Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 48° 33′ N,  26′ O

Basisdaten
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 702 m ü. NHN
Fläche: 6,93 km2
Einwohner: 2209 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 319 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73268
Vorwahl: 07026
Kfz-Kennzeichen: ES, NT
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 018
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Uracher Straße 2
73268 Erkenbrechtsweiler
Website: www.erkenbrechtsweiler.de
Bürgermeister: Roman Weiß
Lage der Gemeinde Erkenbrechtsweiler im Landkreis Esslingen

Erkenbrechtsweiler ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart. Erkenbrechtsweiler ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb und des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.

Geographie

Geographische Lage

Erkenbrechtsweiler ist die einzige Gemeinde im Landkreis Esslingen, deren Markung vollständig auf der Albhochfläche liegt, in einem Höhenbereich von etwa 680 bis 745 m ü. NN.

Gemeindegliederung

Zu Erkenbrechtsweiler gehören das Dorf Erkenbrechtsweiler und der Ort Burrenhof. Im Norden der Gemeinde in der Flur „Burg“ liegt ein abgegangener Wohnplatz wahrscheinlich aus fränkischer Zeit.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind reihum die Stadt Neuffen im Westen, die Gemeinde Beuren im Nordwesten, die Stadt Owen im Norden, die Gemeinde Lenningen im Osten, diese alle im eigenen Landkreis Esslingen; weiter die Gemeinden Grabenstetten im Süden und Hülben kurz im Südwesten, die beide dem Landkreis Reutlingen angehören.

Flächenaufteilung

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.

Geschichte

Vorgeschichte

Ein Hügelgrab aus der Bronzezeit beweist, dass schon in der Bronzezeit Menschen auf der Gemarkung wohnten. Auch Reste aus der Hallstattzeit wurden gefunden.

Mittelalter

Erkenbrechtsweiler wurde erstmals 1284 als Hergenbolswiler bzw. Erggenboltswilaer urkundlich erwähnt, als Berthold von Neuffen es dem Hochstift zu Speyer zu Lehen übertrug. 1301 wurde der Ort mit der Herrschaft Neuffen an die Grafen von Württemberg verkauft.

Neuzeit

Bis zum Jahr 1806, als das Königreich Württemberg errichtet wurde, gehörte Erkenbrechtsweiler zum Amt Neuffen. Im Zuge der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung Württembergs kam der Ort zum Oberamt Nürtingen.

1910 wurde Erkenbrechtsweiler ans Stromnetz angebunden, ab 1919 folgte die Wasserversorgung.

Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Erkenbrechtsweiler 1938 zum neugebildeten Landkreis Nürtingen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs fanden im April 1945 Häuserkämpfe statt, bei denen 28 Wehrmachtssoldaten und sechs Zivilisten ums Leben kamen. 1945 bis 1952 gehörte die Gemeinde zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war, ab 1952 zum neuen Bundesland Baden-Württemberg.

Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen entstand Anfang der 1950er Jahre die Neubausiedlung Hartbühl. Seit der Kreisreform von 1973 ist Erkenbrechtsweiler Teil des Landkreises Esslingen.

Religionen

Seit der Reformation ist Erkenbrechtsweiler evangelisch geprägt. Die Kirchengemeinde umfasst die Gemeinde Erkenbrechtsweiler und seit 2004 auch den Ortsteil Hochwang der Gemeinde Lenningen. Sie hat ca. 1700 Mitglieder (Stand 2005).

Daneben gibt es inzwischen auch eine neuapostolische Kirche. Römisch-katholische Christen hingegen müssen zum Gottesdienst in den Lenninger Ortsteil Hochwang fahren.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).

Stichtag Einwohnerzahl
3. Dezember 1834 ¹538
1. Dezember 1871 ¹686
1. Dezember 1900 ¹789
17. Mai 1939 ¹957
13. September 1950 ¹1.246
6. Juni 1961 ¹1.314
27. Mai 1970 ¹1.446
25. Mai 1987 ¹1.831
31. Dezember 19952.012
31. Dezember 20002.173
31. Dezember 20052.133
31. Dezember 20152.143
31. Dezember 20202.187

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Erkenbrechtsweiler hat 10 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
50
40
30
20
10
0
48,02 %
42,01 %
9,97 %
UBL
BWV
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−6,62 %p
−3,35 %p
+9,97 %p
UBL
BWV
UBL Unabhängige Bürgerliste 48,02 5 54,64 5
BWV Bürgerliche Wählervereinigung 42,01 4 45,36 5
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 9,97 1
gesamt 100,0 10 100,0 10
Wahlbeteiligung 66,5 % 56,37 %

Wappen

Offizielle Blasonierung: „Über goldenem (gelbem), mit einer liegenden schwarzen Hirschstange belegtem Schildfuß ein grüner Berg mit silberner (weißer) Felsspitze, dahinter die aufgehende rote Sonne.“

Die Hirschstange weist auf die Zugehörigkeit zu Württemberg hin, das dieses Symbol ebenfalls im Wappen trägt. Der Berg mit dem Fels stellt die Lage am Albtrauf dar. Das Wappen wurde Erkenbrechtsweiler durch Beschluss der Landesregierung vom 20. September 1954 verliehen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Erkenbrechtsweiler liegt im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart. Die Buslinien 172 und 179 verbinden den Ort mit den nächstgelegenen Bahnhöfen, nämlich Oberlenningen an der Teckbahn nach Wendlingen am Neckar sowie Neuffen an der Tälesbahn nach Nürtingen.

Bildung

In Erkenbrechtsweiler gibt es eine Grundschule mit Außenstelle in Hochwang. Außerdem besteht im Höfle ein Kindergarten.

Freizeitinfrastruktur

Erkenbrechtsweiler liegt am Albsteig (auch Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg oder HW1), einem der beliebtesten Fernwanderwege Deutschlands, der entlang des Albtraufs von Donauwörth bis Tuttlingen verläuft, sowie dem Alb-Crossing, einem Fernradweg geeignet für Mountainbiker oder Gravel-Biker, der in sechs Etappen von Aalen bis nach Tuttlingen führt.

Naturdenkmale

  • Der Heidengraben, ein keltisches Oppidum (eine stark befestigte Stadt), entstand um 100 v. Chr. Es liegt auf einem halbinselartigen Plateau zwischen dem Erms- und Lautertal und ist mit insgesamt über 16 km² die größte Anlage dieser Art in Mitteleuropa. Der Kern des Oppidums mit 153 ha war die Elsachstadt westlich von Grabenstetten, die durch mehrfache Vorbefestigungen zusätzlich gesichert war. Nördlich von Erkenbrechtsweiler befindet sich ein rekonstruiertes Tor. Gegen Süden war das Oppidum mit zwei Wällen gesichert, von denen der eine südlich von Grabenstetten noch gut erhalten ist. Ein archäologischer Lehrpfad mit vielen Info-Tafeln erschließt die Anlage für den Besucher.
  • Das Biotop Molach am Rande der Albhochfläche liegt über dem Schlot eines nur im Ober-Miozän aktiven Vulkans (Schwäbischer Vulkan). Der Schlottuff ist wasserstauend, so dass sich auf der ansonsten verkarsteten Alb feuchte Stellen bilden. Der maarartige Kessel der Molach zählt zu den Seltenheiten der Alb. Sehr viele andere Feuchtstellen oder Tümpel (Hülen) führten zur Besiedlung.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Friedrich von Römer (1794–1864), Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, MdL (Württemberg), württembergischer Justizminister (1848/49)
  • Karin Roth (* 1949), Politikerin (SPD), MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2005–2009), Senatorin für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Freien und Hansestadt Hamburg (1998–2001).

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Martin Nicolaus (1870–1945), Kunstmaler
  • August Lämmle (1876–1962), schwäbischer Mundartdichter, war in Erkenbrechtsweiler als Volksschullehrer tätig.
  • Rudolf Schwarz (1904–1963), Schriftsteller und Parapsychologe, betrieb ein Werbeunternehmen in Erkenbrechtsweiler

Literatur

  • Erkenbrechtsweiler. In: August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Nürtingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 25). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1848, S. 149–152 (Volltext [Wikisource]).
  • Hans Schwenkel: Heimatbuch des Kreises Nürtingen. Band 2. Würzburg 1953, S. 207–222.
  • Adolf Schicketanz: Die Chronik von Erkenbrechtsweiler. Erkenbrechtsweiler 1961.
  • Der Landkreis Esslingen. Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 1, Seiten 418–428.
  • Gemeinde Erkenbrechtsweiler (Hrsg.): Erkenbrechtsweiler: Erkenbodswiler (1359), Erkenboltzwyler (1475) ; Bilder erzählen unsere Geschichte. Geiger-Verlag, Horb 2009. ISBN 978-3-86595-310-0
Commons: Erkenbrechtsweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 203–204
  3. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Erkenbrechtsweiler.
  4. Wikipedia: Kirchenbezirk Kirchheim unter Teck
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