Matthias Laarmann (* 23. Februar 1964 in Lünen a. d. Lippe) ist ein deutscher Gymnasiallehrer und Privatdozent, römisch-katholischer Theologe, Philosophiehistoriker sowie Altphilologe mit starker Berücksichtigung der mittel- und neulateinischen Epochen.

Jugend

Matthias Laarmann besuchte von 1970 bis 1974 die Katholische Gottfriedschule in Lünen-Wethmar und absolvierte 1983 (mit den Leistungskursen Latein und Deutsch) das Abitur am Städtischen Gymnasium Lünen-Altlünen.

Von Juli 1983 bis September 1984 leistete er seinen Grundwehrdienst in Seeth und Wentorf ab.

Studium, Assistentenzeit und Promotion

Vom Wintersemester 1984/85 bis zur Ablegung des 1. Staatsexamens im November 1991 studierte Matthias Laarmann an der Ruhr-Universität Bochum die Fächer Katholische Theologie und Klassische Altertumswissenschaften (mit dem Schwerpunkt Latinistik) sowie ab dem Sommersemester 1985 Philosophie, seit April 1988 als Stipendiat des Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk. Prägende akademische Lehrer waren in der Theologie Gisbert Kaufmann, Hermann-Josef Pottmeyer, Alexander Sand und ganz besonders Ludwig Hödl, sein späterer Doktorvater; in den Klassischen Altertumswissenschaften Reinhold F. Glei, Alexander Kleinlogel und besonders Gerhard Binder und Siegmar Döpp, in der Philosophie Carl-Friedrich Geyer, Ulrich Dierse, Walter Jaeschke, Otto Pöggeler, Richard Schaeffler und besonders Günter Gawlick und Theo Kobusch; ferner der Arabist Gerhard Endreß, der Kunsthistoriker Max Imdahl sowie der Historiker Ferdinand Seibt.

Von Januar 1984 bis Februar 1989 arbeitete Matthias Laarmann als Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Philosophische Propädeutik der Katholischen Theologie (Theo Kobusch). Vom Sommer 1988 bis Sommer 1989 erledigte er Redaktionsarbeiten auf Werkvertragsbasis für das Historische Wörterbuch der Philosophie (Akademie der Wissenschaften zu Mainz) und die Fontes Christiani (Ruhr-Universität Bochum). Von Januar 1992 bis August 1994 folgte für Laarmann eine Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophisch-Theologische Grenzfragen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (Theo Kobusch), von September 1994 bis Januar 1997 ebendort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für katholische Dogmatik und Dogmengeschichte (Wendelin Knoch).

Am 2. Juli 1997 erfolgte die Promotion zum Dr. theol. Die Dissertation behandelt umfangreich die pluralen Gottesbeweismethoden der mittelalterlichen Scholastik vor dem Hintergrund der Spezialansichten des Heinrich von Gent (* 1293), nach dem Gott bereits das Ersterkannte (primum cognitum) des menschlichen Intellekts sei. Erstgutachter und Promotor des Dissertation war Ludwig Hödl und Zweitgutachter Wendelin Knoch. Aus einem Exkurs dieser Dissertation entwickelte sich eine internationale Diskussion über die mittelalterlich-scholastische Interpretation der augustinischen Abditum-mentis-Theorie.

Schuldienst, Wissenschaft und Ehrenamt

Den Vorbereitungsdienst (Referendariat) des Landes Nordrhein-Westfalen für das Lehramt für die Sekundarstufe II leistete Laarmann vom Februar 1997 bis 1998 beim Studienseminar Hamm/Westf., wo er maßgebliche pädagogische und fachdidaktische Impulse von seinem Latein-Fachleiter Armin Schilowsky erhielt; Ausbildungsschule war das Bischöfliche Gymnasium St. Christophorus Werne a.d.L. Im November 1998 legte Laarmann an der Ruhr-Universität Bochum zusätzlich das 1. Staatsexamen (Erweiterungsprüfung) im Fach Philosophie ab. Seit August 1998 wirkt Laarmann als Lehrer für die Fächer katholische Religionslehre, Latein und Philosophie an mehreren Gymnasien des Regierungsbezirks Arnsberg, so von August 1998 bis Januar 2004 am Clara-Schumann-Gymnasium Holzwickede, von Februar 2004 bis November 2009 am Geschwister-Scholl-Gymnasium Unna, als Studiendirektor von November 2009 bis Februar 2013 am Gymnasium Hammonense (Hamm/Westf.), vom März 2013 bis Juli 2014 am Walram-Gymnasium Menden/Sauerland [Auflösung dieser Schule zum 31. Juli 2015], seit August 2014 am Immanuel-Kant-Gymnasium Dortmund-Asseln.

Matthias Laarmann bemüht sich sehr um die Förderung der Alten Sprachen innerhalb und außerhalb der Schule, d. h. fachwissenschaftlich, fachdidaktisch und fachorganisatorisch.

Vom Wintersemester 2004/2005 bis zum Wintersemester 2009/2010 erhielt er Lehraufträge für lateinische Literatur des Mittelalters und der Neuzeit und ihre Didaktik am Lehrstuhl für Mittellateinische Philologie an der Universität Münster (Christel Meier-Staubach). Seit August 2015 koordiniert Laarmann die Lateinlehrerfortbildung beim (von den NRW-[Erz-]Bistümern [Aachen, Essen, Münster, Köln, Paderborn] getragenen) Institut für Lehrerfortbildung (IfL), Essen/Ruhr.

Von April 2002 bis Dezember 2006 war Laarmann Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg in der Gutachterkommission NRW des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, Sekundarstufe I – Latein. Vom Februar 2020 bis Mai 2022 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Ausstellung „Latein. Tot oder lebendig!?“ (Mai 2022 bis Jan. 2023) des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Kloster Dalheim, Museum für Klosterkultur.

Seit März 2015 ist Matthias Laarmann Vorsitzender des Vereins zur Förderung des altsprachlichen Unterrichts Dortmund e. V. (VFAU). Im März 2018 wählte man Laarmann zum Sprecher der ArbeitsGemeinschaft Alte Sprachen (AGAS) – Vereinigung aller Fördervereine für Alte Sprachen in NRW. Seit September 2019 ist Matthias Laarmann stellvertretender Landesvorsitzender (Landesteil Westfalen) des Deutschen Altphilologenverbands – Landesverband Nordrhein-Westfalen (DAV-NRW) und bildet seit Februar 2020 zusammen mit Johannes Maximilian Nießen die Hauptredaktion des (Online-)Landesverbandsblattes Latein und Griechisch in NRW.

All diese altsprachlichen Aktivitäten Laarmanns sind von Anfang an begleitet von theologie- und philosophiehistorischen Studien, oft begriffsgeschichtlicher Art. So ist Laarmann seit April 2012 zum Associated Research Fellow am Titus-Brandsma-Institut für Geschichte der christlichen Spiritualität und Mystik, Katholische Radboud-Universität Nimwegen/NL, ernannt worden. Im Rahmen einer kritischen Edition der gegen Luthers De servo arbitrio (1525) gerichteten Schriften Hyperaspistes I (1526) und Hyperaspites II (1527) des Erasmus von Rotterdam ist Laarmann seit Dezember 2020 assoziierter Mitarbeiter/Editor bei den Erasmi Opera omnia, koordiniert vom Huygens Instituut voor Nederlandse Geschiedenis (Huygens ING) der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen (KNAW).

Am 19. Januar 2022 habilitierte sich Laarmann im Fach Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn. Titel seiner Habilitationsschrift: Jacopo Sannazaro, De partu Virginis (1526). Text und Kontexte poetischer Mariologie im Neapel der Renaissance; Gutachter waren Benjamin Dahlke und Peter Schallenberg. Nach seiner Antrittsvorlesung Von der Notwendigkeit eines präzisen Gedächtnisses. Theologische Lexikographie als Thema der Dogmengeschichte wurde Laarmann am 16. November 2022 zum Privatdozenten ernannt.

Matthias Laarmann stellt sich auch innerkirchlichen Gremien zur Verfügung. So war er von November 2001 bis November 2009 Mitglied im Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Gottfried Lünen-Wethmar, wobei er intensiv mit Pfr. Monsignore Marian Szalecki kooperierte. Von 2005 bis Februar 2023 arbeitete er im Vorstand der Kolpingsfamilie Lünen-Wethmar bzw. Lünen-Alt mit. Im Zuge der Gemeindefusionen im Bistum Münster war er Mitglied der Steuergruppe „Gemeindefusion“ der Kirchengemeinde St. Marien Lünen, dem sich von November 2009 bis November 2012 eine Tätigkeit im Verwaltungsausschuss der Großpfarrei St. Marien Lünen anschloss. Ab November 2018 ist Matthias Laarmann im Pfarreirat St. Marien Lünen tätig, seit September 2020 als Mitglied des Pfarreiratsvorstandes, seit Dezember 2020 als Pfarreiratsvorsitzender. Zudem wurde Laarmann im Mai 2021 zum Vorsitzenden des Kreisdekanatsvorstandes des Kreisdekanats Coesfeld und zum Mitglied im Diözesankomitee der Katholiken (DKK) im Bistum Münster gewählt.

Als überzeugter Ehrenamtler versucht Matthias Laarmann auch, sich in die Zivilgesellschaft einzubringen. Seit April 2002 Vorsitzender der „Römerfreunde Bergkamen“ / „Classis Augusta Drusiana“, war Laarmann bis 2018 Akteur in der am Stadtmuseum Bergkamen und Römerpark Bergkamen angesiedelten Reenactment-Szene; für das überregional beachtete Engagement der „Römerfreunde Bergkamen“ und besondere Verdienste um die Stadt Bergkamen erhielt er am 29. November 2013 aus den Händen von Roland Schäfer die Silbermedaille und Ehrennadel der Stadt Bergkamen. Laarmann ist des Weiteren der Initiativgründer und bis jetzt stellvertretender Vorsitzender des am 1. Februar 2007 gegründeten Fördervereins Theater Lünen e. V. Auf ihn geht das seit 2008 ausgeführte Jugendtheaterfestival Junges Theater Lünen zurück. Von September 2009 bis August 2013 hatte Laarmann kommunalpolitische Mandate als Ratsherr der Stadt Lünen und Kreistagsabgeordneter im Kreistag Unna inne. Seit 2016 ist Laarmann auch stellvertretender Vorsitzender der Stadtverbandes Lünen der (überparteilichen) Europa-Union Deutschland. Am 27. Februar 2023 wurde Matthias Laarmann von dem Ausschuss „Maßregelvollzug“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für die Dauer der Planungs- und Vorbereitungsphase einer Maßregelvollzugseinrichtung in Lünen zum Mitglied des Beirats ernannt.

Privates

Matthias Laarmann ist seit 1991 verheiratet und Vater zweier Söhne (* 1995, * 1998) und einer Tochter (* 2002).

Publikationen (Auswahl)

  • Deus, primum cognitum. Die Lehre von Gott als dem Ersterkannten des menschlichen Intellekts bei Heinrich von Gent († 1293) (= Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters, N. F. 52). Aschendorff, Münster 1999 (XII, 528 Seiten) [Diss. theol. Bochum 1997].
  • Transsubstantiation. Begriffsgeschichtliche Materialien und bibliographische Notizen. In: Archiv für Begriffsgeschichte 41 (1999), S. 119–150 (JSTOR).
  • Jos Decorte: Eine kurze Geschichte der mittelalterlichen Philosophie [Waarheit als weg. Beknopte geschiedenis van de middeleeuwse wijsbegeerte. Kapellen/ Kampen (NL) 1992 (335 S.)]. Ins Dtsch. übers. und mit einem kommentierten bibliogr. Anhang versehen v. Inigo Bocken und Matthias Laarmann (UTB 2439). Schöningh, Paderborn 2006 (352 Seiten).
  • Seneca and Senecae. Seneca the Philosopher [Überblick zur Rezeptionsgeschichte der Philosophie Senecas von der Antike bis ins 21. Jahrhundert]. In: Gregor Damschen, Andreas Heil (Hrsg.): Brill’s Companion to Seneca. Philosopher and Dramatist (Brill’s Companions in Classical Studies). Brill, Leiden 2014, S. 53–71.
  • mit Benjamin Dahlke: Latein als Wissenschaftssprache katholischer Dogmatik im 19. und 20. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte 23 (2016), Heft 2, S. 155–191.
  • Psalmen, Vergil und Ovid. Protestantische lateinische Bibeldichtung des Helius Eobanus Hessus (1488–1540) im Chorgestühl der katholischen Pfarrkirche St. Marien Lünen-Altlünen. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 107 (2016), S. 71–99.
  • mit Benjamin Dahlke: Hans Blumenbergs Studienjahre. Schlaglichter auf Orte, Institutionen und Personen. In: Theologie und Glaube 107 (2017), S. 338–353.
  • Plato amicus, sed Aristoteles quandoque magis amicus? Das aristotelische Höhlengleichnis bei Cicero, De natura deorum 2,95f. In: Der Altsprachliche Unterricht 61 (2018), Heft 1 [Themenheft „Plato Romanus“], S. 19–23; Internet-Textmaterial: M2: Vergleichsaspekte zu Platons Höhlengleichnis; M3: ImitationPlagiatZitat in der Antike; M4: Ulrich von Straßburg, Summa de summo bono 1,1,3.
  • Jesuitische didaktische Poesie als Opposition zur Tierautomaten-Theorie Descartes’. Christliche Tierschutzethik im Praedium Rusticum des Jacques Vanière SJ (1664–1739) [Vortrag bei: Kirstin Zeyer (Ltg.): Aufgabe und Bedeutung einer Gemeinschaft der Geschöpfe im Anschluss an Laudato Si’. Symposion des Titus Brandsma Instituut, Nijmwegen; Huize Wylerberg, 28. Mai 2016]. In: Coincidentia. Zeitschrift für europäische Geistesgeschichte 9 (2018), Heft 2 [Themenheft „Die Frage des Tieres“], S. 289–331.
  • Hans Blumenberg: Untersuchungen zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie [Diss. phil. masch. Kiel 1947]. Hrsg. [und mit einem Verzeichnis der zitierten Referenzliteratur, einem editorischen Nachwort und einem Namenregister versehen; S. 206–232] von Benjamin Dahlke und Matthias Laarmann. Suhrkamp, Berlin 2020 [232 Seiten; erschienen am 22. Juni 2020 zum 100. Geburtstag H. Blumenbergs am 13. Juli 2020].
  • Jacopo Sannazaro, De partu Virginis (1526). Text und Kontexte poetischer Mariologie im Neapel der Renaissance. Habilitationsschrift Theologische Fakultät Paderborn 2021 (2 Teilbände; 266, 300* Seiten).

Einzelnachweise

  1. https://www.gymnasium-altluenen.de/
  2. Latein und Griechisch in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Altphilologenverband, LV Nordrhein-Westfalen.
  3. Diözesankomitee der Katholiken. Katholische Kirche, Bistum Münster.
  4. https://www.stadtmuseum-bergkamen.de/
  5. https://www.roemerpark-bergkamen.de/
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