Lenderscheid
Gemeinde Frielendorf
Koordinaten: 50° 58′ N,  22′ O
Höhe: 330 m
Fläche: 4,05 km²
Einwohner: 452 (31. Dez. 2017) HW+NW
Bevölkerungsdichte: 112 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34621
Vorwahl: 05684

Lenderscheid ist ein Ortsteil der Gemeinde Frielendorf im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geschichte

Der Ort ist bekannt als Schlagplatz für Quarzit-Werkzeuge aus der Zeit des Paläolithikums bis zum Neolithikum.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lenderscheid erfolgte unter dem Namen Lenterscheit im Jahr 1179. Lenderscheid gehörte wie viele weitere Ansiedlungen dieser Region im 12. Jahrhundert als Wirtschaftshof zum Prämonstratenserstift Spieskappel. Prägend wurde später der Einfluss der Familien von Gilsa und Baumbach, die Hof und Dorf nacheinander zu Lehen übernahmen.

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen schloss sich am 15. September 1968 Lenderscheid mit Lanertshausen zur neuen Gemeinde Lenderscheid zusammen. Zum 1. Juli 1970 wurde die Gemeinde Siebertshausen auf freiwilliger Basis nach Lenderscheid eingemeindet. Lenderscheid wurde am 31. Dezember 1971, ebenfalls freiwillig, in die Gemeinde Frielendorf eingegliedert. Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Frielendorf wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lenderscheid 432 Einwohner. Darunter waren 6 (1,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 165 zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 64 und 84 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 180 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 120 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1585:42 Hausgesesse
 1681:28 Hausgesesse, 5 Ausschuss (zusammen mit Großropperhausen)
 1783:64 Haushalte, 309 Menschen
Lenderscheid: Einwohnerzahlen von 1783 bis 2017
Jahr  Einwohner
1783
 
309
1800
 
?
1834
 
415
1840
 
447
1846
 
406
1852
 
393
1858
 
354
1864
 
358
1871
 
340
1875
 
322
1885
 
344
1895
 
342
1905
 
335
1910
 
341
1925
 
349
1939
 
334
1946
 
530
1950
 
488
1956
 
429
1961
 
418
1967
 
442
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
432
2017
 
452
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Frielendorf, Zensus 2011

Historische Erwerbstätigkeit

 1783:zwei Schmiede, ein Schneider, ein Leineweber, zwei Maurer, drei Branntweinschenken, ein Müller, ein Schreiner, ein Brauer, ein Schuhmacher, ein Musikant, ein Handelsjude, ein Lohnschäfer, ein Tagelöhner.
 1838Familien: 323 Ackerbau, 14 Gewerbe, 36 Tagelöhner
 1961Erwerbspersonen: 107 Land- und Forstwirtschaft, 67 produzierendes Gewerbe, 15 Handel und Verkehr, 14 Dienstleistungen und Sonstiges

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1861:393 evangelisch-reformierte, ein evangelisch-lutherischer, zwei katholische Einwohner.
 1885:343 evangelische (= 100 %) Einwohner
 1961:376 evangelische (= 89,95 %), 40 katholische (= 9,47 %) Einwohner

Religion

Die beiden evangelisch-reformierten Gemeinden Lenderscheid und Großropperhausen bilden ein Kirchspiel. Zur Kirchengemeinde Lenderscheid gehören auch die beiden Ortsteile Lanertshausen und Siebertshausen.

Politik

Für Lenderscheid besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lenderscheid) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Lenderscheid 61,4 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Wir für Lenderscheid“ an. Der Ortsbeirat wählte Jürgen Wettlaufer zum Ortsvorsteher.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die evangelische Kirche in Lenderscheid wurde in den Jahren 1735 bis 1740 im barocken Baustil mit einem Mansarddach und einem zweistufigen, oktogonalen Dachreiter errichtet. Die Kanzel stammt aus der Bauzeit der Kirche. Das Gestühl im Langhaus und auf den Emporen wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts erneuert. Der Orgelprospekt stammt aus dem Jahr 1787 und befindet sich zentral über der dreiseitig umlaufenden Empore. Man betritt die Kirche durch das Portal im Westen, ein weiteres Portal an der Nordseite ist zugemauert. Auf der Südostseite führt ein Treppenzugang zur mit deren Wappen geschmückten Patronatsloge der Familie von Baumbach. Im Glockenstuhl befinden sich drei, auf 1965 datierte Glocken. Sie haben die Töne d", f" und g" und wurden gemeinsam mit den vier Großropperhäuser Glocken von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn gegossen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche befindet sich das Herrenhaus des heute nicht mehr bewirtschafteten ehemals baumbachschen Hofguts.

Für die Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Lenderscheid.

Vereine und Gruppen

  • Burschenschaft (Kirmesburschen)
  • Damensingkreis
  • Freiwillige Feuerwehr
  • Heimat- und Verkehrsverein
  • Jagdgenossenschaft
  • Posaunenchor
  • Sportverein 1974 Grün/Weiß Lenderscheid
  • Dartverein "Schäle Fittche"

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Kirmes (alle 2 Jahre im Juli)
  • Aufstellung des Maibaums (jährlich am 1. Mai)

Öffentliche Einrichtungen

  • Kindergarten
  • Fußballplatz
  • Hessenhaus

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Ludwig (I.) von Baumbach zu Lenderscheid (1710–1769), Begründer der Linie Lenderscheid der Familie von Baumbach
  • Wilhelm Ludwig (II.) von Baumbach zu Lenderscheid (1741–1808), Kurhessischer Staatsminister, Abgeordneter der Reichsstände des Königreichs Westphalen
  • Kurt Lotz (1912–2005), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Brown, Boveri und Cie. AG (BBC), später der Volkswagenwerk AG und des WWF (World Wild Fund for Nature) in Deutschland

Literatur

Commons: Lenderscheid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Lenderscheid, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. 1 2 Zahlen und Fakten. In: Internetauftritt. Gemeinde Frielendorf, archiviert vom Original am 23. März 2018.
  3. Ortsteile. Gemeinde Frielendorf, abgerufen im April 2023.
  4. Eingliederung der Gemeinden Siedertshausen in die Gemeinde Lenderscheid, Landkreis Ziegenhain vom 26. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 28, S. 1406, Punkt 1359 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,7 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 412.
  6. 1 2 Hauptsatzung. (PDF; 91 kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Frielendorf, abgerufen im März 2023.
  7. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 88, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
  8. Willkommen in der Kirchengemeinde Großropperhausen - Lenderscheid. (Nicht mehr online verfügbar.) Evangelischer Kirchenkreis Ziegenhain, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 13. Oktober 2013.
  9. Ortsbeiratswahl Lenderscheid. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im März 2023.
  10. Ortsbeirat Lenderscheid. In: Webauftritt. SPD Frielendorf, abgerufen im Mai 2023.
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