Die Stadtmauern von Florenz sind die im Lauf der Geschichte mehrfach veränderten Ringmauern um Florenz. Es lassen sich bis zu sechs solche Ringe unterscheiden. Der letzte stammte aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Mauern nördlich des Arno mussten im 19. Jahrhundert den Viali di Circonvallazione weichen, die südlich des Arno blieben erhalten.
Römische Stadtmauer
Die rechteckige römische Mauer folgte im Norden in etwa der Via dei Cerretani bis zum Domplatz, der Via Tornabuoni im Westen, der Via del Proconsolo im Osten und im Süden folgte sie dem Lauf des Arno. Die umfasste Fläche betrug etwa 20 Hektar. Es gab vier Tore, mit den mittelalterlichen Namen Porta Aquilonia (im Norden), Porta San Piero (im Westen), Porta di Santa Maria (Süden) und Porta di San Pancrazio oder Brancazio im Westen. Nicht von der Mauer umschlossen waren das Amphitheater und die überwiegend von syrischen Händlern bewohnten Kaufmannsquartiere südlich des Arno. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches verfiel diese Mauer.
Ob nach der Eroberung der Stadt durch Justinians Feldherrn Narses 550 ein zweiter, kleinerer Befestigungsring errichtet wurde, ist umstritten. Bereits im Frühmittelalter kam es zu einem massiven Bevölkerungswachstum, dem man durch Ausweitung des Mauerrings Rechnung tragen musste. Dies geschah ab dem 9. Jahrhundert (dritter Ring), dann ab dem 11. Jahrhundert ungefähr alle 100 Jahre: im Jahr 1078, dann 1173–75 (mit einem ersten Ausgriff aus südliche Arnoufer), und zu Beginn der 1280er Jahre.
Stadtmauern der Republik Florenz
Siehe auch Republik Florenz
Mauerring um 1170
Der Ausbau der 1170er Jahre geschah in Eile. Er ist ablesbar an der Stadtstruktur und durch Chronisten bezeugt. Die archäologischen Befunde sind aber rar und belegen die Verwendung eher minderwertigen Materials. Es handelte sich offenbar eher um eine Art verstärkter Palisade.
Neuer Mauerring um 1280
Zu Beginn der 1280er Jahre zählte Florenz um die 80.000 Einwohner und brauchte dringend eine neue Stadtmauer. Deren Plan wird allgemein Arnolfo di Cambio zugeschrieben. Es wirkten aber auch Giotto, Andrea Pisano und andere mit. Der von der Mauer umschlossene Bereich wuchs von 75 auf 430 Hektar, es gab 63 Türme und 12 monumentale Tore, im Norden der Stadt wurde der Mugnone umgeleitet und ein Wassergraben geschaffen.
Dieser fünfte Mauerring wurde 1333 fertiggestellt. Er repräsentierte einen urbanistischen Kraftakt vergleichbar dem Dombau. In der Folge stagnierte für lange Zeit die Bevölkerungszahl.
Bastionärer Ausbau in der Renaissance
Die Befestigungsbauten der Medici waren eher militärtechnisch bedingt, was sich an der erfolgreichen Belagerung von 1530 erwies. Der Ausbau zur Bastionsbefestigung erschien unerlässlich. Errichtet wurden die Fortezza da Basso (ab 1534), die Forte di Belvedere (ab 1590) und weitere Anlagen nach dem bastionären System.
Entfestigung im 19. Jahrhundert
1850 war die Bevölkerungszahl von Florenz die gleiche wie 1350. Nun aber begann eine expansive Wachstumsperiode. Schon im 18. Jahrhundert verloren Stadtmauern an militärischem Wert, im 19. Jahrhundert wurden sie zu Hemmnissen der Stadtentwicklung. So auch im Fall Florenz. 1870 wurden die Stadtmauern zum größten Teil abgerissen und nach Plänen von Giuseppe Poggi durch Boulevards ersetzt.
Galerie
- Porta al Prato
- Porta a Faenza
- Porta San Gallo
- Porta alla Croce im Zentrum der Piazza Beccaria
- Porta San Niccolò
- Porta San Miniato
- Porta San Giorgio
- Porta Romana
- Porta San Frediano
Literatur
- Clara Bertuzzi, Lorenzo Marsano, Marta Ottaviani: Firenze. La culla del rinascimento, la cittá d’arte con la più alta concentrazione al mondo di capolavori dell’umanità (= Le Grandi città d’Europa.) Touring Club Italiano u. a., Mailand u. a. 2002.
- Franco Cardini: Breve storia di Firenze (= Pacini Piccola Biblioteca. 2). Pacini Editore, Ospedaletto u. a. 2007, ISBN 978-88-7781-890-4.
- Rodolfo Malquori: Le vecchie strade e le piazze raccontano la storia di Firenze. Edizioni Polistampa, Firenze 2005, ISBN 88-8304-938-1.
- Nuovo atlante storico De Agostini. Istituto geografico De Agostini, Novara 1997, ISBN 88-415-4230-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Riccardo Francovich, Federico Cantini, Emiliano Scampoli, Jacopo Bruttini: La storia di Firenze tra tarda antichità e medioevo. Nuovi dati dallo scavo di via de’ Castellani. In: Annali di Storia di Firenze. Bd. 2, 2007, S. 9–48, doi:10.13128/Annali_Stor_Firen-9835.
- ↑ Robert Davidsohn: Storia di Firenze. Band 8: Indici. A cura di Lucia Belmonte e Linda Clerici. Sansoni, Florenz 1968, S. 789–790.
- ↑ Emiliano Scampoli: Firenze, archeologia di una città (secoli I a.C. – XIII d.C.) (= Strumenti per la didattica e la ricerca. 107). Firenze University Press, Florenz 2010, ISBN 978-88-6453-188-5, S. 233 (torrossa.it (Memento des vom 25. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).