Polyhalit | |
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Anhydrit und Polyhalit | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Plhl |
Chemische Formel | K2Ca2Mg[SO4]4·2H2O |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VI/C.20 VI/C.20-010 7.CC.65 29.04.05.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 6,975 Å; b = 6,984 Å; c = 8,899 Å α = 104,01°; β = 101,19°; γ = 114,10° |
Formeleinheiten | Z = 4 |
Zwillingsbildung | vorwiegend nach {010} und {100} polysynthetische Zwillinge |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 |
Dichte (g/cm3) | 2,76 bis 2,78 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {101} |
Bruch; Tenazität | muschelig, spröde |
Farbe | farblos, grauweiß, braun, rosarot, rotbraun |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz bis Fettglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,546 bis 1,548 nβ = 1,558 bis 1,562 nγ = 1,567 |
Doppelbrechung | δ = 0,021 |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 60 bis 62°; berechnet: 60 bis 80° |
Polyhalit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K2Ca2Mg[SO4]4·2H2O und entwickelt meist nadelige, tafelige oder prismatisch-säulige Kristalle, aber auch schuppige oder faserige Mineral-Aggregate. Durch Zwillingsbildung täuscht Polyhalit oft eine orthorhombische Symmetrie vor.
Besondere Eigenschaften
Reiner Polyhalit ist farblos. Er kann durch Fremdbeimengungen aber auch von grauweißer, brauner, rosaroter oder rotbrauner Farbe sein.
Das Mineral wird von Wasser unter Abscheidung von Gips und möglicherweise auch Syngenit und teilweiser Auflösung langsam zersetzt. Ein Geschmack ist kaum wahrzunehmen, mitunter schwach salzig.
Etymologie und Geschichte
Auch wenn der Name eine Ähnlichkeit vermuten lässt, hat der sulfatische Polyhalit nichts mit dem chloridischen Mineral Halit zu tun. Die altgriechischen Worte πολύς (polýs) für „viel“ und ἅλς (hals) für „Salz“ sind eine Anspielung auf dessen komplexe Zusammensetzung mit mehreren salzbildenden Metallen.
Erstmals gefunden wurde Polyhalit 1818 im Bad Ischler Salzberg in Österreich und beschrieben durch Friedrich Stromeyer.
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Polyhalit zu den wasserhaltigen Sulfaten ohne fremde Anionen. Die neue Strunz’sche Mineralsystematik unterteilt hier allerdings inzwischen präziser nach der Größe der Kationen, und das Mineral ist entsprechend in der Unterabteilung „C. Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden, wo er zusammen mit Wattevilleit die unbenannte Gruppe „7.CC.65“ bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Polyhalit ebenfalls in die Klasse der Sulfate ein, dort allerdings in die Abteilung der „Hydratisierten Säuren und Sulfate mit (A+)2Bn(XO4)p • x(H2O)“, wo er zusammen mit Leightonit die unbenannte Gruppe „29.4.5“ bildet.
Kristallstruktur
Polyhalit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 6,975 Å; b = 6,984 Å; c = 8,899 Å; α = 104,01°; β = 101,19° und γ = 114,10° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Bildung und Fundorte
Polyhalit bildet sich vorwiegend durch sedimentäre Ablagerung in marinen Salz-Lagerstätten, entsteht in seltenen Fällen aber auch als Sublimat an Fumarolen.
In Österreich konnte Polyhalit neben seiner Typlokalität Bad Ischler Salzberg noch bei Hallstatt in Oberösterreich, Abtenau und Hallein in Salzburg, Altaussee in der Steiermark sowie Hall in Tirol.
In Deutschland wurde Polyhalit im bayerischen Salzbergwerk Berchtesgaden, in Neuhof (bei Fulda) und im Werratal in Hessen, bei Celle, Lüneburg und Nordhorn in Niedersachsen, Staßfurt in Sachsen-Anhalt sowie Gera und Bad Salzungen in Thüringen gefunden.
Weltweit konnte Polyhalit bisher (Stand: 2010) an gut 60 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Chile, China, Frankreich, Griechenland, Iran, Italien, Kasachstan, Mexiko, Niederlande, Polen, Russland, Spanien, Türkei, Ukraine, Usbekistan, Vereinigtes Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Verwendung
Polyhalit wird als mineralischer Dünger in der Landwirtschaft verwendet. Seit 2021 baut dafür unter anderem die von Anglo American betriebene „Woodsmith Mine“ bei Sneaton nahe Scarborough in England (Vereinigtes Königreich) eine große Polyhalit-Lagerstätte ab, deren Vorkommen noch geschätzte 100 Jahre reichen soll.
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 610, 611 (Erstausgabe: 1891).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 146.
Weblinks
- Polyhalit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
Einzelnachweise
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 27. August 2023]).
- 1 2 3 4 5 6 Polyhalite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 53 kB; abgerufen am 27. August 2023]).
- 1 2 3 4 American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Polyhalite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 27. August 2023 (englisch).
- ↑ David Barthelmy: Polyhalite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 27. August 2023 (englisch).
- 1 2 3 4 5 Polyhalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 27. August 2023 (englisch).
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 391 (englisch).
- ↑ Carl Hintze: Handbuch der Mineralogie. Erster Band. Dritte Abtheilung. Zweite Hälfte : Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate, Uranate. 1. Auflage. Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig 1930, S. 4477–4485.
- ↑ Woodsmith Mine, Sneaton, Scarborough, North Yorkshire, England, UK. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 27. August 2023 (englisch).
- ↑ Björn Finke: Der Schatz in der Heide. Süddeutsche Zeitung, 9. November 2018, abgerufen am 27. August 2023.