Ruppertenrod
Gemeinde Mücke
Koordinaten: 50° 37′ N,  5′ O
Höhe: 294 m ü. NHN
Fläche: 9,16 km²
Einwohner: 761 (31. Dez. 2015)
Bevölkerungsdichte: 83 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 35325
Vorwahl: 06400

Ruppertenrod ist ein Ortsteil der Gemeinde Mücke im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Geographie

Das Straßendorf liegt am Fuße des Geiseberges an der Ohm. Im Ort treffen sich die Bundesstraße 49, die Landesstraße 3073 und die Kreisstraße 45.

Geschichte

Ortsgeschichte

Der auf -rod endende Ortsname lässt auf eine Gründung zwischen 800 und 1000 n. Chr. schließen. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Ruppertenrod erfolgte im Jahr 1151 unter dem Namen Ruprechtrode im Mainzer Urkundenbuch, einem Kopiar aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Die Fachwerkkirche steht mitten im Dorf. Sie wurde 1710 eingeweiht. 1851 wurde eine Orgel eingebaut.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Ruppertenrod:

„Ruppertenrod (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg an der Ohm, 2 St. von Grünberg, so wie an der von Giessen nach Alsfeld ziehenden Chaussee, und gehört dem Freiherrn von Riedesel. Man findet 133 Häuser und 738 Einwohner, die außer 2 Katholiken evangelisch sind, so wie 1 Kirche, 3 Mahl- und 3 Oelmühlen und 1 Rathhaus, mit welchem die Schule verbunden ist. Unter den Handwerkern sind besonders die Leineweber und Brandeweinbrenner zu bemerken. Schon im Jahr 1151 wurde das Kloster Arnsburg mit Gütern zu Ruprecherode beschenkt.“

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Oktober 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ruppertenrod im Zuge der Gebietsreform in Hessen zeitgleich mit zwei weiteren Gemeinde auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Mücke eingegliedert. Für alle durch die Gebietsreform nach Mücke eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Ruppertenrod lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Ruppertenrod das „Patrimonialgericht der Freiherren Riedesel zu Eisenbach“ in Ober-Ohmen zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. 1821 traten die Freiherren Riedesel zu Eisenbach ihre Recht am Gericht Ober-Ohmen an das Großherzogtum Hessen ab. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1822 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Ruppertenrod zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.

Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Ruppertenrod wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

 1800:620 Einwohner
 1806:680 Einwohner, 124 Häuser
 1829:738 Einwohner, 133 Häuser
 1867:746 Einwohner, 137 bewohnte Gebäude
 1875:743 Einwohner, 141 bewohnte Gebäude
Ruppertenrod: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2015
Jahr  Einwohner
1800
 
620
1806
 
680
1829
 
738
1834
 
764
1840
 
827
1846
 
863
1852
 
780
1858
 
745
1864
 
737
1871
 
770
1875
 
743
1885
 
774
1895
 
729
1905
 
726
1910
 
717
1925
 
677
1939
 
684
1946
 
992
1950
 
951
1956
 
816
1961
 
790
1967
 
779
1970
 
802
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
798
2015
 
761
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Mücke; Zensus 2011

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ruppertenrod 798 Einwohner. Darunter waren 15 (1,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 144 Einwohner unter 18 Jahren, 306 zwischen 18 und 49, 204 zwischen 50 und 64 und 144 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 309 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 204 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Religionszugehörigkeit

 1829:736 evangelische, 2 katholische Einwohner
 1961:687 evangelische (= 86,96 %), 100 katholische (= 12,66 %) Einwohner

Wirtschaft und Infrastruktur

Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Buslinie VB-92 der Verkehrsgesellschaft Oberhessen her.

Literatur

Commons: Ruppertenrod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg; 1821 ging die Patrimonialgerichtsbarkeit der Freiherren Riedesel zu Eisenbach an das Landgericht über) und Verwaltung.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Am 31. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Mücke.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Ruppertenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. Mai 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. 1 2 „Daten und Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Mücke, archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2018. (Daten aus Web-Archiv)
  3. 1 2 3 Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 248 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 15. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 13. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 86 kB) § 3. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Die Zugehörigkeit des Gerichts Ober-Ohmen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. 1 2 Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 259 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  14. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 214 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 80, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
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