - Camelus dromedarius. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Department of Land Resource Management. Archiviert vom am 8. Mai 2014; abgerufen am 15. März 2015.
- ↑ Abdullah Al Shimemeri*, Yaseen Arabi: A review of large animal vehicle accidents with special focus on Arabian camels. In: , Journal of Emergency Medicine, Trauma & Acute Care. Abgerufen am 16. März 2015.
- ↑ Amy Simmons: Rotting camels pollute sacred waterholes, Australian Broadcasting Corporation, 3. Dezember 2009
- ↑ Australian Broadcasting Corporation, Kirsty Nancarrow: Camels still problem despite massive cull, 17. Dezember 2009
- ↑ Anna Henderson: Wild camels terrorise NT community, Australian Broadcasting Corporation, 25. November 2009
- ↑ theguardian.com: Australian camel cull plan angers animal welfare groups, 26. November 2009
- ↑ Dave Richards: A rotten waste? (Nicht mehr online verfügbar.) In: Alice Online. 9. November 2011, archiviert vom am 13. Mai 2013; abgerufen am 16. März 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ The Independent: Australia Plans to Kill Thirsty Camels, 26. November 2009, abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ Larine Statham: Row simmers over camel cull. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Independent Weekly. 26. Februar 2010, archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 4. März 2010.
- ↑ Camel cull prompts health risk fears, Australian Broadcasting Corporation, 4. Dezember 2009
- ↑ TOM ARUP: $19m for camel cull. In: The Independent Weekly. 4. Juli 2009, abgerufen am 16. März 2010.
- ↑ awt.com.au, Australian Wildlife Services: Camels and Greenhouse Gases
- 1 2 3 theaustralian.com.au, The Australian, Feral camels clear in Penny Wong's carbon count, 8. Februar 2010
- ↑ theaustralian.com.au, The Australian: Feral camels clear in Penny Wong's carbon count, 8. Februar 2010
- ↑ feralcamels.com.au, Australian Government, Desert Knowledge Cooperative Research Centre, Report 54: Cross-jurisdictional management of feral camels to protect natural resource management and cultural values, 2008
- ↑ The Sydney Morning Herald: Brits outraged by Australian camel cull 2. Dezember 2009
- ↑ brisbanetimes.com.au, Brisbane Times, Larine Statham: Brits outraged by Australian camel cull, 2. Dezember 2009
- ↑ Peter Mitchell: Rudd panned for one lousy camel cull, The Age, 6. August 2009
- ↑ Sara Everingham: Camel cull sparks emotive debate, Australian Broadcasting Corporation, 11. Dezember 2009
- ↑ Sophie Morris: Nats call for mass cull of dirty camels (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), 29. Dezember 2009
- ↑ Jarrod Lucas: Feral camel 'plague' forces pastoralists to shoot thousands and call for urgent cull. In: ABC vom 24. Januar 2019.
- ↑ Australia fires: Thousands of camels being slaughtered. In: BBC News vom 8. Januar 2020.
- ↑ Isadora Bogle: Camel cull in South Australia’s remote APY Lands to begin, following sharp increase in population. In: Australian Broadcasting Corporation vom 7. Januar 2020./
- ↑ Caddie Brain: Report released as feral camel cull ends. IN: ABC vom 21. November 2013.
- ↑ environment.gov.au (Memento vom 16. März 2015 im Internet Archive), Australian Government, Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts: Camel fact sheet, in englischer Sprache
- ↑ Céline Patricia Finke: Substantielle Qualitätsparameter bei Kamelfleisch, Diss. (pdf), abgerufen am 21. Februar 2010
- ↑ Informationen auf pm-magazin.de (Memento vom 5. Mai 2010 im Internet Archive), abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ GP Edwards u. a.: desertknowledgecrc.com.au Managing the impacts of feral camels in Australia: a new way of doing business, 2008
- ↑ The Sydney Morning Herald, Larine Statham: Camel cull plan won't tackle increase, 22. Februar 2010
- ↑ The Daily Telegraph, Natasha Robinson: $1bn commercial opportunity in camel cull, 25. Juli 2009 (Link per 18. Februar 2023 nicht mehr existent)
- ↑ The Great Australian Camel Race auf infosources.org, abgerufen am 18. Februar 2010
- ↑ Marree Camel Cup 2009 auf marree.com.au, abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ www.camelcup.com.au
- ↑ Informationen zum Sheikh Zayed International camel endurance race, abgerufen am 18. Februar 2010
- ↑ Informationen zum Boulia Desert Sands - Camel Racing (Memento vom 2. Mai 2007 im Internet Archive), abgerufen am 18. Februar 2010