Pella, arabisch طبقة فحل Tabaqat Fahl, DMG Ṭabaqat Faḥl, ist ein Dorf mit antiker Ruinenstätte im nordwestlichen Jordanien. Pella liegt im Jordantal ungefähr 85 km nördlich von Amman und ist etwa eine halbe Fahrstunde von der nordjordanischen Stadt Irbid entfernt.
Geschichte
Seit der Jungsteinzeit ist die Ortslage ununterbrochen besiedelt. Dazu trug die ständig wasserführende Quelle im Wadi Jirm bei, die eine zuverlässige Wasserversorgung sicherstellte. Aus der Mittel- und Spätbronzezeit sind Tempel erhalten, ebenso einer aus der Eisenzeit. Zum ersten Mal im 19. Jahrhundert v. Chr. in ägyptischen Inschriften als ‚Pihilum‘ oder ‚Pehel‘ erwähnt, wurde der Ortsname später zu Pella hellenisiert, wohl zu Ehren von Pella in Makedonien, dem Geburtsort von Alexander dem Großen.
Auf die hellenistische Stadt folgte die römische, von der einige sehenswerte Ruinen erhalten sind. In dieser Zeit gehörte Pella zur Dekapolis, einer Gruppe von zehn Städten in Palästina, die Zentren griechisch-römischer Kultur waren. Eusebius von Caesarea schreibt, vor Beginn des Jüdischen Krieges seien Christen aus der Jerusalemer Urgemeinde nach Pella geflohen. Das byzantinische Pella war Bischofssitz. Mit einer Einwohnerschaft von 25.000 bis 30.000 Menschen erreichte die Stadt in byzantinischer Zeit ihre größte Ausdehnung. Im Stadtzentrum wurde die Hauptkirche wohl an der Stelle eines paganen Heiligtums errichtet. Außerdem wurden zwei weitere Kirchen in der westlichen und der östlichen Vorstadt erbaut.
Nach der arabischen Eroberung im Jahr 635 war Pella etwa hundert Jahre eine umayyadische Stadt, bis sie 747 oder 749 von einem Erdbeben zerstört wurde. Zur Zeit der Abbassiden gab es in Pella eine Karawanserei. In mamlukischer Zeit wuchs die Siedlung infolge des Zuckerrohranbaus im Jordantal. Pella war um 1350 Sitz eines kleinen administrativen Zentrums und besaß eine Moschee, die mit antiken und byzantinischen Spolien erbaut worden war.
Weblinks
- Katja Soennecken: Pella. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Pella Project Homepage auf der Website der Universität Sydney (in Englisch), abgerufen am 29. November 2012
- Der kanaanitische Tempel (Bronzezeit)
Literatur
- Frank Rainer Scheck, Jordanien. Völker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer, Ostfildern 6. Aufl. 2011, S. 140–147 ISBN 3-7701-3979-8
- Stephen J. Bourke: Pella in Jordan 2009. Urban Origins, a Bronze Age Palatial Residence and Hellenistic Husn. In: The Near Eastern Archaeology Foundation Bulletin (NEAF Bulletin) 54, Sidney 2010, S. 3–6 online (PDF-Datei; 1,31 MB)
- Stephen J. Bourke: Excavations on Tell Husn, Pella in Jordan. NEAF Bulletin 52, Sidney 2008, S. 4–5 online (PDF-Datei; 3,54 MB)
- Abdelkader Ababneh: The Site of Pella in Jordan: A Case Study for Developing Interpretive Strategies in an Archaeological Heritage Attraction. In: Near Eastern Archaeology 81/2 (2018), S. 100–107 (Online).
Einzelnachweise
- ↑ Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte 3,5,2f.
- ↑ Thomas Maria Weber: Pella. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tübingen 2003, Sp. 1085–1086.
Koordinaten: 32° 27′ N, 35° 37′ O