Robert Robitschek (* 13. Dezember 1874 in Prag; † 1. August 1967 in Ramsay, Minnesota) war ein tschechisch-deutscher Dirigent, Komponist und Musikpädagoge.

Leben

Robert Robitschek studierte am Prager Konservatorium, unter anderem Komposition bei Antonín Dvořák, mit Abschluss als Dirigent. Erste Erfahrungen sammelte er als Chorleiter und Kapellmeister am Prager Nationaltheater. In der Spielzeit 1901/02 war er als zweiter Kapellmeister am Fürstlichen Theater Rudolstadt tätig. 1902 wechselte er nach Berlin, arbeitete als Kapellmeister am Neuen Königlichen Operntheater und leitete bis 1904 auf Empfehlung von Richard Strauss zusätzlich das Berliner Tonkünstler-Orchester.

1903 begann seine langjährige Tätigkeit für das Klindworth-Scharwenka-Konservatorium: zunächst leitete Robitschek die beiden Zweiganstalten, ab Oktober 1905 war er Mitglied des Direktoriums und Leiter der Administration und von 1917 bis 1937 alleiniger Direktor des Konservatoriums. 1907 organisierte er den Bau eines Gebäudes mit zwei Sälen an der Berliner Lützowstraße für Konzerte der Konservatoriumsdozenten und anderer Musiker. 1923 wurde das Haus von dem Komponisten und Herausgeber Oskar Schwalm übernommen.

Robitschek lehrte Dirigieren und Komposition. Unter seiner Direktion wurde das Konservatoriumsgebäude durch einen Neubau ersetzt, eine Opernschule und ein Schülerorchester wurden gegründet, und zusätzliche Dozenten wurden angeworben, so der Pianist Conrad Ansorge, der Cellist Gregor Piatigorsky und der Komponist und Dirigent Emil Nikolaus von Reznicek. Zu Robitscheks Schülern zählte insbesondere Rodolfo Holzmann.

Nach Hitlers Machtergreifung wurde Robitschek 1937 aufgrund seiner jüdischen Abstammung entlassen, worauf er in die USA emigrierte.

Am 30. Dezember 1903 heiratete er in Berlin Elsbeth von Borries (* 7. Juni 1874 in Kulm, † 26. April 1955 in Saint Paul, Minnesota). Das Ehepaar ist auf dem Oakland Cemetery von Saint Paul begraben (Block: 103 Lot: 626).

Ein Teil seines Nachlasses befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur: N. Mus. Nachl. 133).

Kompositionen (Auswahl)

  • Oper
  • Werke mit Orchester
    • Menuetto für Orchester, op. 10. Verlag Mojmir-Urbanek, Prag. (Uraufführung in Prag 1901; auch für Klavier vierhändig)
    • Ouvertüre zu dem Drama Esther (Grillparzer)
    • Rhapsodie für Violoncello und Orchester (Uraufführung in Göttingen im Herbst 1913 mit dem Cellisten Jacques van Lier)
    • Symphonische Variationen über ein Originalthema für Orchester
  • Kammermusik
    • Sonate in D-Dur für Klavier und Violine, op. 17. Verlag Dreililien, Berlin 1916
  • Klavierstücke
    • Ballade für Klavier Fis-Dur
  • Lieder und Duette
    • Zwei Lieder für eine Singstimme (Wandel, Du), op. 15. Verlag Dreililien, Berlin 1915
    • Drei Lieder für eine Singstimme (Lob des Frühlings, Letzte Bitte, Flieder), op. 16. Verlag Dreililien, Berlin 1915
    • Frühlingsfeier. Lied. (Text: Hugo Salus), op. 19. Verlag Dreililien, Berlin 1915

Die Mehrzahl von Robitscheks Kompositionen blieben unverlegt, ob die Manuskripte noch existieren, ist nicht nachgewiesen.

Literatur

  • Hugo Leichtentritt: Das Konservatorium der Musik Klindworth-Scharwenka Berlin. 1881–1931. Festschrift aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens. Berlin 1931
  • Robitschek, Robert. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musik-Lexikon. In drei Bänden. 12. völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil L–Z. B. Schotts Söhne, Mainz 1961, S. 521
  • Hubert Reitterer: Robitschek, Robert (1874-nach 1937), Musikpädagoge und Komponist. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 191.
  • Piet Hein Honig, Hanns-Georg Rodek: 100001. Die Showbusiness-Enzyklopädie des 20. Jahrhunderts. Showbiz-Data-Verlag, Villingen-Schwenningen 1992, ISBN 3-929009-01-3, S. 804.

Einzelnachweise

  1. Robert Robitschek im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM)
  2. Christian Fastl: Robitschek, Robert. In: Oesterreichisches Musiklexikon online
  3. Neuer Theater-Almanach. 13. Jahrgang. Berlin 1902, S. 507
  4. Stefan Strauss: Der vergessene Saal. Berliner Zeitung 3. Februar 2001 (abgerufen am 24. Februar 2016).
  5. Robert und Elsbeth Robitschek bei Find a Grave
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Ausgabe, 2. Edition 2009. ISBN 978-3-00-037705-1. S. 9580
  7. Grazer Tageblatt vom 7. April 1907, S. 9
  8. Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Spalte 1161
  9. Imagekatalog der Staatsbibliothek zu Berlin
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