Die Laufental-Abstimmungen waren eine Reihe von Volksabstimmungen in der Schweiz, die den Wechsel des Bezirks Laufen vom Kanton Bern zum Kanton Basel-Landschaft betrafen. Sie waren eine unmittelbare Folge der Juraplebiszite, die zur Gründung des Kantons Jura führten. 1983 lehnten die Stimmberechtigten des Bezirks den Kantonswechsel des Laufentals ab, doch nach dem Auffliegen der Berner Finanzaffäre annullierte das Bundesgericht das Ergebnis. Bei der Wiederholung 1989 stimmten die Laufentaler für den Wechsel zu Basel-Landschaft, zwei Jahre später gab auch der Zielkanton seine Zustimmung, und der Wechsel erfolgte 1994.

Historischer Kontext

Das Laufental gehörte wie der Jura einst zum Fürstbistum Basel, an dessen Stelle 1792 die revolutionäre Raurakische Republik trat. Frankreich annektierte ein Jahr später seine Tochterrepublik und schuf das Département Mont-Terrible. Dieses wiederum ging 1800 im Département Haut-Rhin auf. Nach der Eroberung durch die Koalitionstruppen wurde das überwiegend französischsprachige Gebiet 1815 durch Beschluss des Wiener Kongresses dem Kanton Bern hinzugefügt. Das deutschsprachige Laufental kam ebenfalls zu Bern, während das Birseck zum Kanton Basel gelangte (siehe Anschluss des Birseck an Basel). Das Verhältnis zwischen Bern und dem Laufental war eher distanziert, nicht zuletzt weil weiterhin enge kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zur Region Basel bestanden, die mit der Zeit immer mehr zunahmen; auch der geringe Einfluss des Laufentals auf die kantonale Politik spielte eine Rolle. Als die Jurafrage nach der Moeckli-Affäre von 1947 an Brisanz zulegte, betrachteten zunächst sowohl Separatisten als auch Berner das Laufental als Teil des Jura. Diese Wahrnehmung begann sich ab 1959 nach der Ablehnung der kantonalen Plebiszitinitiative auf separatistischer Seite zu ändern, als das Rassemblement jurassien zunehmend eine ethnolinguistische Strategie verfolgte, in die das Laufental nicht mehr passte.

Am 9. September 1969 stimmte der Grosse Rat des Kantons Bern ohne Gegenstimme einem Antrag des Regierungsrates zu. Durch einen Zusatz in der Berner Kantonsverfassung sollten die sieben jurassischen Bezirke entscheiden dürfen, ob sie weiterhin zum Kanton Bern oder zu einem neu zu gründenden Kanton gehören wollen. Die bernischen Behörden gingen davon aus, dass der Bezirk Laufen den Anschluss an einen französischsprachigen Kanton ablehnen und somit zu einer Exklave würde. Sie sahen sich deshalb veranlasst, ihm ein separates Selbstbestimmungsrecht zu geben, das es den Stimmberechtigten erlauben würde, über den Beitritt zu einem Nachbarkanton der Nordwestschweiz zu befinden. Die Volksabstimmung am 1. März 1970 über den Verfassungszusatz ergab eine Zustimmung von 93,3 % kantonsweit und von 88,7 % im Bezirk Laufen.

Juraplebiszite (1974/75)

Beim ersten Juraplebiszit, das am 23. Juni 1974 in den sieben Bezirken Courtelary, Delémont, Franches-Montagnes, La Neuveville, Laufen, Moutier und Porrentruy stattfand, sprachen sich 51,9 % der Abstimmenden für die Gründung des Kantons Jura aus, wobei die Zustimmung im Bezirk Laufen lediglich 25,8 % betrug. Die Laufentaler mussten zwingend mit Nein stimmen, um sich die Option eines Beitritts zu einem anderen Kanton offenzuhalten. Drei Monate später gründete sich die Bezirkskommission Laufental, die eine Volksinitiative organisierte. Eine solche war erforderlich, um zu verhindern, dass das Laufental automatisch dem neuen Kanton angehört. Sie wurde am 24. Februar 1975 mit 3312 gültigen Unterschriften eingereicht.

So konnte der Bezirk am 14. September 1975, ein halbes Jahr nach den südjurassischen Bezirken Courtelary, La Neuveville und Moutier, am zweiten Juraplebiszit teilnehmen. Auf die Frage «Wollt Ihr, dass der Amtsbezirk Laufen – unter Vorbehalt des Anschlusses an einen Nachbarkanton – weiterhin zum Kanton Bern gehört?» stimmten 94,6 % der Laufentaler mit Ja.

Ergebnis des zweiten Juraplebiszits im Laufental vom 14. September 1975
Gemeinde Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Blauen 126 92,6 % 10 7,4 % 1 137 52,9 %Ja
Brislach 325 93,7 % 22 6,3 % 2 349 63,9 %Ja
Burg im Leimental 87 100 % 0 0 % 0 87 70,7 %Ja
Dittingen 181 85,4 % 31 14,6 % 1 213 59,8 %Ja
Duggingen 206 96,7 % 7 3,3 % 4 217 50,3 %Ja
Grellingen 334 96,5 % 12 3,5 % 9 355 48,9 %Ja
Laufen 1498 95,8 % 65 4,2 % 10 1573 64,0 %Ja
Liesberg 343 86,8 % 52 13,2 % 7 395 57,1 %Ja
Nenzlingen 97 89,8 % 11 10,2 % 1 109 64,9 %Ja
Roggenburg noch nicht beim Amtsbezirk Laufen
Röschenz 334 95,4 % 16 4,6 % 1 351 49,6 %Ja
Wahlen 321 97,6 % 8 2,4 % 2 331 58,4 %Ja
Zwingen 364 92,4 % 30 7,6 % 1 395 49,3 %Ja
Gesamt 4216 94,6 % 264 5,4 % 39 4519 57,6 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Bern

Nicht an dieser Abstimmung beteiligt war die Gemeinde Roggenburg, die damals noch zum Bezirk Delémont gehörte. Für sie bestand aber noch die Möglichkeit, am dritten Juraplebiszit teilzunehmen, da sie an ihrem östlichsten Punkt an die Laufentaler Gemeinde Liesberg angrenzt. Am 1. Oktober 1975 übergab die Gemeinde der Berner Staatskanzlei 103 gültige Unterschriften für eine entsprechende kommunale Volksinitiative. Roggenburg entschied sich am 19. Oktober mit 97 zu 10 Stimmen, zum Bezirk Laufen zu wechseln und somit weiterhin bernisch zu bleiben. Die Gebietsänderung trat am 1. Januar 1976 in Kraft.

Einleitung des Anschlussverfahrens (1978)

Gestützt auf das vom Grossen Rat beschlossene «Gesetz über die Einleitung und Durchführung des Anschlussverfahrens des Laufentals an einen benachbarten Kanton», konstituierte sich der Bezirk – schweizweit einmalig – als öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaft, die in der Frage des möglichen Kantonswechsels eigenständig verhandeln und Entscheidungen treffen durfte. Zu diesem Zweck wurde die Bezirkskommission in ein demokratisch legitimiertes Gremium umgewandelt. Auf der Grundlage des Verfassungszusatzes von 1970 reichte das Komitee «Ja zur besten Lösung» am 15. November 1977 die «Volksinitiative zur Einleitung des Anschlussverfahrens an einen benachbarten Kanton» ein. 60 Prozent der Stimmberechtigten hatten das Begehren unterschrieben, dreimal mehr als erforderlich. Am 18. Juni 1978 sprachen sich 65,1 % der Abstimmenden dafür aus, dass die Bezirkskommission offizielle Verhandlungen mit den Nachbarkantonen führen soll. Einzig Roggenburg, das zweieinhalb Jahre zuvor zum Bezirk Laufen gelangt war, lehnte ab.

Abstimmungsfrage: «Wollt Ihr das Anschlussverfahren des Amtsbezirks Laufen an einen benachbarten Kanton einleiten?»

Ergebnis der Abstimmung vom 18. Juni 1978
Gemeinde Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Blauen 173 79,0 % 46 21,0 % 219 81,7 %Ja
Brislach 229 56,4 % 177 43,6 % 406 74,1 %Ja
Burg im Leimental 62 62,0 % 38 38,0 % 100 79,4 %Ja
Dittingen 247 77,2 % 73 22,8 % 320 86,7 %Ja
Duggingen 212 61,1 % 135 38,9 % 347 77,3 %Ja
Grellingen 429 76,7 % 130 23,3 % 2 561 78,0 %Ja
Laufen 1219 61,4 % 767 38,6 % 6 1992 80,3 %Ja
Liesberg 352 68,0 % 166 32,0 % 1 519 73,2 %Ja
Nenzlingen 93 63,7 % 53 36,3 % 146 91,3 %Ja
Roggenburg 42 40,8 % 61 59,2 % 1 104 74,3 %Nein
Röschenz 375 66,8 % 186 33,2 % 3 564 78,8 %Ja
Wahlen 326 78,6 % 158 21,4 % 484 83,2 %Ja
Zwingen 405 62,4 % 244 37,6 % 649 78,6 %Ja
Gesamt 4164 65,1 % 2234 34,9 % 13 6411 79,2 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Bern

Wahl des Zielkantons (1980)

Nachdem feststand, dass das Laufental von seinem Selbstbestimmungsrecht Gebrauch machen wollte, musste anschliessend festgestellt werden, mit welchem Kanton überhaupt Verhandlungen aufgenommen werden sollten. Da es mit Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn drei mögliche Optionen gab, waren zwei Abstimmungsrunden vorgesehen. Bereits die erste Abstimmung am 13. Januar 1980 endete klar zugunsten von Basel-Landschaft. 51,5 % der Abstimmenden sprachen sich für diesen Kanton aus, während auf Solothurn 32,5 % und auf Basel-Stadt 16,0 % entfielen. Für Basel-Stadt sprach sich nur Burg im Leimental aus, Solothurn fand nur in Brislach und Roggenburg eine Mehrheit, alle übrigen Gemeinden bevorzugten Basel-Landschaft.

Ergebnis der Abstimmung vom 13. Januar 1980
Gemeinde Baselland (BL) Basel-Stadt (BS) Solothurn (SO) leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen % Stimmen %
Blauen 128 61,5 % 23 11,1 % 57 27,4 % 1 208 78,9 %BL
Brislach 125 28,6 % 47 10,8 % 265 60,6 % 3 437 80,3 %SO
Burg im Leimental 34 35,1 % 43 44,3 % 20 20,6 % 0 97 82,9 %BS
Dittingen 182 59,5 % 51 16,7 % 73 23,8 % 1 306 80,6 %BL
Duggingen 214 62,7 % 65 19,1 % 62 18,2 % 9 341 68,1 %BL
Grellingen 351 61,5 % 137 24,0 % 83 14,5 % 15 571 76,4 %BL
Laufen 879 49,6 % 226 12,8 % 666 37,6 % 88 1771 74,0 %BL
Liesberg 291 51,4 % 91 16,1 % 184 32,5 % 13 566 79,5 %BL
Nenzlingen 68 49,3 % 45 32,6 % 25 18,1 % 5 138 84,6 %BL
Roggenburg 32 34,0 % 6 6,4 % 56 59,6 % 1 94 66,9 %SO
Röschenz 278 51,4 % 116 21,4 % 147 27,2 % 9 541 72,4 %BL
Wahlen 243 50,5 % 53 11,0 % 185 38,5 % 8 481 80,7 %BL
Zwingen 342 57,2 % 80 13,4 % 176 29,4 % 22 598 71,6 %BL
Gesamt 3167 51,5 % 983 16,0 % 1999 32,5 % 175 6324 75,5 %BL/SO
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

In der zweiten Runde am 16. März 1980 fiel das Ergebnis noch deutlicher für Basel-Landschaft aus; der Kanton erhielt 64,6 % der Stimmen, während 35,4 % Solothurn bevorzugten. Erneut waren Brislach und Roggenburg in der Minderheit. Damit stand das Baselbiet als bevorzugte Beitrittsoption fest.

Ergebnis der Abstimmung vom 16. März 1980
Gemeinde Baselland (BL) Solothurn (SO) Leer/
Ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Blauen 161 71,6 % 64 28,4 % 2 227 85,7 %BL
Brislach 172 38,7 % 272 61,3 % 0 444 81,2 %SO
Burg im Leimental 71 74,7 % 24 25,3 % 1 96 83,5 %BL
Dittingen 260 80,0 % 65 20,0 % 2 327 85,2 %BL
Duggingen 304 82,2 % 66 17,8 % 1 371 71,6 %BL
Grellingen 494 81,9 % 109 18,1 % 3 606 87,0 %BL
Laufen 1119 58,2 % 804 41,8 % 20 1943 77,3 %BL
Liesberg 387 67,1 % 190 32,9 % 4 581 77,7 %BL
Nenzlingen 110 80,9 % 26 19,1 % 3 139 82,7 %BL
Roggenburg 42 39,6 % 64 60,4 % 0 106 72,6 %SO
Röschenz 388 67,4 % 188 32,6 % 3 579 75,8 %BL
Wahlen 297 56,6 % 228 43,4 % 2 527 85,7 %BL
Zwingen 428 66,6 % 215 33,4 % 4 647 75,3 %BL
Gesamt 4233 64,6 % 2315 35,4 % 45 6593 78,2 %BL
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

Annahme des Laufentalvertrags (1983)

Die Bezirkskommission begann die Modalitäten eines möglichen Kantonswechsels auszuhandeln, und am 20. Januar 1983 billigte die Bezirkskommission den ausgehandelten Laufentalvertrag mit 14 zu 11 Stimmen. Wenig später gab der Baselbieter Regierungsrat am 8. Februar einstimmig sein Einverständnis. Der Baselbieter Landrat stimmte am 2. Mai mit 57 zu 7 Stimmen zu (bei fünf Enthaltungen). Die 112 Paragrafen regelten zahlreiche Aspekte wie die Eingliederung in die Baselbieter Rechtsordnung, die Gleichberechtigung der Laufentaler gegenüber den übrigen Kantonsbürgern, die Weiterführung bestehender Verpflichtungen oder die Übernahme von kantonalen Institutionen und Angestellten.

Im Baselbiet musste am 11. September 1983 über drei Sachfragen abgestimmt werden, neben dem Laufentalvertrag auch über eine Änderung der Kantonsverfassung und ein Aufnahmegesetz. Die Verfassungsänderung erhöhte die Zahl der Landratsabgeordneten von 84 auf 90 und schuf je einen neuen Verwaltungs- und Gerichtsbezirk Laufen. Das Aufnahmegesetz regelte die Schaffung von Amtsvormundschafts- und Friedensrichterkreisen, die Übernahme des Spitals Laufen und die Weiterführung der progymnasialen Abteilung am Gymnasium Laufental-Thierstein. Bei unterdurchschnittlicher Beteiligung sprachen sich die Baselbieter jeweils mit rund 73 % für die Annahme aus; nur drei Gemeinden lehnten ab.

Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 11. September 1983
(Laufentalvertrag)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 23'309 78,3 % 6472 21,7 % 377 30'158 32,5 %Ja
Liestal 7249 67,3 % 3518 32,7 % 136 10'903 35,5 %Ja
Sissach 4046 61,1 % 2580 38,9 % 68 6694 38,5 %Ja
Waldenburg 2206 63,4 % 1275 36,6 % 33 3514 40,7 %Ja
Gesamt 36'810 72,7 % 13'845 27,3 % 614 51'269 34,3 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft
Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 11. September 1983
(Verfassungsänderung)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 23'412 78,7 % 6332 21,3 % 402 30'146 32,5 %Ja
Liestal 7266 67,5 % 3505 32,5 % 138 10'909 35,5 %Ja
Sissach 4060 61,3 % 2561 38,7 % 70 6691 38,4 %Ja
Waldenburg 2196 63,2 % 1280 36,8 % 37 3513 40,7 %Ja
Gesamt 36'934 73,0 % 13'678 27,0 % 647 51'259 34,3 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft
Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 11. September 1983
(Aufnahmevertrag)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 23'392 78,7 % 6338 21,3 % 403 30'133 32,5 %Ja
Liestal 7268 67,5 % 3503 32,5 % 140 10'911 35,5 %Ja
Sissach 4054 61,2 % 2566 38,8 % 69 6889 38,4 %Ja
Waldenburg 2198 63,3 % 1276 36,7 % 40 3514 40,7 %Ja
Gesamt 36'912 73,0 % 13'683 27,0 % 652 51'247 34,3 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

Erste Laufental-Abstimmung (1983)

Die Baselbieter Ergebnisse erwiesen sich letztlich als völlig bedeutungslos, denn ebenfalls am 11. September 1983 lehnte der Bezirk Laufen den Laufentalvertrag und somit auch den Kantonswechsel ab. Bei einer Beteiligung von 93,0 % entschieden sich 56,7 % der Abstimmenden für ein Nein. Ja-Mehrheiten resultierten nur in den Gemeinden Blauen, Dittingen, Grellingen und Nenzlingen.

Abstimmungsfrage: «Wollt Ihr Euch aufgrund des vereinbarten Vertrags dem Kanton Basel-Landschaft anschliessen?»

Ergebnis der Laufental-Abstimmung vom 11. September 1983
Gemeinde Ja Nein Leer/
Ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Blauen 143 52,8 % 128 47,2 % 0 271 92,2 %Ja
Brislach 189 33,7 % 372 66,3 % 0 561 93,3 %Nein
Burg im Leimental 55 47,4 % 61 52,6 % 0 116 89,9 %Nein
Dittingen 232 61,4 % 146 38,6 % 4 382 93,6 %Ja
Duggingen 223 43,3 % 292 56,7 % 1 516 88,2 %Nein
Grellingen 417 57,3 % 311 42,7 % 4 732 88,2 %Ja
Laufen 907 37,3 % 1524 62,7 % 19 2450 93,6 %Nein
Liesberg 304 42,4 % 413 57,6 % 7 724 95,5 %Nein
Nenzlingen 99 57,6 % 73 42,4 % 1 173 95,6 %Ja
Roggenburg 38 26,0 % 108 74,0 % 2 148 98,0 %Nein
Röschenz 380 49,5 % 387 50,5 % 4 771 93,3 %Nein
Wahlen 241 39,6 % 367 60,4 % 1 609 94,6 %Nein
Zwingen 347 41,3 % 493 58,7 % 2 842 93,0 %Nein
Gesamt 3575 43,3 % 4675 56,7 % 45 8295 93,0 %Nein
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

Zweite Laufental-Abstimmung (1989)

Die Berner Behörden hatten durch illegale Geheimzahlungen aus dem SEVA-Lotteriefonds an die Aktion bernisches Laufental die Meinungsbildung vor der entscheidenden Abstimmung massiv beeinflusst. Der Revisor Rudolf Hafner deckte 1984 diese und weitere Verfehlungen auf, wodurch er die Berner Finanzaffäre auslöste. Mitglieder der Laufentaler Bewegung setzten daraufhin einen juristischen Prozess in Gang, der sich über mehrere Jahre hinzog. Schliesslich erklärte das Bundesgericht am 20. Dezember 1988 die Abstimmung von 1983 für ungültig und ordnete eine Wiederholung an. Die zweite Laufental-Abstimmung am 12. November 1989 verzeichnete eine rekordhohe Stimmbeteiligung von 93,6 %. Dabei setzten sich die Befürworter des Beitritts zu Basel-Landschaft mit 51,7 % der Stimmen durch. In allen Gemeinden ausser Roggenburg (das eine leichte Zunahme des Nein-Anteils verzeichnete) konnten sie zum Teil deutlich zulegen. 8 von 13 Gemeinden stimmten der Annahme des Laufentalvertrags zu, wobei die Gemeinden Burg im Leimental, Duggingen, Liesberg und Röschenz ins Ja-Lager wechselten.

Abstimmungsfrage: «Wollt Ihr Euch aufgrund des vereinbarten Vertrages vom 10. Februar 1983 und seiner Ergänzung vom 12. Mai 1989 dem Kanton Basel-Landschaft anschliessen?»

Ergebnis der Laufental-Abstimmung vom 12. November 1989
Gemeinde Ja Nein Leer/
Ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Blauen 210 61,6 % 131 38,4 % 2 343 91,2 %Ja
Brislach 298 43,7 % 384 56,3 % 5 687 95,3 %Nein
Burg im Leimental 72 57,6 % 53 42,4 % 2 127 87,6 %Ja
Dittingen 297 71,7 % 117 28,3 % 4 418 93,1 %Ja
Duggingen 343 60,6 % 223 39,4 % 9 575 93,0 %Ja
Grellingen 496 64,8 % 270 35,2 % 2 768 91,8 %Ja
Laufen 1206 45,9 % 1422 54,1 % 19 2647 93,5 %Nein
Liesberg 379 51,8 % 352 48,2 % 6 737 95,6 %Ja
Nenzlingen 143 68,8 % 65 31,2 % 1 209 96,8 %Ja
Roggenburg 34 22,8 % 115 77,2 % 0 149 92,5 %Nein
Röschenz 457 54,2 % 386 45,8 % 8 851 93,8 %Ja
Wahlen 295 46,3 % 344 53,7 % 6 645 94,9 %Nein
Zwingen 420 46,6 % 481 53,4 % 7 908 92,9 %Nein
Gesamt 4650 51,7 % 4343 48,3 % 71 9064 93,5 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

Aufnahme des Bezirks Laufen (1991)

Entgegen der Empfehlung des Berner Regierungsrates weigerte sich der Grosse Rat, das Ergebnis der Abstimmung anzuerkennen. Er ging auf eine Beschwerde von Berntreuen ein und erklärte das Ergebnis am 5. Februar 1990 für ungültig. Daraufhin reichten Probaselbieter eine Beschwerde beim Bundesgericht ein, das sie am 13. März 1991 guthiess und die Vorinstanz anwies, dem regierungsrätlichen Antrag Folge zu leisten und die Abstimmung für gültig zu erklären. Der Grosse Rat tat dies am 25. Juni 1991 und machte damit den Weg frei für weitere Abstimmungen im Kanton Basel-Landschaft. Dort mussten die Stimmberechtigten über die Änderungen am Laufentalvertrag und an der Kantonsverfassung sowie über ein neues Aufnahmegesetz befinden. Am 22. September 1991 stimmten sie mit einem Anteil von jeweils etwas mehr als 59 % allen drei Vorlagen zu. Das Ergebnis erlangte erst offizielle Gültigkeit, als das Bundesgericht am 11. November 1992 zwei weitergezogene Beschwerden gegen die Durchführung der Abstimmungen als unbegründet abwies.

Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 22. September 1991
(Anpassung des Laufentalvertrags)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 24'977 68,6 % 11'414 31,4 % 915 37.706 37,7 %Ja
Liestal 6873 51,5 % 6464 48,5 % 356 13.693 42,2 %Ja
Sissach 3569 41,4 % 5052 58,6 % 168 8789 44,5 %Nein
Waldenburg 1697 40,4 % 2499 59,6 % 91 4287 45,6 %Nein
Gesamt 37'116 59,3 % 25'429 40,7 % 1530 64'075 39,9 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft
Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 22. September 1991
(Änderung der Kantonsverfassung)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 24'900 68,4 % 11'525 31,6 % 955 37'380 37,8 %Ja
Liestal 6861 51,4 % 6478 48,6 % 355 13'694 42,2 %Ja
Sissach 3571 41,4 % 5057 58,6 % 165 8793 44,5 %Nein
Waldenburg 1704 40,5 % 2500 59,5 % 85 4289 45,6 %Nein
Gesamt 37'036 59,2 % 25'560 40,8 % 1560 64'156 40,0 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft
Ergebnis der kantonalen Abstimmung vom 22. September 1991
(Aufnahmegesetz)
Bezirk Ja Nein leer/
ungültig
Gesamt Beteiligung Ergebnis
Stimmen % Stimmen %
Arlesheim 24'880 68,4 % 11'478 31,6 % 967 37'325 37,7 %Ja
Liestal 6838 51,3 % 6480 48,7 % 362 13'680 42,1 %Ja
Sissach 3554 41,2 % 5067 58,8 % 168 8789 44,5 %Nein
Waldenburg 1699 40,5 % 2493 59,5 % 90 4282 45,5 %Nein
Gesamt 36'971 59,2 % 25'518 40,8 % 1587 64'076 39,9 %Ja
Quelle: Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft

Eidgenössische Volksabstimmung (1993)

Zuletzt war noch die Zustimmung auf Bundesebene erforderlich. Die Botschaft des Bundesrates «über den Anschluss des bernischen Amtsbezirks Laufen an den Kanton Basel-Landschaft sowie über die Gewährleistung der geänderten Verfassung des Kantons Basel-Landschaft» lag am 27. Januar 1993 vor. Am 18. Juni hiess der Nationalrat den vom Bundesrat präsentierten Bundesbeschluss unverändert mit 112 zu 27 Stimmen gut, der Ständerat mit 30 zu 2 Stimmen. Gemäss damaligem Bundesrecht benötigten Gebietsabtretungen zwischen Kantonen nicht nur die Zustimmung beider Kammern der Bundesversammlung, sondern unterstanden auch dem obligatorischen Referendum (nach der Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung 1999 wäre nur noch ein fakultatives Referendum notwendig gewesen). Die Abstimmungskampagne warf keine hohen Wellen, und das Ergebnis der eidgenössischen Volksabstimmung am 26. September war unmissverständlich: Bei einer Beteiligung von 39,5 % sprachen sich 75,2 % der Abstimmenden und alle Kantone für den Kantonswechsel des Laufentals aus. Im Kanton Bern betrug die Zustimmung 57,3 % und im Kanton Basel-Landschaft 66,8 %. Den höchsten Ja-Anteil verzeichnete der Kanton Genf (93,5 %), den niedrigsten der Kanton Solothurn (55,6 %), wobei dort vor allem die sehr geringe Zustimmung im Bezirk Thierstein (27,7 %) auffiel. Im Bezirk Laufen selbst stieg der Ja-Anteil auf 52,8 %; dagegen stimmten die Gemeinden Brislach, Laufen, Liesberg, Roggenburg, Wahlen und Zwingen.

VorlageFrageStimm-
berechtigte
Abgegebene
Stimmen
BeteiligungGültige
Stimmen
JaNeinJa-AnteilNein-AnteilStändeErgebnis
395Wollen Sie den Bundesbeschluss vom 18. Juni 1993 über den Anschluss des bernischen Amtsbezirks Laufen an den Kanton Basel-Landschaft annehmen?4'553'7541'798'54739,50 %1'581'8341'188'941392'89375,16 %24,84 %23:0Ja
Quelle: Bundeskanzlei
Kanton
JaJa-AnteilNeinNein-AnteilBeteiligung
 Aargau 88'299 72,9 % 32'899 27,1 % 41,2 %
 Appenzell Ausserrhoden (½) 10'785 73,9 % 3'803 26,1 % 47,1 %
 Appenzell Innerrhoden (½) 2'300 73,8 % 817 26,2 % 36,0 %
 Basel-Landschaft (½) 51'372 66,8 % 25'562 33,2 % 49,4 %
 Basel-Stadt (½) 44'638 81,7 % 9'998 18,3 % 44,0 %
 Bern 153'716 57,3 % 114'373 42,7 % 42,4 %
 Freiburg 37'787 87,0 % 5'668 13,0 % 33,6 %
 Genf 57'353 93,5 % 4'002 6,5 % 34,1 %
 Glarus 4'758 71,6 % 1'884 24,4 % 31,2 %
 Graubünden 22'226 77,7 % 6'366 23,3 % 27,5 %
 Jura 13'936 89,0 % 1'724 11,0 % 34,2 %
 Luzern 55'384 79,2 % 14'518 20,8 % 36,8 %
 Neuenburg 25'180 87,0 % 3'756 13,0 % 31,5 %
 Nidwalden (½) 5'942 78,1 % 1'671 21,9 % 36,4 %
 Obwalden (½) 3'966 72,4 % 1'515 27,6 % 32,4 %
 Schaffhausen 15'197 64,7 % 8'293 35,3 % 65,0 %
 Schwyz 15'139 73,8 % 5'383 26,2 % 30,5 %
 Solothurn 41'301 55,6 % 33'017 44,4 % 50,6 %
 St. Gallen 74'539 80,4 % 18'227 19,6 % 37,4 %
 Tessin 45'708 88,3 % 6'045 11,7 % 32,5 %
 Thurgau 31'638 74,6 % 10'775 25,4 % 37,1 %
 Uri 5'338 75,1 % 1'769 24,9 % 32,5 %
 Waadt 91'958 91,6 % 8'452 8,4 % 31,4 %
 Wallis 36'491 86,7 % 5'620 13,3 % 28,9 %
 Zug 18'165 80,7 % 4'347 19,3 % 45,9 %
 Zürich 235'825 79,1 % 62'409 20,9 % 45,9 %
Schweiz 1'188'941 75,2 % 392'893 24,8 % 39,5 %

Literatur

  • Hans-Peter Oeschger: Vom Bär zum Siebedupf – Der Kantonswechsel des Laufentals (Teil 3). In: Baselbieter Heimatblätter. Band 83, Nr. 4. Gesellschaft für Baselbieter Heimatforschung, Dezember 2018 (e-periodica.ch).
  • Andreas Cueni (Hrsg.): Lehrblätz Laufental – Vom schwierigen Weg der direkten Demokratie. Werd Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-85932-105-6.

Einzelnachweise

  1. Anna C. Fridrich: Laufen (Bezirk). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. März 2019, abgerufen am 13. Juni 2023.
  2. François Kohler: Berner Jura. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. August 2019, abgerufen am 13. Juni 2023.
  3. Christian Jecker: Vom Musterfall zum Skandal. In: Lehrblätz Laufental. S. 31.
  4. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE A 3.1.3180.
  5. 1 2 3 4 Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE A 3.1.3192a.
  6. Kiki Lutz: Bezirkskommission Laufental. In: Lexikon des Jura. Société jurassienne d’émulation, 7. Oktober 2015, abgerufen am 13. Juni 2023.
  7. Vor dem letzten Gemeindeplebiszit im Jura. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Oktober 1975, S. 34, abgerufen am 13. Juni 2023.
  8. Roggenbourg a opté pour Berne. In: Journal du Jura. 20. Oktober 1975, S. 13, abgerufen am 13. Juni 2023 (französisch).
  9. Thomas Fleiner: Das Selbstbestimmungsverfahren zwischen 1980 und 1993. In: Lehrblätz Laufental. S. 64–66.
  10. Oeschger: Vom Bär zum Siebedupf (Teil 1), S. 66–68.
  11. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE A 3.4.217.
  12. 1 2 3 4 5 6 7 Staatsarchiv BL, VR 3003 03.13.
  13. 1 2 Erläuterungen zu den Volksabstimmungen über die Annahme des Laufentals. Landeskanzlei Basel-Landschaft, August 1983.
  14. «Das Laufental ist uns willkommen». In: Der Bund. 3. Mai 1983, S. 1, abgerufen am 13. Juni 2023.
  15. Kiki Lutz: Laufentalvertrag. In: Lexikon des Jura. Société jurassienne d’émulation, 3. Dezember 2015, abgerufen am 13. Juni 2023.
  16. Das Laufental bleibt beim Kanton Bern. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. September 1983, S. 13, abgerufen am 13. Juni 2023.
  17. 1 2 3 4 5 6 Ruedi Epple: Abstimmen im Baselbiet – Eidgenössische und kantonale Abstimmungen im Kanton Basel-Landschaft 1832 bis 2017.
  18. Laufental-Frage soll neu entschieden werden. In: Neue Zürcher Zeitung. 20. Dezember 1988, S. 17, abgerufen am 13. Juni 2023.
  19. Knapper Laufentaler Entscheid für Baselland. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. November 1989, S. 17, abgerufen am 13. Juni 2023.
  20. Mit politischen gegen juristische Argumente. In: Der Bund. 6. Februar 1990, S. 19, abgerufen am 13. Juni 2023.
  21. Bundesgerichtsentscheid akzeptiert, wenn auch mit Murren. In: Der Bund. 26. Juni 1991, S. 25, abgerufen am 13. Juni 2023.
  22. Das Laufental zum Baselbiet: Deutliche Mehrheit für Kantonswechsel. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. September 1991, S. 17, abgerufen am 13. Juni 2023.
  23. Kiki Lutz: Laufental, Kantonswechsel. In: Lexikon des Jura. Société jurassienne d’émulation, 3. Dezember 2015, abgerufen am 13. Juni 2023.
  24. Dossier: Kantonswechsel des Laufentals. In: Année politique suisse. Universität Bern, 20. September 1993, abgerufen am 13. Juni 2023.
  25. 1 2 Brigitte Menzi: Nach dem Jura nun das Laufental: Der Kanton Bern schrumpft weiter. In: Handbuch der eidgenössischen Volksabstimmungen 1848–2007. (swissvotes.ch [PDF; 67 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  26. Oeschger: Vom Bär zum Siebedupf (Teil 2), S. 95–96.
  27. Vorlage Nr. 395. In: Chronologie Volksabstimmungen. Bundeskanzlei, 2021, abgerufen am 13. Juni 2023.
  28. Vorlage Nr. 395 – Resultate in den Kantonen. In: Chronologie Volksabstimmungen. Bundeskanzlei, 2021, abgerufen am 13. Juni 2023.
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