Mauer-Orgel im Händel-Haus zu Halle
Allgemeines
Ort Händel-Haus zu Halle
Orgelerbauer Johann Gottlieb Mauer
Baujahr 1769/70
Letzte(r) Umbau/Restaurierung vor 2003
Epoche Spätbarock
Orgellandschaft Sachsen-Anhalt
Technische Daten
Anzahl der Register 12
Anzahl der Pfeifenreihen 17
Anzahl der Manuale 1
Tontraktur Mechanisch
Registertraktur Mechanisch

Die Orgel im Händel-Haus zu Halle (Saale) ist eines der wichtigsten Exponate der Musikinstrumentensammlung des Museums. Sie stammt aus dem Jahr 1770 und wurde vom Orgelbauer Johann Gottlieb Mauer ursprünglich für die Dorfkirche in Tegkwitz angefertigt. Nach einer Zwischenstation in Leipzig ist sie seit 2003 im Händel-Haus aufgestellt.

Geschichte

Tegkwitz

Die spätbarocke Kirchenorgel wurde 1769/1770 für die evangelische Dorfkirche St. Marien in Tegkwitz bei Altenburg von Johann Gottlieb Mauer angefertigt. Erste Gespräche über einen Orgelneubau fanden 1768 statt. Das Instrument sollte 340 Reichstaler kosten. Es hatte ursprünglich 11 Register mit einem Manual und Pedal. Am 17. Oktober 1770 wurde die Orgel vom Altenburger Hoforganisten Johann Ludwig Krebs geprüft und für gut befunden.

Bis 1812 wurden zwei weitere Register ergänzt, wie ein Kostenanschlag von 1812 belegt, nämlich eine Vox humana 8′ und ein Posaunbaß 16′. Weitere Umbauten auch klanglicher Natur wurden um 1816 durch die Stadtrodaer Orgelbauerfamilie Poppe durchgeführt. Die Altenburger Firma Heinrich Hegermann nahm ca. 1913 einen Austausch der Klaviatur vor. Außerdem erfolgten Dispositionsänderungen. Im Wendejahr 1917 des Ersten Weltkrieges mussten die Orgelpfeife aus Zinn der Rüstungsindustrie übergeben werden.

Leipzig

In den 1970er Jahren wurde die Orgel, die sich Jahrzehnte in einem schlechten Zustand befand, auf Initiative des Tegkwitzer Pfarrers Klaubert für 500 Mark verkauft. Sein Anliegen war es, die Kirchenorgel vor dem heranrückenden Braunkohlen-Tagebau zu schützen. In der Nathanaelkirche in Leipzig-Lindenau wurde sie bis zur Wende eingelagert.

Halle (Saale)

1993 erwarb das Händel-Haus die Mauer-Orgel. Der Leiter des Restaurierungsateliers Roland Hentzschel führte mit seinem Team von 1993 bis 1996 umfangreiche Arbeiten durch. Unterstützt wurde er durch die Orgelbauer Hartmut Schütz und Reinhard Schäbitz aus Dresden. Finanzielle Förderung erhielt das Händel-Haus von der Stadt Halle, dem Land Sachsen-Anhalt und der Bundesregierung. Nachträglich wurden in Tegkwitz die bis dato fehlende Balganlage und die Orgelbank gekauft.

Die Orgel mit der Inventarnummer MS-639 ist seit 2003 in einem Anbau des Händel-Hauses frei im Raum aufgestellt und zählt zu den wichtigsten und größten Exponaten der Musikinstrumentensammlung. Thematisch lässt sie sich neben die Orgelpositive einreihen.

Technische Daten

Die Mauer-Orgel hat einen vergleichsweise kleinen Umfang, ist aber 5,5 Meter hoch. Sie hat neun Register auf dem Manual und drei Register auf dem Pedal, was der ursprünglichen Disposition entspricht. Die Stimmtonhöhe a1 liegt bei 466 Hz (Chorton) bei 18 °C. Die Stimmung ist wohltemperiert nach Georg Andreas Sorge (1764).

Manual CD–c³
Grobgedact8′
Quintadhana8′
Principal4′
Gedacte Flaud4′
Quinta3′
Oktave2′
Sifflaud1′
Coned III
Mixtur IV1′ (C e g c¹)
Pedal CD–c¹
Sup Bass16′
Violong Bass8′
Posaun Bass16′

Literatur

  • Felix Friedrich, Vitus Froesch: Orgeln in Sachsen-Anhalt. Ein Reiseführer (= Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde. 268). Kamprad, Altenburg 2014, ISBN 978-3-930550-79-1, S. 72–75, 236.
  • Christiane Reiche: Historische Musikinstrumente im Händel-Haus. Führer durch die Ausstellungen. Händel-Haus, Halle an der Saale 2006, ISBN 3-910019-22-6, S. 78–80.
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