Rachel Corrie
Schiffsdaten
Flagge Kambodscha Kambodscha
andere Schiffsnamen
  • Linda (2003–2010)
  • Manya (1993–2003)
  • Norasia Attica (1993)
  • Carsten (1967–1993)
Schiffstyp Küstenmotorschiff
Klasse Sietas Typ 33e
Rufzeichen XUJW8
Heimathafen Phnom Penh
Bauwerft Sietas-Werft, Hamburg
Baunummer 625
Stapellauf 15. April 1967
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 68,43 m (Lüa)
62,11 m (Lpp)
Breite 10,52 m
Tiefgang max. 3,92 m
Vermessung 1.069 BRZ / 479 NRZ
Maschinenanlage
Maschine Klöckner-Humboldt-Deutz RBV8M545
Maschinen­leistung 1.320 PS (971 kW)
Höchst­geschwindigkeit 10,5 kn (19 km/h)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 1.205 tdw
Sonstiges
Registrier­nummern IMO-Nr. 6715281

Die Rachel Corrie ist ein nach der gleichnamigen Aktivistin benanntes Küstenmotorschiff des Sietas Typs 33e, das kurzzeitig von Mai bis Juni 2010 von der Organisation Free Gaza Movement für eine humanitäre Mission genutzt wurde. Am 5. Juni 2010 enterten israelische Einheiten das Schiff beim Versuch, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen.

Geschichte

Gebaut wurde die Rachel Corrie in Hamburg unter der Baunummer 625 auf der Werft J. J. Sietas. Der Stapellauf erfolgte am 15. April, die Ablieferung am 20. Mai 1967. Sie kam unter dem Namen Carsten in Fahrt und wurde im Januar 1993 in Norasia Attica umbenannt. Ab Dezember 1993 trug das Schiff den Namen Manya und lief unter der Flagge von St. Vincent und den Grenadinen mit Heimathafen Kingstown. Nach einem weiteren Besitzerwechsel erhielt es 2003 den Namen Linda und wurde in Phnom Penh (Kambodscha) registriert.

Bei einer am 30. Juli 2009 in Dundalk (Irland) durchgeführten Überprüfung der Linda stellten Mitarbeiter der Hafenstaatkontrolle zahlreiche Mängel fest und untersagten ein Auslaufen. Das Schiff verblieb, zunächst wochenlang mitsamt seiner Besatzung, in Dundalk und wurde schließlich von der lettischen Reederei Forestry Shipping aufgegeben, ohne die Mannschaft zu bezahlen. Wegen der offenen Heuer in Höhe von 42.000 € setzte die Internationale Transportarbeiter-Föderation im Herbst 2009 vor dem irischen High Court die Beschlagnahme der Linda durch. Die Mannschaft verließ daraufhin das Schiff. Während der weiteren Liegezeit in Dundalk plünderten Unbekannte die Brücke und stahlen diverse Geräte. Am 30. März 2010 wurde die Linda öffentlich versteigert und zum Preis von 70.000 € von der Organisation Free Gaza Movement erworben. Die Geldmittel für den Kauf stammten von der malaysischen Perdana Global Peace Organization sowie aus Fonds des ehemaligen malaysischen Ministerpräsidenten Mahathir bin Mohamad. Das Schiff wurde anschließend vor Ort repariert und in einen seetüchtigen Zustand versetzt. Anfang Mai 2010 erhielt es den Namen Rachel Corrie und konnte Dundalk verlassen, nachdem es dort insgesamt 285 Tage festgehalten worden war.

Die Rachel Corrie wurde anschließend nach Cork überführt und dort mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladen. Hierzu zählten auch 550 Tonnen Zement, dessen Einfuhr Israel verboten hatte. Das Schiff verließ Irland am 12. Mai 2010 mit acht Besatzungsmitgliedern und elf Passagieren an Bord, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire und der ehemalige UN-Diplomat Denis Halliday. Geplant war, dass man im östlichen Mittelmeer auf sechs Schiffe der Organisation Ship to Gaza treffen sollte, um in diesem Verband die Gaza-Blockade zu durchbrechen. Wegen eines technischen Problems musste die Rachel Corrie allerdings kurzfristig Malta anlaufen. Am 31. Mai 2010, als die anderen Schiffe in den Ship-to-Gaza-Zwischenfall verwickelt wurden, setzte sie die Fahrt von Malta aus fort. Die israelische Regierung teilte in den folgenden Tagen mit, das Schiff stoppen zu wollen. Auf Bitte der irischen Regierung unterbreitete sie der Besatzung das Angebot, den Hafen von Aschdod (Israel) anzulaufen und die Hilfsgüter nach einer Kontrolle von dort aus in den Gazastreifen weiterbefördern zu lassen. Dies lehnten die Verantwortlichen an Bord ab, weil sie eine Beschlagnahme von Teilen der Ladung befürchteten.

Am 5. Juni 2010 wurde das Schiff in internationalen Gewässern, etwa 23 Seemeilen (42 Kilometer) vor der Küste Gazas, von israelischen Kräften aufgebracht und nach Aschdod umgeleitet. Die Personen an Bord leisteten keinen Widerstand und wurden umgehend abgeschoben. Die Rachel Corrie verblieb als Auflieger in Haifa. Von dort sendete sie am 26. Januar 2012 letztmals ein AIS-Signal. Ihr aktueller Zustand ist unklar.

Commons: Rachel Corrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft, Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, Seite 156
  2. The Irish Times, Crew to stay aboard ship for as long as it takes to get paid, 22. August 2009 (in Englisch), abgerufen am 30. April 2019
  3. The Argus, Vital equipment stolen off arrested ship, 24. März 2010 (in Englisch), abgerufen am 30. April 2019
  4. The Irish Times, €70,000 from auctioned ship to go to unpaid crew, 31. März 2010 (in Englisch), abgerufen am 1. Mai 2019
  5. Israel entert Hilfsschiff „Rachel Corrie“, Stern, 5. Juni 2010.
  6. Eintrag bei Equasis, abgerufen am 30. April 2019
  7. Times Malta, Ship escapes Israeli raid after being delayed in Malta, 1. Juni 2010(in Englisch), abgerufen am 1. Mai 2019
  8. Irisches Schiff nimmt Kurs auf Gaza, Die Zeit, 2. Juni 2010, abgerufen am 1. Mai 2019
  9. Israelische Spezialkräfte entern Gaza-Hilfsschiff, Spiegel Online, 6. Juni 2010.
  10. Israel droht mit Erstürmung von irischem Schiff „Rachel Corrie“, Hamburger Abendblatt, 5. Juni 2010.
  11. The New York Times, Israeli Military Boards Gaza Aid Ship, 5. Juni 2010 (in Englisch), abgerufen am 1. Mai 2019
  12. FAZ, Israel schiebt Aktivisten der „Rachel Corrie“ ab, 6. Juni 2010, abgerufen am 1. Mai 2019
  13. Marinetraffic.com, Schiffsdaten der Rachel Corrie, abgerufen am 1. Mai 2019
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