Das Oberamt Nürtingen bestand von 1818 bis 1924 als untere Verwaltungseinheit des Schwarzwaldkreises, seit 1924 als oberste Verwaltungseinheit innerhalb des Landes Württemberg (auf beigefügter Karte #39). 1934 wurde es in Kreis Nürtingen umbenannt, 1938 um den größten Teil des Kreises Kirchheim sowie einzelne Gemeinden der Kreise Eßlingen, Urach und Tübingen zum Landkreis Nürtingen erweitert.

Geschichte

Bereits seit Anfang des 14. Jahrhunderts war die Stadt Nürtingen Hauptort einer württembergischen Vogtei. Das hieraus entstandene Amt, seit 1758 Oberamt, zählte zu den kleineren Verwaltungsbezirken des Herzogtums. Ihm wurde 1807, im Zuge der Neuordnung der Oberämter, das südlich angrenzende Oberamt Neuffen einverleibt. Gleichzeitig wurde aber das durch den Umbau der Staatswirtschaft durch König Friedrich neu geschaffene Kameralamt (Finanzbehörde) des Oberamtsbezirks Nürtingen in Neuffen angesiedelt.

Ebenfalls altwürttembergisch war Altdorf, das bis 1808 zum Klosteramt Denkendorf gehörte. Unterboihingen, das einzige überwiegend katholische Dorf des Bezirks, und das Gut Hammetweil waren bis 1806 als Besitz der Freiherren Thumb von Neuburg beim Ritterkanton Neckar-Schwarzwald der schwäbischen Reichsritterschaft immatrikuliert.

Nachbarn waren nach der Neugliederung die württembergischen Oberämter Stuttgart, Eßlingen, Kirchheim, Urach und Tübingen.

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1846

Folgende Gemeinden waren dem Oberamt 1848 unterstellt:

frühere GemeindeEinwohnerzahl 3. Dezember 1846heutige Gemeinde
evangel.kathol.
Nürtingen448427Nürtingen
Aich8661Aichtal
Altdorf499Altdorf
Altenrieth4373Altenriet
Balzholz451Beuren
Beuren1748Beuren
Erkenbrechtsweiler7266Erkenbrechtsweiler
Frickenhausen13286Frickenhausen
Grafenberg90311Grafenberg
Groß-Bettlingen6861Großbettlingen
Grötzingen10273Aichtal
Hardt2242Nürtingen
Kappishäusern248Neuffen
Klein-Bettlingen253Bempflingen
Kohlberg8876Kohlberg
Linsenhofen1227Frickenhausen
Neckarhausen10331Nürtingen
Neckar-Tenzlingen11061Neckartenzlingen
Neckar-Thailfingen11735Neckartailfingen
Neuenhaus727Aichtal
Neuffen19403Neuffen
Ober-Boihingen12341Oberboihingen
Ober-Ensingen8231Nürtingen
Raidwangen3851Nürtingen
Reudern725Nürtingen
Tischardt397Frickenhausen
Unter-Boihingen17498Wendlingen am Neckar
Unter-Ensingen9673Unterensingen
Wolfschlugen1318Wolfschlugen
Zitzishausen1449Nürtingen
Summe28347580 
1 
heutige Schreibweise Zizishausen

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

1842 kam die Gemeinde Altenriet vom Oberamt Tübingen zum Oberamt Nürtingen. Gleichzeitig wurde Grabenstetten dem Oberamt Urach zugeteilt.

1919 wurde Oberensingen nach Nürtingen eingemeindet.

1938 wurde Balzholz nach Beuren eingemeindet.

Amtsvorsteher

mit der Amtsbezeichnung Oberamtmann, seit 1. Oktober 1927 Landrat:

Literatur

  • August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Nürtingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 25). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1848 (Volltext [Wikisource]). – Unveränd. photomechan. Nachdr.: Schmidt Adalbert Gregor Verlag, 2009, ISBN 978-3-941582-25-5.
  • Landkreis Esslingen (Hrsg.): Der Kreis Esslingen. Theiss, Stuttgart 1978, ISBN 3-8062-0171-4, S. 163–175.
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 59.
  • Der Landkreis Esslingen – Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 2, S. 311
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