Die evangelisch-lutherische St.-Nikolai-Kirche ist das älteste Bauwerk der Stadt Bad Sachsa. Sie steht auf einem kleinen Hügel im historischen Stadtkern.

Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Harzer Land der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Turm

Das massive Feldsteinmauerwerk des Turms belegt, dass es sich um einen Wehrturm handelte, wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert. Dieser Turm war damals Dienststelle eines Ritters, der die Region vor Räubern beschützen sollte. In einigem Abstand zum Turm wurde eine kleine Kapelle errichtet, die heute noch an dem massiven Feldsteinmauerwerk des Altarraums deutlich zu erkennen ist. Beide Bauwerke wurden um 1300 durch die Seitenwände zu einem Kirchenschiff verbunden und mit einem Satteldach bedeckt. Der zum Kirchturm umgebaute Wehrturm auf quadratischem Grundriss ragt aus dem Satteldach des Kirchenschiffs wie ein Dachturm, obwohl er ein eigenes Fundament hat. Unterhalb seiner Dachtraufe besitzt er vier Klangarkaden, hinter denen der Glockenstuhl untergebracht ist.

Dem Turm wurde ein achtseitig spitz auslaufender Helm aufgesetzt. Seine vier Dachgauben in alle Himmelsrichtungen enthalten die Zifferblätter der Turmuhr. Als Windrichtungsgeber auf der Kirchturmspitze dient ein Preußischer Adler, der zum ersten Mal 1823 angebracht wurde. Er erinnert daran, dass Bad Sachsa 1813 nach der Befreiung Bad Sachsas von der Herrschaft Napoleons wieder unter preußische Regierung kam. Napoleon hatte Bad Sachsa dem Königreich Westphalen zugeordnet.

Aufgrund von schweren Feuchtigskeitschäden an der Fassade musste der Turm vom Herbst 2022 bis zum Sommer 2023 umfangreich saniert werden. Um den Kirchturm dauerhaft vor der Witterung zu schützen wurden alle vier Außenwände mit Schieferplatten verkleidet. Hierdurch hat sich auch das Stadtbild verändert.

Die Kirche wird durch den Eingang im Turm betreten.

Geläut

St. Nikolai besitzt ein Geläut von drei Gussstahlglocken, die alle nach dem Zweiten Weltkrieg gegossen wurden. Sie konnten 1951 erworben werden, nachdem die einzige Bronzeglocke, die den Krieg überstanden hatte, verkauft worden war.

DurchmesserSchlagtonInschrift
1,30 mf1LAND, LAND, LAND, HÖRE DES HERRN WORT
1,10 mas1DEN GEFALLENEN UNSERER GEMEINDE
1,00 mb1BETET OHNE UNTERLASS

Innenraum

Kirchenschiff

Das Portal der Saalkirche befindet sich auf der Südseite. Über einen Vorraum wird die Turmhalle betreten, von hier führt ein rundbogiger Durchgang ins Kirchenschiff. Der Fußboden fällt zum Altar hin ab, um das unterschiedliche Niveau zwischen Turmhalle und ehemaliger Kapelle auszugleichen. 1691 ließ der Rat der Stadt auf der Südseite einen Anbau als Fachwerkhäuschen errichten, durch den der Innenraum verlassen wird.

Die Emporen wurden 1680 gestiftet. Ihre Brüstungen bestehen aus Tafelbildern, auf denen Bibelsprüche gemalt sind.

1725 erhielt Johann Georg Hoyer aus Nordhausen den Auftrag, für das Tonnengewölbe ein Deckengemälde mit blauem Himmel und hellen Wolken, in der Mitte mit Jehova und zwei Engeln, zu schaffen. Der Künstler verzichtete jedoch auf eine Darstellung Gottes, sondern wählte das Sanctus im Abendmahlsgottesdienst, zu dem „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth“ gesungen wird. Gott stellte er als hebräisches JHWH im gleichseitigen Dreieck als Symbol der Dreifaltigkeit dar, umgeben von den Worten Heilig, Heilig, Heilig.

Die letzten großen Renovierungen des Kircheninneren erfolgten von 1969 bis 1972 und 1989.

Altar

Der Altar wurde 1595 vom damaligen Bürgermeister Hartmann gestiftet. Der Aufbau des Holzaltars eines unbekannten Künstlers ist kreuzförmig. Die Predella ist in Stuckmarmor gehalten. Das Altarretabel ist als Triptychon ausgeführt. Das linke ovale Tafelbild zeigt die Ankündigung der Geburt von Jesus durch den Erzengel Gabriel, das rechte die Geburt im Stall. Das mittlere Tafelbild stellt das Abendmahl dar. Im darüber liegenden Gesprenge befindet sich ein Bild von der Kreuzigung. Die Spitze bildet ein Tafelbild mit der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi. Die Bilder sind in ihrer Maltechnik von einfacher Ausführung.

Seitlich des Altars befindet sich ein Chorgestühl, das zeitgleich mit der Kanzel errichtet wurde.

Kanzel

Die Kanzel wurde im Jahr 1711 geschaffen. Ihr Korb wird von einer Figur des Mose getragen, die zwei Gesetzestafeln hält. Den Rand des Schalldeckels über der Kanzel ziert ebenfalls das preußische Hoheitszeichen, die Spitze wird jedoch durch eine kleine Statue von Christus gekrönt.

Eine Besonderheit ist der schwarze Vogel auf dem Kanzeldeckel, der von Unkundigen oft fehlinterpretiert wird. Einige Merkmale weisen ihn als preußischen Adler aus: Er trägt eine goldene Krone, ist also als Wappentier gemeint, hat einen gekrümmten Schnabel und ist schwarz. Ein Schild in der rechten Kralle zeigt die Buchstaben FR = Fridericus Rex, König Friedrich. Der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg war ja 1701 in Königsberg zum ersten preußischen König gekrönt worden, also zehn Jahre vor Errichtung der Kanzel.

Taufgestell

1887 wurde ein Taufgestell angeschafft. Stilistisch stellt es eine Kombination von gotischen Spitzbögen und korinthisch anmutenden Säulen dar. Zunächst war es unauffällig gestrichen und stand hinter dem Altar verborgen, wenn es nicht gebraucht wurde. Heute steht mit dem kräftigen Akzent eines farblichen Anstrichs immer vor dem Altar.

Orgel

1730 wurde eine Orgel mit reich geschnitztem Prospekt aufgestellt. 1798 und nochmals 1819 wurde sie vom Orgelbauer Georg Wilhelm Wilhelmy überholt. 1929 erhielt die Kirche ein neues Orgelwerk von der Emil Hammer Orgelbau. Bei der großen Renovierung 1956 wurde sie durch eine Orgel der Gebrüder Euler ersetzt. 1969 wurde die Orgel von Dieter Noeske um ein Rückpositiv ergänzt.

Die heutige Orgel hat 27 Register auf zwei Manuale und Pedal verteilt. An der Schleiflade enden die mechanische Spieltraktur und die elektrische Registertraktur.

Die Orgel wurde letztmals 1991 und 1995 Restauriert.

Literatur

  • Günter König: Bad Sachsa – Vom Bauernstädchen zum Kurort. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1988, ISBN 3-89264-233-8, S. 12, 13, 29, 34, 48–54, 91, 93.
  • Gerhard Lüke: Allhier zur Sachse. Bad Sachsa 1998.
  • Gert Traupe: Die St. Nikolai-Kirche in Bad Sachsa. In Die Kirchen im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Herzberg. Herzberg 2002.
  • Ralph Boehm, Michael Reinboth: Bad Sachsa – Bauwerke erzählen Geschichte. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld, 2015, ISBN 978-3-86948-464-8, S. 12–14.
Commons: St.-Nikolai-Kirche (Bad Sachsa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 St. Nikolai-Kirchengemeinde Bad Sachsa – Kirche
  2. Schwarz statt weiß: Schiefer schützt künftig Sachsas Kirchturm In: Harz Kurier 6. März 2023.

Koordinaten: 51° 35′ 42,2″ N, 10° 33′ 16,4″ O

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