Das Oberamt Heilbronn war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte Nr. 22), der 1934 in Kreis Heilbronn umbenannt und 1938 um Gemeinden der aufgelösten Kreise Besigheim, Brackenheim, Marbach und Neckarsulm zum Landkreis Heilbronn vergrößert wurde. Bereits 1926 waren dem Oberamt Heilbronn einige Gemeinden des aufgehobenen Oberamts Weinsberg zugefallen. Allgemeine Informationen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Geschichte

Das Oberamt entstand, nachdem Württemberg 1802 – im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss – das Territorium der Reichsstadt Heilbronn in Besitz genommen hatte. Ab 1806 wurden dem Bezirk weitere Orte zugeteilt. Dabei handelte es sich teils um altwürttembergisches Gebiet, teils um ehemals deutschordische bzw. ritterschaftliche Dörfer, die dem Königreich mit der Rheinbundakte zufielen. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Neckarkreis zugeordneten Oberamts waren die württembergischen Oberämter Weinsberg, Neckarsulm, Marbach, Besigheim und Brackenheim, das Großherzogtum Baden sowie die hessische Exklave Wimpfen.

1926 umfasste der Bereich des Oberamts Heilbronn 36 Gemeinden mit einer Gesamtfläche von 321,12 km². Innerhalb des Oberamtsbereichs befanden sich 23.522 Gebäude, darunter 11.030 Nebengebäude. Die Wohnbevölkerung betrug 1925 rund 97.500 Personen.

Ehemalige Herrschaften

1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

Wappen

Die Amtskörperschaft des Oberamtes Heilbronn erbat 1927 von der württembergischen Archivdirektion einen Vorschlag für ein Wappen. Die Archivdirektion empfahl ein Wappen, das als Symbole für Neckarschifffahrt und Weinbau in Blau einen silbernen Anker, begleitet von je einem silbernen Becher, zeigen sollte. Der Bezirksrat lehnte die beiden Becher jedoch als zu stark betontes Symbol des Genusses ab. Stattdessen nahm das Oberamt 1928 ein anderes, von Walther Eberbach (1866–1944) entworfenes Wappen an, das auch im späteren Kreis bzw. Landkreis Heilbronn noch bis 1955 in Gebrauch blieb. Es zeigte In gespaltenem Schild mit erniedrigter eingebogener Spitze vorne in Schwarz eine silberne Ähre, hinten in Rot ein nach links gekehrter silberner Hammer, unten in Gold eine hängende blaue Traube; im silbernen Herzschild ein blauer Anker. Die Ähre stand für die Landwirtschaft, der Hammer für Industrie und Gewerbe, die Traube für den Weinbau und der Anker für die Neckarschifffahrt. Aus heraldischer Sicht war dieses Wappen zu überladen, weshalb es im Jahr 1955 durch ein anderes ersetzt wurde.

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1865

Folgende Gemeinden waren dem Oberamt 1865 unterstellt:

frühere GemeindeEinwohner
zahl 1865
heutige Gemeinde
Heilbronn14333Heilbronn
Abstatt mit Happenbach992Abstatt
Biberach1164Heilbronn
Böckingen1891Heilbronn
Bonfeld1186Bad Rappenau
Flein1340Flein
Frankenbach1169Heilbronn
Fürfeld683Bad Rappenau
Groß-Gartach1822Leingarten
Horkheim698Heilbronn
Kirchhausen1181Heilbronn
Neckar-Gartach1707Heilbronn
Ober-Eisesheim783Neckarsulm
Sontheim1005Heilbronn
Thalheim1319Talheim
Unter-Eisesheim528Untereisesheim
Unter-Gruppenbach
mit Ober-Gruppenbach und Donnbronn
1212Untergruppenbach
Summe33013

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

1842 kamen die Gemeinden Abstatt und Untergruppenbach vom Oberamt Besigheim zum Oberamt Heilbronn.

1919 erhielt Böckingen das Stadtrecht.

Als das Oberamt Weinsberg zum 1. April 1926 aufgelöst wurde, kamen die Gemeinden Affaltrach, Eberstadt, Eichelberg, Ellhofen, Eschenau, Gellmersbach, Grantschen, Hölzern, Hößlinsülz, Lehrensteinsfeld, Löwenstein, Neulautern, Sülzbach, Unterheinriet, Weiler bei Weinsberg, Weinsberg, Willsbach, Wimmental und Wüstenrot zum Oberamt Heilbronn.

1933 wurde Böckingen nach Heilbronn eingemeindet.

1938 wurden Neckargartach und Sontheim nach Heilbronn eingemeindet.

Amtsvorsteher

Die Vorsteher des Oberamts trugen zunächst die Bezeichnung Oberamtmann, ab 19. April 1928 die Bezeichnung Landrat. Nach der Gründung des Oberamts 1803 wurde es zunächst für einige Monate von Oberamtmann Ostertag als Amtsverweser geleitet, bevor Johann Friedrich Zeller ab 1804 amtierte.

Abgeordnete

Von 1815 bis 1918 dienten die württembergischen Oberämter auch als Wahlkreise für die Ständeversammlungen 1815 bis 1819, die Abgeordnetenkammer der Württembergischen Landstände und die drei verfassungrevidierenden bzw. -beratenden Landesversammlungen 1849 bis 1850. Die sieben „guten Städte“, darunter auch Heilbronn, stellten bis auf die Landesversammlungen 1849/1850 jeweils eigene Abgeordnete, so dass die Abgeordneten des Heilbronner Oberamtes nur die übrigen Amtsgemeinden vertraten.

Die Abgeordneten des Oberamts Heilbronn waren:

Literatur

  • Heinrich Titot (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Heilbronn (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 45). H. Lindemann, Stuttgart 1865 (Volltext [Wikisource]). – Unveränd. photom. Nachdr.: Horst Bissinger Verlag, Magstadt (bei Stuttgart), ISBN 3-7644-0044-7; stadtarchiv.heilbronn.de (PDF; 2,4 MB)
  • Wolfram Angerbauer: Als Heilbronn noch Oberamt war … In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 39. Jahrgang, 3, März/April. Verlag Heilbronner Stimme, 1993, ZDB-ID 128017-X.
Commons: Oberamt Heilbronn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bestand F 173 des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Heilbronn)

Einzelnachweise

  1. Staatshandbuch für Württemberg. 1928.
  2. Quelle für den Abschnitt Wappen: Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 51 f.
  3. Das Landkreiswappen beim Landkreis Heilbronn (abgerufen am 28. Oktober 2012)
  4. Eintrag zu Walther Eberbach in der Zeitgeschichtlichen Sammlung des Stadtarchivs Heilbronn (abgerufen am 28. Oktober 2012)
  5. Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 1116.
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