Die Pfarrkirche St. Johann Baptist ist eine römisch-katholische Kirche in Bad Honnef im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis. Sie liegt nordwestlich des Rathauses an Markt und Kirchplatz im Zentrum der Stadt. Die Kirche steht als Baudenkmal seit 1988 unter Denkmalschutz. Die gleichnamige Pfarrgemeinde Sankt Johannes Baptist bildet mit sieben anderen Pfarrgemeinden den Sendungsraum „Katholisch am Siebengebirge“ im Erzbistum Köln.

Geschichte

Die heutige Kirche mit dem Patrozinium des heiligen Johannes des Täufers, die örtlich als Wahrzeichen der Stadt angesehen wird, hat mindestens zwei Vorgängerbauten, von denen der ältere ins frühe 8. Jahrhundert zu datieren ist. Diese dreischiffige Steinkirche wurde von einem spätromanischen Kirchenbau abgelöst. Dessen fünfgeschossiger Turm ist bis heute erhalten.

Nach 1500 entstand die spätgotische, ebenfalls dreischiffige Hallenkirche unter Verwendung des Turms und zweier Pfeiler der Vorgängerkirche. Sie wurde in Trachyt vom Drachenfels in zwei Bauphasen errichtet. 1859/1860 erhielt der Kirchturm einen neuen, achtseitigen Turmhelm sowie neue Giebel in teils gotischen Formen. Von 1913 bis 1914 wurde nach Plänen des Kölner Architekten Eduard Endler ein Querschiff angebaut, da die Gemeinde im 19. Jahrhundert gewachsen war und die Kirche zu klein geworden war. 1964/1965 erfolgte eine Neuverputzung von Turm und Langhaus, anschließend wurde der Chorraum nach den Vorgaben der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils neu gestaltet. 1979 und 2010/2011 wurden weitere Renovierungen vorgenommen. Eine grundlegende Sanierung begann erstmals nach 38 Jahren im September 2017 und wurde Anfang Dezember 2018 abgeschlossen.

Ausstattung

Besonders auffällig ist das Sakramentshaus in der linken Chorapsis. Diese ist der beim Ausbau 1913/1914 wiederaufgebaute ursprüngliche gotische Chor. Das Sakramentshaus kam im 17. Jahrhundert in die Kirche, nachdem es zunächst im „domus Dei“, heute „Göttchesplatz“, einer eigens geschaffenen Anbetungskapelle stand. Nach deren Zerstörung wurde es in die Pfarrkirche verbracht und fand sich bis 1913 an der Nordseite des Chores mit dem schon vorhandenen ursprünglichen einfachen Sakramentshaus wieder. Sein Figurenprogramm stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts und wird einer Kölner Werkstatt zugeschrieben. Eine Sandsteinskulptur aus dem Jahre 1514 befindet sich heute im spätgotischen Südschiff, auf der rechten Seite. Die drei Retabeln an der Tumba sind die ersten ihrer Art im Rheinland. Dieses Heilige Grab ist insgesamt eine Darstellung des österlichen Triduums.

Der Taufstein der Kirche stammt aus dem romanischen Vorgängerbau und ist damit das älteste Ausstattungsstück. Er wurde aus Siebengebirgs-Trachyt geschaffen und 1939 überarbeitet sowie durch einen handgetriebenen Kupferdeckel ergänzt. Das Weihwasserbecken geht auf das 14. Jahrhundert zurück, steht aber erst seit 1939 – als es in Ittenbach erworben wurde – in der Honnefer Kirche. Eine lebensgroße Darstellung des Kirchenpatrons findet sich als Fresko im Gewölbe des rechten Seitenschiffs. Weiterhin zu nennen sind ein hochwertiges Alabasterrelief mit der Darstellung der Geißelung Christi, entstanden um 1550, sowie ein aus Stein gefertigtes rheinisches Marienbildnis im Parlerstil des 15. Jahrhunderts. Von besonderer Bedeutung ist die spätgotische Ausmalung, die bis heute in den ursprünglichen Farben erhalten ist. An einigen Stellen finden sich Tierdarstellungen, die sich schon im Physiologus wiederfinden. Aus der Entstehungszeit entstammt die Figur des Narren bzw. Tills. Das erste Gewölbe im Mittelschiff wird durch ein ausgefeiltes Sterngewölbe hervorgehoben, in dessen Mitte ein „Himmelsloch“ sich öffnet, um das herum eine „Wilde Jagd“ sich im Kreis dreht.

Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken der Kirche gehört eine gotische Turmmonstranz mit reichem Figurenschmuck, die Löwenburger Monstranz. Eine Kölner Goldschmiedewerkstatt fertigte sie am Ausgang des 15. Jahrhunderts an. Eine Sonnenuhr an der südlichen Außenwand stammt aus dem 17. Jahrhundert. 1747 wurde die Turmuhr eingebaut. Aus der Zeit der NS-Diktatur stammen das großformatige Wandfresko zur Erinnerung an Wallfahrten zum Kloster Bornhofen von 1943, gemalt von Prof. Dieckmann, sowie der „Herz-Jesu-Teppich“ von Maria Weng von 1941, der an einem Rest der romanischen nördlichen Ostwand hängt. Dieser Teppich trägt eine Bitte um Verschonung der Stadt. 1961 entstanden die farbigen Chorfenster des Kölner Glasmalers Pauli, die die Apokalypse nach Johannes darstellen. In einem Fenster findet sich die Violine als Motiv wieder. Ein Instrument, das der damalige Pfarrer spielte. 1987 wurde die barocke, lebensgroße Kreuzigungsgruppe des ehemaligen Friedhofs, der die Kirche umgab, an der südlichen Außenwand der Kirche neu aufgestellt.

In der Kirche St. Johann Baptist wird eine Reliquie des heiligen Servatius aus der Bad Honnefer Servatiuskapelle aufbewahrt.

Orgel

Die Orgel der Pfarrkirche wurde 1961 von der Firma Breil erbaut. Die Gesamtanlage besitzt 46 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Die Disposition lautet wie folgt:

I Rückpositiv C–g3
1.Gedackt8′
2.Dulzflöte8′
3.Prinzipal4′
4.Quintade4′
5.Prinzipal2′
6.Terzflöte135
7.Zimbel III
8.Krummhorn8′
II Hauptwerk C–g3
9.Bordun16′
10.Prinzipal8′
11.Rohrgedackt8′
12.Oktav4′
13.Blockflöte4′
14.Hohlflöte2′
15.Rauschquinte II
16.Mixtur IV2′
17.Trompete8′
18.Vox humana8′


II Fernwerk C–g3
19.Prinzipal8′
20.Gedackt8′
21.Oktave4′
22.Schwegel2′
23.Sesquialter II
24.Mixtur IV-VI
25.Fagott16′
III Schwellwerk C–g3
26.Gemshorn8′
27.Holzgedackt8′
28.Quintade8′
29.Prinzipal4′
30.Violflöte4′
31.Quinte223
32.Spitzflöte2′
33.Oktave1′
34.Scharff IV-V
35.Terzzimbel III-IV
36.Oboe8′
37.Zink4′
Tremulant
Pedal C–f1
38.Prinzipalbass16′
39.Gedacktbass16′
40.Oktavbass8′
41.Gedacktbass8′
42.Oktavflöte4′
43.Nachthorn2′
44.Rauschpfeife IV
45.Posaune16′


Pedal Fernwerk C–f1
46.Subbass16′
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

2019 wurde die Orgel von der Firma Weimbs Orgelbau reorganisiert und um eine Setzeranlage ergänzt.

Glocken

Im auf der Westseite von St. Johann Baptist stehenden Kirchturm mit hohem achtseitigen Spitzhelm befinden sich sechs Glocken, von denen zwei historische den Zweiten Weltkrieg überstanden haben:

Glocke Name Masse Schlagton
(HT-1/16)
Gussjahr Glockengießer
1Christus2650 kgh0 +31954Glockengießerei Mabilon, Saarburg
2Maria1800 kgcis1 +11854Christian Claren, Sieglar
3Servatius1100 kge1 +51817Friedrich u. Heinrich Bernhart, Tiefenbach
4Josef750 kgfis1 +31954Glockengießerei Mabilon, Saarburg
5Theresia550 kggis1 +31954Glockengießerei Mabilon, Saarburg
6Hubertus480 kga1 +31960Glockengießerei Mabilon, Saarburg

Pfarrverband Bad Honnef

Zum Pfarrverband Bad Honnef gehören neben St. Johann Baptist folgende Pfarreien: St. Aegidius (Aegidienberg), St. Mariä Heimsuchung (Rhöndorf) und St. Martin (Selhof). Der Pfarrverband bildet mit dem Seelsorgebereich Unkel (St. Johannes Baptist (Bruchhausen), St. Severinus (Erpel), St. Maria Magdalena (Rheinbreitbach) und St. Pantaleon (Unkel)) den Sendungsraum „Katholisch am Siebengebirge“.

Literatur

  • Rolf Junker: Ein Kreuzigungstuch machte es möglich. In: Heimat- und Geschichtsverein „Herrschaft Löwenburg“ e.V.: 150 Jahre Stadt Bad Honnef. Edition Blattwelt, Niederhofen 2012, ISBN 978-3-936256-50-5, S. 192–201. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
  • Karl Günter Werber: Honnefer Spaziergänge. 2. überarbeitete Auflage, Verlag Buchhandlung Werber, Bad Honnef 2002, ISBN 3-8311-2913-4, S. 16–23.
  • Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 326–330.
  • Heinz Firmenich (neu bearbeitet von Karl Günter Werber): Stadt Bad Honnef (=Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz: Rheinische Kunststätten, Heft 12). 3., neu bearbeitete Auflage, Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 1987, ISBN 3-88094-541-1, S. 8–12.
  • Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises. Druck und Verlag von L. Schwann, Düsseldorf 1907, S. 84–90. (=Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5, Abt. 4, S. 784–790) (Unveränderter Nachdruck Verlag Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-32120-2) (Internet Archive)
  • Ernst Nellessen: Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Johann Baptist. In: Ders.: Der Honnefer Glockenguß von 1694 und andere Aufzeichnungen zur Stadtgeschichte (=Heimat- und Geschichtsverein „Herrschaft Löwenburg“ e.V.: Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Bad Honnef am Rhein, Heft 5). Bad Honnef 1982, S. 19–34. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
  • Hubert Wüsten: Die katholische Gemeinde Honnef in den letzten hundert Jahren. In: August Haag (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 151–165.
  • Josef Josten: Kunstgeschichtliche Notizen eines Liebhabers der Honnefer Pfarrkirche. In: August Haag (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 176–179.
Commons: St. Johann Baptist – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Bad Honnef, Nummer A 134
  2. Verschönerungsverein für das Siebengebirge (Hrsg.): Naturpark-Echo des VVS, 13. Jg., Nr. 1, April 2013, S. 5.
  3. Pfarrverband Bad Honnef: Geschichte, abgerufen am 30. Januar 2022.
  4. Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist wird renoviert, General-Anzeiger, 27. Juni 2017
  5. Innensanierung der Pfarrkirche St. Johann Baptist nähert sich dem Ende, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 17. Juli 2018
  6. Bad Honnefs Pfarrkirche erstrahlt in neuem Glanz, General-Anzeiger, 10. Dezember 2018
  7. Informationen über die Orgel
  8. TS: Generalsanierung der Orgel in St. Johann Baptist, Bad Honnef. In: ....AusBadHonnef. Abgerufen am 8. Januar 2021 (deutsch).
  9. General-Anzeiger Bonn: Sankt Johann Baptist: Restaurierte Pfarrkirche in Bad Honnef eingeweiht. 5. Mai 2019, abgerufen am 8. Januar 2021.
  10. Gerhard Hoffs: Glocken im Dekanat Königswinter. PDF; S. 8–14. mit Angabe auch der Inschriften und der Glockenzier

Koordinaten: 50° 38′ 42,3″ N,  13′ 40,9″ O

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