Niederzeuzheim
Stadt Hadamar
Koordinaten: 50° 28′ N,  2′ O
Höhe: 166 (140–223) m ü. NHN
Fläche: 7,65 km²
Einwohner: 1514 (1. Jan. 2020)
Bevölkerungsdichte: 198 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 65589
Vorwahl: 06433
Luftbild des Orts aus Richtung Süden

Niederzeuzheim ist einer der sechs Stadtteile von Hadamar im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Geographische Lage

Der Ort liegt im Nordwesten des Limburger Beckens, am Südrand des Westerwaldes, naturräumlich im Elz-Hadamarer Beckenrand, rund neun Kilometer nördlich der Kreisstadt Limburg an der Lahn. Am östlichen Ortsrand fließt der Elbbach nach Süden. Zwischen Ortskern und Elbbach verläuft außerdem die Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen, die einen Bahnhof in Niederzeuzheim hat. Am westlichen Ortsrand verläuft der aus Nordwesten kommende Salzbach, der an der Südspitze des Dorfes die Bahnstrecke unterquert und in den Elbbach mündet. Die bebaute Ortslage befindet sich auf einem in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Buckel zwischen den beiden Bachläufen. An die grob dreieckige Gemarkung mit Spitze nach Norden schließt sich im Nordwesten der Dornburger Ortsteil Thalheim, im Osten der Hadamarer Stadtteil Oberzeuzheim und im Süden die Kernstadt Hadamars an. Im Westen grenzt Niederzeuzheim an die Ortsgemeinden Hundsangen und Molsberg und damit an die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz. Der niedrigste Punkt der Gemarkung liegt im Elbbachtal bei rund 140 Metern. Rund um die beiden deutlich eingeschnittenen Bachniederungen steigt das Gelände an, insbesondere nach Westen, wo mit 223 Metern der höchste Punkt liegt, und nach Norden. Den größten Teil der Gemarkung nimmt landwirtschaftliche Fläche (460 Hektar) ein, während sich im Norden und Westen Mischwald befindet. Die forstwirtschaftlich genutzte Fläche umfasst 172 Hektar. Ein erheblicher Teil der Gemarkung wird von den Bachauen und zahlreichen Fischzuchtteichen am östlichen Ortsrand eingenommen.

Geschichte

Ortsgeschichte

In der Niederzeuzheimer Gemarkung findet sich ein Galeriegrab aus dem dritten Jahrtausend vor Christus (Wartbergkultur, 3000–2800 v. Chr.), umgangssprachlich und auf Wegweisern auch Steinkistengrab genannt. Aufgrund der Namensendung -heim wird Niederzeuzheim, wie mehrere Orte in der Umgebung, als fränkische Gründungen von vor dem 6. Jahrhundert n. Chr. angesprochen. Jedoch ist diese Datierung keineswegs gesichert.

Um das Jahr 780 wurde der Ort als Zubetsheim das erste Mal urkundlich erwähnt. Damals verschenkte der adelige Rimistein beim Eintritt in das Kloster Fulda Besitztümer im Ort. Eine erste Kirche wurde vermutlich im 9. Jahrhundert errichtet. Das Petrus-Patrozinium deutet allerdings auf eine Verbindung zum Erzbistum Trier hin, was eine Gründung bereits im 7. oder 8. Jahrhundert möglich erscheinen lässt. Ohne Zweifel war die Kirche dem Archidiakonat Dietkirchen zugeordnet.

Der Ort Ubitisheim (Niederzeuzheim) gehörte zunächst Eberhard, einem Bruder König Konrads. Eberhard hatte den Ort durch Tausch von einem Volcnand erworben. Bei einem Aufstand gegen König Otto I. wurde Eberhard 939 getötet. Niederzeuzheim fiel nun an König Otto, der den Ort mit allen Höfen und Feldern am 20. April 940 dem Georgsstift in Limburg zum Unterhalt der dortigen Kleriker schenkte.

Im Jahr 1195 ist der erste Pfarrer belegt. Zu diesem Zeitpunkt war die Kirche bereits Sitz eines Kirchspiels, zu dem Oberzeuzheim, Hangenmeilingen, Heuchelheim, Thalheim und von 1195 bis 1320 auch Hadamar gehörten. 1726 wurde die baufällig gewordene Kirche abgerissen. Die heutige Pfarrkirche St. Peter wurde auf den Fundamenten des Vorgängerbaus errichtet, wobei ein romanischer Turm einbezogen wurde. 1737 wurde die Kirche geweiht. Die Innenausstattung ist von Altären des „Hadamarer Barock“ geprägt. 1447 wurde die Marienglocke als erste Glocke angeschafft. Sie ist heute noch vorhanden. 1537 erfolgte die Reformation nach lutherischer, 1575 ein Wechsel zur reformierten Konfession und 1630 die Rückkehr zum Katholizismus. Für 1587 ist erstmals Schulunterricht durch den Pfarrer belegt, 1590 ein Lehrer. 1838 wurde ein neues Schulhaus eingeweiht.

Einige Jahrzehnte älter als die Pfarrkirche ist die ebenfalls barock ausgestaltete Kreuzkapelle an der Landstraße in Richtung Frickhofen, wo eine Kreuzreliquie verehrt wird.

Für 1319 sind ein Schultheiß und ein Hubengericht im Ort nachgewiesen. Die ehemalige Zehntscheune dient heute als Pfarrheim. Der Ortskern ist von Fachwerkhäusern aus den Zeiten zwischen 1500 und 1800 geprägt. An den beiden Bäche wurden rund um Niederzeuzheim zahlreiche Mühlen errichtet. Am 1. Oktober 1886 bekam der Ort einen Bahnanschluss, 1901 die erste Wasserleitung und 1934 eine steinerne Brücke über den Salzbach. Im Ersten Weltkrieg fielen 31 von 250 eingezogenen Niederzeuzheimern.

1990 wurde im ehemaligen Rathaus ein Dorfmuseum eingerichtet, 1998 ein großes Neubaugebiet eingerichtet und 2000 Niederzeuzheim ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen, in dessen Verlauf mehr als drei Millionen Euro in Dorfbild und Infrastruktur investiert wurden.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde Niederzeuzheim in die neugebildete Stadt Hadamar eingegliedert. Die ehemalig selbständigen Gemeinden Hadamar, Niederweyer, Niederzeuzheim, Oberweyer, Oberzeuzheim und Steinbach bildeten die neue Stadtgemeinde Hadamar. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Hadamar. Für diese ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Niederzeuzheim lag:

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

1773 hatte Niederzeuzheim 546 Einwohner und nach dem Zuzug zahlreicher Heimatvertriebener 1950: 1272 und 1970: 1462 Einwohner.

Niederzeuzheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
 
811
1840
 
853
1846
 
892
1852
 
921
1858
 
883
1864
 
934
1871
 
863
1875
 
901
1885
 
905
1895
 
815
1905
 
849
1910
 
877
1925
 
936
1939
 
877
1946
 
1.254
1950
 
1.272
1956
 
1.223
1961
 
1.279
1967
 
1.344
1970
 
1.462
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.446
2019
 
1.514
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Hadamar; Zensus 2011

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederzeuzheim 1445 Einwohner. Darunter waren 75 (5,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 261 Einwohner unter 18 Jahren, 624 zwischen 18 und 49, 282 zwischen 50 und 64 und 276 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 621 Haushalten. Davon waren 195 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 204 Paare mit Kindern, sowie 45 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 135 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 420 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Religionszugehörigkeit

 1885:8 evangelische (= 0,88 %), 897 katholische (= 99,12 %) Einwohner
 1961:64 evangelische (= 5,00 %), 1207 katholische (= 94,37 %) Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturdenkmäler

siehe Hauptartikel Denkmalgeschützte Gebäude in Niederzeuzheim

Vereine

Ältester Verein des Dorfs ist der 1850 gegründete Männergesangverein „Liederkranz“. Darüber hinaus gibt es einen Brieftaubenzuchtverein, die Chorvereinigung „Cäcilia“, einen Förderverein für die Kreuzkapelle, die Freiwillige Feuerwehr (gegründet 1921, seit 1. Januar 1970 mit Jugendfeuerwehr und seit 4. April 2009 mit Kinderfeuerwehr), einen Historischen Verein, eine Katholische Frauengemeinschaft, einen Reit- und Fahrverein, einen Tischtennisclub, die Turn- und Sportgemeinde, den Musikverein „Musikfreunde Westerwald“, einen VdK-Ortsverband und einen Verkehrs- und Verschönerungsverein. Die Freiwillige Feuerwehr Niederzeuzheim wurde im Februar 2009 vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport als Feuerwehr des Monats ausgezeichnet.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Kirmes wird am zweiten Sonntag im September gefeiert.

Infrastruktur

Verkehr

Niederzeuzheim verfügt über einen Bahnhof an der Oberwesterwaldbahn, an welchem die Regionalzüge der Linie RB90 (Westerwald-Sieg-Bahn) der Hessischen Landesbahn, Bereich Dreiländerbahn verkehren.

Sicherheit

Seit dem Jahr 1921 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Niederzeuzheim (ab 1. Januar 1970 mit Jugendfeuerwehr und ab 4. April 2009 mit Kinderfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Sabine Schade-Lindig: Das Steinkammergrab von Niederzeuzheim. Führungsblatt zum rekonstruierten Galeriegrab der Wartberggruppe bei Hadamar-Niederzeuzheim „Hohler Stein“, Kreis Limburg-Weilburg. (Archäologische Denkmäler in Hessen, Heft 160). Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, ISBN 3-89822-160-1
  • Günther Unrath: Anthropologische Befunde an den Sklettresten aus dem Steingrab von Niederzeuzheim, Kreis Limburg-Weilburg. In: Fundbericht Hessen 17/18 1981 S. 77–88
  • Suche nach Niederzeuzheim. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Literatur über Niederzeuzheim nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Niederzeuzheim – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Abtrennung der Justiz (Justizamt Hadamar) bis 1854.
  2. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  3. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Hadamar) und Verwaltung.
  4. am 31. Dezember 1971 wurde Niederzeuzheim als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Hadamar eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Zahlen, Daten, Fakten – Einwohnerzahlen (Haupt- und Nebenwohnsitze). In: Webauftritt. Stadt Hadamar, abgerufen am 18. Oktober 2020.
  2. Marie Luise Crone: Konrad Kurzbold. In: Kreisausschuß des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg Weilburg. Leben und Wirken, 1989, S. 18.
  3. Wolf Heino Struck: Das St. Georgenstift, die Klöster, das Hospital und die Kapellen in Limburg an der Lahn. In: Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte im Gebiet der mittleren Land bis zum Ausgang des Mittelalters. Band 1, Regest 2.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 369.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 120 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hadamar, abgerufen im Januar 2022.
  6. 1 2 3 4 Niederzeuzheim, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 58, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
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