Als PicoBlaze wird eine ausschließlich in FPGAs und CPLDs der Firma Xilinx verwendbare Prozessorfamilie bezeichnet. Die Prozessoren existieren nicht als physische Hardware, sondern sind in den Hardwarebeschreibungssprachen VHDL und Verilog als sogenannte Softcores verfügbar, was ihre Erweiterung durch Hinzufügen von Peripherie zu kleinen Mikrocontrollern sehr einfach macht.

Durch die spezielle Optimierung auf die Besonderheiten bestimmter FPGA/CPLD-Bausteine der Firma Xilinx ist der Logikbedarf der Prozessoren sehr gering. Nachteilig ist, dass durch die Optimierung und durch rechtliche Beschränkungen PicoBlaze-Prozessoren nur auf FPGAs und CPLDs der Firma Xilinx verwendet werden können und dürfen.

Die Stärke der PicoBlaze-Prozessoren liegt im Einsatz als Finite State Machine, wobei diese aber nicht besonders zeitkritisch sein sollte. Implementierung von Finite State Machines direkt in der Hardwarebeschreibungssprache sind je nach Umfang der Zustände stark größenabhängig, was durch den Einsatz eines PicoBlaze-Prozessors vermieden werden kann. Dadurch vereinfacht sich die Entwicklung der restlichen Hardware. Aufgrund eines vergleichsweise eher geringen Leistungsumfangs von PicoBlaze-Prozessoren sollten bei komplexeren Aufgaben andere, leistungsfähigere Prozessoren bzw. Mikrocontroller wie der ebenfalls von Xilinx für FPGAs als Softcore verfügbare MicroBlaze verwendet werden.

PicoBlaze-Prozessoren hießen ursprünglich KCPSM, was eine Abkürzung für Constant(k) Coded Programmable State Machine ist. Oft wird angenommen, KCPSM sei eine Abkürzung für Ken Chapman’s Programmable State Machine. Ken Chapman, der Entwickler der PicoBlaze-Prozessoren bei Xilinx, dementiert dies allerdings mit Augenzwinkern.

PicoBlaze-Familie

Die PicoBlaze-Prozessorfamilie umfasst die folgenden Derivate:

  • PicoBlaze CPLD (optimiert für Xilinx CoolRunner-II CPLDs)
  • PicoBlaze (optimiert für Xilinx Virtex-E and Spartan-II/IIE FPGAs)
  • PicoBlaze II (optimiert für Xilinx Virtex-II FPGAs)
  • PicoBlaze 3 (optimiert für Xilinx Spartan-3 und neuere Spartan, Virtex-II, Virtex-II Pro, Virtex 4 und neuere Virtex FPGAs)
  • PicoBlaze 6 (optimiert für Xilinx Spartan-6 und neuere Spartan, Virtex-6 und neuere Virtex FPGAs)

Hardware-Merkmale

PicoBlaze-Prozessoren basieren auf einer 8-Bit RISC-Architektur. Die Geschwindigkeit variiert stark mit der eingesetzten Hardware, kann jedoch weit über 100 MIPS erreichen. Für die Ausführung einer Instruktion werden jeweils zwei Taktzyklen benötigt.

MerkmalPicoBlazePicoBlaze IIPicoBlaze 3PicoBlaze 6PicoBlaze CPLD
Anzahl IO-Portadressen256256256256256
Anzahl Register1632162 × 168
Scratchpad-Größe [in Byte]6464 / 128 / 256
Callstack-Größe153131304
Max. Programmgröße [in Befehlen]256102410241024 / 2048 / 4096256
IO-Ports
PicoBlaze-Prozessoren besitzen je einen 8 Bit breiten Ein- und Ausgabeport, die über 8-Bit-Port-IDs adressiert werden können, woraus sich theoretisch 256 Ein- und Ausgabeports ergeben. Praktisch wird die tatsächlich mögliche Anzahl von Portadressen jedoch von der durch die Beschaltung entstehenden Signallaufzeit sowie die verwendete Taktfrequenz eingeschränkt.
Register
Die PicoBlaze-Prozessoren verfügen über eine unterschiedliche Anzahl von 8-Bit-Registern. Die Register sind funktional identisch und können mit allen Register-Befehlen gleichermaßen verwendet werden. Der PicoBlaze 6 verfügt über zwei Registerbänke, welche jeweils 16 Register enthalten.
Scratchpad
Das Scratchpad ist ein RAM-Speicher, in welchen mit den Befehlen STORE und FETCH Registerwerte gespeichert oder zurückgelesen werden können. Zum Teil kann die Scratchpad-Größe über Parameter festgelegt werden.
Callstack
Der Callstack sämtlicher PicoBlaze-Prozessoren wird sowohl für CALL-Aufrufe als auch für Interrupts gemeinsam verwendet.

Befehlssatz

Der PicoBlaze besitzt einen kleinen Befehlssatz, der auf die wichtigsten Befehle begrenzt ist.

BefehlPicoBlaze
 
PicoBlaze
II
PicoBlaze
3
PicoBlaze
6
PicoBlaze
CPLD
Programmfluss
JUMPjajajajaja
CALLjajajajaja
RETjajajajaja
Interrupt
RETIjajajajaja
EINTjajajajaja
DINTjajajajaja
Logik
ANDjajajajaja
ORjajajajaja
XORjajajajaja
COMPneinneinjajanein
COMPCneinneinneinjanein
TESTneinneinjajanein
TESTCneinneinneinjanein
Arithmetik
ADDjajajajaja
ADDCjajajaja1ja
SUBjajajajaja
SUBCjajajaja1ja
BefehlPicoBlaze
 
PicoBlaze
II
PicoBlaze
3
PicoBlaze
6
PicoBlaze
CPLD
Schiebe- und Rotationsbefehle
SR0jajajajaja
SR1jajajajaja
SRXjajajajaja
SRAjajajajaja
RRjajajajaja
SL0jajajajaja
SL1jajajajaja
SLXjajajajaja
SLAjajajajaja
RLjajajajaja
Ein-/Ausgabe, Daten bewegen
REGBANKneinneinneinjanein
LOADjajajajaja
LOADRETneinneinneinjanein
INjajajajaja
OUTjajajajaja
FETCHneinneinjajanein
STOREneinneinjajanein
STARneinneinneinjanein
NOPjajajajaja
1 
Die Implementierung des Befehls weicht hinsichtlich des Zero-Flags von den vorhergehenden Prozessoren ab.

Für weitere Details zu den Befehlen können die Application Notes zu Rate gezogen werden (siehe Weblinks).

Programmierung

Die PicoBlaze-Prozessoren werden ihrer Einfachheit wegen praktisch ausschließlich in Assembler programmiert. Da es von Xilinx lediglich DOS-Compiler gibt, wurden von der Community verschiedene Integrierte Entwicklungsumgebungen hervorgebracht, welche sowohl Editoren als auch Compiler und Simulatoren zur Verfügung stellen.

PicoBlaze-Prozessoren werden üblicherweise nicht wie herkömmliche Prozessoren oder Mikrocontroller direkt programmiert, da der Zugriff auf den Programmspeicher von außerhalb des FPGAs/CPLDs nur bedingt möglich ist. Stattdessen wird mit einem der zahlreichen Compiler eine vorinitialisierte VHDL/Verilog-Programmspeicherinstanz erzeugt, welche mit der Prozessorinstanz zusammen in die eigene Schaltung eingebunden werden kann. Die Compiler verwenden hierzu eine VHDL/Verilog-Vorlage, welche eingelesen und ergänzt wird. So ist es möglich, auf den Programmspeichertyp Einfluss zu nehmen, was die Verwendung von Dual-Port-Speicherblöcken als Programmspeicher ermöglicht.

Bei Verwendung von Dual-Port-Speicherblöcken als Programmspeicher können optional zwei PicoBlaze-Prozessoren mit demselben Speicher/Programm arbeiten oder der Programmspeicher unter Verwendung zusätzlicher Logik zur Laufzeit verändert werden.

Fehlersuche

Da der Zugriff auf die interne Prozessorhardware im FPGA/CPLD nicht möglich ist, können PicoBlaze-Prozessoren nicht wie herkömmliche Prozessoren oder Mikrocontroller direkt zur Laufzeit diagnostiziert werden. PicoBlaze-Prozessoren sind in der Regel nahtlos in den eigenen VHDL/Verilog-Code integriert, weshalb dieser Umstand keinen Verlust bedeutet, da generell der gesamte Code (VHDL/Verilog, PicoBlaze-Programm) mit einem VHDL/Verilog-Simulator diagnostiziert werden sollte, denn eine Fehlfunktion des FPGAs/CPLDs kann sowohl durch den VHDL/Verilog- als auch durch den Prozessorcode hervorgerufen werden.

Für die abstrakte Betrachtung des Prozessorcodes stehen verschiedene PicoBlaze-Simulatoren zur Verfügung.

Xilinx-Links

Community-Links

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