Das Sallariden (persisch سالاریان), auch bekannt als Musafiriden oder Langariden waren eine iranisch-muslimische Dynastie, die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts über Tarom, Schamiran, Dailam, Gilan und später Aserbaidschan, Arrān und einigen Teilen von Ostarmenien herrschte. Sie bilden einen Teil der Periode in der Geschichte, das als "Iranisches Intermezzo" bezeichnet wurde, in der während der Zeit vom 9. bis 11. Jahrhundert einheimische iranische Dynastien an die Macht kamen.

Anfänge

Die Sallariden waren Dailamiten der wahrscheinlich im späten 9. Jahrhundert die Kontrolle über Schamiran erlangte, eine Bergfestung etwa 40 km nördlich von Zandschan. Von Schamiran aus errichteten sie ihre Herrschaft über die umliegende Region Tarom. Die Sallariden knüpften auch Ehebeziehungen zu den benachbarten Dschustaniden-Dynastie aus Rudbar.

Muhammad bin Musafir

Im frühen 10. Jahrhundert hieß der sallaridische Herrscher in Schamiran Muhammad bin Musafir. Er heiratete eine Dschustanidin und mischte sich anschließend in ihre inneren Angelegenheiten ein. Seine harte Herrschaft aber wandte schließlich sogar seine eigene Familie gegen ihn, so dass er 941 von seinen Söhnen Wahsudan und Marzuban inhaftiert wurde.

Aserbaidschan unter den Sallariden

Marzuban ibn Muhammad

Wahsudan blieb in Schamiran, während Marzuban in Aserbaidschan einfiel und es seinem Herrscher Daisam entriss. Marzuban nahm Dvin, beendete die Herrschaft der Sajiden 941 und hielt erfolgreich den Angriffen der Rus und Hamdaniden von Mossul stand. Er eroberte Ardabil und Täbris und dehnte seine Macht auf Barda, Derbent und auch auf nordwestliche Regionen von Aserbaidschan aus. Die Schirwanschahs wurden zu seinem Vasallen und zahlten Tribut.

In den Jahren 943–944 unternahmen die Rus einen weiteren Feldzug in die Kaspische Region, der um ein Vielfaches brutaler war als der vom März 913/14. Als Folge dieser Kampagne, die sich auf die wirtschaftliche Situation in der Region auswirkte, verlor die Stadt Barda ihre Position und Bedeutung als Großstadt an Gandscha.

Die sallaridische Armee wurde mehrmals besiegt und die Rus eroberten Barda, die Hauptstadt von Arrān. Sie erlaubten den Einheimischen, ihre Religion im Austausch für die Anerkennung ihrer Oberherrschaft zu behalten; was wohl darauf hindeutete, dass die Rus beabsichtigte, sich in der Region dauerhaft niederzulassen. Laut Miskawaih brachen die Einheimischen aber den Frieden durch Steinwürfe und andere Handlungen, woraufhin in einem Ultimatum die Räumung der Stadt gefordert wurde. Nach Ablehnung dieses Ultimatums begannen die Rus die Einheimischen zu töten und viele für Lösegeld festzuhalten. Das Gemetzel wurde kurzzeitig wegen Verhandlungen unterbrochen, die jedoch scheiterten. Die Rus blieben mehrere Monate in Barda, nutzten es als Basis für die Plünderung der angrenzenden Gebiete und sammelten beträchtliche Beute an.

Die Stadt wurde nur durch einen Ausbruch der Ruhr unter den Rus gerettet. Marzuban belagerte dann die russischen Kräfte in Barda, erhielt jedoch die Nachricht, dass der Hamdaniden-Emir von Mossul in Aserbaidschan eingefallen war. Marzuban ließ eine kleine Streitmacht zurück, um die Rus in Schach zu halten, und zog in einem Winterfeldzug (945–946) gegen die Hamdaniden, die schon bis Salamas vorgedrungen waren und besiegte diese. Die Rus waren unterdessen in einer nächtlichen Aktion mit viel Beute und Gefangene aus Barda geflohen.

948 wurde Marzuban vom Buyiden Rukn ed-Daula dem Herrscher von Isfahan und Hamadan besiegt und auf der Burg Schamiran gefangen gesetzt. Danach wurde das Reich der Sallariden zum Schauplatz eines rücksichtslosen Machtkampfes zwischen Marzubans Bruder Vahsudan, seinen Söhnen und Deysam Sajid. Diese momentane Schwäche in der Zentralverwaltung ermöglichte es den Rawadiden und Schaddadiden, die Kontrolle über die Gebiete nordöstlich von Täbris bzw. Dvin zu übernehmen. Schließlich entkam Marzuban und stellte die Kontrolle über Aserbaidschan wieder her, schloss Frieden mit Rukn al-Daula und gab ihm seine Tochter zu Frau. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahr 957.

Marzubans Nachfolger

Marzuban hatte seinen Bruder Wahsudan zu seinem Nachfolger ernannt. Als er jedoch nach Aserbaidschan kam, weigerten sich die dortigen Befehlshaber, die Festungen zu übergeben, und erkannten stattdessen Marzubans Sohn Dschustan I. als Nachfolger an. Wahusdan konnte seine Herrschaft in der Provinz nicht etablieren und kehrte nach Tarum zurück. Dschustan wurde in Aserbaidschan als Herrscher anerkannt, und sein Bruder Ibrahim I. wurde zum Gouverneur von Dvin ernannt. Dschustan scheint hauptsächlich an seinem Harem interessiert gewesen zu sein, eine Tatsache, die einige seiner Anhänger entfremdete, obwohl er und Ibrahim 960 erfolgreich einen Aufstand eines Enkels des Kalifen al-Muktafi niedergeschlagen hatten.

Kurz darauf kamen Dschustan und ein weiterer Bruder, Nasir, nach Tarum, wo sie von Wahsudan auf verräterische Weise inhaftiert wurden. Wahsudan schickte seinen Sohn Isma’il, um Aserbaidschan zu übernehmen. Ibrahim stellte in Armenien eine Armee auf, um sich Isma’il zu widersetzen. Das aber veranlasste Wahsudan dazu, Dschustan, seine Mutter und Nasir hinzurichten. Ibrahim wurde von Isma’il aus Aserbaidschan vertrieben, behielt aber seine Herrschaft in Dvin bei.

Isma’il starb jedoch 962 und ermöglichte so Ibrahim, Aserbaidschan zu besetzen. Dann fiel er in Tarum ein und zwang Wahsudan, nach Dailam zu fliehen. 966 aber unterlag Ibrahim gegen Wahsudan besiegt und von seinen meuterten Soldaten verlassen. Er floh zu seinem Schwager, dem Buyiden Rukn al-Daula, während Wahsudan seinen Sohn Nuh in Aserbaidschan als Herrscher einsetzte. Rukn al-Daula schickte eine Armee unter seinen Wesir, um Ibrahim in Aserbaidschan wieder einzusetzen, und Wahsudan wurde für einige Zeit aus Tarum verdrängt. 967 sandte Wahsudan jedoch erneut eine Armee, die Ardabil niederbrannte, bevor Ibrahim einen Frieden mit seinem Onkel schloss und ihm einen Teil Aserbaidschans abtrat. 968 bekräftigte er die Autorität der Sallariden über Schirwan und zwang die Schirwanschah, ihm Tribut zu zollen.

Ibrahims Autorität begann im letzten Teil seiner Regierungszeit abzunehmen. 971 nahmen die Schaddadiden Gəncə ein und Ibrahim musste ihre Herrschaft in dieser Stadt anerkennen, nachdem eine Belagerung sie nicht verdrängte. Um 979 wurde er abgesetzt und eingesperrt und starb 983. Seine Absetzung markierte das Ende der Sallariden als Großmacht in Aserbaidschan, als die Rawadiden von Täbris einen Großteil der Provinz überrannten. Ein Enkel von Wahsudan namens Marzuban b. Isma’il hielt einen kleinen Teil Aserbaidschans, bis er 984 von den Rawadiden gefangen genommen wurde. Sein Sohn Ibrahim floh nach Tarum und stellte dort später die Herrschaft der Sallariden wieder her, nachdem sie zwischenzeitlich Buyiden ergriffen worden war.

In Dvin herrschte zu der Zeit ein Sohn Ibrahims namens Abu’l-Hajja‘. 982 oder 983 wurde er vom König von Kars überredet, ins Reich des bagratidischen Königs Smbat II. einzudringen. Einige Zeit später führte Abu’l-Hajja‘ eine Militärexpedition gegen Abu Dulaf al-Schaibani, den Herrscher von Golthn und Nachitschewan, wurde jedoch besiegt und verlor Dvin an ihn. Anschließend reiste er durch Georgien und Armenien und besuchte den byzantinischen Kaiser Basileios II. Der Kaiser gab ihm um 989 oder 990 eine Armee, um Dvin zurückzuerobern, widerrief jedoch später seine Unterstützung. Schließlich wurde Abu’l-Hajja‘ am Ende von seiner Diener erwürgt und getötet.

Tarum und die späteren Sallariden

Nach Wahsudans Tod einige Zeit nach 967 folgte ihm sein Sohn Nuh in Schamiran nach, der dann selber irgendwann vor 989 verstarb. Der Buyide Fachr al-Daula heiratete daraufhin seine Witwe und ließ sich dann von ihr scheiden, nur um Schamiran in seinen Besitz zu bekommen. Nuhs kleiner Sohn Dschustan wurde nach Schahr-e Rey gebracht.

997, nach dem Tod von Fachr al-Daula, nutze Ibrahim b. Marzuban b. Isma’il die Schwäche seines Nachfolgers aus, um die Kontrolle über Schamiran, Zandschan, Abhar und Suharavard zu übernehmen. Als der Ghaznawide Mahmud von Ghazni 1029 Schahr-e Rey eroberte, sandte er eine Streitmacht, um Ibrahims Gebiete zu erobern, was ihm jedoch nicht gelang. Ibrahim nahm Qazwin den Ghaznawiden ab und besiegte Mahmuds Sohn Masʽud im Kampf. Mas’ud gelang es, einige von Ibrahims Soldaten zu bestechen, um ihn zu fangen. Ibrahims Sohn weigerte sich, die Festung von Sarjahan aufzugeben, war jedoch gezwungen, Tribut zu zahlen. 1036 herrschten die Sallariden wieder in Schamiran.

Um 1043 mussten die Sallariden an den seldschukische Sultan Tughrul Beg Tribut zahlen. Der amtierende Sallaride könnte Dschustan b. Ibrahim gewesen sein. 1062 kam Tughrul Beg nach Schamiran und erhielt erneut Tribut von dessen Herrscher Musafir. Dies ist der letzte bekannte Sallaride. Es ist wahrscheinlich, dass die Dynastie kurz darauf von den Assassinen von Alamut ausgelöscht wurde, die die Festung von Schamiran schleiften. Zuletzt wurde die Dynastie von seldschukischen Türken assimiliert.

Einzelnachweise

  1. Clifford Edmund Bosworth, The New Islamic Dynasties, (Columbia University, 1996), 148–149.
  2. 1 2 V. Minorsky, Studies in Caucasian History, Cambridge University Press, 1957. pg 112
  3. Clifford Edmund Bosworth, The New Islamic Dynasties, 148–149. "..their centres at Tarum and Samiran, and then in Azerbaijan and Arran..", "..into Azerbaijan, Arran, some districts of Eastern Armenia and as far as Darband in the Caspian coast."
  4. V. Minorsky, Studies in Caucasian History, Cambridge University Press, 1957. pg 110
  5. V. Minorsky. Musafirids // Encyclopaedia of Islam. — E. J. BRILL, 1993. — Vol. VII. — P. 655."Musafirids (Kangarids or Sallarids), a dynasty of Daylami origin which came from Tarum [q.u.] and reigned_in the 4th-5th/10th-11th centuries of the Hidjra in Adharbaydjan, Arran and Armenia."
  6. Clifford Edmund Bosworth, The New Islamic Dynasties: A Chronological and Genealogical Manual, Columbia University, 1996. pg 148
  7. V. Minorsky, Studies in Caucasian History, Cambridge University Press, 1957. pg 112
  8. Miskawaih Abu '. Ibn Ahmad Ibn Muhammad: The Tajarib Al-Umam; Or, History of Ibn Miskawayh. Nabu Press, 2014, ISBN 978-1-295-76810-3.
  9. AZERBAIJAN iv. Islamic History to 1941 – Encyclopaedia Iranica. In: iranicaonline.org. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  10. BARḎAʿA – Encyclopaedia Iranica. In: iranicaonline.org. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  11. William Bayne Fisher (Hrsg.): The Cambridge History of Iran, Том 4. Cambridge University Press, 1975, ISBN 978-0-521-20093-6.
  12. 1 2 3 William Bayne Fisher: The Cambridge History of Iran, Том 4. Cambridge University Press, 1975, ISBN 978-0-521-06935-9.
  13. K.V Ryzhov: All the monarchs of the world. Muslim East VII-XV centuries. Veche, 2004, ISBN 5-94538-301-5.

Quellen

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