Pferdehandel ist der Kauf und Verkauf von Pferden. Es ist ein Teilbereich des Viehhandels.

Heute wird beim Pferdekauf ein Kaufvertrag und eine Ankaufsuntersuchung empfohlen. Beim traditionellen Pferdekauf per Handschlag gelten, soweit nichts anderes vereinbart wurde, die gesetzlichen Regelungen, jedoch sind Verträge per Handschlag anfällig für Missverständnisse.

Pferde können direkt beim Züchter, privat über Anzeigen (gedruckt oder online), bei Auktionen, auf einem Pferdemarkt, bei einem spezialisierten Pferdehändler oder bei einem Ausbildungs- und Handelsstall gekauft werden. Viele Zuchtverbände unterstützen ihre Züchter beim Verkauf der Nachzucht. Junge Pferde werden meistens als Absetzer, Jährling oder Dreijährige verkauft. Dreijährige sind häufig noch roh. Vierjährige sind meistens schon eingeritten.

Der englische Begriff horse trading kann „Kuhhandel“ im metaphorischen Sinn eines zwielichtigen Tauschgeschäfts meinen.

Eignung und Preise

Der Preis für ein dreijähriges Pferd beinhaltet die Haltung des Jungpferdes über drei Jahre, die Haltung der Mutterstute über mindestens ein Jahr, die Decktaxe und weitere Nebenkosten wie Schmied, Tierarzt, Eintragungen beim Zuchtverband, Zuchtschauen sowie Vermarktungskosten. Die Kosten für 4 Jahre Pferdehaltung bedingen, dass ein verantwortungsvoll gezogenes Jungpferd eine erhebliche Summe kostet, auch wenn es sich um ein normales Freizeit-Pferd, wie beispielsweise einen Freiberger handelt. Bei Vierjährigen kommen die Kosten für ein zusätzliches Jahr Reitpferdehaltung und Pferdeausbildung hinzu.

Käufer, welche die Unkosten für eine verantwortungsvolle Zucht scheuen, suchen oftmals nach günstigen Angeboten, die nicht immer seriös sind, oder sehen sich auf dem Markt für Schlachtpferde um. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich die Schlachtpferderettung auf die Fahnen geschrieben haben. Diese verkaufen die Schlachtpferde mitunter auch über dem Schlachtpreis und sind auf diese Weise profitabel. Ehemalige Schlachtpferde sind häufig krank und deshalb unreitbar, stammen nicht aus einer verantwortungsvollen Zucht oder sind schlecht gehalten worden. Es kommt vor, dass ehemalige Sportpferde mit Schutzvertrag als Beistellpferd oder Zuchtstute abgegeben werden und dann entgegen der Schutzvereinbarung an einen Schlachthof oder als Reitpferd verkauft werden.

Im Rennsport werden jedes Jahr zahlreiche Vollblüter ausgemustert, weil sie ihren Leistungshöhepunkt überschritten haben oder nicht erfolgreich genug waren. Diesen Pferden fehlt eine reguläre, dem Alter entsprechende Grundausbildung in der Dressur und sie sind meist vergleichsweise preisgünstig. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass diese Pferde eine gründliche Ausbildung benötigen und dass Vollblüter in der Regel temperamentvoller als Warmblüter sind und nicht für alle Freizeitreiter geeignet sind.

Die Eignung eines Pferdes für eine bestimmte Aufgabe wird von Rasse, Abstammung, Gebäude, Charakter, Alter, Geschlecht, Gesundheit, eventuellen Untugenden, wie Weben, Koppen, Headshaking oder positiven Eigenschaften wie Verkehrssicherheit, verladefromm oder schmiedefromm beeinflusst. Weitere Faktoren sind die Qualität der Grundgangarten, die Veranlagung zum Springen, Schnelligkeit, besondere Zuverlässigkeit für Therapiepferde oder Fahrpferde, Ausdauer oder große Kraft bei Arbeitspferden. Von Bedeutung ist der Ausbildungsstand des Pferdes und seine Herkunft, Aufzucht beziehungsweise seine Vorgeschichte, beispielsweise ob das Pferd aus einem Schulbetrieb, aus dem Sport, von der Rennbahn kommt, kürzlich importiert worden ist, häufig den Besitzer gewechselt hat und wie es bisher gehalten wurde (Hufbeschlag, Fütterung, Schur, Eindecken, Offenstall).

Verkaufsställe und Ausbildungs- und Handelsställe

Das Geschäftsmodell von Ausbildungs- und Handelsställen besteht darin, junge Pferde zu kaufen, auszubilden, auf ersten Turnieren vorzustellen und anschließend zu verkaufen. Andererseits gibt es Pferdehändler mit Verkaufsställen, bei denen die Verkaufspferde nur relativ kurze Zeit verbleiben.

Beim Einkauf und beim Verkauf von Pferden sind unterschiedliche Fähigkeiten gefragt. So muss ein Einkäufer Pferde sehr gut beurteilen können und ihren Wert einschätzen können. Beim Verkauf ist es dagegen wichtig zu erkennen, welcher Käufer zu welchem Pferd passt, und zu überzeugen.

In der Schweiz benötigen Pferdehändler ein Pferdehandelspatent, das zum Pferdehandel in der ganzen Schweiz berechtigt und alle drei Jahre erneuert werden muss. Voraussetzung dafür ist der Besuch von Fortbildungen. Dabei wird zwischen gewerbsmässigem Pferdehandel und dem normalen Bestandswechsel unterschieden.

Internationaler Pferdehandel

Der Import und Export von Pferden aufgrund von Transportkosten für die lebende Fracht, Ein- und Ausfuhrbestimmungen und Verzollung vergleichsweise aufwendig. In manchen Ländern gibt es ein Kontingent für die Einfuhr von Pferden, beispielsweise in der Schweiz. In manche Länder dürfen keine Pferde importiert werden, beispielsweise nach Island. Aus manchen Ländern dürfen keine Pferde exportiert werden, beispielsweise den Färöer. Auch können gesundheitliche Aspekte ein Hindernis darstellen, beispielsweise das Sommerekzem, das gehäuft bei Isländern auftritt, die aus dem nordischen Ursprungsland in die gemässsigten Breiten überführt werden. Bei wertvollen Sport- oder Rennpferden fallen diese Kosten jedoch weniger ins Gewicht. Bei durchschnittlichen Pferden gibt es verschiedene Gründe für den internationalen Handel. Beispielsweise die günstigen Aufzuchtkosten in Süd- oder Osteuropa oder der Kundenwunsch ein Rassepferd aus dem Ursprungsland zu besitzen, wie beispielsweise einen Isländer oder einen Original-Araber.

Auktionen und Online-Vermarktung

Zahlreiche Pferde werden über Auktionen verkauft. Ein Beispiel sind die Dülmener Wildpferde vom Merfelder Bruch.

So veranstalten deutsche Landgestüte Auktionen für junge Pferde ihres Zuchtverbandes. Das Haupt- und Landgestüt Marbach veranstaltet beispielsweise im Anschluss an die Hengstleistungsprüfung in Frühjahr eine Auktion, bei der junge Pferde aus der Landeszucht und die weniger erfolgreichen Teilnehmer der Hengstleistungsprüfung verkauft werden. In Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse wird die Körung im Herbst bei einer Veranstaltung mit Namen Schaufenster der Besten durchgeführt. Im Anschluss an die Körung findet eine Hengstauktion statt. Im Landgestüt Moritzburg gibt es eine Verkaufspferdewoche für junge Pferde der Rasse Deutsches Sportpferd.

Die Pferdezuchtverbände organisieren zahlreiche Auktionen, beispielsweise das Westfälische Pferdestammbuch, die Verdener Auktion, bei der Hannoveraner verkauft werden und die Auktionen des Oldenburger Pferdezuchtverbands in Vechta.

Es gibt auch private Auktionen, wie die internationale Sportpferde-Auktion PSI Sales in Ankum und die PS-Online-Auktionen, bei denen Junge Springpferde, Dressurpferde, Hengste und Fohlen verkauft werden, darunter auch Pferde vom Gestüt Lewitz. Es gibt auch Hybrid-Auktionen, bei denen sowohl vor Ort, als auch Online geboten werden kann.

In der Schweiz organisiert der Zuchtverband CH-Sportpferde (ZVCH) zusammen mit regionalen Veranstaltern dezentrale Verkaufsschauen für eingetragene Schweizer Sportpferde. Er ist auch an der Organisation von Fohlenauktionen beteiligt. Der Verein Schweizer Sportpferd (VSS) organisierte 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie seine erste Online-Fohlenauktion. Der Schweizerische Freibergerverband bietet eine Online-Verkaufliste für Freiberger an.

In Österreich veranstaltet der Fohlenhof Ebbs in Tirol alljährlich im Herbst eine Fohlenauktion für Haflinger. Auch gibt es von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter (ZAP) ein Online-Verkaufspferdeportal für in Österreich eingetragene Zuchtpferde.

Vollblüter werden beispielsweise über die BBAG Sales vermarktet, die von der Baden-Badener Auktionsgesellschaft organisiert werden. Je nach Abstammung können schon auf Jährlingsauktionen hohe Preise erzielt werden.

Pferdemärkte

In allen Orten mit Marktrecht, den Marktgemeinden, gab es Märkte. Viele davon waren Pferdemärkte, deren Plätze, Bauwerke oder Veranstaltungen in einigen Orten noch erhalten sind. Vieh- und Pferdemarktplätze waren Spezialmärkte, die bei größeren Städten meist etwas außerhalb lagen.

Pferdemärkte in Irland

Das irische Connemara Pony Festival in Clifden ist eine Zuchtschau und ein Pferdemarkt für Connemara-Ponys im August, das seit 1924 besteht. Es wurde ursprünglich in Roundstone und seit 1947 in Clifden durchgeführt. Alljährlich werden ca. 400 Pferde verkauft. Es wird von der Connemara Pony Breeders Society veranstaltet.

Pferdemärkte in den Niederlanden

Der Zuidlaardermarkt ist ein Viehmarkt im niederländischen Zuidlaren im Oktober. Seit der Maul- und Klauenseuche 2001 gibt es hier keine Rinder mehr, sondern in erster Linie Pferde. Bei niederländischen, deutschen und belgischen Pferdehändlern ist der Pferdemarkt sehr populär geworden. Die Geschichte des Zuidlaardermarkt geht bis ins 12. Jahrhundert zurück, der erste Markt fand im Jahr 1200 statt.

Pferdemärkte in Deutschland

Der Gerhart-Hauptmann-Platz ist der ehemalige Pferdemarkt in der Hamburger Innenstadt. Vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert wurden hier Pferdemärkte abgehalten. Dann wurde der Pferdehandel auf den Neuen Pferdemarkt verlegt. Die Alte Reithalle in Stuttgart ist ein bedeutendes Denkmal der Stahlarchitektur des 19. Jahrhunderts, das für den städtischen Pferdemarkt gebaut wurde.

Beim fünftägigen Brokser Heiratsmarkt in Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz findet immer am letzten Markttag, dem letzten Dienstag im August der Pferdemarkt statt. In Soest findet bei der Allerheiligenkirmes ist der Pferdemarkt am Donnerstag. Der Pferdemarkt der Cranger Kirmes findet am Donnerstag vor der Kirmes statt.

Der Fohlenmarkt in Sinsheim wird jährlich eine Woche vor Pfingsten abgehalten. Der Markt beginnt an Christi Himmelfahrt und dauert fünf Tage. Im Umfeld des Fohlenmarktes finden Reitturniere und Verbandspferdeschauen statt. In jüngerer Zeit gab es wieder ein stärkeres Angebot an Pferden, nun jedoch weniger kaltblütige Arbeitspferde, sondern überwiegend Württemberger als Reitpferde. Den Heilbronner Pferdemarkt gibt es seit 1770. Der Kalte Markt in Ellwangen, ist zwar aus einem Pferdemarkt entstanden, es werden jedoch keine Pferde mehr gehandelt. Anlässlich des Kalten Markts findet heute unter anderem eine Pferdeprämierung, ein Reiterumzug und eine Reitsport-Verkaufsmesse statt. Auch beim Mannheimer Maimarkt werden keine Pferde mehr gehandelt. Jedoch findet seit 1964 das inzwischen international ausgeschriebene Maimarkt-Turnier statt.

Beim Leonberger Pferdemarkt gibt es Seminare für Therapeutisches Reiten und Reitlehrer, eine Hippologische Fachtagung mit prominenten Referenten aus dem Pferdesport und ein Schaureiten der Reitvereine im Reiterzentrum. Im alten Reiterstadion wird für Kleinpferde eine Prämierung mit Showprogramm und ein Gespannwettbewerb durchgeführt. Am Dienstagmorgens findet auf dem Marktplatz der traditionelle Pferdehandel statt. Später werden im Reiterstadion die Großpferde prämiert und ein Gespannwettbewerb ausgetragen. Höhepunkt ist der große Festumzug am Nachmittag mit circa 100 Wagen und Gruppen. Der Mathaisemarkt ist ein traditionsreiches Frühlingsfest in Schriesheim bei Heidelberg. Die um 1960 abgebrochene Tradition eines Pferdemarktes wurde in den 1980er Jahren wieder aufgenommen.

Beim Lukasmarkt in Mayen im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz findet der Pferdemarkt dienstags auf dem Viehmarktplatz in der Polcherstrasse statt. Das Programm zeigt einen Überblick über die Pferdewelt.

Der Kaltblut-Fohlenmarkt Rottenbuch auf der Fohlenwiese ist der größte Kaltblut-Fohlenmarkt Deutschlands. Dort wird seit 1558 ein Pferdemarkt veranstaltet. Beim Barthelmarkt im bayerischen Oberstimm findet der Rossmarkt (Pferde- und Fohlenmarkt) am Montagmorgen („Barthelmarktmontag“) statt.

Pferdemärkte in der Schweiz

Der Marché-Concours national de chevaux ist eine jährlich stattfindende Schau für Freiberger-Pferde mit einem Pferderennen und einem Pferdemarkt in Saignelégier, Kanton Jura, Schweiz. Die Veranstaltung ist die zentrale Bühne der Freiberger Pferdezucht. Der Marché-Concours national des chevaux wurde zum ersten Mal vom 28. bis 30. August 1897 vom Bauernverband der Freiberge organisiert.

Pferdemärkte in Italien

Der Musterplatz (italienisch Piazza della Mostra) ist ein Platz mitten im Altstadtbereich der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Seinen Namen verdankt er seiner frühneuzeitlichen Funktion als Ort der militärischen Musterung. Geschichtlich wird der Musterplatz erstmals um 1450 urkundlich genannt. Er fungierte damals als Pferdemarkt, wie eine landrechtliche Verfügung belegt, wonach niemand im Stadtbereich Pferde vorführen solle als „auf der rechten Musterstadt“. Wenig später, um 1470/80, ist der heutige Name als „auff der Muster in der stat Potzen“ und „die gmain Muster“ ausdrücklich bezeugt.

Pferdemärkte in der Kirgisistan

Der Viehmarkt von Karakol ist ein regelmäßig, jeweils an Sonntagen stattfindender Viehmarkt in der kirgisischen Stadt Karakol, auf dem insbesondere mit Schafen und Pferden gehandelt wird.

Geschichte

Europa

Das Pferd war das wertvollste Tier in der Landwirtschaft, es hatte einen Wert von rund vier Kühen. Beim Pferdehandel stand viel auf dem Spiel. Deshalb wurde in Norwegen schon im 13. Jahrhundert im Frostathingslov die Gewährleistung beim Pferdekauf festgelegt. Der Sachsenspiegel von Eike von Repgow, entstanden zwischen 1220 und 1235, enthält im Dritten Buch zum Landrecht Bestimmungen zum Pferdehandel. Beispielsweise schließt ein Verkäufer vor zwei Zeugen die Gewährschaft für ein verkaufte Pferd aus.

Das Alter eines Pferdes kann mit Hilfe der Zähne abgeschätzt werden. Daher stammt die Sprichwort Einem geschenkten Gaul schaut man nicht in Maul, das es in vielen Sprachen gibt (z. B. Spanisch: A caballo regalado no le mires el diente) und schon um 1500 von Erasmus von Rotterdam in seinem Werk Adagia auf Lateinisch bezeugt ist (Equi dentes inspicere donati).

Manche Pferdehändler galten als Rosstäuscher. Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Pferdehandel sind seit dem Mittelalter in Prozessakten vielfach bezeugt.

Deutschland

Im Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794 befasst sich § 205 mit den Gewährsmängeln bei Pferden: Eine gleiche Vermuthung gilt von Pferden, bey welchen sich Dämpfigkeit, Herzschlägigkeit, Kaude, wahre Stätigkeit, schwarzer Staar, Mondblindheit und Rotz innerhalb Vier Wochen nach der Uebergabe hervorthun. In Deutschland wurden zum Schutz der Käufer und Verkäufer die Gewährsmängel in der Kaiserlichen Verordnung betreffend die Hauptmängel und Gewährfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 und BGB festgeschrieben. Wenn sich ein Gewährsmangel innerhalb von 14 Tagen nach dem Kauf zeigte, konnte der Käufer Rückabwicklung des Kaufes verlangen.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im 20. Jahrhundert wurde es möglich Pferde über weite Strecken zu transportieren und auch der Handel nahm Aufschwung.

Zuchtpferdehandel in Deutschland um 1900

Im Zuchtpferdehandel überwiegt der Handel mit Hengsten gegenüber dem mit Stuten. Um 1900 fand der Zuchtpferdehandel hauptsächlich in Handelsställen statt und nicht mehr auf öffentlichen Märkten. Es gab Bestrebungen, den Zuchtbestand zu verbessern und Zuchthengste mussten aus den Zuchtgebieten beschafft werden, die in der jeweiligen Zuchtrichtung führend waren. Dazu bedurfte es der Vermittelung von Händlern, welche die Züchter in den Ursprungsgebieten kannten. Es gab einen lebhaften inländischen Handel mit Zuchtpferden von Ost- und Westpreußen, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Hannover und Oldenburg nach den übrigen Landesteilen.

Nachdem die Einfuhr von holländischen Zuchttieren verboten wurde, beschränkte sich der deutsche Zuchttierhandel zu dieser Zeit im Wesentlichen auf das Inland. Nur eine kleine Zahl von Hengsten wurde aus England eingeführt, außerdem gab es Handel mit Amerika, Österreich-Ungarn und Belgien.

Gebrauchspferdehandel in Deutschland um 1900

Um 1900 geschah die Versorgung Deutschlands mit Reit- und leichten Wagenpferden in erster Linie von Ostpreußen aus, das insbesondere der Armee leistungsfähige Reitpferde liefert. Oldenburg, Mecklenburg, Hannover und Schleswig-Holstein produzierten edle und schwerere Kutschpferde, Posen ein weniger edles Zugpferd und der Westen und Süden das Kaltblut.

Norwegen

Die norwegische Volkszählung von 1900 listet rund 240 professionelle Pferdehändler auf. In Westnorwegen wurden Pferde gezüchtet und nach Ostnorwegen und Schweden verkauft. In Westnorwegen war es aufgrund geeigneter Weideflächen günstiger, Pferde zu züchten als im Osten. Dort war dagegen der Bedarf an Arbeitspferden für Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Verkehr groß, die Pferdezucht hingegen weniger rentabel.

Für ihre Pferdezucht waren vor allem die Provinzen Sogn og Fjordane sowie Møre og Romsdal bekannt. Junge Pferde wurden meist vierjährig von Pferdehändlern aufgekauft und nach Osten gebracht.

Die Pferdehändler lebten meist in Westnorwegen, zwischen den Pferdezuchtdörfern und den Märkten in Ostnorwegen und mussten über etwas Kapital verfügen. Im Frühjahr machten sie eine Runde und kauften junge Pferde, die Pferde wurden abgeholt und verbrachten den Sommer auf den Weiden im Hochgebirge, bevor sie auf den Markt gebracht oder unterwegs verkauft werden. Pferde aus Vestland, die im Herbst auf dem Kongsberg-Markt oder in Rauland verkauft werden sollen, weideten oft über den Sommer auf der Hardangervidda. Einige Pferde wurden bis nach Schweden und nach Nordnorwegen zum Verkauf gebracht. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden Pferde von Lærdal und Nordfjord über die Berge zu den Märkten in Ostnorwegen getrieben. Auf dem Grundset-Markt und auch dem Markt von Levanger wurden viele Pferde über die Landesgrenze gehandelt.

Es gab Pferdemärkte in Oslo, ab 1640 in Kristiania und ab 1736 in Stortorvet, bis in die 1960er Jahre. In Kristiania standen auf dem Pferdemarkt vom Februar 1885 500 Pferde zum Verkauf. 1940 gab es in Norwegen 17 Pferdemärkte und 42 Pferderennen. 1940 fand der Pferdemarkt in Levanger zweimal statt. Die wertvollsten Pferde wurden in Zeitungsannoncen beworben.

Australien

In Australien gab es von 1868 bis 1887 in Adelaide in der Nähe der Town Hall in der Pirie Street den Tattersall's Horse Bazaar. Hier wurden Pferde und Wagen gehandelt. Es standen Mietstallungen für die kurzfristige Unterbringung und sichere Parkflächen für Kutschen zu Verfügung. Gleichnamige Unternehmen gab es in der Stephen Street in Melbourne und in Perth.

Tibet und China

Während der Tang-Dynastie (618–907) entstand die Tee-Pferde-Straße, eine Handelsstraße zwischen Lhasa in Tibet und den südchinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan. Es wurde Ziegeltee aus Yunnan gegen Pferde aus Tibet gehandelt. Ein Kriegspferd hatte den Gegenwert von 20 bis 60 kg Tee. In der Song-Zeit zählten Kontrollposten bis zu 2000 Händler am Tag und teilweise wurden bis zu 7.500 Tonnen Tee pro Jahr nach Lhasa gebracht. Die Mandschu-Herrscher (Qing-Dynastie) verboten 1735 den Import von Pferden und der Pferdehandel kam zum Erliegen.

Einzelnachweise

  1. Jörg John: Tierrecht: eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten tierrechtlichen Gesetze und Vorschriften ; ein Handbuch für Tierhalter, Tierhüter und Tierliebhaber und für all diejenigen, die es gerne werden wollen. SV SAXONIA Verlag 2007, ISBN 978-3-937951-81-2, S. 57.
  2. Ich verkaufe kein dreijähriges Pferd unter 8500 Franken, Anja Tschannen, 6. April 2016, Schweizer Bauer
  3. Alles was Recht ist: Der (Selbst-)Betrug beim Pferdekauf, Zeitschrift Dressur-Studien, 2. März 2016.
  4. Die Sache mit den Schlachtpferden, Patrick Andrikowski, Blog
  5. Schlachtpferd kaufen – Tiere in Not retten, markt.de
  6. Das Geschäft mit den Beistellpferden, Gabriele Pochhammer, St. Georg, 1. Oktober 2019.
  7. Auf den Spuren eines Pferdehändlers, Panorama 3, NDR, 26. September 2017
  8. Gibt es für Galopper ein Leben nach der Rennbahn?, FNCH, 16 Januar 2017
  9. Pferdekauf, markt.de
  10. Otto Renkewitz: Handbuch der Tierheilkunde. Dresdner Verlagshandlung M.O. Groh, Dresden 1921 (Kapitel „Pferdehandel“).
  11. Definition Pferdehandel, viehhandel-schweiz.ch, PDF
  12. Export-Import, www.islandpferde-loftkastali.com
  13. Neue Bestimmungen Pferde-Import/-Export treten heute in Kraft, Kavallo, 11. Oktober 2021
  14. Pferde, Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit, Schweizerische Eidgenossenschaft
  15. Mast.is Dýraeigendur / Hross / Innflutningur, isländische Lebensmittelagentur MAST (is)
  16. Bæklingur MAST - Protect Icelandic animals from infectious diseases, isländische Lebensmittelagentur MAST (en)
  17. The Faroese Horse, www.nordgen.org
  18. Horses Vaccinated Summer Eczema, www.horsesoficeland.is
  19. Auktion Marbach, Haupt- und Landgestüt Marbach
  20. Auktion Neustadt Dosse, Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse
  21. Verkaufspferdewoche, Sächsischen Gestütsverwaltung
  22. DSP-Adventssterne, Pferdezuchtverband Rheinland-Pfalz-Saar
  23. 61. Westfälische Elite-Auktion, Westfälisches Pferdestammbuch
  24. Verdener Auktionen – Ihr Pferd aus Verden
  25. oldenburger-pferde.com
  26. Geschichte PSI Auktion
  27. Über die PS-Online-Auktionen
  28. 1. Hof Kasselmann Hybrid Auktion, Hof Kasselmann, 8. August 2020.
  29. Hof Kasselmann Hybrid Auction Kollektion, Hof Kasselmann
  30. ZVCH Verkaufsschauen
  31. 1. Online Swiss Elite Fohlenauktion, Verein Schweizer Sportpferd
  32. fm-ch.ch
  33. Tiamanta – das begehrteste Fohlen bei der 54. Haflinger Fohlenauktion, Fohlenhof Ebbs
  34. pferdezucht-austria.at
  35. BBAG Sales, Baden-Badener Auktionsgesellschaft
  36. Connemara Pony Festival 2018
  37. Pferdemarkt am Montag, Markt Manching, Öffentliche Verwaltung
  38. Freibergerzucht. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesamt für Kultur, archiviert vom Original am 2. Januar 2019; abgerufen am 22. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  39. Karl Theodor Hoeniger: Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 5. 1931/1934. Bozen: Vogelweider 1934, S. 58.
  40. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 141–142, Nr. 1111.
  41. Flechtner, Stephan, Trescher Verlag GmbH: Reiseführer Kirgistan Zu den Gipfeln von Tien-Schan und Pamir. 6., aktualis. Auflage, revidierte Ausgabe. Berlin, ISBN 978-3-89794-483-1, S. 212.
  42. Frostathingslov X, 35 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119–258)
  43. Frostathingslov X, 41 und 45 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119–258)
  44. Frostathingslov X, 46 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119–258)
  45. Sachsenspiegel, Folio 43r, Wolfenbütteler Handschrift, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
  46. Hardangervidda, Verlag Grøndahl, Oslo 1979.
  47. Hartschlächtigkeit, Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865
  48. Handbuch der Medicinal-und Sanitätspolizei : nach eigenen Erfahrungen und nach dem neuesten Standpunkt der Wissenschaft und der Gesetzgebung für Aerzte und Verwaltungsbeamte, nebst einem Anhang: Die Veterinär-Medicinal-Polizei, Adolph Lion, Iserlohn, 1862, S. 547.
  49. Kaiserliche Verordnung betreffend die Hauptmängel und Gewährsfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 pdf 1,4 MB
  50. Brockhaus Ausgabe 1903, Band 16, Seite 322
  51. Vieh- und Fleischhandel, Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905
  52. Geografisk inngang til folketellingen 1900 i søkbar (og skanna) form i Digitalarkivet
  53. Fjordhesten i Norge, Arne M. Bekken, 1986.
  54. Olaf A. Lwefdal – Mitt liv med fjordhester, Jarle Hammer, 1986.
  55. Norges land og folk: topografisk-statistisk beskrevet : topografisk-statistisk beskrivelse over, Verlag Aschehoug, Kristiania 1913.
  56. Hesten var nødvendig, Nils Jarmann, Verlag I kommisjon hos Landbruksforlaget, Oslo 1989, ISBN 82-529-1391-1.
  57. Silkroad Foundation, Adela C.Y. Lee: The “Ancient Tea and Horse Caravan Road,” the “Silk Road” of Southwest China. In: silkroadfoundation.org. Abgerufen am 3. November 2018.
  58. THE TEA-HORSE TRADE ROUTE. In: the-wanderling.com. Abgerufen am 3. November 2018.
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