Basisdaten
VerwaltungssitzZwickau
Fläche2.548 km² (1900)
Einwohner727.529 (1900)
Bevölkerungsdichte285 Einw./km² (1900)
Königreich Sachsen um 1895

Die Kreishauptmannschaft Zwickau war eine staatliche Oberbehörde im Königreich bzw. Freistaat Sachsen. Sie wurde auf der Grundlage des Gesetzes über die Organisation der Behörden für die innere Verwaltung vom 21. April 1873 und der Durchführungsverordnung vom 20. August 1874 eingerichtet.

Hintergrund

Zwickau war bis 1806 durchgängig kurfürstliche Stadt. Seit dem Ausgang des Mittelalters war die Stadt gleichzeitig das Verwaltungszentrum des erzgebirgischen Kreises. Mit der Verwaltungsreform von 1834/1835 sind im Königreich Sachsen staatliche Oberbehörden in Bautzen, Dresden, Leipzig und Zwickau, die sogenannten Kreisdirektionen, eingeführt worden. Fünfzig Jahre später erfolgte mit der Verwaltungsreform von 1874 die Umbenennung der vier Bezirke nach österreichischem Vorbild in Kreishauptmannschaften. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kam in Sachsen durch Teilung der Kreishauptmannschaft Zwickau noch die Kreishauptmannschaft Chemnitz hinzu, in der die Amtshauptmannschaften Annaberg, Chemnitz, Flöha, Glauchau und Marienberg sowie der Stadtkreis Chemnitz aufgingen. Ab 1906 führten Kraftfahrzeuge aus der Kreishauptmannschaft Zwickau die römische Ziffer fünf (V) im Kraftfahrzeugkennzeichen.

Aufgaben

Die Kreishauptmannschaft Zwickau war zuständig für:

  • die Aufsicht über sämtliche Verwaltungsbehörden des Innenministeriums
  • die Aufsicht über Städte mit revidierter Städteordnung
  • die Aufgaben der Kreisdirektionen aus der Zuständigkeit des Finanz- und Kriegsministeriums,
  • die juristische erste Instanz gemäß Reichs- und Landesgesetzgebung und ausgewählten administrativen Justizangelegenheiten
  • die juristische zweite Instanz bei Rekursen und Beschwerden gegen Entscheidungen der Amtshauptmannschaften und der Stadträte
  • den Betrieb und die Unterhaltung des Appellationsgerichts (Landgericht) und der Staatsanwaltschaft

Kreishauptmann

Die Leitung der Behörde wurde vom Kreishauptmann übernommen:

Gliederung

Der Kreishauptmannschaft Zwickau waren bis 1900 die folgende Amtshauptmannschaften angegliedert:

Nach der Teilung von 1900 verblieben in der Kreishauptmannschaft Zwickau die Amtshauptmannschaften Auerbach/V., Oelsnitz/V., Plauen, Schwarzenberg und Zwickau, sowie ab 1907 die bezirksfreien Städte Zwickau und Plauen.

1920 wurde aus Teilen der Amtshauptmannschaften Zwickau und Plauen die neue Amtshauptmannschaft Werdau gebildet. 1924 wurden die Städte Aue, Crimmitschau, Reichenbach und Werdau kreisfrei. Mit Plauen und Zwickau bestand die Kreishauptmannschaft aus sechs kreisfreien Städten und den sechs Amtshauptmannschaften: Auerbach/V., Oelsnitz/V., Plauen, Schwarzenberg, Werdau und Zwickau. Durch einen Gebietsaustausch mit Thüringen wurden 1928 die Grenzen der Kreishauptmannschaft geringfügig verändert. 1933 wurde die Amtshauptmannschaft Werdau aufgelöst und in die Amtshauptmannschaft Zwickau eingegliedert.

Einwohnerverzeichnis 1910

Am 1. Dezember 1910 bestand die Kreishauptmannschaften aus folgenden Verwaltungseinheiten:

Verwaltungseinheit Kommunen Fläche (in km²) Einwohner zur Gemeindeauflistung
Stadt Plauen 1 31,35 121.272 keine
Stadt Zwickau 1 28,03 73.542 keine
Amtshauptmannschaft Auerbach 69 436,36 127.250 siehe: Gemeindeverzeichnis Amtshauptmannschaft Auerbach 1910
Amtshauptmannschaft Ölsnitz 93 457,24 74.679 siehe: Gemeindeverzeichnis Amtshauptmannschaft Ölsnitz 1910
Amtshauptmannschaft Plauen 118 511,18 100.405 siehe: Gemeindeverzeichnis Amtshauptmannschaft Plauen 1910
Amtshauptmannschaft Schwarzenberg 61 510,29 142.976 siehe: Gemeindeverzeichnis Amtshauptmannschaft Schwarzenberg 1910
Amtshauptmannschaft Zwickau 115 582,36 217.535 siehe: Gemeindeverzeichnis Amtshauptmannschaft Zwickau 1910
KREISHAUPTMANNSCHAFT 458 2.546,81 857.659
15 größte Städte und Gemeinden 1910 (kursiv: Gemeinde) sowie 10 einwohnerstärkste Gutsbezirke
Platz Kommune Amtshauptmannschaft Einwohner Platz selbständiger Gutsbezirk Amtshauptmannschaft Einwohner
- Plauen - 121.272 1 Staatsgut Untergöltzsch Auerbach 717
Zwickau 73.542 2 Landesstrafanstalt Voigtsberg Ölsnitz 327
1 Reichenbach im Vogtland Plauen 29.685 3 Hammergut Schönheiderhammer Schwarzenberg 264
2 Crimmitschau Zwickau 28.818 4 Hammergut Erla Schwarzenberg 248
3 Werdau Zwickau 20.830 5 Rittergut Wiesenburg Zwickau 183
4 Aue Schwarzenberg 19.363 6 Hammergut Rautenkranz Auerbach 171
5 Falkenstein/Vogtl. Auerbach 15.744 7 Hammergut Breitenhof Schwarzenberg 170
6 Ölnsitz Ölsnitz 13.951 8 Hammergut Blauenthal Schwarzenberg 168
7 Auerbach/Vogtl. Auerbach 12.721 9 Weiters Glashütte Schwarzenberg 122
8 Niederplanitz Zwickau 12.363 10 Hammergut Rittersgrün Schwarzenberg 109
9 Oberplanitz Zwickau 12.296
10 Eibenstock Schwarzenberg 9.528
11 Rodewisch Auerbach 9.494
12 Schneeberg Schwarzenberg 9.382
13 Markneukirchen Ölnitz 8.959
14 Treuen Auerbach 8.240
15 Wilkau Zwickau 8.122
Summe (ohne Plauen und Zwickau): 219.496

Umbenennung

Das Reichsgesetz zur Neubezeichnung der Verwaltungen vom 23. Dezember 1938 ordnete die Umbenennung der Kreishauptmannschaften in Regierungsbezirke und der Amtshauptmannschaften in Landkreise an, das zum 1. Januar 1939 in Kraft trat. Aus der Kreishauptmannschaft Zwickau wurde der Regierungsbezirk Zwickau-Südwestsachsen.

Untergang

Nach der Gründung der DDR wurde 1952 das Land Sachsen in die Bezirke Dresden, Leipzig, und Karl-Marx-Stadt aufgeteilt. Zwickau verlor dabei seinen über Jahrhunderte gewachsenen Rang als Verwaltungssitz der Region Südwestsachsen, wodurch auch die Grenzen des Landkreises Zwickau mehrfach verändert wurden. Mit dem Beitritt der neuen Bundesländer zur Bundesrepublik entstand Sachsen als neues Bundesland mit drei Regierungsbezirken, die aus den alten DDR-Bezirken hervorgingen. Zwickau erhielt seinen ursprünglichen Rang nicht wieder zurück. Mit der vom damaligen Ministerpräsidenten Milbradt (CDU) initiierten Verwaltungsreform Sachsens verlor Zwickau 2008 auch den Rang als kreisfreie Stadt und wurde in den neu gegründeten Landkreis Zwickau eingegliedert.

Literatur

  • Inhaber höchster und hoher sächsischer Staatsämter in der Zeit vom Jahre 1831 bis zur Gegenwart, in: Kalender für den Sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1906 (S. 108–109) sowie Kalender für den Sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1911 (S. 107)

Einzelnachweise

  1. Andreas Oettel: Zur Verwaltungsgliederung Sachsens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.): Statistik in Sachsen. 175 Jahre amtliche Statistik in Sachsen (Festschrift). 12. Jg., Nr. 1, 2006, ISSN 0949-4480, S. 69–98 (statistik.sachsen.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 23. Dezember 2012]).
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 territorial.de
  3. stadtwikidd.de
  4. Andreas Wagner: „Machtergreifung“ in Sachsen. NSDAP und staatliche Verwaltung 1930–1935. Böhlau Verlag, Köln 2004, ISBN 978-3-412-14404-3, S. 141 (Fn. 113) unter Berufung auf die Personalakte von Jani im Sächsischen Hauptstaatsarchiv.
  5. Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 3. September 2023.
  6. Übersichtskarte zur Gliederung Polizeibezirke Sachsens (Memento des Originals vom 15. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Übersichtskarte zur Polizeidirektion Südwestsachsen (Memento des Originals vom 13. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. 08xx – Das Postleitzahlgebiet von Südwestsachsen
  9. Übersichtskarte der Planungsregion Südwestsachsen (Memento des Originals vom 26. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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