Max Studer (* 9. April 1865 in Dornach; † 9. März 1947 in Solothurn), seit 1902 in Solothurn heimatberechtigt, war ein Schweizer Jurist und Politiker (Freisinnig-Demokratische Partei).
Leben
Familie
Max Studer war der Sohn des Buchbinders Theodor Studer und dessen Ehefrau Susanna (geb. Kunz).
Seit 1905 war er mit Martha (geschiedener Zepfel; † 15. Februar 1944), der Tochter des Solothurner Bankiers Karl Vigier von Steinbrugg, verheiratet; gemeinsam hatten sie mehrere Kinder.
Der Grossvater seiner Ehefrau war der Jurist und Politiker Urs Viktor Vigier.
Werdegang
Nach dem Besuch des Gymnasiums immatrikulierte sich Max Studer 1885 zu einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Basel und promovierte 1889 zum Dr. jur.
Von 1889 bis 1892 war er, nach seiner Wahl durch den Kantonsrat, als Oberrichter tätig und war in dieser Zeit Präsident der Anklagekammer des Kanton Solothurn.
Er übernahm von 1892 bis 1896 als freisinniger Regierungsrat, in der Nachfolge von Albert Affolter, die Leitung des Justiz- und Polizeidepartements; in dieser Aufgabe entwarf er unter anderem ein neues Hausiergesetz für den Kanton Solothurn aus dem er 1896 ein neues Wirtschaftsgesetz entwickelte; 1896 wurde er Solothurner Landammann.
1896 erhielt er das Patent als solothurnischer Fürsprecher und Notar und war dann von 1897 bis 1898 Rechtskonsulent der Firma Maggi in Kemptthal, bevor er 1899 eine Anwalts- und Notariatskanzlei in Solothurn eröffnete, so vertrat er unter anderem 1902 die Einwohnergemeinde Solothurn gegen die Bürgergemeinde Solothurn in einem Verfahren vor dem Schiedsgericht.
Er war unter anderem im Verwaltungsrat der Solothurn-Münster-Bahn (auch Weissensteinbahn) (seit 1908 Direktionspräsident), der Solothurn-Schönbühl-Bahn (1911 Präsident des Verwaltungsrats), der Aare-Emmenkanal AG (heute AEK Energie), der Holderbank Financiére Glarus AG, der Papier- und Couvertfabrik Balsthal (heute Swiss Quality Paper), Präsident des Verwaltungsrats der Zement- und Kalkfabrik Robert Vigier AG (heute Vigier Ciment), und Präsident des Verwaltungsrats der Solothurner Handelsbank sowie Präsident des Verwaltungsrats der Papierfabrik Biberist (heute Papieri Biberist), deren Verwaltungsrat er seit 1911 angehörte.
Im September 1918 wurde er in die Expertenkommission entsandt, die den Entwurf eines Völkerbundvertrags formulierte.
1935 stand er dem Initiativkomitee vor, die sich für die Erstellung einer Seilbahn auf den Weissenstein einsetzte (siehe auch Sesselbahn Oberdorf–Weissenstein).
Max Studer wurde 1908 zum Kommandanten des Infanterieregiments 36, 1912 zum Kommandanten des Infanterieregiments 40, 1916 zum Oberst sowie zum Kommandanten der Landwehr-Infanteriebrigade 22 ernannt.
Politisches und berufliches Wirken
Max Studer führte die freisinnig-demokratische Partei der Stadt Solothurn.
Von 1900 bis 1917 war er im Einwohnergemeinderat Solothurn vertreten und von 1904 bis 1917 Kantonsrat, deren Vizepräsidentschaft er 1903 und 1904 sowie deren Präsidentschaft er 1906 ausübte; in dieser Zeit war er vom 7. Dezember 1908 bis 2. Dezember 1917 auch Nationalrat. Im Kantonsrat brachte er verschiedene Motionen ein, so unter anderem einen Entwurf zu einem Beamtenbesoldungsgesetz, den Vorschlag eines Beitritts zum Konkordat über die Befreiung von der Verpflichtung einer Sicherheitsleistung für Prozesskosten, eine Revision des Gemeindegesetzes, eine Revision des Kantonsratsreglements und die Einführung einer kantonalen Alters- und Invalidenversicherung, die vom Wahlvolk 1931 abgelehnt wurde.
1904 nahm er einem Kongress der Interparlamentarischen Union in St. Louis in den USA teil.
Er wurde 1912 in den Kreiseisenbahnrat gewählt und folgte damit dem verstorbenen Politiker Albert Brosi.
1915 war er Präsident der Rekurs- und Petitionskommission des Kantonsrats.
Er legte 1917 seine öffentlichen Ämter nieder, als er seine verschiedenen Anliegen in Eisenbahnfragen nicht durchsetzen konnte.
1939 legte er dem Regierungsrat verschiedene Entwürfe für eine neue Gerichtsorganisation, für eine neue Zivilprozessordnung, eine neue Strafprozessordnung und für ein Einführungsgesetz zum Schweizerischen Strafgesetzbuch vor.
Mitgliedschaften
Max Studer war Mitglied des Allgemeinen Schweizerischen Stenografenvereins.
1893 war er Vizepräsident des Organisationskomitees für das Eidgenössische Volks- und Militärmusikfest 1893 in Solothurn (siehe auch Eidgenössisches Musikfest).
Er war 1901 Präsident des Organisationskomitees für das Kantonalschützenfest 1901.
Er gehörte dem Historischen Verein des Kantons Solothurn an und er war Senior der Bibliothekskommission der Zentralbibliothek Solothurn.
Siehe auch
Literatur
- Beatrice Küng-Aerni: Max Studer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Max Studer. In: Neue Zürcher Zeitung vom 30. Dezember 1896. S. 2 (Digitalisat).
- Max Studer. In: Der Bund vom 9. April 1935. S. 3 (Digitalisat).
- Max Studer. In: Der Bund vom 12. März 1947. S. 3 (Digitalisat).
- Max Studer. In: Neue Zürcher Zeitung vom 12. März 1947. S. 2 (Digitalisat).
Weblinks
- Max Studer. In: Schweizerische Eliten im 20. Jahrhundert.
- Max Studer. In: Die Bundesversammlung — Das Schweizer Parlament.
- Max Studer. In: Portrait Archiv.
- Max Studer. In: Zentralbibliothek Zürich.
Einzelnachweise
- ↑ Der Bund 16. Februar 1944 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Andreas Fankhauser: Vigier von Steinbrugg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. Januar 2014, abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Flatt, Karl H.: Charles Studer-Schild (1908–1992). Zum Gedenken. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Band 65. 1992, abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 30. Mai 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 1. Juni 1889 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 2. Mai 1892 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 24. August 1895 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 5. November 1896 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 5. September 1896 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 23. Oktober 1902 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 21. Oktober 1905 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 9. Mai 1908 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 27. August 1907 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 5. Juni 1911 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 28. März 1928 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 16. Februar 1936 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Die bewegte Geschichte von Swiss Quality Paper seit 1883. In: Swiss Quality Paper. Abgerufen am 7. Februar 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 11. März 1947 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Vigier | Vigier Ciment. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 12. August 1925 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ HIAG Immobilien Schweiz AG Löwenstrasse 51: Geschichte. Abgerufen am 6. Februar 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Der Bund 25. September 1911 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Bieler Tagblatt 14. Februar 1919 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 7. März 1935 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 6. März 1908 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 12. Januar 1912 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten 26. Januar 1916 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 19. Januar 1903 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 4. Dezember 1904 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 1. Dezember 1905 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 5. Juli 1904 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 30. November 1906 Ausgabe 05 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 1. Dezember 1904 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 15. März 1906 Ausgabe 05 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 16. November 1907 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Der Bund 9. Februar 1912 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Engadiner Post 15. September 1904 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 12. Januar 1912 Ausgabe 04 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Grütlianer 21. September 1915 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 9. März 1939 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Tagblatt der Stadt Biel 27. Mai 1883 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
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- ↑ Der Bund 18. Juni 1901 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ Jahresbericht des Historischen Vereins des Kantons Solothurn über das Jahr 1947. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, Band 21. 1948, abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ 18. Bericht über das Jahr 1947. Zentralbibliothek Solothurn, 1948, abgerufen am 7. Februar 2023.