Schlacht am Riachuelo

Brasilianische Fregatte Amazonas versenkt den Dampfer Marqués de Olinda (Gemälde von Trajano Augusto de Carvalho)
Datum 11. Juni 1865
Ort Río Paraná, Provinz Corrientes, Argentinien
Ausgang Entscheidender Sieg der brasilianischen Marine
Folgen Weitgehende Vernichtung der Flotte Paraguays. Endgültige Abwehr jedweder weiterer paraguayischer Offensivvorhaben auf dem Paraná nach Süden.
Konfliktparteien

Paraguay 1842 Paraguay

Brasilien 1822 Brasilien

Befehlshaber

Paraguay 1842 Pedro Ignacio Meza

Brasilien 1822 Francisco Manuel Barroso da Silva

Truppenstärke

2 Korvetten
7 bewaffnete Dampfer
7 Kanonenbargen
~1.300 Soldaten und Seeleute
48 Kanonen (an Bord der Schiffe)
22 Kanonen (am Ufer)
2 Batterien Congreve-Raketen (am Ufer)

1 Fregatte
4 Korvetten
4 Kanonenboote
1.113 Soldaten und Seeleute
58 Kanonen

Verluste

4 bewaffnete Dampfer gesunken
7 Kanonenbargen gesunken
5 Schiffe beschädigt
~400 Tote und Vermisste
~700 Verwundete

1 Korvette gesunken
3 Schiffe beschädigt
143 Tote und Vermisste
123 Verwundete

Die Schlacht am Riachuelo war eine während des sogenannten Tripel-Allianz-Kriegs zwischen Paraguay und Brasilien auf dem Fluss Paraná ausgetragene Seeschlacht im Jahr 1865. Die Schlacht fand auf argentinischem Gebiet statt, im Nordwesten der Provinz Corrientes und wenige Kilometer südlich der gleichnamigen Hauptstadt. In diesem Bereich mündet das Flüsschen Riachuelo, von dem sie ihren Namen erhielt. Auslöser für die Schlacht war der Versuch der Marine Paraguays, die den Fluss blockierenden brasilianischen Seestreitkräfte niederzukämpfen, die Seeblockade des Paraná zu beenden und somit den Weg nach Süden zu öffnen. Die Schlacht endete mit einer schweren Niederlage Paraguays und gilt als ein Wendepunkt im Tripel-Allianz-Krieg.

Vorgeschichte

Nach der Kriegserklärung Paraguays an Brasilien im Dezember 1864 hatte Argentinien, das sich offiziell als neutral bezeichnet hatte, es entgegen den Neutralitätsverpflichtungen brasilianischen Kriegsschiffen gestattet, die eigenen Gewässer zu nutzen. Daraufhin hatte Paraguay Durchmarschrechte durch die argentinische Provinz Corrientes gefordert, was aber von argentinischer Seite abgelehnt worden war. Nach der darauf folgenden paraguayischen Kriegserklärung an Argentinien im März 1865, konnten die Streitkräfte Paraguays im Handstreich die Stadt Corrientes im Nordwesten der gleichnamigen Provinz einnehmen. Ein Versuch der Verbündeten, die Stadt zurückzuerobern, scheiterte vorerst im Mai 1865 am geschickten paraguayischen Widerstand. Daraufhin begannen Marinekräfte der Verbündeten, fast ausschließlich brasilianische Schiffe, südlich von Corrientes mit der Errichtung eines improvisierten Stützpunktes und sperrten damit zugleich den Paraná. Um den Weg nach Süden (und damit in Richtung des Kriegsgegners Argentinien) zu öffnen, befahl der Diktator Paraguays, Francisco Solano López, Anfang Juni 1865 die Flusssperren anzugreifen, obwohl die paraguayischen Flussstreitkräfte dem Gegner deutlich unterlegen waren.

Die paraguayischen Streitkräfte

Obgleich ohne eigentliche Flussstreitkräfte, von einigen wenigen kleinen Kanonenbooten und Korvetten abgesehen, in den Krieg eingetreten, hatte Paraguay im März 1865 in Corrientes mehrere argentinische Flussdampfer erbeuten und diese mit Geschützen bewaffnen können. Insgesamt verfügten die paraguayischen Streitkräfte auf dem Paraná Anfang Juni 1865 über die beiden je etwa 600 Tonnen verdrängenden Korvetten Paraguarí und Taquarí (mit je acht Kanonen), die sieben kleineren Flussdampfer Ygureí, Marqués de Olinda, Salto Guairá, Rio Apa, Yporá, Pirabebé und Yberá sowie sieben Bargen, die von den Dampfern geschleppt werden mussten. An Bord dieser Bargen befand sich auch ein 80-Pfünder-Geschütz – die schwerste von den paraguayischen Flussschiffen zum Einsatz gebrachte Kanone. Die Flussdampfer führten je zwischen zwei und sieben Geschütze. Insgesamt verfügten die paraguayischen Flusskräfte über 48 Kanonen und etwa 1.300 Soldaten und Seeleute.

Zur Unterstützung der Schiffe standen zudem am Ufer drei Batterien mit 22 weiteren Geschützen und zwei Batterien mit Congreve-Raketen bereit, die den Durchbruchsversuch unterstützen sollten. Befehlshaber der paraguayischen Flotte war Capitán de Corbeta Pedro Ignácio Meza an Bord der Korvette Taquarí.

Die brasilianischen Streitkräfte

Die brasilianische Flussflotte war zwar zahlenmäßig der paraguayischen leicht unterlegen, jedoch verfügte sie über größere und besser bewaffnete Schiffe. Zudem handelte es sich bei den brasilianischen Einheiten zumeist um reine Kriegsschiffe, während das paraguayische Geschwader zum überwiegenden Teil aus umgerüsteten Zivilfahrzeugen bestand. Die brasilianische Flussflotte bestand aus der 1.800 Tonnen verdrängenden Raddampf-Fregatte Amazonas (zugleich das Flaggschiff), den Korvetten Beberibe, Belmonte, Jequitinhonha und Parnaíba sowie den Kanonenbooten Araguary, Mearim, Ipiranga und Iguatemy. Die Brasilianer verfügten insgesamt über 1.113 Soldaten und Seeleute und 58 Kanonen. Befehlshaber des brasilianischen Geschwaders war Contraalmirante Francisco Manuel Barroso da Silva an Bord der Amazonas.

Verlauf der Schlacht

In der Nacht des 9. auf den 10. Juni 1865 verließen die paraguayischen Schiffe den Hafen von Humaitá und liefen stromabwärts, die beiden Korvetten an der Spitze. Bereits kurz nach dem Aufbruch erlitt der Flussdampfer Yberá allerdings einen Maschinenschaden, weswegen Capitán de Corbeta Meza das Schiff zurückließ und mit nur noch den beiden Korvetten, sechs Dampfern und sieben Barken den Anmarsch fortsetzte. Gemäß den Befehlen von Francisco Solano López hätte das Geschwader in den frühen Morgenstunden des 11. Juni die brasilianischen Schiffe südlich von Corrientes überraschend angreifen und niederkämpfen sollen. Nach Möglichkeit sollten auch Enterangriffe auf die vor Anker liegenden Schiffe durchgeführt werden.

Beim Erreichen des brasilianischen Stützpunktes am Morgen des 11. Juni 1865, etwa gegen 8.30 Uhr, verhinderte indessen dichter Nebel einen sofortigen Angriff. Da die Sicht eingeschränkt und somit keine genaue Lageeinschätzung möglich war, ließ Capitán de Corbeta Meza seine Schiffe zunächst – entgegen seinen Befehlen, sofort und überraschend anzugreifen – an den im Nebel vermuteten brasilianischen Schiffen vorbei und weiter nach Süden laufen und begann dort mit der relativ ineffektiven Beschießung von brasilianischen Truppenlagern in Ufernähe. Dieses Vorgehen ermöglichte es den brasilianischen Schiffen, die tatsächlich von einem möglichen Angriff des paraguayischen Geschwaders überrascht worden wären (einige Schiffe hatten nicht einmal Dampfdruck aufgebaut, zudem war ein Teil der Besatzungen an Land), gefechtsbereit auszulaufen. Von achtern auflaufend, verwickelten die brasilianischen Schiffe die paraguayischen in ein erbittert geführtes Liniengefecht.

Hierbei geriet ein Teil des brasilianischen Geschwaders in Reichweite der paraguayischen Küstengeschütze. Von der Landseite her und von mehreren Bargen beschossen, erhielten die Korvetten Parnaíba und Jequitinhonha (630 Tonnen) schwere Treffer. Letztere lief brennend auf Grund und wurde von der Besatzung, die acht Tote und 33 Verletzte zu beklagen hatte, aufgegeben. Die Parnaíba erhielt rund ein Dutzend Treffer, zumeist im Bereich der Wasserlinie, und konnte nur mit Mühe gehalten werden; mit 80 Toten und 29 Verwundeten hatte sie von allen an der Schlacht beteiligten brasilianischen Schiffen die höchsten Personalverluste zu beklagen. Im Gegenzug konnte aber die große Fregatte Amazonas ihre Bewaffnung zum Tragen bringen und schoss die beiden paraguayischen Flussdampfer Marqués de Olinda und Salto Guairá zusammen. Ersterer sank, das andere Schiff lief auf Grund und ging in Flammen auf. Von den Besatzungen der beiden Schiffe konnte fast niemand gerettet werden. Der Kommandant der Marqués de Olinda, Teniente Ezequiel Robles, wurde mit einem abgerissenen Arm von der Besatzung der Amazonas aus dem Wasser gezogen, er starb aber kurze Zeit später an Bord der Fregatte, nachdem man ihm erlaubt hatte, seinen angelegten Verband am Arm abzunehmen (er hatte darum gebeten, um zu sterben und somit der Gefangennahme zu entgehen), woraufhin er verblutete. An Bord der Amazonas gab es während der Schlacht 13 Tote und 13 Verwundete.

Im weiteren Verlauf der Schlacht sanken alle paraguayischen Bargen, zwei davon wurden durch Rammstöße zum Sinken gebracht, und wurden die Korvette Taquarí sowie der Dampfer Pirabebé schwer beschädigt. Dabei wurde der paraguayische Befehlshaber, Capitán de Corbeta Meza, schwer verwundet, und die Befehlskette brach zusammen. Die paraguayische Schlachtordnung fiel daraufhin auseinander, und die noch kampf- und fahrfähigen Schiffe begannen sich willkürlich zurückzuziehen. Während dieser unkoordinierten Rückzugsbewegung wurde die beschädigte Pirabebé von zwei brasilianischen Kanonenbooten eingeholt und versenkte sich selbst. Ein weiterer paraguayischer Flussdampfer, die Yporá, versenkte sich nach der Schlacht und von den verbliebenen Schiffen getrennt, ebenfalls selbst, als er auf dem Río Yhaguy von überlegenen brasilianischen Einheiten gestellt wurde.

Die verbliebenen paraguayischen Schiffe, die beiden Korvetten und zwei Dampfer, die allesamt beschädigt waren, konnten sich nach Norden absetzen und flohen nach Humaitá, womit die Schlacht ihr Ende fand.

Nachwirkung

Die Schlacht am Riachuelo war für Paraguay eine schwere taktische Niederlage, zugleich stellte das Debakel auch einen strategischen Rückschlag dar, nicht nur, weil der Großteil der für den Flusskrieg wichtigen Flotte vernichtet worden war, sondern auch, weil während des gesamten Tripel-Allianz-Kriegs keine weiteren Versuche mehr unternommen wurden, auf dem Paraná nach Süden durchzubrechen. Neben fünf Dampfern (vier wurden versenkt, einer fiel durch Maschinenschaden aus) gingen sämtliche Artillerie-Bargen verloren. Insgesamt hatten rund 400 paraguayische Soldaten und Seeleute den Tod gefunden, weitere 700 Mann waren verwundet worden. Die verbliebenen Schiffe der paraguayischen Marine waren mehr oder minder schwer beschädigt und wurden teilweise nicht mehr repariert, so wurde etwa die nicht mehr instandgesetzte Korvette Paraguarí, die während der Schlacht durch Beschuss und einen Rammstoß schwer beschädigt worden war, 1869 vor Humaitá als Blockschiff versenkt, um den vorrückenden Verbündeten den weiteren Vormarsch zu erschweren. Während somit die Schlacht am Riachuelo quasi die Existenz der paraguayischen Marine als Machtfaktor im Flusskrieg beendete, wurde die brasilianische Flotte im weiteren Verlauf des Krieges durch zahlreiche Neuzugänge, darunter auch Panzerschiffe und Monitore, die besonders für den Einsatz auf den Flüssen geeignet waren, verstärkt.

Die brasilianische Marine verlor während der Schlacht am Riachuelo lediglich eine Korvette. Drei weitere Schiffe waren beschädigt worden. Insgesamt hatte es an Bord der Schiffe von Contraalmirante Barroso da Silva 143 Tote und Vermisste sowie 123 Verwundete gegeben.

Literatur

  • Hernâni Donato: Dicionário das Batalhas Brasileiras. Editora Ibrasa. São Paulo 1987.
  • Francisco Fernando Monteoliva Doratioto: Maldita Guerra: Nova História da Guerra do Paraguai. Companhia das Letras. São Paulo 2002, ISBN 85-359-0224-4.
  • Chris Leuchars: To the Bitter End. Paraguay and the War of the Triple Alliance (= Contributions in Military Studies). Greenwood Press, Westport 2002, ISBN 0-313-32365-8. (books.google.de)
  • L. Schneider: A guerra da tríplice Aliança. Band I, Edições Cultura. São Paulo 1945.
  • Thomas L. Whigham: The Paraguayan war. Vol. 1: Causes and early conduct. (= Studies in War, Society, and the Military). Univ. of Nebraska Press, Lincoln u. a. 2002, ISBN 0-8032-4786-9. (books.google.at)
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Koordinaten: 27° 33′ 44″ S, 58° 50′ 21″ W

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