Kleine Wachsblume

Kleine Wachsblume (Cerinthe minor)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Unterfamilie: Boraginoideae
Gattung: Wachsblumen (Cerinthe)
Art: Kleine Wachsblume
Wissenschaftlicher Name
Cerinthe minor
L.

Die Kleine Wachsblume (Cerinthe minor) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wachsblumen (Cerinthe) in der Unterfamilie der Boraginoideae innerhalb der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Kleine Wachsblume wächst als zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 60 Zentimetern. Der kahle, bläulich bereifte und oft rötlich überlaufene Stängel ist von Grund an oder erst im oberen Teil verzweigt, er ist gerundet bis kantig und im oberen Teil und an den Ästen schmal geflügelt.

Die grundständigen Laubblätter sind gestielt und ihre Blattspreiten sind bei einer Länge von bis zu 15 Zentimetern länglich-eiförmig sowie häufig weißlich gefleckt. Die unteren Stängelblätter sind spatelförmig, sie sind am Grund keilförmig verschmälert, pfeifförmig geöhrt und sitzend. Die oberen Stängelblätter sind eiförmig mit herzförmigem Spreitengrund stängelumfassend, mit stumpfem oder seicht ausgerandetem oberem Ende und sie sind blaugrün und mit weißlichen Höckern besetzt, die aber keine Haare mehr tragen.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Die Blüten stehen in dichten Wickeln auf zuletzt waagrecht abstehenden, dünne Stielen. Die Hochblätter sind herzförmig.

Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzipfel sind schmal elliptisch, stumpf, und am Rand fein borstig bewimpert. Die Blütenkrone ist mit einer Länge von 10 bis 14 Millimetern etwas mehr als doppelt so lang wie der Kelch. Die fünf Kronblätter sind auf der Hälfte bis zu zwei Drittel ihrer Länge verwachsen. Die Kronzipfel sind lanzettlich und neigen sich aufrecht zueinander. Die gelbe Blütenkrone besitzt am Grunde der Kronzipfel auf der Innenseite oft fünf braunpurpurfarbene Flecken. Die Staubblätter sind etwa so lang wie die Kronzipfel.

Die Teilfrüchte sind eiförmig und spitz, etwa 3 Millimeter lang, matt glänzend und zuletzt schwarz.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 36.

Ökologie

Bei der Kleinen Wachsblume handelt es sich um einen Hemikryptophyten. Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind und mittels einer Klettwirkung. Die Bestäubung findet durch Insekten statt. Blütenbesucher sind Hummeln und Bienen.

Standortbedingungen

Die Kleine Wachsblume gedeiht an Trockengebüschsäumen und mäßig trockenen Brachen und Ruderalstellen. Sie gedeiht am besten auf sommerwarmen, mäßig trockenen, nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Lehmböden. Sie wächst in Gesellschaften der Verbände Onopordion oder Mesobromion, in Osteuropa auch im Verband Geranion sanguinei.

Gefährdung und Bestandsentwicklung in Deutschland

In Deutschland kommt nur die Unterart Cerinthe minor subsp. minor vor. Die Kleine Wachsblume s. str. ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in Deutschland nicht besonders geschützt. Sie galt 1996 nach der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland als nicht gefährdet und Deutschland hat keine besondere Verantwortlichkeit für den Erhalt dieser Art. Sie ist in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen ein Neophyt. In den anderen Bundesländern Deutschlands, in denen sie vorkommt, gilt sie als Archaeophyt. In der Roten Liste der gefährdeten Arten von Bayern aus dem Jahr 2003 ist die Kleine Wachsblume als „stark gefährdet“ eingestuft. Bayern trägt dabei eine besondere Verantwortung für Cerinthe minor, da deutschlandweit sonst nur noch vereinzelt Nachweise aus Thüringen und Hessen vorliegen. In Sachsen gilt die Kleine Wachsblume als „vom Aussterben bedroht“, in Sachsen-Anhalt bereits als „ausgestorben“.

Als Hauptgefährdungsursachen sind die Intensivierung der Landwirtschaft, der Herbizideinsatz sowie die tiefe Bodenbearbeitung aufgeführt, die das Auskeimen der Samen unterbinden.

Systematik und Verbreitung

Die Erstveröffentlichung von Cerinthe minor erfolgte durch Carl von Linné. Synonyme für Cerinthe minor L. sind: Cerinthe longiflora Viv., Cerinthe indigotisans Borbás.

Die Art Cerinthe minor ist von Europa bis Vorderasien verbreitet. In Mitteleuropa gilt sie als Archaeophyt.

Von Cerinthe minor gibt es etwa drei Unterarten:

Trivialnamen

Für die Kleine Wachsblume bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Berghundszunge, uneinige Brüder (Tirol im Pongau), Fleckenkraut, Grünschnecke (Waldbrühl) und Wosblatcher (Siebenbürgen).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Cerinthe minor L., Kleine Wachsblume. FloraWeb.de
  2. 1 2 3 4 5 6 Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 3 (3) (Pirolaceae – Verbenaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-76020-4, S. 21902191, urn:nbn:de:hbz:061:2-170701-p0241-9 (unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1927 mit Nachtrag).
  3. 1 2 3 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 783.
  4. Michael Hassler, Bernd Schmitt: Datenblatt bei Flora von Deutschland - Eine Bilder-Datenbank, Version 3.45.
  5. Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
  6. C. Trepesch, A. Zehm: Kleine Wachsblume, Cerinthe minor L. (PDF) Bayerisches Landesamt für Umwelt, November 2009, abgerufen am 14. März 2018.
  7. 1 2 3 4 5 Benito Valdés, 2011: Boraginaceae.: Datenblatt Cerinthe minor In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. Cerinthe im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 24. Juli 2020.
  9. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 88. (online).

Literatur

  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen, Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-012539-2. Seite 381.
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