Das Oberamt Künzelsau war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte # 26), der 1934 in Kreis Künzelsau umbenannt wurde und 1938 einige seiner Gemeinden an Nachbarkreise abgeben musste, aber als Landkreis Künzelsau weiter bestand. Allgemeine Bemerkungen zu den württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Geschichte

Das Oberamt setzte sich ausschließlich aus Territorien zusammen, die Württemberg im Rahmen der Säkularisation, der Mediatisierung und der Rheinbundakte zwischen 1802 und 1806 zugefallen waren. Einer seiner Vorläufer war das 1803 aus dem Gebiet des aufgehobenen Klosters Schöntal formierte Oberamt Schöntal. Aus den 1806 erworbenen ehemals hohenlohischen Gebieten bildete man die Oberämter Neuenstein und Nitzenhausen, deren Amtssitz am 1. November 1809 nach Öhringen bzw. Ingelfingen verlegt wurde. Nachdem bereits 1809 einige Grenzverschiebungen zwischen diesen drei Ämtern erfolgt waren, wurde das Oberamt Schöntal 1810 aufgelöst und die Gemeinden auf die umliegenden Bezirke verteilt. Am 6. Juli 1811 wurde der Oberamtssitz von Ingelfingen nach Künzelsau verlegt. Die bislang zum Oberamt Ingelfingen gehörenden Unterämter Bartenstein und Langenburg kamen zum Oberamt Gerabronn.

Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Jagstkreis zugeordneten Bezirks waren die württembergischen Oberämter Mergentheim, Gerabronn, Hall, Öhringen, Neckarsulm sowie das Großherzogtum Baden.

Ehemalige Herrschaften

1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

  • Kurmainz
    • Amt Krautheim: Altkrautheim, Eberstal, Marlach, Ober- und Unterginsbach, Sindeldorf;
    • Amt Nagelsberg: Nagelsberg und Anteil an der Ganerbschaft Künzelsau.
  • Hochstift Würzburg
    • Amt Jagstberg: Amrichshausen, Jagstberg, Mulfingen, Simprechtshausen, Zaisenhausen, Anteil an Künzelsau;
    • Amt Braunsbach: Braunsbach mit Schaalhof;
    • Ritterstift Comburg: Anteil an Künzelsau.
  • Deutscher Orden, Tauberoberamt
    • Amt Nitzenhausen: Ailringen, Nitzenhausen, Teile von Berndshausen, Eberbach und Heimhausen.
  • Kloster Schöntal: Schöntal, Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg, Diebach, Oberkessach mit Hopfengarten und Weigental, Westernhausen, halb Berlichingen, sowie die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg, Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß, Sershof, Schleierhof und Spitzenhof.
  • Hohenlohe-Öhringen
    • Amt Künzelsau: Anteil an Künzelsau, Büttelbronn, Ohrenbach, Steinbach, Wolfselden;
    • Amt Hohebach: Hohebach, Hollenbach, Dörrenzimmern;
    • Amt Forchtenberg: Niedernhall.
  • Hohenlohe-Kirchberg
    • Amt Döttingen: Döttingen, Steinkirchen, Tierberg.
  • Hohenlohe-Ingelfingen
    • Amt Ingelfingen: Ingelfingen, Criesbach, Crispenhofen, Hermuthausen;
    • Salinenamt Weißbach.
  • Hohenlohe-Langenburg
    • Amt Langenburg: Belsenberg, Jungholzhausen, Anteil an Eberbach und Heimhausen.
  • Hermersberg war gemeinsamer Besitz der Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein.
  • Hohenlohe-Bartenstein: Ettenhausen.
  • Reichsritterschaft
    Beim Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft waren immatrikuliert:
  • Außerhalb des ritterschaftlichen Verbands stand Garnberg (Forstner von Dambenoy).

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1880

Folgende Gemeinden waren 1883 dem Oberamt Künzelsau unterstellt:

Nr.frühere GemeindeEinwohnerzahl 1880heutige Gemeinde
evangelischkatholischIsrael.
1Künzelsau142
sonst. 28
2573
 
119
 
Künzelsau
 
2Ailringen486581Mulfingen
3Altkrautheim1357Krautheim
4Amrichshausen21243Künzelsau
5Aschhausen15
sonst. 7
279
 

 
Schöntal
 
6Belsenberg4778Künzelsau
7Berlichingen581004129Schöntal
8Bieringen2292316Schöntal
9Braunsbach567210145Braunsbach
10Buchenbach856
sonst. 5
33
 
2
 
Mulfingen
 
11Criesbach4801Ingelfingen
12Crispenhofen435
sonst. 9
1
 
Weißbach
 
13Diebach183Ingelfingen
14Dörrenzimmern715101Ingelfingen
15Dörzbach11577517Dörzbach
16Döttingen4286Braunsbach
17Eberbach38724Mulfingen
18Ebersthal1408Ingelfingen
19Ettenhausen47195Schrozberg
20Garnberg2877Künzelsau
21Hermuthausen3262Ingelfingen
22Hohebach847120Dörzbach
23Hollenbach674638Mulfingen
24Ingelfingen141730Ingelfingen
25Jagstberg16557Mulfingen
26Jungholzhausen4569Dörzbach
27Kocherstetten6774Künzelsau
28Laibach9
sonst. 11
228
 

 
Dörzbach
 
29Laßbach42510Künzelsau
30Marlach76005Schöntal
31Meßbach71164Dörzbach
32Morsbach3935Künzelsau
33Mulfingen2110023Mulfingen
34Muthof42314Forchtenberg
35Nagelsberg739865Künzelsau
36Niedernhall147222Niedernhall
37Nitzenhausen28916Künzelsau
38Ober-Ginsbach335Krautheim
39Ober-Kessach81158Schöntal
40Schönthal260
sonst. 18
151
 

 
Schöntal
 
41Simprechtshausen2376Mulfingen
42Sindeldorf53921Schöntal
43Steinbach32025Künzelsau
44Steinkirchen4222Dörzbach
45Unter-Ginsbach253Krautheim
46Weißbach34422Weißbach
47Weldingsfelden156145Ingelfingen
48Westernhausen5753Schöntal
49Zaisenhausen11395Mulfingen
Summe14.930
sonst. 78
14.767
 
687
 

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

Nachdem die Verfassung von 1819 die Grundlage für die kommunale Selbstverwaltung bereitet hatte, erlangten Eberbach, Nitzenhausen, Simprechtshausen und Zaisenhausen die Eigenständigkeit.

1826 wurde Steinbach, das bis 1824 zu Hermuthausen, dann zu Künzelsau gehört hatte, zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1828 wurde Weldingsfelden von Hermuthausen getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben, ebenso Aschhausen, das zuvor zu Oberkessach gehört hatte. Auch Jungholzhausen, bislang Teil der Gemeinde Döttingen, erlangte die Eigenständigkeit. Umgemeindet wurden Halberg von Niedernhall nach Diebach sowie Eichels- und Spitzenhof von Berlichingen nach Westernhausen.

1829 wurde Meßbach, das bis 1827 zu Oberginsbach, dann zu Dörzbach gehört hatte, zur selbständigen Gemeinde erhoben. Um 1830 löste sich Garnberg von der Gemeinde Amrichshausen.

1834 entstand die neue Gemeinde Muthof aus Büschelhof, Eichelshof, Muthof, Schleierhof und Spitzenhof, die zuvor zur Gemeinde Westernhausen gehört hatten.

1837 wurde Criesbach von Ingelfingen getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1849 wurde Halberg von Diebach nach Crispenhofen umgemeindet.

1851 wurde Zottishofen, das bis etwa 1825 zu Steinkirchen, dann zu Laßbach gehört hatte, nach Jungholzhausen umgemeindet. Im selben Jahr wurde Schöntal, zunächst als Staatsdomäne außerhalb des Gemeindeverbands stehend, dann vorübergehend der Gemeinde Bieringen zugeteilt, zur eigenständigen Gemeinde erhoben.

1855 wurde Rossach von Olnhausen (Oberamt Neckarsulm) nach Schöntal umgemeindet.

1859 wurde der Rodachshof von Ingelfingen nach Belsenberg umgemeindet.

1877 wurde der Dörrhof von Döttingen nach Jungholzhausen umgemeindet.

1888 wurden Eichels- und Spitzenhof von Muthof nach Schöntal umgemeindet.

1912 wurde Garnberg nach Künzelsau eingemeindet.

1937 wurde Nagelsberg nach Künzelsau eingemeindet.

Amtsvorsteher

Literatur

  • Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Künzelsau (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 62). W. Kohlhammer, Stuttgart 1883 (Volltext [Wikisource]). – Reprint: Bissinger, Magstadt 1968, ISBN 3-7644-0058-7.
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
  • Landesarchiv Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Hohenlohekreis. Thorbecke, Sigmaringen 2006, ISBN 3-7995-1367-1.
Commons: Oberamt Künzelsau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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