Kleingeschaidt Markt Heroldsberg | |
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Koordinaten: | 49° 33′ N, 11° 11′ O |
Höhe: | 412 m ü. NHN |
Fläche: | 1,48 km² |
Einwohner: | 250 (2008) |
Bevölkerungsdichte: | 169 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 90562 |
Vorwahl: | 09126 |
Ortsansicht von Kleingeschaidt mit dem ehemaligen Herrensitz des Ortes |
Kleingeschaidt (fränkisch: Glahgschah) ist ein Gemeindeteil des Marktes Heroldsberg im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).
Lage
Das Dorf gliedert sich in den „alten Ort“ im Norden und in die „Siedlung“ im Süden. Die Siedlung wurde ursprünglich für die Arbeiter einer dort ansässigen Fabrik für Eisenwaren errichtet. Der Ort ist unmittelbar von Acker- und Grünland umgeben. Im Süden befinden sich die Flurgebiete Katzenkopf und Vogelleite, im Nordosten die Eichelleite und im Osten der Hoppberg. Etwas weiter südlich liegen die Waldgebiete Im Blech und Hermannswinkel. Die Kreisstraße ERH 10 führt die Bundesstraße 2 kreuzend nach Großgeschaidt (0,5 km nordwestlich) bzw. nach Tauchersreuth (2,5 km südöstlich).
Geschichte
Der Ort wurde um 1300 als „Kleinen Geschait“ erstmals urkundlich erwähnt. Bestimmungswort des Ortsnamens ist gescheide (mhd. Grenze). Der Ort lag also an einer natürlichen oder politischen Grenze. Als politische Grenze käme die Fraischgrenze zwischen den Ämtern Heroldsberg und Eschenau in Frage. Etwas abwegig aber möglich ist die Ableitung von Geschaide, das in der Fachsprache der Imker einen leeren Bienenbehälter bezeichnet. Demnach wäre dort eine Bienenzucht anzunehmen.
Es ist davon auszugehen, dass Kleingeschaidt die Tochtersiedlung von Großgeschaidt ist. Beide Orte waren ein Reichslehen, das die Burggrafschaft Nürnberg erhalten hatte. Die Nürnberger Patrizier Weigel hatten zu dieser Zeit grundherrliche Ansprüche auf eine Drittelhube in „wenigen Gescheide“ (1320 beurkundet). Außerdem war der Burggraf Albrecht der Schöne im Ort begütert und in dessen Folge sein Schwiegersohn Swantibor I. von Pommern-Stettin. 1391 verkaufte dieser seine Ansprüche an Heinrich und Konrad Geuder. 1439 wurde dieser Besitzkomplex mit acht Anwesen angegeben, 1548 mit sechs Anwesen (drei Höfe, drei Güter), 1778 mit sieben Anwesen (3 Halbhöfe, 1 Söldengut mit Zapfenschenke, 1 Söldengütlein, 2 Güter). Die Geuder erbauten 1614 bis heute erhaltene Herrenhaus und behielten den Besitz bis 1661. Ein weiterer Eigentümer im Ort waren die Nürnberger Patrizier Grundherr. 1435 empfing Paul Grundherr ein Söldengut in „Clein Gescheide“. Während das Gut der Grundherr bis zum Ende des Alten Reiches in deren Händen blieb, gelangte der Geudersche Besitz Mitte des 17. Jahrhunderts an die Patrizier Welser, die ihn bis 1747 behielten. Der Ort lag im Fraischbezirk des brandenburg-bayreuthischen Oberamtes Baiersdorf.
Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde Kleingeschaidt dem Steuerdistrikt Kalchreuth zugeordnet. 1818 entstand die Ruralgemeinde Kleingeschaidt. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in Finanzamt Erlangen umbenannt). Ab 1862 gehörte Kleingeschaidt zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,484 km².
Am 1. Mai 1978 wurde Kleingeschaidt im Zuge der Gebietsreform nach Heroldsberg eingegliedert.
Baudenkmäler
- Haus Nr. 23: Ehemaliges Bauernhaus
- Haus Nr. 25: Ehemaliger Herrensitz
- Haus Nr. 27: Wohnhaus
- Haus Nr. 31: Wohnhaus
- Haus Nr. 32: Wohnhaus
- Haus Nr. 33: Ehemaliges Bauernanwesen
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 | 1987 | 2008 |
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Einwohner | 115 | 156 | 160 | 164 | 151 | 150 | 147 | 141 | 147 | 125 | 117 | 116 | 121 | 102 | 95 | 76 | 92 | 102 | 107 | 201 | 179 | 179 | 180 | 198 | 201 | 250 |
Häuser | 21 | 20 | 21 | 23 | 23 | 27 | 21 | 21 | 36 | 58 | ||||||||||||||||
Quelle |
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Egidien (Beerbach) gepfarrt. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Mariä Unbefleckte Empfängnis (Eckenhaid) gepfarrt.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Großgschaid, Klein-Gscheid. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 406 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Klein- und Groß-Geschaid. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 155 (Digitalisat).
- Dorothea Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 7). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 129–133.
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Erlangen (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 14). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450949, S. 132.
- Georg Paul Hönn: Klein-Geschaid. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 492 (Digitalisat).
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 114.
Weblinks
- Kleingeschaidt in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. September 2021.
- Kleingeschaidt in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 1. November 2019.
- Kleingeschaidt im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 1. November 2019
Fußnoten
- 1 2 3 4 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 772 (Digitalisat).
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 132. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „glāgšā“.
- ↑ Gemeinde Heroldsberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 9. August 2023.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 129.
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 126.
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 129 ff.
- 1 2 Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 48 (Digitalisat).
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 31 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 91 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 155 Einwohner.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 170, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1016, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 159 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 62 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 179 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1113 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1180 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1217 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1050 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 173 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 334 (Digitalisat).