Die Straßenradsport-Weltmeisterschaften 1954 fanden am 21. und 22. August auf dem Klingenring in Solingen statt. Damit fanden neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und vier Jahre nach Wiederaufnahme des Bundes Deutscher Radfahrer in den Weltverband Union Cycliste Internationale wieder Radweltmeisterschaften in Deutschland statt. Zuletzt war 1934 in Leipzig eine Rad-WM auf deutschem Boden ausgerichtet worden.

Renngeschehen

Die Weltmeisterschaften der Berufsfahrer und der Amateure wurden auf dem 15 Kilometer langen Klingenring durchgeführt. Die rund um Solingen führende Strecke stellte mit ihren starken Steigungen und schwierigen Abfahrten hohe Anforderungen an die Fahrer. Widrige Wetterverhältnisse machten Fahrern und Zuschauern zu schaffen.

Im Rennen der Profis gingen 71 Fahrer an den Start, die 16 Runden bzw. 240 Kilometer bei Dauerregen und Kälte zu bewältigen hatten. Der italienische Titelverteidiger Fausto Coppi fuhr bis zur 15. Runde in einer Spitzengruppe mit, fiel dann aber durch einen Sturz zurück. Dem Tour-de-France-Gewinner von 1954 Louison Bobet aus Frankreich und dem Schweizer Fritz Schär gelang es, sich aus der Gruppe zu lösen und allein dem Ziel entgegenzufahren. Bobet hatte zwar zu Beginn der letzten Runde noch einen Defekt, holte Schär aber wieder ein und nahm ihm am Ziel noch 15 Sekunden ab. Der 29-jährige Bobet war damit nach seinem Landsmann Georges Speicher der zweite Fahrer, der in einem Jahr die Tour de France und die Straßen-WM gewonnen hatte. Für seinen WM-Sieg benötigte Bobet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 32,9 km/h. Hinter den beiden Spitzenreitern war das nur noch 20-köpfige Fahrerfeld völlig zerrissen worden, in großen Abständen passierten die Fahrer einzeln den Zielstrich. Titelverteidiger Coppi wurde mit 3:38 Minuten Rückstand Sechster. Von acht deutschen Fahrern konnten nur zwei das Rennen beenden: Franz Reitz und Günther Pankoke kamen als Vorletzter und Letzter Hand in Hand ins Ziel gerollt, mit knapp 24 Minuten Rückstand auf den Sieger.

Bei den Amateuren starteten 125 Aktive, von denen 51 das 150 Kilometer lange Rennen beendeten. Mit einem Stundenmittel von 34,25 km/h siegte der 22-jährige Belgier Emiel Van Cauter mit über einer Minute Vorsprung vor seinen Verfolgern. Erstmals beteiligte sich der Radsport-Verband aus der DDR an der Weltmeisterschaft. Der Leipziger Gustav-Adolf Schur wurde als Sechster bester Deutscher. Von den Aktiven des Bundes Deutscher Radfahrer belegte Hennes Junkermann als Bester den 10. Platz.

Resultate

Profis, 22. August, 240 km
PlatzAthletLandZeit
1Louison Bobet FRA7:24:36 h
2Fritz Schär SUI+ 0:12 min
3Charly Gaul LUX+ 2:12 min
4Michele Gismondi ITA+ 3:03 min
5Jacques Anquetil FRA+ 3:03 min
6Fausto Coppi ITA+ 3:20 min
7Robert Varnajo FRA+ 7:35 min
8Jean Forestier FRA+ 11:03 min
9Fred De Bruyne BEL
10Pasquale Fornara ITA
11Andrea Carrea ITA
12Francisco Alomar ESP+ 11:03 min
13Francisco Masip ESP
14Jean Robic FRA
15Hein Van Breenen NED+ 16:17 min
16Jean Zagers BEL+ 17:40 min
17Roger Decock BEL+ 18:00 min
18Marcel Huber SUI+ 19:00 min
19Bernardo Ruiz ESP+ 19:40 min
20Henk Stevens NED+ 21:10 min
21Franz Reitz GER+ 23:41 min
22Günther Pankoke GER+ 23:41 min
Amateure, 21. August, 150 km
PlatzAthletLandZeit
1Emiel Van Cauter BEL4:22:45 h
2Hans Andresen DEN+ 1:20 min
3Martin van der Borgh NED+ 1:45 min
4André Le Dissez FRA+ 1:55 min
5Nicolas Barone FRA+ 2:05 min
6Gustav-Adolf Schur GDR+ 2:30 min
7Cleto Maule ITA
8Nello Fabbri ITA
9Florent van der Weyden NED
10Hennes Junkermann GER
11Guido Boni ITA
12Michel Vermeulin FRA
13Aldo Moser ITA
14Louis Proost BEL+ 2:30 min
15Willy Hutmacher SUI
16Miroslaw Malek TCH
17Martin Neumann GER
18Helge Hansen DEN
19Gotthard Weber GER
20Karel Nesl TCH
28Horst Tüller GDR+ 2:30 min
39Günther Debusmann GER
40Walter Becker GER
43Paul Maue GER
49Bernhard Trefflich GDR

Literatur

Siehe auch

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