Liverpool Cathedral ist die im 20. Jahrhundert erbaute Kathedrale der anglikanischen Diözese Liverpool. Sie ist eine der letzten Großkirchen, die im Stil der Neogotik errichtet wurden. Die Kirche, deren offizieller Name Cathedral Church of Christ in Liverpool lautet, ist Jesus Christus dem Auferstandenen (Risen Christ) geweiht.
Geschichte
Die Church of England schuf schon im Jahre 1880 eine eigene Diözese für die rasch wachsende Hafenstadt. Es fehlte aber zunächst an einem adäquat repräsentativen Kirchenbau. Als Ergebnis eines Wettbewerbs, an dem unter anderem auch Charles Rennie Mackintosh teilnahm, wurde 1903 das Projekt des damals erst 23-jährigen (und noch dazu katholischen) Studenten Giles Gilbert Scott prämiert. Der aus einer renommierten Architektenfamilie stammende Scott, später bekannt durch seine Battersea Power Station und durch das Design der roten britischen Telefonzellen, blieb sein Leben lang mit dem Kirchenbau in Liverpool verbunden. Im Laufe der Zeit reduzierte er den neugotischen Charakter des Baus, bemühte sich um eine zeitgemäßere Form der Monumentalität und nahm sogar Elemente aus dem Entwurf Mackintoshs in seine Planung auf.
Die Grundsteinlegung für die auf dem St. James’ Mount im Zentrum der Stadt gelegene Kathedrale erfolgte 1904, der Baufortschritt ging zunächst relativ langsam vonstatten. Im Jahr 1924 konnte das Gotteshaus geweiht werden, den Gläubigen stand allerdings nur ein Teil des Querschiffs zur Verfügung und regelmäßige Gottesdienste wurden erst ab 1940 abgehalten. Der ca. 100 Meter hohe wahrzeichenhafte Vierungsturm wurde als Laternenturm konzipiert und im Jahr 1942 fertiggestellt; das Hauptschiff wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Etappen benutzbar, der Abschluss der Bauarbeiten erfolgte erst im Jahr 1978.
Im Juni 1991 erfolgte in der Kathedrale mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra die Aufführung des von Paul McCartney, der als Kind dort nach einem Vorsingen als Chorknabe abgelehnt worden war, und Carl Davis komponierten Werks Liverpool Oratorio, das im selben Jahr mit dem Album Paul McCartney’s Liverpool Oratorio veröffentlicht wurde.
Orgel
Die Kathedralorgel wurde ursprünglich im Jahr 1926 vom Sohn von Henry Willis errichtet. Mit insgesamt 150 Registern (10.268 Pfeifen), die sich auf fünf Manuale und Pedal verteilen, ist es die größte Orgel Großbritanniens. 1977 erfolgten umfassende Restaurierungsarbeiten durch die Firma Harrison & Harrison.
Im Jahr 1998 erfolgte die Erweiterung um das Register Trompette Militaire 8′ im Bombardwerk. Dieses Hochdruck-Zungenregister gibt es außerdem noch in der Kathedrale von Exeter sowie in St. Paul’s in London, und es wird nur zu besonderen Anlässen verwendet.
Die Orgel ist aufgeteilt in jeweils zwei Gehäuse im Altarraum. Spielbar ist das Instrument von zwei Spieltischen, wobei einer mobil im Kirchenraum steht.
Die Disposition lautet folgendermaßen:
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Besonderheiten
Alle Pfeifen des Bombardwerkes stehen auf einem besonders hohen Winddruck. Die Register Tuba Magna sowie Trompette Militaire werden sogar mit 50" Wassersäule (1270 mmWs) angeblasen. Damit übertreffen sie auch das Westwerk der Kölner Domorgel. Die Tuba Magna gilt damit als eines der lautesten Orgelregister der Welt.
Architektur
Der apsislose Bau orientiert sich mit seinem kreuzförmigen Grundriss und seiner Dreischiffigkeit an der mittelalterlichen Kathedralarchitektur Englands, wobei insgesamt Formen des Decorated Style dominieren.
Literatur
- Vere Egerton Cotton: The Book of Liverpool Cathedral, Liverpool 1964
- Paul Smets: Orgel-Monographien 7 – Die Orgel der Christus-Kathedrale zu Liverpool. Rheingold-Verlag, Mainz 1945.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul McCartney: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 202–209 (Ghosts of the Past Left Behind).
Koordinaten: 53° 23′ 51″ N, 2° 58′ 24″ W