Steinbach Stadt Michelstadt | |
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Koordinaten: | 49° 41′ N, 9° 0′ O |
Höhe: | 215 m ü. NHN |
Fläche: | 7,41 km² |
Einwohner: | 2086 (1. Jul. 2017) HW+NW |
Bevölkerungsdichte: | 282 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 64720 |
Vorwahl: | 06061 |
Steinbach ist ein Stadtteil von Michelstadt im südhessischen Odenwaldkreis. Überregional bekannt ist der Ort durch die Einhardsbasilika und Schloss Fürstenau.
Geschichte
Mittelalter
Besiedelt war der Ort schon in römischer Zeit. Im Frühmittelalter stand hier vermutlich ein Gehöft, an dessen Stelle Einhard einen neuen baulichen Komplex mit einer 827 fertiggestellten Basilika errichten ließ. Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Steinbach steht im Lorscher Codex und datiert von 1095. Sie bezeugt der Cella Michelstadt den dortigen Besitz einer Hube. 1310 wurde hier erstmals die Burg erwähnt, deren Nachfolger das Schloss Fürstenau ist. Um Burg und Basilika herum entwickelte sich das Dorf.
Neuzeit
Steinbach gehörte zum Amt Fürstenau der Grafschaft Erbach-Fürstenau, die mit der Mediatisierung 1806 Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Steinbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Zum 1. Oktober 1936 wurde die nördlich angrenzende Gemeinde Asselbrunn nach Steinbach eingegliedert.
Am 1. August 1972 wurde Steinbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Michelstadt eingegliedert. Wie für jeden Michelstädter Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.
Gerichte
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Bis 1820 lag Steinbach im Bereich des Zentgerichts Michelstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg (ab 1815 Provinz Starkenburg) wurde das „Hofgericht Darmstadt“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde weiter durch die Ämter, hier das Standesherrliches Amt Füstenau ausgeübt.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1822 das Landgericht Michelstadt das Gericht erster Instanz. Die zweite Instanz war weiter das Hofgericht Darmstadt. In der erstinstanzlichen Rechtsprechung wechselte die Zuständigkeit:
- 1879: Amtsgericht Michelstadt; zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Steinbach angehörte:
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Erbach (Erbach-Fürstenauer Linie), Amt Fürstenau
- ab 1806: Großherzogtum Hessen (Mediatisierung), Fürstentum Starkenburg (Souveränitätslande), Amt Fürstenau (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg (Souveränitätslande), Amt Fürstenau (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- ab 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, standesherrliches Amt Fürstenau
- ab 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Erbach
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Stadt Michelstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Steinbach 2049 Einwohner. Darunter waren 105 (5,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 312 Einwohner unter 18 Jahren, 789 zwischen 18 und 49, 498 zwischen 50 und 64 und 441 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 888 Haushalten. Davon waren 255 Singlehaushalte, 285 Paare ohne Kinder und 249 Paare mit Kindern, sowie 75 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 192 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 591 Haushaltungen lebten keine Senioren.
Einwohnerentwicklung
- 1623: 39 Häuser mit 152 Einwohnern
Steinbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 1.012 | |||
1834 | 1.215 | |||
1840 | 1.352 | |||
1846 | 1.387 | |||
1852 | 1.457 | |||
1858 | 1.353 | |||
1864 | 1.285 | |||
1871 | 1.233 | |||
1875 | 1.248 | |||
1885 | 1.202 | |||
1895 | 1.242 | |||
1905 | 1.322 | |||
1910 | 1.355 | |||
1925 | 1.385 | |||
1939 | 1.367 | |||
1946 | 1.864 | |||
1950 | 1.968 | |||
1956 | 1.897 | |||
1961 | 1.889 | |||
1967 | 1.907 | |||
1970 | 1.904 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 2.049 | |||
2017 | 2.086 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS; Stadt Michelstadt; Zensus 2011 |
Historische Religionsangehörigkeit
1961 wurden 1471 evangelische (= 77,87 %) und 382 katholische (= 20,22 %) Einwohner gezählt.
Verkehr und Infrastruktur
Steinbach liegt an der Bundesstraße 47, der Nibelungenstraße, die von Worms über Bensheim und Lindenfels im Westen zur benachbarten Kernstadt Michelstadt im Osten führt. Der Bahnhof Michelstadt der Odenwaldbahn ist etwa 500 Meter vom Ortskern entfernt. Das Flugfeld des Flugplatzes Michelstadt liegt im Südwesten der Steinbacher Gemarkung.
Kultur
Kulturdenkmäler
In der Liste der Kulturdenkmäler in Michelstadt sind für Steinbach 31 Kulturdenkmäler aufgeführt.
Weblinks
- Stadtteil Steinbach In: Webauftritt der Stadt Michelstadt.
- Steinbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Michelstadt-Steinbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Gesamtanlage Steinbach In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
- ↑ Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Stadt Michelstadt.
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 Steinbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- 1 2 Zahlen und Fakten. Wirtschaftsdaten. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 1), Urkunde 141, 27. Oktober 1095 – Reg. 3628. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 194, abgerufen am 11. Juni 2018.
- ↑ Gesetzes zur Neugliederung des Landkreises Erbach (GVBl. II 330–16) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 224, § 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 359.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 105 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
- ↑ M.A. Gert Kumpf: Der Odenwald mit Zenten und Grafen. Ingersheim 2021, ISBN 978-3-346-53241-1, S. 14.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom am 11. Juli 2021 .