Kirakos Gandzaketsi (armenisch Կիրակոս Գանձակեցի Kirakos Gandsakezi, ~ 1200/1202–1271) war ein armenischer Historiker des 13. Jahrhunderts und Verfasser der Geschichte Armeniens, einer summarischen Aufzählung von Ereignissen vom 4. bis zum 12. Jahrhundert und einer detaillierten Beschreibung der Ereignisse seiner Lebenszeit. Das Werk beschreibt hauptsächlich die Geschichte des mittelalterlichen Armeniens und Ereignisse in der Region des Kaukasus und des Nahen Ostens. Die Arbeit dient als wichtige Primärquelle für die Erforschung des Mongolensturms und enthält auch die erste bekannte Wortliste der Mongolischen Sprache. Das Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt, unter anderem in Latein, Französisch und Russisch.

Leben

Kirakos wurde in Gandzak (Gəncə, heute Aserbaidschan) um 1200 geboren. Er erhielt eine Schulausbildung bei New Getik im Dorf Tandzut in der Region Kayen (zu dieser Zeit wurde Unterricht wohl in Höhlen abgehalten). Es wird berichtet, dass er ein Schüler von Vanakan Vardapet, einem Gelehrten aus Gandzak gewesen sei. 1215 begab sich Kirakos zusammen mit seinen Mitschülern und ihrem Lehrer Vanakan zum Studium an das Kloster bei Khoranashat in Tavush. Während dem Mongolensturm in den 1230ern wurde Kirakos und sein Mentor von Mongolen gefangen genommen (1236). Als Gefangene konnte er und Vanakan jedoch für die Mongolen arbeiten (als Sekretär?). Kirakos erlernte das Mongolische und stellte später sein Wissen in einer Liste mit 55 Worten mit den korrespondierenden armenischen Bedeutungen zusammen. Für Vanakan wurde im Sommer 1236 ein Lösegeld bezahlt, aber Kirakos konnte in derselben Nacht ebenfalls entkommen und nach Getik zurückkehren.

Nach Vanakans Tode 1251 übernahm Kirakos die Aufgabe seines Lehrers und wurde der Leiter der Schule in New Getik. 1255 wurde ihm eine Audienz beim Fürsten des Königreich Kleinarmenien, Hethum I., in der Stadt von Vardenis (in der Provinz Aragazotn), dort erhielt er Informationen zur Missionsarbeit in der Region.

Er hielt sich noch einige Jahre in New Getik auf; starb 1271 und wurde dort begraben.

Werke

Kirakos verfasste in seinem Leben mehrere Werke; sein berühmtestes ist die Geschichte Armeniens (Պատմություն Հայոց, Patmutjun Hajoz). Die Arbeit daran begann er am 19. Mai 1241 und vollendete sie 1265. Das Werk ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beginnt mit dem Leben von Gregor dem Erleuchter, dem Patron der Armenisch Apostolischen Kirche. Dieser Teil beschäftigt sich hauptsächlich mit der Geschichte der Armenischen Kirche vom dritten Jahrhundert bis zum zwölften Jahrhundert. Der zweite Teil der Geschichte beschäftigt sich mit den Auswüchsen und dem Schaden an der Bevölkerung der Region in den Türkischen und Mongolischen Eroberungszügen, unter anderem auch der Folter und dem Tod von Hassan-Dschalal, dem Fürst von Chatschen.

Etwa 47 Faksimiles der 65 Kapitel der Geschichte von Armenien haben überdauert. Sie sind in verschiedenen Museen und Bibliotheken weltweit zu finden. Unter anderem im Matenadaran in Jerewan (Armenien) sowie in Museen in Wien, London, Paris und Sankt Petersburg.

Commons: Kirakos Gandzaketsi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 L. Khanlaryan: «Կիրակոս Գանձակեցի». In: Soviet Armenian Encyclopedia. vol. V, Armenian Academy of Sciences, Yerevan, Armenian SSR 1979, S. 450.
  2. Steven Runciman: A History of the Crusades. Vol. I, Cambridge University Press, 1987, S. 335: „Later Armenian chroniclers, such as Samuel of Ani and Mekhitar of Airavanq, writing at the end of the twelfth century, and Kirakos Gandzaketsi and Vartan the Great, in the thirteenth century, treat only briefly of the First Crusade.“ (Spätere armenische Chronisten, so wie Samwel Anezi und Mechitar von Airavanq, die am Ende des zwölften Jahrhunderts schrieben, und Kirakos Gandzaketsi und Wardan der Große im dreizehnten Jahrhundert, behandeln nur sehr kurz den Ersten Kreuzzug.)
  3. René Grousset: The Empire of the Steppes: A History of Central Asia. Rutgers University Press, 1970, S. 282: „Mongka gave a warm welcome to this faithful vassal and handed him a yarligh of diploma of investiture and protection, "a diploma", says the Armenian chronicle of Kirakos, "bearing his seal and explicitly forbidding any action against the person or states of Hethum. He also gave him a charter enfranchizing churches everywhere." Another Armenian historian, the monk "Hayton", in his Flor des extoires d'Orient, states in addition that Mongka gave his visitor an assurance that a great Mongol army under his brother, Hulagu khan, would attack Baghdad; destroy the caliphate, their "mortal enemy"; and restore the Holy Land to the Christians.“ (Möngke bereitete seinem Vasallen ein herzliches Willkommen und übergab ihm ein Yarligh (Urkunde) eines Diploms der Einsetzung und des Schutzes, „ein Diplom“, sagt der armenische Chronist Kirakos, „welches sein Siegel trug und explizit alle (feindlichen) Handlungen gegen die Person oder die Ländereien von Hethum verbot. Er gab ihm auch einen Erlass, der ihm erlaubte, Kirchen überall zu stiften.“ Ein anderer armenischer Historiker, der Mönch Hayton schreibt in seinem Flor des extoires d’Orient, dass Mongka seinem Besucher zusätzlich die Versicherung gab, dass eine große Mongolische Armee unter seinem Bruder, Hulagu Khan, Baghdad angreifen würde; das Kalifat zerstören würde, ihren "Todfeind"; und das Heilige Land den Christen zurückgeben würde.
  4. S. Peter Cowe: Kirakos Ganjakec'i or Arewelc'i. In: David Thomas, Alex Mallet (Hrsg.): Christian-Muslim Relations. A Bibliographical History. vol. IV, Brill, Leiden 2012, ISBN 978-90-04-22854-2, S. 438: „Kirakos is one of the most important Armenian historians of the 13th century. He was born in the region of Ganja and received his early formation at the monastic school of Nor Getik under the eminent savant Vanakan Vardapet.“ Kirakos ist einer der wichtigsten armenischen Historiker des 13. Jahrhunderts. Er wurde in der Region Ganja geboren und erhielt seine frühe Bildung an der klösterlichen Schule von Nor Getik unter dem herausragenden Gelehrten Wanakan Wardapet.)
  5. AbaqaEncyclopædia Iranica. Peter Jackson
  6. Ladislav Zgusta, Franz J. Hausmann, Oskar Reichmann (Hrsg.): An International Encyclopedia of Lexicography. Walter de Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-012421-1, S. 2368.
  7. Agop Jack Hacikyan, Gabriel Basmajian, Edward S. Franchuk: The Heritage of Armenian Literature. vol. 3: From the Eighteenth Century to Modern Times. Wayne State University, Detroit 2005, ISBN 0-8143-3221-8, S. 494.
  8. Agop Jack Hacikyan, Gabriel Basmajian, Edward S. Franchuk: The Heritage of Armenian Literature. vol. 3: From the Eighteenth Century to Modern Times. Wayne State University, Detroit 2005, ISBN 0-8143-3221-8, S. 493.
  9. George E. Lane: Early Mongol Rule in Thirteenth-Century Iran: A Persian Renaissance. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-29750-8, S. 12 (archive.org).
  10. Robert Bedrosian: Kirakos Ganjakets’i’s History of the Armenians: Translator’s Preface. Robert Bedrosian’s Homepage. New York 1986. (rbedrosian.com)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.