Oberleitungsbus Sarajevo
Trg Austrije
Drvenija
Čobanija
Hidrogradnja
Skenderija
Miljacka
Skenderija
Hamze Hume
Alipašina
Željeznička stanica
Pijaca
Stadion
Jezero
Vogošća
Kovačići
Zagrebačka
Grbavica
Stadion Grbavica
Azize Šaćirbegović
Hrasno
A. B. Šimića
Otoka
Hrasno I
Aneks
Švrakino II
Depot
Švrakino selo
Mercator Alipašino polje
Mojmilo
Alipašino polje
Mojmilo II
Dobrinja V
Dobrinja III
Dobrinja II
Dobrinja
Grenze zur Republika Srpska
Lukavica

Der Oberleitungsbus Sarajevo ist das Oberleitungsbus-System der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo. Es ist das einzige des Landes und wird vom kommunalen Verkehrsunternehmen Javno Komunalno Preduzeće – Gradski Saobraćaj Sarajevo (JKP GRAS Sarajevo) betrieben. Der Oberleitungsbus ging 1984 in Betrieb und ergänzt seitdem die bereits 1885 eröffnete Straßenbahn Sarajevo.

Netz

Das O-Bus-Netz besteht heute aus fünf Linien, durch die zusammen 30 Haltestellen bedient werden. Wichtigster Knotenpunkt ist das Fahrleitungsdreieck neben der Brücke über die Miljacka, das von allen Linien außer der 108 befahren wird. Dort besteht an den Haltestellen Skenderija beziehungsweise Hamze Hume auch eine direkte Umsteigemöglichkeit zu fast allen Straßenbahnlinien.

101Trg Austrije – Otoka
102Jezero – Otoka
103Trg Austrije – Dobrinja
107Jezero – Dobrinja
108Otoka – Dobrinja

Geschichte

Am 16. September 1984 erhielt Sarajevo nach dem 1947 eröffneten Oberleitungsbus Belgrad das zweite O-Bus-System der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, beim Aufbau half das tschechoslowakische Unternehmen EZ Praha. Zuvor verkehrten allerdings auch schon in Ljubljana und Rijeka (jeweils bis 1971) sowie in Split (bis 1972) O-Busse. Der O-Bus-Betrieb in Sarajevo wurde im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 1984 eingeführt, um die stark nachgefragte Straßenbahn zu entlasten. Tatsächlich ging er aber erst über ein halbes Jahr nach Beendigung der Spiele in Betrieb. Zwar verkehrt der Oberleitungsbus überwiegend parallel zur einzigen Straßenbahnstrecke, bedient anders als diese aber vor allem die Trabantenstädte links der Miljacka, wo es zuvor noch keinen elektrischen Nahverkehr gab.

Anfangs bestand das System aus den beiden Linien 101 Hrasno – Trg 6. aprila (heute Trg Austrije) und 102 Hrasno – Pionirska dolina (heute Jezero). Am 23. November 1984 folgten schließlich die Linien 103 Trg 6. aprila – Lukavica samt Verstärkerlinie 104 Trg 6. aprila – Alipašino polje, bevor das Netz am 23. Juli 1985 mit der Eröffnung der abschnittsweise recht steilen Überlandlinie 105 Trg 6. aprila – Vogošća weitgehend komplett war. Ende 1986 wurde dann die heutige Safeta-Hadžića-Straße fertiggestellt, seitdem verkehren die O-Busse Richtung Dobrinja beziehungsweise Lukavica nicht mehr über Otoka, sondern auf direktem Weg durch Aneks. Die Serpentinenstrecke Otoka–Švrakino II sowie die Zwischen-Wendeschleife Hrasno wurden gleichzeitig aufgelassen, Otoka fortan von einer neuen Linie 106 nach Vogošća bedient.

Nie im Linienverkehr bedient wurde die Strecke zum Bahnhof, serbokroatisch Željeznička stanica. Sie diente lediglich als Betriebsstrecke zum Straßentunnel im Stadtteil Ciglane. Er wurde vor seiner 1988 erfolgten Freigabe für den öffentlichen Verkehr als provisorisches Depot genutzt und schließlich durch den bis heute bestehenden Betriebshof im Stadtteil Alipašino polje ersetzt.

Aufgrund des Bosnienkriegs und der damit verbundenen Belagerung von Sarajevo ruhte einige Jahre lang der gesamte O-Bus-Betrieb. Bereits am 6. April 1992 war die Infrastruktur erstmals beschädigt worden, bevor dann am 14. April schwere Kampfhandlungen im Stadtteil Grbavica zur Unterbrechung der dortigen Strecke führten. Sie konnte aufgrund des permanenten Beschusses nicht mehr repariert werden. Am 18. April wurde schließlich auch das Depot samt zahlreicher Fahrzeuge so stark beschädigt, dass der O-Bus-Verkehr gänzlich eingestellt werden musste. Nicht zuletzt verlief ein kürzerer Abschnitt der Hauptstrecke beim Stadion Grbavica fortan durch serbisch kontrolliertes Gebiet, wodurch auch das Depot vom übrigen Netz getrennt war.

Erst am 26. November 1995 konnte der O-Bus-Verkehr provisorisch wieder aufgenommen werden, anfangs pendelten jedoch nur zwei Fahrzeuge auf einer eigens eingerichteten Linie 104A zwischen Otoka und Alipašino polje. Nur wenige Wagen überstanden die Belagerung unbeschädigt, 67 der damals rund 90 O-Busse waren vollständig zerstört. Die Streckenäste zum Trg Austrije und nach Dobrinja gingen schließlich 1996 wieder in Betrieb, nicht zuletzt mit Hilfe von gebraucht übernommenen Fahrzeugen aus Tschechien. In den Jahren 1997 und 1998 folgten auch Wagen von Betrieben in Deutschland und den Niederlanden, die den O-Bus-Verkehr weiter stabilisieren halfen. Die Linie 104A wurde 1997 zugunsten der Wiedereinführung der regulären Vorkriegslinien 101, 103 und 104 wieder eingestellt. Als letzte Wiedereröffnung nach dem Krieg folgte schließlich 2000 die wiederum von der Linie 102 bediente Verbindung nach Jezero. Nicht mehr aufgenommen wurde hingegen der Betrieb der Linien 105 und 106 in die eigenständige Gemeinde Vogošća – die Überlandstrecke dorthin wurde ebenfalls durch Kriegseinwirkungen zerstört. Aus politischen Gründen gleichfalls stillgelegt blieb der circa 400 Meter lange Abschnitt Dobrinja – Lukavica, der Endpunkt Lukavica liegt im Stadtteil Istočno Sarajevo der zur heutigen Republika Srpska gehört.

2004 neu eingeführt wurde die Linie 107, die den Fahrgästen zu bestimmten Zeiten eine Direktverbindung zwischen Jezero und Dobrinja bietet. Die Verstärkerlinie 104 wurde hingegen im Juni 2009 durch die neue Linie 108 Otoka – Dobrinja ersetzt, wodurch erstmals eine Tangentialverbindung abseits der Innenstadt angeboten wird. Die Zwischenwendeschleife Alipašino polje ist seitdem ohne Linienbetrieb.

Mittelfristig ist geplant, auch den einige hundert Meter südlich der Strecke nach Dobrinja gelegenen Flughafen Sarajevo an das O-Bus-Netz anzuschließen, der bislang gar keine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hat. Jedoch wehrte sich das örtliche Taxigewerbe bislang erfolgreich gegen diese Erweiterung.

Fahrzeuge

Für den Oberleitungsbus Sarajevo wurden bisher folgende Wagen beschafft; die aktuell eingesetzten Fahrzeuggenerationen sind grau hinterlegt. Heute verkehren ausschließlich gebraucht von Betrieben in Deutschland und der Schweiz übernommene Oberleitungsbusse, die teilweise hochflurig sind:

NummernStückHerstellerElektrikTypArtBaujahreBemerkungen
500–504, 506–519,
521–522
21FAS 11. Oktromvri SkopjeŠkodaS 200TrGelenk1983–1987alle ausgemustert
551–62676Škoda14TrSolo1983–1987alle ausgemustert
6271EnergoinvestŠkodaŠEAL 100Solo1986Prototyp, später in 4232 umnummeriert, 2004 ausgemustert
6281FAS 11. Oktromvri SkopjeŠkodaS 115TrSolo1987Prototyp, später in 4101 umnummeriert, 2005 ausgemustert
629–630, 6363Škoda14TrSolo19841996 gebraucht von Marienbad übernommen
631–632, 634–6354Škoda14TrSolo1982–19841996 gebraucht von Pardubice übernommen
4118–41247Daimler-BenzAEGO 405 GTDGelenk1988–1990Duo-Busse, in den Jahren 2002 und 2003 von Esslingen übernommenen, 2004 zu reinen Dieselbussen umgebaut und in 487–493 umnummeriert, alle bereits ausgemustert
4127, 4135, 4137, 41424MANKiepeSG 200 HOGelenk1983–1985zwischen 2002 und 2004 von Solingen übernommen, 16 von 20 bereits ausgemustert
4145–4146, 4148–4150,
4153, 4156
7NAW / HessABBBGT 5-25Gelenk1991/19922010 von St. Gallen übernommen, 9/17 bereits ausgemustert. 4158 wieder nicht in Betrieb
4228–42292EnergoinvestŠkodaŠEAL 100Solo19972006 ausgemustert
4301–43022Škoda21TrSolo1996niederflurig
4403, 4406, 4416–4418, 4422–4424, 4428–443011MANKiepeSL 172 HOSolo1986/1987zwischen 1997 und 2005 plus drei Ersatzteilspender von Solingen übernommen, 17 von 28 bereits ausgemustert
4408–44092DAF / Den OudstenKiepeB79T-KM560Solo19861998 von Arnhem übernommen, 2005 ausgemustert
44101Daimler-BenzAEGO 405 TSolo19862003 von Esslingen übernommenen, 2008 ausgemustert
4162–41709NAW / HessBBCBGT 5-25Gelenk19882015 von Genf übernommen; 4170 nicht in Betrieb
650–66316HessKiepeBGT-N2 (Swisstrolley 2)Gelenk1997, 1999zwischen 2019 und 2020 aus Bern übernommen, ehem. Wagen 7 und 13 als Ersatzteilspender
54–6512BelkommunmaschBKM 43300D (Vitovt Max Duo)Gelenk2021-2022in Auslieferung seit März 2022 und in Betrieb seit Mai 2022, insgesamt 25 Fahrzeuge bestellt, verfügen über Akkus mit einer Reichweite von 20 Kilometern, niederflurig

Im Januar 2021 wurden 25 Oberleitungsbusse vom Typ BKM 43300D des belarussischen Herstellers Belkommunmasch bestellt, die seit März 2022 ausgeliefert werden und über Akkus verfügen, die Fahrten von einer Länge von 20 Kilometern abseits von Oberleitungen ermöglichen.

Literatur

  • Jan Čihák: Sarajevo – Straßenbahn und Trolleybus. bahnmedien.at, Wien 2013, ISBN 978-3-9503304-2-7.
  • Geschichte der vorwiegend elektrischen Nahverkehrsmittel in Sarajevo, Jan Čihák, 2012
  • Stadtverkehr Heft 7/1991 (36. Jahrgang), Seite 20, Straßenbahn und Obus-Betrieb in Sarajevo
Commons: Oberleitungsbusse in Sarajevo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erneuerung durch 20jährige Schweizer, Meldung auf www.trolleymotion.ch vom 18. Oktober 2010 (Memento vom 28. Juni 2013 im Webarchiv archive.today)
  2. Fortbestand mit gebrauchten Trolleybussen, Meldung auf www.trolleymotion.ch vom 25. Juli 2011 (Memento vom 28. Juni 2013 im Webarchiv archive.today)
  3. Liste aller für Sarajevo beschafften Oberleitungsbusse auf transphoto.ru
  4. Sarajevo: Neuwagen und ein Blick zurück - Trolleybusse vor der Ablieferung und auch neue Trams. In: Urban Transport Magazine. 13. Oktober 2021, abgerufen am 20. April 2022 (deutsch).
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