Klaus Augenthaler
Klaus Augenthaler (2021)
Personalia
Geburtstag 26. September 1957
Geburtsort Fürstenzell, Deutschland
Größe 182 cm
Position Abwehrspieler / Libero
Junioren
Jahre Station
1964–1975 FC Vilshofen
1975–1976 FC Bayern München
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1975–1977 FC Bayern München Amateure
1976–1991 FC Bayern München 404 (52)
1991–1996 FC Bayern München Amateure
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1975–1976 DFB-Jugendauswahl 11 0(3)
1979–1981 Deutschland B 8 0(1)
1983–1990 Deutschland 27 0(0)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1991–1992 FC Bayern München (A-Jugend)
1992–1997 FC Bayern München (Co-Trainer)
1996 FC Bayern München (interim)
1997–2000 Grazer AK
2000–2003 1. FC Nürnberg
2003–2005 Bayer 04 Leverkusen
2005–2007 VfL Wolfsburg
2010–2011 SpVgg Unterhaching
2016–2017 SV Donaustauf
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Klaus „Auge“ Augenthaler (* 26. September 1957 in Fürstenzell) ist ein ehemaliger deutscher Fußballtrainer und Fußballspieler. Als klassischer Libero feierte Augenthaler nationale und internationale Erfolge: Mit sieben deutschen Meisterschaften im Trikot des FC Bayern München hielt er lange einen Rekord, der später überboten wurde. Ein Höhepunkt seiner Karriere war der Weltmeistertitel mit der deutschen Fußballnationalmannschaft im Jahr 1990. Er arbeitet heute als Experte für FC Bayern-TV sowie als Nachwuchstrainer im „internationalen Programm“ des Vereins.

Karriere als Spieler

Vereine

Augenthaler kam 1975 von seinem Heimat- und Jugendverein FC Vilshofen in die Jugendabteilung des FC Bayern München. Dort war er ein Jahr aktiv, bis ihn Gyula Lóránt als Vorstopper, später als Libero in das Profi-Team von Bayern München integrierte. Während er in der Saison 1976/77 noch ohne Einsatz in der Bundesliga blieb, gewann er mit der Auswahl des Landesverbandes Bayern mit einem 4:2-Sieg über die Auswahl des Landesverbandes Südwest den Länderpokal der Amateure.

Am 12. Oktober 1977 bestritt Augenthaler sein erstes Bundesligaspiel. In der 20. Minute schoss er mit der 1:0-Führung auch sein erstes Tor beim 3:0-Heimsieg gegen Borussia Dortmund. Diesem Spiel folgten noch 403 weitere Bundesligaeinsätze und in jeder Saison bis 1990/91 auch mindestens ein Treffer von ihm. Des Weiteren spielte er 50-mal (8 Tore) im DFB-Pokal und 89-mal (14 Tore) im Europapokal. Nach Beendigung seiner Bundesligakarriere spielte Augenthaler noch bis 1996 vereinzelt für die Amateure des FC Bayern in der Ober- bzw. Regionalliga.

Die Zeit, in der Augenthaler beim FC Bayern München spielte, war von zahlreichen Erfolgen gekrönt. Augenthaler gewann mit dem Verein sieben deutsche Meisterschaften, war lange Zeit Kapitän der Mannschaft und galt als einer der besten Liberos in Deutschland. „Auge“, so sein geläufiger Spitzname, war bekannt für weite Pässe und ein erfolgreicher Freistoßschütze. Ein besonderes Tor gelang ihm 1989, als er in einem Spiel gegen Eintracht Frankfurt den gegnerischen Torwart Uli Stein mit einem 50-Meter-Weitschuss vom Mittelkreis aus überwand. Dieses Tor wurde zum Tor des Jahrzehnts der 80er Jahre gewählt.

Sein letztes Spiel in der Bundesliga bestritt Augenthaler am 15. Juni 1991, dem letzten Spieltag der Saison 1990/91, beim 2:2-Unentschieden gegen Bayer 05 Uerdingen; Augenthaler wurde in der 66. Minute für Manfred Bender ausgewechselt. Als Spieler und langjähriger Kapitän (1984 bis 1991) hatte Augenthaler bei Bayern München eine erfolgreiche Ära geprägt. Der Gewinn des Europapokals der Landesmeister blieb ihm aber versagt: 1982 verlor Bayern München das Endspiel gegen Aston Villa. Im Finale 1987, bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Porto, fehlte er aufgrund einer im Halbfinale gegen Real Madrid erhaltenen roten Karte. In seinem letzten Europapokalspiel, dem verlorenen Halbfinale gegen Roter Stern Belgrad, lenkte er versehentlich einen von ihm abgewehrten Ball in der Nachspielzeit gegen den eigenen Torwart Raimond Aumann in das Netz.

Spielweise

Sowohl im Nationalteam als auch in den Vereinsmannschaften spielte Augenthaler oft auf der Position des Liberos, war für die Organisation der Abwehr zuständig und führte meist die Freistöße aus. Sein besonderes Markenzeichen war sein ungewöhnlich harter Schuss.

Nationalmannschaft

Das Nationaltrikot trug Augenthaler erstmals in der DFB-Jugendauswahl, für die er elfmal zum Einsatz kam und drei Tore erzielte. Sein Debüt gab er am 15. Oktober 1975 in Trelleborg beim 1:1-Unentschieden gegen die Auswahl Schwedens. Es folgten zehn Einsätze in Folge, wobei er in seinem fünften, am 3. März 1976 in Duschanbe beim 2:0-Sieg über Ungarn sein erstes von drei Toren erzielte. Seinen letzten Einsatz für diese Auswahl bestritt er am 1. Juni 1976 im ungarischen Balatonfűzfő beim 3:2-Sieg über die Auswahl der Tschechoslowakei.

Augenthaler spielte achtmal für die B-Nationalmannschaft; erstmals am 11. September 1979 in Kaiserslautern, als er für Ditmar Jakobs eingewechselt beim 2:1-Sieg über Rumänien mitwirkte. Bereits in seinem zweiten Spiel am 16. Oktober in Koblenz, beim 9:0-Sieg über die A-Nationalmannschaft Luxemburgs, kam er zu seinem einzigen Treffer.

Für die A-Nationalmannschaft spielte er 27-mal, erstmals am 5. Oktober 1983 im Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 1984 beim 3:0-Sieg über Österreich in Gelsenkirchen. Nach fast dreijähriger Pause wurde Augenthaler im April 1989 wieder in die Nationalmannschaft berufen. Er nahm an zwei Weltmeisterschaften teil und wurde in seinem letzten Länderspiel am 8. Juli 1990 in Rom Weltmeister. Dafür erhielt er – wie die gesamte Weltmeisterelf – das Silberne Lorbeerblatt.

Karriere als Trainer

FC Bayern München

Unmittelbar nach dem Ende seiner Profi-Karriere übernahm Augenthaler die A-Jugend-Mannschaft des FC Bayern München. Von 1992 bis 1997 hatte er bei der Profimannschaft die Funktion des Co-Trainers und ab Mitte Mai 1996 bis zum Ende der Saison – infolge kurzfristiger Vertretung Franz Beckenbauers – die des Cheftrainers inne.

Er ist der einzige Trainer in der Geschichte der Bundesliga, der in einem Spiel versehentlich viermal auswechselte. Im letzten Saisonspiel der Bayern gegen Fortuna Düsseldorf wechselte Augenthaler zur Pause drei neue Feldspieler ein, dazu zusätzlich auch den Torhüter Michael Probst für Oliver Kahn. Schiedsrichter Lutz Wagner bemerkte diesen Regelverstoß nicht. Das Spiel endete 2:2, wobei Düsseldorf gegen die Wertung des Spiels angesichts der Bedeutungslosigkeit für beide Mannschaften keinen Einspruch einlegte.

Bis 1996 spielte er parallel zu seiner Trainertätigkeit vereinzelt bei den Amateuren des FC Bayern.

Grazer AK und 1. FC Nürnberg

In Österreich war Augenthaler bis März 2000 Cheftrainer des Bundesligisten Grazer AK, bevor er die Trainertätigkeit beim 1. FC Nürnberg übernahm und mit dem „Club“ 2001 in die Bundesliga aufstieg. Am 30. April 2003 wurde er bei den stark abstiegsgefährdeten Franken kurz vor Ende der Spielzeit beurlaubt.

Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg

Nach der Entlassung durch Nürnberg war Augenthaler bei Bayer 04 Leverkusen, dem Champions-League-Finalisten von 2002, der in dieser Saison akut abstiegsbedroht war, für den Wiederaufbau in der kommenden Saison vorgesehen. Nachdem ein vorzeitiger Rücktritt seines Vorgängers Thomas Hörster Mitte April noch abgelehnt worden war, wurde Augenthaler aufgrund der von Hörster geäußerten Hoffnungslosigkeit bereits am 13. Mai 2003 Cheftrainer beim „Werksclub“ und erreichte in den letzten zwei Spielen mit dem 15. Tabellenplatz den Klassenerhalt. In der Saison 2003/04 wurde er mit seinem Verein Dritter der Meisterschaft und qualifizierte sich so für die Teilnahme an der Champions League. In der Vorrunde gewann der Verein unter anderem mit 3:0 gegen Real Madrid und schied im Achtelfinale nach zwei Niederlagen gegen den FC Liverpool aus. Augenthaler wurde am 16. September 2005 in Leverkusen entlassen.

Die nach dreimonatiger Pause am 29. Dezember 2005 angetretene Trainernachfolge von Holger Fach beim VfL Wolfsburg endete am 19. Mai 2007 in beiderseitigem Einvernehmen. Zuvor, am 10. Mai 2007, vor dem 33. Bundesligaspieltag gegen Alemannia Aachen, gab der mit dem VfL Wolfsburg vom Abstieg bedrohte Klaus Augenthaler eine Pressekonferenz von 42 Sekunden Länge, bei der er vier Fragen selbst stellte und auch selbst beantwortete.

SpVgg Unterhaching

Am 23. März 2010 übernahm Augenthaler das Training beim abstiegsgefährdeten Drittligisten SpVgg Unterhaching. Er löste den Interimstrainer Matthias Lust ab, der zuvor das Training als Nachfolger von Ralph Hasenhüttl übernommen hatte; Hasenhüttl war am 22. Februar 2010 beurlaubt worden. Augenthaler schaffte mit seiner Mannschaft am 36. Spieltag den Klassenerhalt, mit einem 1:0-Heimsieg gegen den Wuppertaler SV. Sein Vertrag wurde zum Ende der Saison 2010/11 nicht verlängert.

SV Donaustauf

Am 18. Februar 2016 wurde bekannt, dass Klaus Augenthaler ab Sommer 2016 den Landesligisten SV Donaustauf trainieren werde. Durch einen ehemaligen Jugendspieler, der in Augenthalers Nähe wohne, sei der Kontakt zustande gekommen, wie er auf einer Pressekonferenz mitteilte. Augenthaler führte Donaustauf wieder in die obere Tabellenregion, der Verein schloss die Saison 2016/2017 mit dem zweiten Tabellenplatz ab. Daraufhin trat er von seiner Funktion nach einem Jahr zurück. Als Erklärung führte er aus, dass er aufgrund seiner mittlerweile parallel ausgeführten Tätigkeit als TV-Experte für den FC Bayern zeitlich zu sehr ausgelastet sei.

Rückkehr zum FC Bayern

Im Juli 2017 kehrte Augenthaler zum FC Bayern zurück und war dort bis Sommer 2020 als Nachwuchstrainer im „internationalen Programm“ tätig.

Erfolge

Spieler

Co-Trainer

Trainer

Auszeichnungen

Familie

Klaus Augenthaler ist seit 1980 mit seiner Frau Monika verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Töchter. Die 1990 geborene jüngere Tochter Lisa ist Schauspielerin und seit 2018 Radiomoderatorin bei Antenne Bayern. Im Alter von 62 Jahren wurde er Vater eines Sohnes.

Sonstiges

  • Während seiner Zeit als Trainer beim Grazer AK gab Augenthaler auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er den Verein sofort verlassen und künftig einen französischen Spitzenverein trainieren werde. Mehrere lokale Radiosender unterbrachen daraufhin mit einer Sondermeldung ihr Programm. Der als Nachfolger von Augenthaler vorgestellte litauische Fußballtrainer Albertas Klimawiszys leitete sogleich ein erstes Training, bei dem er einen Spieler, der gegen die unkonventionellen Trainingsmethoden Einwände erhob, suspendierte. Nach wenigen Minuten brach daraufhin die gesamte Mannschaft unter Protest das Training ab. Im Folgenden wurden die anwesenden Journalisten aufgeklärt, dass es sich um einen Beitrag für die Sendung Darüber lacht die Welt gehandelt habe, der angebliche Trainer Klimawiszys wurde von Komiker Hape Kerkeling gespielt. Auch die Mannschaft war zuvor nicht eingeweiht worden.
  • Am 30. Januar 2009 gab der Bayerische Rundfunk bekannt, dass Klaus Augenthaler für die Rückrunde der Bundesliga als Moderator der Sendung Heute im Stadion auf Bayern 1 verpflichtet wurde.
  • Im Februar 2017 gab der FC Bayern München bekannt, dass Klaus Augenthaler als Experte die Spiele der Münchener beim Fernsehsender „FC Bayern.tv.live“ analysieren werde.
  • Augenthalers Jugendverein FC Vilshofen benannte 2019 seinen rund 8000 Zuschauer fassenden Stadionneubau als Klaus Augenthaler Stadion.
  • 2019 hatte er einen kurzen Gastauftritt als Trainer von Hoffnungsspieler Buengo des FC Rot-Weiß Niederkaltenkirchen im Film Leberkäsjunkie.
Commons: Klaus Augenthaler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spielerdaten auf fussballdaten.de
  2. Interview mit Klaus Augenthaler auf Spiegel online
  3. Hauseigener Sender: Für Bayern-TV: Zwei Ex-FCB-Stars als Experten an Bord, tz, 26. Februar 2017
  4. 1 2 Matthias Arnhold: Klaus Augenthaler – International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 9. Oktober 2014, abgerufen am 31. Oktober 2014 (englisch).
  5. Matthias Arnhold: Germany – Player Data – FC Bayern München. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 7. März 2013, abgerufen am 22. Mai 2014.
  6. Marcel Haisma: Klaus Augenthaler – Matches in European Cups. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 14. März 2004, abgerufen am 22. Mai 2014 (englisch).
  7. 1 2 Matthias Arnhold: Klaus Augenthaler – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 15. Mai 2014, abgerufen am 22. Mai 2014 (englisch).
  8. Der Lohn einer Niederlage. In: Hamburger Abendblatt. 7. April 1989, abgerufen am 23. Juli 2022.
  9. Spielbericht auf fussballdaten.de
  10. „Auge“ wird Chef beim „Club“, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  11. Bayer Leverkusen auf fussball.com, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  12. 1 2 Hörster gefeuert – Leverkusen holt Augenthaler auf spiegel.de, 13. Mai 2003, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  13. Augenthaler führt Blitz-Interview mit sich selbst. In: www.tagesschau.de. 11. Mai 2007, abgerufen am 13. September 2009.
  14. Augenthaler trainiert Unterhaching, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  15. SpVgg Unterhaching – Kleine Lösung mit großen Namen, sueddeutsche.de vom 1. Juni 2011 (abgerufen am 4. Juni 2011).
  16. www.sueddeutsche.de
  17. www.fupa.net
  18. www.fussball.de
  19. Warum der Trainerjob der schönste ist, sueddeutsche.de, abgerufen am 26. April 2020
  20. Torschütze des Monats April 1982 (Memento des Originals vom 7. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  21. Torschütze des Monats August 1989 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  22. Hall of Fame
  23. Lisa Augenthaler, antenne.de, abgerufen am 26. April 2020
  24. Stephan Schöttl: Im WM-Bus stank es nach Fisch: Was Fußball-Legende Klaus Augenthaler beim Besuch in Kempten verriet. In: Allgäuer Zeitung. 17. September 2020, abgerufen am 8. April 2023.
  25. Heute im Stadion (Memento vom 26. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 26. Januar 2016.
  26. www.tz.de
  27. Fanclub Vilshofen Rot Weiß erhält sein 'Traumspiel', fcbayern.com, 17. März 2019, abgerufen am 20. März 2019
  28. Neues Stadion: Jetzt steht der Name dran, pnp.de, 26. Januar 2019, abgerufen am 20. März 2019
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