Oksen Mirsojan (armenisch Օքսեն Միրզոյանն; * 11. Juni 1961 in Angeghakot, Oblast Sissian) ist ein ehemaliger sowjetischer bzw. armenischer Gewichtheber. Er war 1988 Olympiasieger im Bantamgewicht.
Werdegang
Oksen Mirsojan begann als Jugendlicher in Armenien mit dem Gewichtheben. Nach ersten Erfolgen im nationalen Bereich wurde er zu Spartak Jerewan und später zu Dynamo Jerewan delegiert. Bei einer Größe von 1,55 Metern startete er meist im Bantamgewicht (Klasse bis 56 kg Körpergewicht (KG)) und einige wenige Male auch im Federgewicht (Klasse bis 60 kg KG). In der sowjetischen Nationalmannschaft, in die er 1982 aufgenommen wurde, war Alexander Prilepin sein Trainer.
Seinen ersten Start auf der internationalen Gewichtheberbühne absolvierte er 1980 beim Baltic Cup in Bollnäs/Schweden. Er erreichte dort im Bantamgewicht im Zweikampf 235 kg und wurde damit Zweiter hinter Frank Mavius aus der DDR, der 262,5 kg erzielte.
1982 wurde Oksen Mirsojan erstmals sowjetischer Meister im Bantamgewicht mit der Zweikampflast von 270 kg (120–150). Im gleichen Jahre wurde er dann auch bei der Welt- und Europameisterschaft in Ljubljana eingesetzt und belegte dort im Bantamgewicht mit 272,5 kg (120–152,5) jeweils den 2. Platz hinter Anton Kodschabaschew aus Bulgarien, der auf 280 kg (125–155) kam.
1983 gelang ihm ein ganz großer Erfolg, denn er wurde in Moskau Welt- und Europameister im Bantamgewicht. Er bewältigte dabei im Zweikampf 292,5 kg (127,5–165) und besiegte dabei Naim Suleimanow, aus Bulgarien, der 290 kg (130–160) erzielte. Das war die letzte Niederlage von Suleimanow, der später in die Türkei ging und als Naim Süleymanoğlu große Karriere machte.
Das Jahr 1984 wiederum war für Oksen Mirsojan ein ausgesprochen schlechtes Jahr. Er konnte bei der sowjetischen Meisterschaft wegen einer Verletzung nicht antreten. Wiederhergestellt, startete er bei der Europameisterschaft in Vitorio/Spanien im Bantamgewicht. In dem Bestreben, mit Naim Suleimanow mitzuhalten, wählte er im Reißen sein Anfangsgewicht mit 122,5 kg offensichtlich zu hoch, denn er konnte diese Last dreimal nicht bewältigen und schied deshalb ohne gültiges Zweikampfresultat aus. An den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles konnte er wegen des Boykotts dieser Spiele durch die Sowjetunion nicht teilnehmen. Stattdessen konnte er nur bei einem Turnier der sog. sozialistischen Staaten in Warna teilnehmen, bei dem er im Reißen mit 132,5 u. 133 kg zwei neue Weltrekorde aufstellte.
Im Jahre 1985 war Oksen Mirsojan zwar nicht in der Form von 1983, er belegte aber im Bantamgewicht sowohl bei der Europameisterschaft in Kattowitz mit 270 kg (117,5–152,5) als auch bei der Weltmeisterschaft in Södertälje/Schweden mit 280 kg (122,5–157,5) im Zweikampf jeweils hinter dem Bulgaren Neno Tersijski den 2. Platz. Dabei gewann Tersiiski in Södertälje nur aufgrund des geringeren Körpergewichtes bei gleicher Leistung (280 kg) gegen Mirsojan.
Auch 1986 gewann Oksen Mirsojan im Zweikampf wieder zwei Medaillen. Bei der Europameisterschaft in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erzielte er dabei 280 kg (120–160) und belegte damit den 2. Platz hinter Neno Tersijski, der auf 285 kg (122,5–162,5) kam und bei der Weltmeisterschaft in Sofia erreichte er mit 285 kg (125–160) hinter Mitko Grablew, Bulgarien, 290 kg (127,5–162,5) und He Yingqiang aus China, 287,5 kg (127,5–160) den 3. Platz.
Bei der sowjetischen Meisterschaft 1987 startete Oksen Mirsojan erstmals im Federgewicht. Er erzielte in dieser Gewichtsklasse im Zweikampf 305 kg (132,5–172,5) und musste sich dabei seinem armenischen Landsmann Jurik Sarkisjan, der auf 307,5 kg kam, knapp geschlagen geben. Diese beiden Athleten starteten für die Sowjetunion auch bei der Weltmeisterschaft 1987 in Ostrava. Oksen Mirsojan erzielte dabei im Zweikampf wieder 305 kg (135–170) und belegte damit hinter Stefan Topurow aus Bulgarien, 315 kg (140–175) und Jurik Sarksijan, 307,5 kg (137,5–170) den 3. Platz.
1988 ging Oksen Mirsojan in das Bantamgewicht zurück und wurde mit 290 kg (125–165) zum dritten Mal sowjetischer Meister. An den Europameisterschaften 1988 nahm er nicht teil, sondern konzentrierte sich ganz auf die Olympischen Spiele in Seoul. Diese Konzentration lohnte sich, denn er wurde in Seoul mit 292,5 kg (127,5–165) Olympiasieger vor den beiden Chinesen He Yingqiang, 287,5 kg u. Liu Shoubin, 267,5 kg. Das war ohne Zweifel der größte Erfolg in seiner Laufbahn. Zu bemerken ist hier noch, dass der Bulgare Mitko Grablew eigentlich vor ihm lag, aber noch in Seoul wegen Dopings disqualifiziert wurde.
In den folgenden Jahren nahm er zwar noch an den sowjetischen Meisterschaften teil und gewann dabei 1991 im Bantamgewicht mit 277,5 kg (127,5–150) den vierten Meistertitel, startete für die Sowjetunion aber bei keinen internationalen Meisterschaften mehr.
Nachdem nach dem Zerfall der Sowjetunion Armenien ein selbständiger Staat geworden war, startete er für sein Heimatland im Jahre 1993 noch einmal im Federgewicht bei der Weltmeisterschaft in Sofia. Er erzielte dort im Zweikampf 280 kg (125–155), die aber nur mehr für den 6. Platz reichten.
Nach dieser Meisterschaft beendete er seine Gewichtheberlaufbahn. Er wurde Geschäftsmann in Jerewan und übernahm das Training der armenischen Nationalmannschaft der Gewichtheber, die neu aufgebaut wurde. Später war er auch einige Jahre lang Präsident des armenischen Gewichtheber-Verbandes. Seit etwa 2005 wirkt er ehrenamtlich in einer Sportschule in Jerewan wieder als Trainer und betreut dabei über 60 jugendliche Gewichtheber. Sein Hauptaugenmerk richtet er aber auf das Training seines Sohnes Arakel Mirsojan, der ebenfalls Gewichtheber geworden ist und im Jahre 2009 Europameister im Leichtgewicht wurde.
Erläuterungen
- alle Wettkämpfe im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen,
- OS = Olympische Spiele,
- WM = Weltmeisterschaften,
- EM = Europameisterschaften,
- Bantamgewicht, damals bis 56 kg Körpergewicht,
- Federgewicht, damals bis 60 kg Körpergewicht,
- die Ergebnisse von den Olympischen Spielen galten seit 1988 nicht mehr als Weltmeisterschaften
Internationale Erfolge
Jahr | Platz | Wettbewerb | Gewichtsklasse | |
1980 | 2. | Baltic-Cup in Bollnäs/Schweden | Bantam | mit 235 kg, hinter Frank Mavius, DDR, 262,5 kg |
1982 | 1. | Turnier der Freundschaft in Frunse | Bantam | mit 267,5 kg |
1982 | 2. | WM + EM (2.) in Ljubljana | Bantam | mit 272,5 kg (120–152,5), hinter Anton Kodschabaschew, Bulgarien, 280 kg (125–155), vor Wu Shude, China, 270 kg (125–145) |
1983 | 1. | WM + EM (1.) in Moskau | Bantam | mit 292,5 kg (127,5–165), vor Naim Suleimanow, später (Naim Süleymanoğlu), Bulgarien, 290 kg (120–160) u. Andreas Letz, DDR, 280 kg (120–160) |
1985 | 2. | EM in Kattowitz | Bantam | mit 270 kg (117,5–152,5), hinter Neno Tersijski, Bulgarien, 280 kg (120–160), vor Frank Mavius, DDR, 270 kg (122,5–147,5) |
1985 | 2. | WM in Södertälje/Schweden | Bantam | mit 280 kg (122,5–157,5), hinter Neno Tersijski, 280 kg (122,5–157,5), vor He Yingqiang, China, 270 kg |
1986 | 2. | EM in Karl-Marx-Stadt | Bantam | mit 280 kg (120–160), hinter Neno Tersijski, 285 kg (122,5–162,5), vor Mitko Grablew, Bulgarien, 275 kg (117,5–157,5) |
1986 | 1. | Baltic-Cup in Stavanger | Feder | mit 280 kg (120–160), vor Andreas Letz, 265 kg u. Frank Mavius, 252,5 kg |
1986 | 3. | WM in Sofia | Bantam | mit 285 kg (125–160), hinter Mitko Grablew, 290 kg (127,5–162,5) u. He Yingqiang, 287,5 kg (12,5–160) |
1987 | 3. | WM in Ostrava | Feder | mit 305 kg (135–170), hinter Stefan Topurow, Bulgarien, 315 kg (140–175) u. Jurik Sarkisjan, UdSSR, 307,5 kg (137,5–170) |
1988 | 1. | OS in Seoul | Bantam | mit 292,5 kg (127,5–165), vor He Yingqiang, 287,5 kg (125–162,5) u. Liu Shoubin, China, 267,5 kg (127,5–140) |
1993 | 6. | EM in Sofia | Feder | mit 280 kg (125–155); Sieger: Nikolaj Pešalov, Bulgarien, 295 kg (137,5–157,5), vor Hafız Süleymanoğlu, Türkei, 290 kg (120–160) |
WM + EM - Einzelmedaillen
- WM-Goldmedaillen: 1983/Stoßen
- WM-Silbermedaillen: 1982/Stoßen - 1983/Reißen - 1985/Reißen - 1985/Stoßen - 1986/Stoßen - 1987/Stoßen
- WM-Bronzemedaillen: 1982/Reißen - 1987/Reißen
- EM-Golgmedaillen: 1983/Stoßen
- EM-Silbermedaillen: 1982/Reißen - 1982/Stoßen - 1983/Reißen - 1985/Stoßen - 1986/Reißen - 1986/Stoßen -
- EM-Bronzemedaillen: 1985/Reißen
Sowjetische Meisterschaften
Jahr | Platz | Gewichtsklasse | Ergebnis |
1982 | 1. | Bantam | mit 270 kg (120–150), vor W. Duschew, 257,5 kg u. Oleg Karajanidi, 257,5 kg |
1983 | 1. | Bantam | mit 287,5 kg (127,5–160), vor Oleg Karajanidi, 265 kg |
1987 | 2. | Feder | mit 305 kg (132,5–172,5), hinter Jurik Sarkisjan, 307,5 kg |
1988 | 1. | Bantam | mit 290 kg (125–165), vor W. Biljak, 267,5 kg u. A. Wlassow, 265 kg |
1990 | 3. | Bantam | mit 260 kg (115–145), hinter A. Nasibuljin, 270 kg u. A. Schewjakow, 262,5 kg |
1991 | 1. | Bantam | mit 277,5 kg (127,5–150), vor Wiktor Sinjak, 267,5 u. A. Nasibuljin, 265 kg |
Weltrekorde
Datum | Ort | Disziplin | Gewichtsklasse | Leistung |
15.12.82 | Moskau | Stoßen | Bantam | 158,5 kg |
02.03.83 | Odessa | Stoßen | Bantam | 159 kg |
02.03.83 | Odessa | Zweikampf | Bantam | 282,5 kg |
23.07.83 | Moskau | Reißen | Bantam | 127,5 kg |
23.07.83 | Moskau | Zweikampf | Bantam | 287,5 kg |
23.10.83 | Moskau | Stoßen | Bantam | 165 kg |
23.10.83 | Moskau | Zweikampf | Bantam | 292,5 kg |
19.12.83 | Tokio | Reißen | Bantam | 131 kg |
27.04.84 | Vitorio | Stoßen | Bantam | 165,5 kg |
12.09.84 | Warna | Reißen | Bantam | 132,5 kg |
12.09.84 | Warna | Reißen | Bantam | 133 kg |
Quellen
- Fachzeitschrift Athletik,
- Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig (IAT)
Weblinks
- Oksen Mirsojan in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
- Kurzporträt von Oksen Mirsojan
- Interview mit Oksen Mirsojan
- https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/dbgwh/start.php