MV Agusta

MV Agusta 350 Sechszylinder (1969)
Hersteller MV Agusta
Produktionszeitraum 1968 bis 1971
Klasse Rennmotorrad
Motordaten
Viertaktmotor, luftgekühlter Sechszylindermotor, DOHC mit vier im Kopf hängenden Ventilen über Tassenstößel betätigt, Ölsumpfschmierung, sechs Dell’Orto-Vergaser mit 19 mm Durchmesser, Magnetzündung
Hubraum (cm³) 348,8
Leistung (kW/PS) 53 (72) bei 16.000 min−1 (1969)
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 250 (1969)
Getriebe 7-Gang-Getriebe
Antrieb Kette
Bremsen vorne: Doppelduplex-Trommelbremse 240 mm / hinten: 230 mm Trommelbremse
Radstand (mm) 1.360
Leergewicht (kg) 125

Die MV Agusta 350 Sechszylinder (1968–1971) oder auch MV Agusta Sei (ital. Sechs) war ein Rennmotorrad des italienischen Herstellers MV Agusta, das für die Klasse bis 350 cm³ Hubraum der FIM-Motorrad-Weltmeisterschaft entwickelt und gebaut, aber nie im Rennen eingesetzt wurde. Mike Hailwood fuhr dieses Motorrad im Training von Monza (1968), Giacomo Agostini testete es zuletzt beim Training in Modena (1971).

Vorgängermodelle (1957 bis 1958)

350 cm³

Nachdem Moto Guzzi 1956 in Imola in der Moto Guzzi V8 einen V8-Motor im Rennen einsetzte, beauftragte Conte Domenico Agusta seine Rennabteilung „Reparto Corse“, einen Sechszylindermotor zu entwickeln, der höhere Drehzahlen erreichen und dadurch mehr Leistung abgeben könnte als der bewährte Vierzylinder. 1957 wurde der erste Sechszylinder mit 350 cm³ von MV Agusta einmalig nur im Training zum Großen Preis der Nationen in Monza durch Nello Pagani eingesetzt. Das Doppelnockenwellen-Triebwerk (der Stirnradantrieb befand sich zwischen Zylinder 3 und 4) hatte zwei Ventile je Zylinder. Die Bohrung betrug 44 mm, der Hub 38,25 mm (daraus ergab sich für die einzelnen Zylinder ein Hubraum von je von 58,13 cm³). Sechs Dell’Orto-Vergaser versorgten die Zylinder mit Gemisch, gezündet wurde mit einer Lucas-Magnetzündung. Nachdem sich Moto Guzzi, Gilera und F.B Mondial Ende 1957 vom Rennsport zurückzogen, wurde das Projekt 350 Sei eingestellt.

500 cm³

Ende 1957 testeten John Hartle und John Surtees eine Sei mit 500 cm³ Hubraum. Nach wenigen Runden beim ersten Einsatz während des Rennens in Monza (1958) fiel die 500er von John Hartle mit Motorschaden aus. Danach wurde dieses Motorrad nicht wieder eingesetzt, da die Vierzylinder von MV standfester waren. Der Motor hatte einen Hubraum von 499,2 cm³, eine Bohrung von 48 mm und einen Hub von 46 mm. Von sechs 26-mm-Dell’Orto-Vergasern mit Gemisch versorgt soll die Maschine eine Leistung von 75 PS bei einer Drehzahl von 15.000 min−1 erreicht haben. Das einzig erhaltene Modell steht heute im MV-Agusta-Werksmuseum.

350-cm³-Sechszylinder (1968 bis 1971)

Obwohl die FIM die Zylinderzahl für die verschiedenen Hubraumklassen für die Zukunft beschränkt hatte, entwickelte MV Agusta auf der Basis der alten 350er von 1957 eine neue Sechszylinder, mit vier Ventilen je Zylinder. Vorbild dieser Weiterentwicklung war das Erfolgsmodell von Honda, die RC166. Eine 350-cm³-Sechszylinder setzte Mike Hailwood 1968 erstmals im Training von Monza ein und unterbot auf Anhieb den bestehenden Rundenrekord. Teaminterne Auseinandersetzungen um die Fahrerposition veranlassten Hailwood, die Maschine dann doch nicht im Rennen einzusetzen. Erst 1969 testete Agostini die 350er in Modena erneut. Ein letzter Test im Training – der Motor hatte nun die Bohrung 46 mm und einen Hub von 35 mm – fand 1971 statt. Einen Renneinsatz hatte dieses Motorrad jedoch nie.

Verweise

Literatur

  • Mario Colombo, Roberto Patrignani: MV Agusta. Motorbuch Verlag. Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01416-5.
  • Siegfried Rauch: Berühmte Rennmotorräder. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-87943-590-1
  • Christian Spahn: MV Agusta. Technik und Geschichte der Rennmotorräder. 1. Auflage. Serag-Verlag, 1986, ISBN 3-908007-13-1

Einzelnachweise

  1. Technische Daten nach: Colombo, Patrignani: MV Agusta. 2000, S. 249
  2. 1 2 MV Agusta Club.de (abgerufen am 30. September 2011)
  3. Spahn: MV Agusta. 1986, S. 261 ff.
  4. Siegfried Rauch, S. 160
  5. MV Agusta Werksmuseum: 350 6 cilindri Bialbero (Memento des Originals vom 3. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 9. Oktober 2011; PDF; 651 kB)
  6. Spahn: MV Agusta. 1986, S. 264
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