Pierre Jacotin (* 11. April 1765 in Champigny-lès-Langres, Département Haute-Marne; † 4. April 1827 in Paris) war ein französischer Kartograf und Ingenieur.
Leben
Jacotin stammte aus einfachen Verhältnissen: seine Eltern Étienne und Jeanne Jacotin waren Kleinbauern. Nach kurzer Schulzeit schickte man ihn nach Korsika, wo sein Onkel mütterlicherseits, Dominique Testevuide (1735–1798), ein Katasterbüro leitete. Von diesem Onkel erlernte er den Beruf des Kartografen.
Als Napoleon Bonaparte 1798 seine Ägyptische Expedition plante, waren Testevuide und Jacotin die ersten Kartografen, die sich freiwillig meldeten. Sie schlossen sich der Commission des sciences et des arts an, welche die militärischen Aktionen Napoleons wissenschaftlich begleiten sollten. Sofort nach seiner Ankunft in Alexandria begann Jacotin, das Land zu vermessen. Unter seiner Leitung entstand die erste moderne Karte von Ägypten. Sein Onkel Testevuide war noch in der Militärverwaltung beschäftigt, als er am 21. Oktober 1798 vor dem Haus von General Maximilien Caffarelli in Kairo einem Attentat zum Opfer fiel.
Napoleon ernannte einige Tage nach der Ermordung Testevuides Jacotin zu dessen Nachfolger. Die Karten, welche Jacotin mit seiner Mannschaft erstellte, wurden später Teil der Text- und Bildsammlung Description de l’Égypte. Als am 20. Januar 1800 sich die Mitglieder des Institut d’Égypte in Kairo trafen, wurde Jacotin als Mitglied aufgenommen. Im Juli desselben Jahres stürzte Jacotin vom Pferd und erlitt dabei einen komplizierten Bruch des rechten Beines. Der Militärarzt und Kollege aus der „Commission“ Dominique Jean Larrey kümmerte sich um ihn.
Napoleon wurde auf Jacotin aufmerksam und berief ihn mit Wirkung vom 14. September 1800 in seinen Conseil privé de l’Égypte (etwa „persönlicher Ägypten-Rat“). Während seiner Genesung lernte er Marie Naydorff kennen, die Tochter eines Getreidehändlers aus Kairo. Am 7. Juli 1801 heiratete sie Jacotin in Kairo und im Dezember desselben Jahres kehrte das Ehepaar nach Frankreich zurück. Sie ließen sich in Paris (6. Arrondissement) nieder und Jacotin arbeitete weiter als Kartograf.
Am 16. Januar 1802 ernannte Napoleon Jacotin zum „Chef de la section topographique“, verbunden mit dem militärischen Rang eines „Chef de brigade“. Ab 10. März 1803 war Jacotin Dozent an der École speciale militaire in Fontainebleau (Département Seine-et-Marne). Dabei arbeitete unter anderem auch mit General Nicolas Antoine Sanson (1756–1824) zusammen, auf dessen Vorschlag hin Jacotin am 23. November 1808 zum „Colonel ingénieur-topographe“ ernannt wurde.
Am 15. Dezember 1821 gehörte Jacotin zu den Gründern der Société de Géographie, und auf seinen Vorschlag ernannte man den Mathematiker Pierre-Simon Laplace zu deren ersten Präsidenten.
Jacotin starb eine Woche vor seinem 62. Geburtstag am 4. April 1827 in Paris an den Spätfolgen seiner Beinverletzung. Er fand auf dem Friedhof Père Lachaise (Div. 39) seine letzte Ruhestätte. Sein Freund und Kollege Edmé François Jomard wurde mit der Gestaltung der Grabstelle betraut, und er schmückte das Grab mit einem Obelisken.
Ehrungen
- 17. Juni 1809 Ritter der Ehrenlegion
- 13. August 1814 Ritter des Ordre royal et militaire de Saint-Louis
- 21. April 1821 Offizier der Ehrenlegion
Literatur
- Marc Allégret: Les ingénieurs-géographs Pierre Jacotin et Edmé Jomard. In: Revue du souvenirs Napoléonien. Heft 432, Dez./Jan. 2001, S. 67–78 ISSN 0246-1919
- Jean-Édouard Goby: Jacotin. In: Jean Tulard (Hrsg.): Dictionnaire Napoléon. Fayard, Paris 1989, ISBN 2-213-02286-0, S. 961.
- Yehuda Karmon: An analysis of Jacotin’s map of Palestine. In: Israel Exploration Journal. Bd. 10, Heft 3 und 4, 1960, S. 155–173 und 244–253, ISSN 0021-2059
- D. H. Kellner: Jacotin’s map of Palestine seurveyed durind Napoléon’s campaign in 1799. In: Palestine Exploration Quarterly. Bd. 76, Heft 1, 1944, S. 157–163, ISSN 1743-1301
- Henry Laurens: L’expedition d’Égypte 1798–1801. Éd. du Seuil, Paris 1997, ISBN 2-02-030698-0 (EA Paris 1989)
- Danielle Quintin: Dictionnaire des colonels de Napoléon. SPM, Paris 1996, ISBN 2-901952-17-8, S. 447.
- Georges Six: Dictionnaire biographique des généraux et amiraux français de la révolution et de l’Émpire (1792–1814). Band 2, Saffroy, Paris 1999, ISBN 2-901541-06-2, S. 422.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Darunter auch Teile Syriens und Palästinas.
- ↑ Heute École d’application de l’artillerie et du génie.
- ↑ Verliehen durch König Ludwig XVIII.