Wappen Karte
Basisdaten (Stand 1939)
Bestandszeitraum1818–1945
LandFreistaat Preußen
ProvinzOstpreußen
RegierungsbezirkKönigsberg
VerwaltungssitzBartenstein
Fläche881,09 km²
Einwohner50.448 (17. Mai 1939)
Bevölkerungsdichte57 Einwohner je km²
Kfz-KennzeichenIC
1953 vorgesehen: BAR
Kreisgliederung77 Gemeinden
1 Gutsbezirk
in 30 Amtsbezirken
Kreis Friedland 1818 bis 1945

Der Kreis Friedland, von 1927 bis 1945 Kreis Bartenstein (ab 1939 Landkreis Bartenstein (Ostpr.)), war ein Landkreis in der preußischen Provinz Ostpreußen und bestand von 1818 bis 1945.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Das Gebiet des späteren Kreises Friedland gehörte seit der ostpreußischen Kreisreform von 1752 zu den alten Kreisen Brandenburg, Tapiau und Rastenburg.

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen der neue Kreis Friedland eingerichtet. Er umfasste zunächst die Kirchspiele Allenau, Allenburg, Almenhausen/Abschwangen, Auglitten-Schönwalde, Böttchersdorf, Deutsch Wilten, Domnau, Friedenberg, Friedland, Georgenau, Groß Schönau-Lindenau, Klein Schönau, Klingenberg, Schippenbeil, Schönbruch und Stockheim. Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Friedland.

Am 1. April 1819 wurden die Kreisgrenzen noch einmal korrigiert. Das Kirchspiel Almenhausen / Abschwangen wechselte aus dem Kreis Friedland in den Kreis Preußisch Eylau, die Kirchspiele Bartenstein, Falkenau, Gallingen und Groß Schwansfeld kamen aus dem Kreis Rastenburg zum Kreis Friedland und die Kirchspiele Friedenberg sowie Groß Schönau wechselten aus dem Kreis Friedland in den Kreis Gerdauen.

Nach dem 1824 erfolgten Zusammenschluss der Provinzen Preußen und Westpreußen gehörte der Kreis zur Provinz Preußen mit Sitz in Königsberg. Am 1. April 1845 wurde der Kreissitz von Friedland nach Domnau verlegt.

Norddeutscher Bund und Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ost- und Westpreußen wurde der Kreis Friedland am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens. Seit dem 1. Oktober 1902 war das Landratsamt in Bartenstein, es blieb aber zunächst beim alten Kreisnamen. Erst ab dem 21. Oktober 1927 führte der Kreis Friedland den Namen Bartenstein.

Zum 1. November 1928 wechselten die Gutsbezirke Bonschen, Glommen, Karolinenhof und Keegels vom Kreis Bartenstein in den Kreis Preußisch Eylau.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Bartenstein entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Gleichzeitig trat der Gutsbezirk Elisenau-Frisching, Forst vom Kreis Bartenstein zum Kreis Wehlau. Um 1929 hatte der Kreis Bartenstein bei einer Gesamtfläche von 880 km² rund 43.200 Einwohner. Am 1. April 1936 wechselten die beiden Gemeinden Ardappen und Spittehnen aus dem Kreis Preußisch Eylau in den Kreis Bartenstein und am 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Sawadden bzw. Schwaden aus dem Kreis Rastenburg in die Gemeinde Paßlack des Kreises Bartenstein eingegliedert.

Während der Ostpreußischen Operation (1945) von der Roten Armee besetzt, kam das Kreisgebiet unter sowjetische Verwaltung. Aufgrund des Potsdamer Abkommens wurde der Kreis im Sommer 1945 bei der Festlegung von Besatzungszonen durch die polnisch-sowjetische Demarkationslinie geteilt. Die nördliche Hälfte kam unter sowjetische Verwaltung und liegt seit der Auflösung der Sowjetunion in der russischen Oblast Kaliningrad, aufgeteilt auf den Rajon Prawdinsk (Friedland) und den Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Die südliche Hälfte des Kreisgebiets wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt und liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, wo sie den Powiat Bartoszycki (Bartensteiner Kreis) bildet. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie aus dem polnisch verwalteten Teilgebiet des Kreises nach Kriegsende von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1846 1871 1890 1900 1910 1925 1933 1939
Einwohner 22.574 35.612 44.519 42.708 40.908 41.556 43.189 44.638 48.696

Politik

Landräte

Wahlen

Im Deutschen Kaiserreich bildete der Kreis Friedland zusammen mit den Kreisen Gerdauen und Rastenburg den Reichstagswahlkreis Königsberg 10.

Kommunalverfassung

Der Kreis Friedland gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Städte und Gemeinden

Verwaltungsgliederung 1945

Der Kreis Bartenstein setzte sich Anfang 1945 aus 77 Gemeinden, darunter die Städte Bartenstein, Domnau, Friedland und Schippenbeil, sowie einem Gutsbezirk zusammen:

Amtsbezirke & Gemeinden (1931) Bevölkerung (1939) Bemerkung heute zu
Stadt Bartenstein (Ostpr.) 12.912  
1. Bartenstein (Ostpr.), Stadt   amtsfrei PL
Stadt Domnau 2.990  
1. Domnau Stadt   amtsfrei RUS
Stadt Friedland (Ostpr.) 4.417  
1. Friedland (Ostpr.), Stadt   amtsfrei RUS
Stadt Schippenbeil 3.434  
1. Schippenbeil, Stadt   amtsfrei PL
Amtsbezirk Allenau 820  
1. Allenau 528   RUS
2. Heyde 213   RUS
3. Kukehnen 79   RUS
Amtsbezirk Böttchersdorf 733  
1. Böttchersdorf 629   RUS
2. Hohenstein 104   RUS
Amtsbezirk Deutsch Wilten (bis 1930 Abbarten) 1.460  
1. Deutsch Wilten 759   RUS
2. Georgenau 312   RUS
3. Wolmen 389   RUS
Amtsbezirk Falkenau (bis 1930 Wöterkeim) 1.095  
1. Falkenau 552   PL
2. Wöterkeim 543   PL
Amtsbezirk Gallingen 1.034  
1. Gallingen 800   PL
2. Grommels 234   PL
Amtsbezirk Gallitten (bis 1930 Galben) 735  
1. Gallitten 275   RUS
2. Genditten 460   RUS
Amtsbezirk Groß Klitten (bis 1930 Groß Domnau) 685  
1. Groß Klitten 275   RUS
2. Preußisch Wilten 410   RUS
Amtsbezirk Groß Schwansfeld 864  
1. Beyditten 384   PL
2. Groß Schwansfeld 480   PL
Amtsbezirk Groß Schwaraunen 1.708  
1. Groß Schwaraunen 462   PL
2. Hermenhagen 341   PL
3. Kraftshagen 536   PL
4. Plensen 369   PL
Amtsbezirk Kapsitten (bis 1934 Gertlack) 439  
1. Kapsitten 8. Mai 1934 umbenannt, früher Gertlack RUS
Amtsbezirk Karschau 342  
1. Karschau 127   RUS
2. Kipitten 215   RUS
Amtsbezirk Kinkeim 673  
1. Kinkeim 161   PL
2. Sandlack 156   PL
3. Tromitten 356   PL
Amtsbezirk Klein Schönau (bis 1930 Dietrichswalde) 548  
1. Dietrichswalde 244   RUS
2. Klein Schönau (Ostpr.) 304   RUS
Amtsbezirk Klingenberg 496  
1. Klingenberg   PL
Amtsbezirk Landskron 893  
1. Landskron 723   PL
2. Langhanken 170   PL
Amtsbezirk Langendorf 1.008  
1. Langendorf 618   PL
2. Stolzenfeld 390   PL
Amtsbezirk Liekeim 1.138  
1. Damerau 551   PL
2. Legienen 134   PL
3. Liekeim 187   PL
4. Siddau 266   PL
Amtsbezirk Liesken 1.611  
1. Liesken 561   PL
2. Roskeim 233   PL
3. Skitten 315   PL
4. Söllen 259   PL
5. Wehrwilten 243   PL
Amtsbezirk Maxkeim 983  
1. Losgehnen 180   PL
2. Maxkeim 363   PL
3. Nohnen 106   PL
4. Wangritten 186   PL
5. Wordommen 148   PL
Amtsbezirk Mertensdorf 369  
1. Mertensdorf   RUS
Amtsbezirk Polkitten 740  
1. Lapkeim 288   PL
2. Polkitten 181   PL
3. Redden 271   RUS
Amtsbezirk Romsdorf 832  
1. Massaunen 375   PL
2. Romsdorf 457   PL
Amtsbezirk Rosenort 695  
1. Paßlack 419   PL
2. Rosenort 276   PL
Amtsbezirk Schönbruch 2.123  
1. Groß Poninken 448   PL
2. Juditten 536   PL
3. Schönbruch 1.139   PL
Amtsbezirk Schönwalde 568  
1. Schönbaum 241   RUS
2. Schönwalde 327   RUS
Amtsbezirk Schwönau 874  
1. Heinrichsdorf 309   RUS
2. Schwönau 373   RUS
3. Sommerfeld 192   RUS
Amtsbezirk Sehmen 503  
1. Sehmen   RUS
Amtsbezirk Spittehnen 1.091  
1. Ardappen 122   PL
2. Loyden 206   PL
3. Markienen 434   PL
4. Spittehnen 329   PL
Amtsbezirk Stockheim (bis 1937 Puschkeiten) 850  
1. Eisenbart 306   RUS
2. Stockheim 544   RUS
Amtsbezirk Wohnsdorf (bis 1930 Groß Wohnsdorf) 785  
1. Althof 230   RUS
2. Wohnsdorf 555   RUS

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

  • Adlig Schönbaum, am 3. Februar 1902 zu Schönbaum
  • Angarben, am 30. September 1928 zu Althof
  • Anger, am 1. Januar 1929 zu Schippenbeil
  • Aßmanns, am 30. September 1928 zu Tromitten
  • Boritten, am 30. September 1928 zu Langhanken
  • Ditthausen, am 30. September 1928 zu Mertensdorf
  • Dompendehl, am 1. April 1938 zu Juditten
  • Glommen, 17. November 1883 zum Gutsbezirk Glommen
  • Groß Kärthen, am 30. September 1928 zu Markienen
  • Groß Pothlack, 1893 zu Groß Wohnsdorf
  • Groß Söllen, am 30. September 1928 zu Söllen
  • Klein Kärthen, am 30. September 1928 zu Markienen
  • Klein Pothlack, am 30. September 1928 zu Böttchersdorf
  • Klein Söllen, am 30. September 1928 zu Söllen
  • Köllmisch Woduhnkeim, 1893 zum Gutsbezirk Adlig Woduhnkeim
  • Königlich Schönbaum, am 3. Februar 1902 zu Schönbaum
  • Königs, am 30. September 1928 zu Grommels
  • Korwlack, am 30. September 1928 zu Pohiebels
  • Minten (Antheil Dietrichswalde), 1893 zu Minten
  • Minten (Antheil Groß Schwaraunen), 1893 zu Minten
  • Minten, am 30. September 1928 zu Groß Schwaraunen
  • Passarien, am 30. September 1928 zu Losgehnen
  • Perkappen, am 1. April 1929 zu Domnau
  • Perkuiken, am 30. September 1928 zu Polenzhof
  • Plaustendorf, am 30. September 1928 zu Karschau
  • Postehnen, am 1. April 1929 zu Friedland
  • Prauerschitten, am 30. September 1928 zu Juditten
  • Rettauen, 1894 in einen Gutsbezirk umgewandelt
  • Rockeln, am 30. September 1928 zu Groß Poninken
  • Sauerschienen, am 1. April 1937 zu Siddau
  • Schöntritten, am 30. September 1928 zu Wohnsdorf
  • Sporgeln, 1895 zum Gutsbezirk Woopen
  • Sporwienen, 1893 zu Groß Schwansfeld
  • Stocktienen, 1893 zum Gutsbezirk Sehmen
  • Thorms, am 1. April 1939 zu Roskeim
  • Wangnick, am 30. September 1928 zu Gertlack
  • Wieplack, am 30. September 1928 zu Liekeim

Ortsnamen

Zwei Städte erhielten 1938 veränderte Namensbezeichnungen:

Außerdem:

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens
Commons: Landkreis Bartenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 320.
  2. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 27 (google.de).
  3. Der Große Brockhaus. 15. Auflage. 2. Band, Leipzig 1929, S. 333.
  4. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
  5. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 304 (Digitalisat).
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871
  7. 1 2 3 4 5 6 7 Michael Rademacher: Bartenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  9. territorial.de: Kreis Rastenburg
  10. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen, Band 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1931.
  11. 1 2 Amtliches Gemeindeverzeichnis des Deutschen Reiches 1939, 2. Auflage 1941.
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