Rapid River (deutsch etwa Stromschnellenfluss) ist die gebräuchliche Bezeichnung für einen Typ von Wasserfahrgeschäften, ähnlich dem Rafting. Auf künstlich angelegten und mit Großpumpen gespeisten geschlossenen Wasserläufen werden meist Rundboote aus Kunststoff mit umgebenden luftgefüllten Gummireifen eingesetzt.

Die Boote können in der mehr oder weniger breiten Fahrrinne frei schwimmen. Durch die zufällige Bewegung und Drehung im Wasserstrom gleicht sich der Fahrtablauf nie vollständig und auch der Grad des Nasswerdens der Fahrgäste ist von Fahrt zu Fahrt verschieden.

Neben den namengebenden Stromschnellen kommen bei den Anlagen Wellenbecken, Wasserfälle, Wasserfallgassen, Strudel und Tunnel als Fahrelemente vor. Häufig sind neben der Strecke Wasserkanonen angebracht, mit denen Zuschauer auf die Fahrgäste „schießen“ können oder die durch das vorbeifahrende Boot automatisch ausgelöst werden.

Geschichte

Die erste Anlage dieser Art entstand 1980 mit Thunder River im mittlerweile geschlossenen Freizeitpark AstroWorld (Texas). Die von Intamin gebaute Anlage hatte Boote für zwölf Personen.

Der erste in Europa gebaute Rapid River und gleichzeitig der weltweit erste mit Booten für sechs Personen war 1983 Piraña im niederländischen Efteling. 1984 eröffnete Donnerfluss, der erste Rapid River Deutschlands, im Holiday Park Haßloch ebenfalls mit Sechs-Personen-Booten.

Mittlerweile sind Rapid River gebräuchliche Fahrattraktionen in vielen Freizeitparks weltweit. Allein Marktführer Intamin hat bis 2006 80 Anlagen gebaut. Neben der Wildwasserbahn sind sie die am häufigsten anzutreffenden Wasserattraktionen.

Technik

Die Strömung des Wassers im künstlichen Flusslauf wird durch eine Höhendifferenz verursacht. Diese Differenz kann je nach Anlage sehr unterschiedlich sein. Meist beträgt sie aber nur wenige Meter. Bei Anlagen mit Schussfahrten kann sie aber auch bis zu 22 m betragen (River Quest im Phantasialand). Hier werden dann auch oft Vertikalaufzüge eingesetzt, während für die geringeren Höhen Transportbänder benutzt werden. Es wurden auch Lifte mit Reibrädern gebaut, dies hat sich in der Praxis jedoch nicht bewährt, sodass die Anlagen mit Transportbändern umgerüstet wurden. Nur für sehr kleine Höhendifferenzen und den horizontalen Transport der Boote werden heute noch Räder oder Rollen eingesetzt.

Das Wasser wird mit großen elektrisch angetriebenen Pumpen, meist neben der Transportstrecke, auf das höhere Niveau gepumpt. Wenige Anlagen setzen sogenannte Schneckenpumpen ein, die große Wassermengen mittels rotierender Metallschnecken transportieren können (Beispiel: Rio Grande im Fort Fun Abenteuerland).

Ohne Einsatz der Pumpen ist das Flussbett eines Rapid River trocken, darum wird am tiefsten Punkt ein künstlicher See angelegt, in den eine entsprechend große Wassermenge laufen kann, wenn die Pumpen abgestellt werden. Auf ihm werden meist auch Rundboote gelagert, die zeitweise nicht im Einsatz sind. Bei saisonal betriebenen Anlagen werden die Boote während der Wintersaison aus dem Wasser gehoben, um eine Beschädigung durch Eis zu vermeiden.

Für den Zustieg der Fahrgäste in die Boote gibt es verschiedene Systeme. Entweder werden die Boote in einer Rundladestation von zwei Förderbändern seitlich eingeklemmt und parallel zu einer sich drehenden Scheibe geführt, über die die Mitfahrer einsteigen können. Relativ zur Scheibe stehen die Boote dabei still (Beispiel: Fjord Rafting im Europa-Park). Alternativ werden die Boote mit einem Förderband aus dem Wasser gehoben und die Fahrgäste können darüber in die Boote einsteigen (Beispiel: Waschzuber Rafting in Tripsdrill). Bei sehr einfachen Anlagen kommen auch manuell bediente Bremsen zum Einsatz, die die Boote für die Zeit des Zustiegs in der Fahrrinne festhalten (Beispiel: Riviere Sauvage im Mer de Sable, Frankreich). Die Stationen für den Ein- und Ausstieg der Fährgäste befinden sich meistens auf dem höchsten Punkt der Anlage. Es gibt aber auch Anlagen, bei denen sich die Station auf dem tiefsten Punkt befindet. Dazu zählt zum Beispiel die Bahn Mystery River im Movie Park Germany.

Neben Booten mit einteiligem Kunststoff-Körper wurden von verschiedenen Firmen (z. B. Hafema, Vekoma) auch solche mit mehreren kreisförmig angeordneten flexibel verbundenen Elementen entwickelt.

Ähnliche Fahrgeschäfte

Sehr ähnlich sind die sogenannten Spinning Rapids Rides (dt. Drehende-Stromschnellen-Fahrten), bei denen eine Fahrwanne hoch aufgeständert ist. Die strömende Wassermenge ist hier deutlich geringer, so dass die Boote die meiste Zeit nicht schwimmen, sondern auf einem Wasserfilm rutschen. Die Fahrrinnen haben viele Kurven, wodurch es zu starken Drehungen der Fahrzeuge kommt. Auch bei diesen Fahrgeschäften kommen Rundboote zum Einsatz, häufig reine Schlauchboote ohne einen verstärkenden Kunststoffkörper. (Beispiel: Störtebekers Kaperfahrt im Hansa-Park)

Seit 2004 sind auch transportable Versionen auf Kirmesplätzen in Europa anzutreffen. In Deutschland reiste zum Beispiel von 2005 bis 2010 Wild'n'Wet von Schausteller Daniel Löwenthal. Die Anlage besitzt einen innovativen Vertikalaufzug, seit 2011 steht sie im Allgäu Skyline Park.

Hersteller

Rapid River Rides:

  • ABC Engineering
  • Bear Rides
  • Hafema
  • Hopkins Rides
  • Intamin
  • Interlink
  • L&T Systems
  • SBF Visa Group
  • Soquet
  • Vekoma

Spinning Rapids Rides:

  • ABC Engineering
  • Cedeal Rides
  • Fabbri Group
  • Reverchon
  • SBF Visa Group
  • Soquet
  • Van Egdom
  • WhiteWater West
  • Zamperla Rides

Auslieferungen (Auswahl)

Name Park Hersteller Land
ACME Factory Parque Warner Madrid Intamin AG  Spanien
Alpin-Rafting Ravensburger Spieleland Intamin AG  Deutschland
Atlantis Energylandia SBF Visa Group  Polen
Beaver-Rafting BonBon-Land Intamin AG  Dänemark
Bengal Rapid River Bellewaerde Park Vekoma  Belgien
Canyon Raft Ride Jin Jiang Action Park Bear Rides AG  China
Cilgin Nehir Vialand Intamin AG  Türkei
Colorad'Eau Parc du Bocasse Reverchon  Frankreich
Congo River Rapids Alton Towers Intamin AG  Vereinigtes Königreich
Crazy River Dennlys Parc Soquet  Frankreich
Drakkar Rainbow Magicland Intamin AG  Italien
Donnerfluss Holiday Park Intamin AG  Deutschland
Down the Colorado River Le PAL Soquet  Frankreich
El Rio Grande Walibi Holland Vekoma  Niederlande
Excalibur - Secrets of the Dark Forest Movie Park Germany Intamin AG  Deutschland
Fjord-Rafting Europa-Park Intamin AG  Deutschland
Hunderfossen Rafting Hunderfossen Familienpark Bear Rides AG  Norwegen
Jungle Rapids Gardaland Intamin AG  Italien
Kaskade Festyland Zamperla Rides  Frankreich
L'Oxygenarium Parc Asterix WhiteWater West  Frankreich
Los Rapidos de Europa Parque de Atracciones de Madrid Hopkins Rides  Spanien
Lost World Erse-Park ABC-Engineering  Deutschland
Mangiabiglie Miragica Zamperla Rides  Italien
Mountain-Rafting Heide Park Intamin AG  Deutschland
Niagara La Récré des 3 Curés Van Egdom  Frankreich
Rafting Rasti-Land Hafema  Deutschland
Rapid River Zoosafari Fasanolandia Fabbri Group  Italien
Rapid River Zoomarine L&T Systems  Portugal
Renegade Rapids Six Flags America Hopkins Rides  Vereinigte Staaten
Rio Bravo Europark Interlink  Frankreich
Rio Bravo Mirabilandia Intamin AG  Italien
River Quest Phantasialand Hafema  Deutschland
Störtebekers Kaperfahrt Hansa-Park WhiteWater West  Deutschland
Rio Grande Rafting Djurs Sommerland Interlink  Dänemark
Sky Rafting Skyline Park ABC-Engineering  Deutschland
Sungai Kalimantan Avonturenpark Hellendoorn Bear Rides AG  Niederlande
Vikings' River Splash Legoland Windsor ABC-Engineering  Vereinigtes Königreich
Waschzuber-Rafting Erlebnispark Tripsdrill Hafema  Deutschland
Wild Raft Familienland Pillersee Reverchon  Österreich
Wild River Rafting West Midland Safari Park Fabbri Group  Vereinigtes Königreich

Literatur

  • Ralph Latotzki u. a.: Rapids Rides In: AquaPlan, Sonderausgabe der Vereinszeitschrift park+ride des Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks e.V.
  • Petra Probst u. a.: Rapids Ride: Die Königsdisziplin der Wasserattraktionen In: EuroAmusement Professional ISSN 1860-2061, 6/2006, S. 38–40
Commons: Rapid river – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag Wild'n'Wet in der European Water Ride DataBase (ewrdb), abgerufen am 30. August 2011
  2. Zeitschrift Park+Ride – Ausgaben-Archiv (Memento vom 28. Januar 2010 im Internet Archive)
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