Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 50′ N, 10° 0′ O

Basisdaten
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Hersfeld-Rotenburg
Höhe: 230 m ü. NHN
Fläche: 21,31 km2
Einwohner: 4111 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 193 Einwohner je km2
Postleitzahl: 36269
Vorwahlen: 06620, 06624, 06674
Kfz-Kennzeichen: HEF, ROF
Gemeindeschlüssel: 06 6 32 016
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Schloss 1
36269 Philippsthal (Werra)
Website: www.philippsthal.de
Bürgermeister: Timo Heusner (SPD)
Lage der Gemeinde Philippsthal (Werra) im Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Philippsthal (Werra) ist eine Marktgemeinde im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg, direkt an der Landesgrenze zu Thüringen.

Geographie

Lage

Philippsthal liegt an der Werra. Die Ulster mündet zwischen dem Ort und dem Ortsteil Röhrigshof in die Werra.

Der tiefste Punkt liegt mit 212 m ü. NN in der Werraaue bei Harnrode. Der höchste Punkt liegt im Nordosten der Gemeindegemarkung auf etwa 445 m ü. NN Höhe, wo die Gemarkungsgrenzen von Philippsthal, Heringen und Vacha aufeinandertreffen.

Die nächsten größeren Städte sind Bad Hersfeld (etwa 25 km im Westen) und Eisenach (etwa 29 km im Nordosten).

Nachbargemeinden

Philippsthal grenzt im Norden an die Stadt Heringen (im Landkreis Hersfeld-Rotenburg), im Osten an die Stadt Vacha, im Süden an die Gemeinden Unterbreizbach (beide im thüringischen Wartburgkreis) und Hohenroda sowie im Westen an die Gemeinde Friedewald (beide im Landkreis Hersfeld-Rotenburg).

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Gethsemane, Harnrode, Heimboldshausen, Philippsthal, Röhrigshof, Unterneurode.

Panorama von Philippsthal mit der Abraumhalde des Kaliwerkes. Im Hintergrund die nördlichsten Berge der Rhön (Landecker Berg und Dreienberg). Die Kuppe links ist der Soisberg.

Geschichte

Philippsthal wird im Jahre 1191 in einem Schutzbrief des Papstes Coelestin III. an die Abtei Hersfeld das erste Mal erwähnt. Die Abtei gründete in diesem Jahre ein Benediktinerinnenkloster und benannte es nach dem hier lebenden Rittergeschlecht der von Cruceburg. Nach diesen wurde dann auch die sich entwickelnde Ortschaft Kreuzberg genannt. Die überwiegend zum Kloster gehörende Flur und einige Besitzungen in der Umgebung wurden von einem Vogt verwaltet und daher in den Urkunden als Vogtei Kreuzberg bezeichnet. Das Kloster wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört und 1568 von den Nonnen aufgegeben. Erhalten ist noch die ehemalige Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert und in ihrem Inneren ein im einstigen Klostergarten gefundener spätromanischer Grabstein für einen Ritter aus dem Geschlecht der von Cruceburg. An der Stelle, an der das Kloster stand, ließ sich Landgraf Philipp von Hessen-Philippsthal (* 14. Dezember 1655, † 18. Juni 1721) im Jahre 1685 ein Schloss bauen, dem er den Namen Philippsthal gab. Dieser Name setzte sich Ende des 18. Jahrhunderts auch als Ortsname durch. Zum Schloss gehörte auch der Landschaftspark Weidenhain auf dem Hochufer der Werra, der sich bis 300 m westlich der Vachaer Werrabrücke erstreckte und mit seiner vielgerühmten Schankwirtschaft im frühen 19. Jahrhundert die bekannteste Sehenswürdigkeit des Ortes darstellte. Nach dem Beginn des Bergbaus im Kaliwerk Hattorf im Jahre 1905 wurde aus dem Handwerker- und Weberdorf ein Industrieort.

Während der Kriegsjahre 1943 bis 1945 wurden zur Bestandssicherung mehrere Millionen Bände aus den Archivbeständen der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin in die Schachtanlagen von Hattorf ausgelagert. Am 10. Juni 1942 kam es an einem unbeschrankten Bahnübergang der Ulstertalbahn nahe dem Bahnhof Philippsthal Süd zu einem schweren Eisenbahnunfall, bei dem drei Menschen starben.

Während der Zeit der innerdeutschen Teilung gewann das Gebäude der ehemaligen Druckerei im Haus Hoßfeld Berühmtheit, weil die innerdeutsche Grenze mitten durch das Gebäude verlief. Erst 1976 wurde durch eine Grenzregelung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik das gesamte Grundstück der Bundesrepublik zugeteilt.

Im Juni 1953 wurde die Gemeinde von „Philippsthal a. W.“ in „Philippsthal (Werra)“ umbenannt. Am 1. Januar 1977 erhielt die Gemeinde den amtlichen Namen, den sie bis zur Gebietsreform trug: „Philippstal (Werra)“.

Die Gemeinde wurde in den 1990er Jahren überregional durch den Mord an Melanie und Karola Weimar von 1986 und die daraus resultierenden Strafprozesse bekannt.

Der Titel „Marktgemeinde“ wurde am 30. Mai 2001 an die Gemeinde verliehen.

Eingemeindungen

Am 1. August 1972 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bisher selbständigen Gemeinden Gethsemane, Harnrode, Heimboldshausen, Philippsthal (Werra), Röhrigshof und Unterneurode zur neuen Gemeinde Philippsthal zusammengeschlossen.

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis, in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:

Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021
Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 55,3 %
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,9
(+5,3)
23,8
(−8,4)
21,4
(+1,2)
1,9
(n. k.)
2016

2021

Sitzverteilung
Insgesamt 23 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 52,9 12 47,6 11 50,7 12 45,5 10 52,7 12
FWG Freie Wahlgemeinschaft Philippsthal 23,8 6 32,2 7 28,4 6 34,7 8 27,9 6
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 21,4 5 20,2 5 20,9 5 19,8 5 19,5 5
FDP Freie Demokratische Partei 1,9 0
gesamt 100,0 23 100,0 23 100,0 23 100,0 23 100,0 23
Wahlbeteiligung in % 55,3 54,7 52,7 56,2 63,0

Bürgermeister

Die Bürgermeisterwahl vom 26. Mai 2019 hat Timo Heusner (SPD) im ersten Wahlgang mit 55,6 % für sich entschieden. Er wurde am 23. Oktober 2019 vereidigt und tritt die Nachfolge von Ralf Orth (SPD) an, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl angetreten war. Die Bürgermeisterwahl vom 16. September 2007 entschied Ralf Orth (SPD) mit 55,1 % der Stimmen für sich. Er ist seit 1. Januar 2008 Nachfolger von Hartwig Klotzbach (FWG), der das Amt seit 2001 innehatte.

Wappen

Blasonierung: „In Rot ein silberner Dreiberg, auf dessen Spitze ein silbernes Doppelkreuz. Vor dem Dreiberg ein Wappen in Blau mit rechtsgewendetem, golden gekröntem und golden bewehrtem, neun Mal von Silber und Rot geteiltem Löwen (Löwe von Hessen).“

Das Hersfelder Doppelkreuz erinnert an das Kloster im Ort und die Abtei Hersfeld, die hier in den ersten Jahrhunderten bestimmender Faktor war. Der hessische Löwe steht für die Landgrafen von Hessen-Kassel, die im 16. Jahrhundert in den Besitz des Ortes kamen.

Partnergemeinden

Partnerschaftliche Beziehungen werden seit 1974 zu Salies-du-Salat (Région Midi Pyrénées, Département Haute-Garonne) in Frankreich und seit 1990 zu Vacha und Dorndorf in Thüringen gepflegt.

Religionen und Konfessionen

Das Gebiet der Marktgemeinde Philippsthal gehört heute zur Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (Kirchenkreis Hersfeld) und dem weitgehend deckungsgleichen katholischen Bistum Fulda. Die Gemeinde ist mehrheitlich evangelisch.

Evangelisch:

Die evangelische Schloßkirche befindet sich in der Schloß 8, 36269 Philippsthal (Werra).

Katholisch:

Die katholische Filialkirche St. Maria in der Südstraße 6 wurde im Jahre 2023 profaniert. Sie gehörte zur Pfarrei St. Robert Heringen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmale der Gemeinde siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Philippsthal (Werra).

Museen

  • Grenzmuseum im Torbogenhaus

Bauwerke

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsunternehmen

  • Kaliwerk Hattorf, Teil des Kaliwerks Werra der K+S-Gruppe

Verkehr

Auf der linken Seite der Werra führt die Bundesstraße 62 durch die Gemeinde.

Der öffentliche Personennahverkehr erfolgt durch die ÜWAG Bus GmbH mit der Linie 340. Der Personenverkehr auf der Hersfelder Kreisbahn und der Bahnstrecke Gerstungen–Vacha ist 1993 bzw. 1981 eingestellt worden. Lediglich der Güterverkehr zwischen Gerstungen und dem Kaliwerk Hattorf besteht noch.

Rad- und Wanderwege

Durch das Stadtgebiet verlaufen folgende Radwanderwege:

Persönlichkeiten

Literatur

  • Philippsthal. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 12, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 1006.
  • Das Haus Hessen-Philippsthal. In: Meyers. 4. Auflage. Band 8, S. 486.
  • Johannes Burkardt: Kreuzberg (Philippsthal). In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania Benedictina 7 Hessen), Eos, St. Ottilien 2004, S. 732–740. ISBN 3-8306-7199-7.
  • Literatur über Philippsthal nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Elmar Clute-Simon, Reiner Emmerich: Das Haus auf der Grenze. Ott, Bad Hersfeld 1989.
Commons: Philippsthal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. 1 2 Manfred Oertel: Vitzeroda und seine Kirche. Studien zur Geschichte eines Dorfes in der hessisch-thüringischen Kulturlandschaft im Werrabogen. Osnabrück 2007, ISBN 978-3-939465-31-7.
  3. Heinrich Schwerth: Thüringer Bäder nach ihrer Lage, ihren Heilkräften und ihren Umgebungen. Ein Wegweiser und Gedenkbuch. Drittes Heft: Soolbad Salzungen. Johann Georg Müller, Gotha 1855, S. 129.
  4. Werner Schochow, Werner Knopp: Bücherschicksale. Die Verlagerungsgeschichte der Preußischen Staatsbibliothek. ISBN 978-3-11-017764-0, S. 209–219.
  5. Michael Knauf, Markus Schmidt: Die Geschichte der Ulstertalbahn 1981–1996; Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2018, ISBN 978-395-966-295-6 , Seite 88
  6. Änderung des Namens der Gemeinde Philippsthal a. W. im Landkreis Hersfeld, Regierungsbezirk Kassel vom 23. Juni 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr. 27, S. 591, Punkt 739 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,2 MB]).
  7. 1 2 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 397 und 413.
  8. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hersfeld und Rotenburg (GVBl. II 330-13) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 217, § 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  9. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  10. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2016.
  11. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
  12. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  13. Bürgermeister-Direktwahlen in Philippsthal (Werra), Marktgemeinde. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  14. Angaben auf der Seite des Statistischen Landesamtes Hessen, abgerufen am 29. Juli 2017
  15. Kali GmbH (Memento vom 29. September 2015 im Webarchiv archive.today)
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