Piltene (dt. Pilten) | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Lettland | |
Verwaltungsbezirk: | Ventspils novads | |
Koordinaten: | 57° 14′ N, 21° 41′ O | |
Einwohner: | 881 (1. Jan. 2022) | |
Fläche: | 5,52 km² | |
Bevölkerungsdichte: | 160 Einwohner je km² | |
Stadtrecht: | seit 1557 | |
Webseite: | www.ventspilsnovads.lv | |
Burgruine und Turm der Lutherischen Kirche von Pilten | ||
Lutherische Kirche | ||
Baptistenkirche Piltene |
Piltene (deutsch Pilten, polnisch Piltyń) ist eine Stadt im nordwestlichen Teil Kurlands in Lettland am Fluss Venta (Windau).
Geschichte
Vor der Gründung von Windau war der Flusshafen Hauptumschlagplatz für den Handel vom Landesinnern. Die Entfernung zur Ostsee bedeutete dabei einen Schutz vor den Wikingern. Es gibt Hypothesen, nach denen sich hier eine Burg des dänischen Königs Waldemar II. (1170–1241) befand.
1309 wird erstmals eine Burg Pilten im Bistum Kurland schriftlich erwähnt. Diese blieb für 250 Jahre Bischofsresidenz. 1330 wurde die Burg vergeblich von Litauern belagert. 1350 wird von einer Pestepidemie berichtet. Unter Bischof Johann von Münchhausen (1542–1560) zogen wirtschaftlich leistungsfähige jüdische Siedler nach Pilten. Die Stadt wurde mit der Reformation lutherisch und erhielt 1557 die Stadtrechte. 1560 wurde Magnus von Dänemark letzter Bischof in Piltene. Sein Tod 1583 war Anlass für den Piltener Erbfolgekrieg.
Nach einer Zeit unter preußischer Verwaltung kam der Kreis Piltene 1617 als Teil der Woiwodschaft Livland bis 1795 unter die direkte Herrschaft Polen-Litauens. Aus dem Bistum Kurland wurde das Bistum Pilten. Zum Zentrum des Kreises wurde jetzt das benachbarte Aizpute. 1621 war die Burg bereits eine Ruine und die Stadt wurde bedeutungslos.
Die Zeit im russischen Gouvernement Kurland brachte leichten wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 1885 hatte Pilten 1507 Einwohner. Bis zum Ersten Weltkrieg bildeten Juden und Deutsche die größte Bevölkerungsgruppe. Ab 1920 überwogen dann durch Abwanderung und Zuzug die Letten.
In der Zeit der Lettischen SSR sank die Bevölkerungszahl, da keine nennenswerten Industriebetriebe bestanden.
Nach der Wiedergewinnung der lettischen Unabhängigkeit 1990/1991 war eine Gärtnerei für Gemüse und Heilkräuter mit 250 Beschäftigten der größte Arbeitgeber.
Sonstiges
- Die Stadt wurde von Kampfhandlungen während der Weltkriege verschont. Deshalb sind einige Holzgebäude aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts von architektonischem und handwerklichem Wert erhalten.
- Es gibt eine Vorschule, eine Grundschule und eine Mittelschule in Piltene.
- Das Sportstadion wird vom FK Ventspils benützt.
Sehenswürdigkeiten
- Ruine der 1309 erstmals urkundlich erwähnten Burg Pilten (lettisch Piltenes viduslaiku pils) an der Venta (Windau), ehemals Bischofsburg des Bistums Kurland. Erhalten sind Fundamente der Burg sowie Teile des Großen Runden Turms und des sogenannten Schmachturms.
- Evangelisch-Lutherische Kirche, erbaut von 1709 bis 1719 mit Altar (4. Viertel des 18. Jahrhunderts), Kanzel (2. Viertel des 18. Jahrhunderts) und Orgel (1722).
- Baptistenkirche, Backsteinbau von 1881
Quelle:
Personen
- Ulrich von Heyking (1718–1790), preußischer Generalmajor
Literatur
- H. von Bienenstamm (= Herbord Carl Friedrich von Bienenstamm): Geographischer Abriss der drei deutschen Ostsee-Provinzen Russlands, oder der Gouvernements Ehst-, Liv- und Kurland. Deubner, Riga 1826, S. 440 f.; Textarchiv – Internet Archive.
- Lettland (Südlivland und Kurland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 468–470.
- Astrīda Iltnere (Red.): Latvijas Pagasti, Enciklopēdija. Preses Nams, Riga 2002, ISBN 9984-00-436-8.
- Sigurds Rusmanis, Ivars Vīks: Kurzeme. Izdevniecība Latvijas Enciklopēdija, Riga 1993, ISBN 5-89960-030-6, S. 56–57.
- Martin Zeiller: Pilten. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 19 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Piltene. In: Enzyklopädie des Europäischen Ostens. Universität Klagenfurt.
Einzelnachweise
- ↑ Sigurds Rusmanis, Ivars Vīks: Kurzeme. In: Izdevniecība Latvijas Enciklopēdija. Riga 1993, ISBN 5-89960-030-6, S. 56.
- ↑ Bogusław Dybaś: Stift Pilten oder Kreis Pilten? Ein Beitrag zur konfessionellen Politik Polen-Litauens in Livland im 17. Jahrhundert. In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Konfessionelle Pluralität als Herausforderung. Koexistenz und Konflikt in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86583-081-1, S. 507–520, hier S. 516.
- ↑ enciklopedija.lv