Surtees TS9

Historischer TS9B von 1972 in Mallory Park, 2009

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Surtees Racing Organisation
Designer: John Surtees
Peter Connew
Vorgänger: Surtees TS7
Nachfolger: Surtees TS14
Technische Spezifikationen
Chassis: Aluminium-Monocoque
Motor: Ford-Cosworth DFV V8, 90°, 2993 cm³
Reifen: Firestone
Benzin: FINA
Statistik
Fahrer: Vereinigtes Konigreich John Surtees
Deutschland Rolf Stommelen
Vereinigtes Konigreich Mike Hailwood
Vereinigtes Konigreich Derek Bell
Niederlande Gijs van Lennep
Vereinigte Staaten Sam Posey
Australien Tim Schenken
Italien Andrea de Adamich
Rhodesien John Love
Brasilien Luiz Bueno
Erster Start: Großer Preis von Südafrika 1971
Letzter Start: Großer Preis von Südafrika 1973
Starts Siege Poles SR
25
WM-Punkte: 26
Podestplätze: 1
Führungsrunden: k. A.
Stand: Formel-1-Saison 1973

Der Surtees TS9 ist ein Formel-1-Rennwagen, den John Surtees 1971 für sein Team Surtees Racing Organisation entwickelte und der bis 1973 eingesetzt wurde. Er war das erfolgreichste Fahrzeug des Teams.

Die Wagen waren die Stammfahrzeuge von Surtees in den Saisons 1971 und 1972 (ab dort als TS9B) und wurden zuletzt zu zwei Rennen in der Saison 1973 eingesetzt. Auch einige Kundenteams meldeten TS9-Chassis in diesem Zeitraum zu vereinzelten Rennen. Alle Fahrzeuge wurden von einem Ford-Cosworth-DFV-Motor angetrieben.

Geschichte

Der TS9 wurde beim Großer Preis von Südafrika in der Formel-1-Saison 1971 erstmals eingesetzt. John Surtees meldete den Wagen für sich selbst und qualifizierte sich als Sechster deutlich vor seinen Werksfahrern, die mit den älteren TS7 starteten und nur hintere Startplätze erreichen konnten. Surtees konnte den TS9 beim Debüt nicht ins Ziel bringen – er musste den Wagen mit Getriebeschaden vorzeitig abstellen. Zum folgenden Lauf in Spanien erhielt auch Rolf Stommelen das neue Fahrzeug. Beiden Fahrern gelang es, über die Saison je drei Punkte zu erzielen. Das beste Saisonergebnis erfuhr aber Mike Hailwood, der den Großer Preis von Italien, dessen Zieleinlauf als der knappste in der Formel-1-Geschichte bezeichnet wurde, als Vierter beendete. Hailwood befand sich in der führenden Fahrzeuggruppe und überfuhr mit nur 0,18 Sekunden Rückstand auf den Sieger Peter Gethin die Ziellinie. Weitere Fahrer waren Derek Bell und Sam Posey, die zu je einem Rennen starteten, aber beide ausschieden. Posey ersetzte in den USA Gijs van Lennep, der sich bereits qualifiziert hatte, aber nicht zum Rennen startete.

Für die Formel-1-Saison 1972 trat Surtees aus seiner Fahrerrolle zurück, um sich auf das Management seines Rennstalls zu konzentrieren. Mike Hailwood wurde zum Stammfahrer befördert und bekam mit Tim Schenken und Andrea de Adamich zwei neue Teamkollegen. Der TS9 wurde zur Variante TS9B weiterentwickelt. Schenken erzielte als Fünfter bei der Saisoneröffnung in Argentinien zwei Punkte, war danach aber nicht mehr erfolgreich. De Adamich gelang als Vierter in Spanien auch nur eine einzige Platzierung in den Punkterängen. Ganz anders verlief die Saison aber für Hailwood, der das Rennen in Argentinien ausließ und erst beim Großer Preis von Südafrika startete. Er qualifizierte sich dort auf den vierten Startplatz und kämpfte im Rennen sogar um die Führung, bis er mit Aufhängungsschaden aufgeben musste. Über die Saison erreichte er weitere Erfolge in Form von WM-Punkten und beendete den Großer Preis von Italien auf dem zweiten Rang. Weitere Starter waren Sam Posey und der rhodesische Rennfahrer John Love, der einen TS9B für das Rennen in Südafrika mietete und mit seinem Team Gunston betrieb. Am Saisonende belegte das Team Surtees mit 18 Punkten den fünften Rang in der Konstrukteursmeisterschaft. Das war das beste Ergebnis in der Teamgeschichte.

Da zum Beginn der Formel-1-Saison 1973 der Nachfolger TS14 bereits fertiggestellt war, wurden die TS9 in die Rolle der Ersatzfahrzeuge zurückgestuft. Die Wagen wurden außerdem für einzelne Rennen für Dritt- bzw. Viertfahrer vermietet, die für den Renneinsatz bezahlten bzw. von eigenen Sponsoren unterstützt wurden. Luiz Bueno und Andrea de Adamich starteten zu je einem Lauf, blieben aber erfolglos. Danach wurden die TS9 in keinen Rennen mehr eingesetzt.

Zwischen 1971 und 1973 starteten diverse Fahrer mit einem TS9 zudem bei Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus. Dort war der Wagen deutlich erfolgreicher als in der Meisterschaft – es konnten neben einem Rennsieg diverse Podestplatzierungen erreicht werden.

Technik

Der Surtees TS9 wurde als Nachfolger für den Surtees TS7 entwickelt und von diesem abgeleitet. Insbesondere in der ersten Fahrzeugvariante von Anfang 1971 finden sich noch viele Übereinstimmungen, so auch die als Badewannenform bezeichnete, zylinderförmige Karosserie. Im Vergleich war der TS9 aber leichter und verfügte bedingt durch die Überarbeitung des Fahrwerkes über ein deutlich verbessertes Handling. Für die Saison 1972 wurde der TS9 großflächig überarbeitet, so fiel der deltaförmige Frontflügel zugunsten der zu dieser Zeit aufkommenden eckigeren Frontaufbauten weg. Auch wurden Seitenkästen hinzugefügt, die die Motorkühlung enthielten. Dieses Prinzip war 1970 im Lotus 72 debütiert und in den folgenden Jahren vom Fahrerfeld weitläufig kopiert worden. Dadurch verbesserten sich Aerodynamik und Gewichtsverteilung weiter. Die umgebauten Wagen wurden als TS9B bezeichnet. Insgesamt wurden im Surtees-Werk in Edenbridge sechs TS9 gebaut.

Der TS9 wurde wie etliche andere Formel-1-Wagen dieser Zeit von dem Ford-Cosworth-DFV-Motor angetrieben, der im Ursprung bereits auf das Jahr 1966 zurückging und dessen Entwicklung von Lotus-Teamchef Colin Chapman initiiert worden war. Im Gegenzug für die Namensnennung hatte Ford dem Motorenhersteller Cosworth £ 100.000 für die Entwicklung und Produktion dieses 3-Liter-Formel-1-Motors zur Verfügung gestellt, beteiligte sich aber nicht weiter an diesem Projekt. Der Motor war als tragendes Teil in einen Gitterrohrrahmen einbezogen; die Antriebskraft wurde über ein Hewland-Getriebe an die Hinterräder übertragen. Die Karosserie bestand aus Aluminiumblech. Das Benzin wurde von FINA geliefert, Reifenlieferant war Firestone.

Lackierung und Sponsoring

Die TS9 wurden sowohl vom Werksteam als auch von Kundenteams in der Formel-1-Weltmeisterschaft eingesetzt. Die Werkswagen erschienen größtenteils in einer weiß-blauen Lackierung und trugen Sponsorenlogos des Teeherstellers Brooke Bond Oxo. Alternative Lackierungen wurden je nach Sponsor verwendet, die teilweise auf Rennbasis verpflichtet wurden. Das waren unter anderem Auto motor und sport, Flame Out, Ceramica Pagnossin und Champcar Inc.. Der einmalig vom Team Gunston eingesetzte TS9 trug den für den Rennstall typischen orangen Farbton.

Galerie

Ergebnisse

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Diese Statistik umfasst alle Ergebnisse von Fahrern, die mit einem TS9-Chassis an Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft teilnahmen, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Einzelergebnisse

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1971 8 8.
 John Surtees 1 DNF 11 7 5 8 6 7 DNF DNF 11 17
 Rolf Stommelen DNF 6 DSQ 11 5 10 7 DNS DNF
 Derek Bell DNF
 Mike Hailwood 4 15
 Gijs van Lennep DNS
 Sam Posey DNF
Formel-1-Saison 1972 18 5.
 Mike Hailwood 1 DNF DNF DNF 4 6 DNF DNF 4 2 17
 Tim Schenken 5 DNF 8 DNF DNF 17 DNF 14 11 DNF 7
 Andrea de Adamich DNF NC 4 7 DNF 14 DNF 13 14 DNF DNF DNF
 Sam Posey 12
 John Love 16
Formel-1-Saison 1973 7 7.
 Luiz Bueno 1 12
 Andrea de Adamich 8
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Anmerkungen

1 
Es wurden bis zur Saison 1974 keine festen Startnummern vergeben

Statistik bei Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen von Fahrern mit dem TS9 an Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus.

Einzelergebnisse

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8
1971  ARG  ROC  QUE  SPR  INT  RIN  OUL  WOR
 John Surtees 3 DNF 12 3 1 6
 Rolf Stommelen 7
 Mike Hailwood DNF
1972  ROC  BRA  INT  OUL  REP  WOR
 Mike Hailwood 2 DNF 9
 Tim Schenken 5 3
 Andrea de Adamich DNA 2 3
 Reine Wisell DNA
 John Surtees 3
 Carlos Pace 2
1973  ROC  INT
 James Hunt 3

Literatur

  • Mike Lang: Grand Prix! Race-by-race account of Formula 1. Haynes Publishing Group, Sparkford 1982, ISBN 0-85429-321-3.
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7.
Commons: Surtees TS9 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 1971 Surtees TS9 Cosworth - Images, Specifications and Information. Abgerufen am 13. November 2022.
  2. 1971 SURTEES TS9B Formula one for sale. Abgerufen am 13. November 2022 (englisch).
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