Theaterbrücke
Die Theaterbrücke im Jahre 2010 Richtung Jasperallee.
Überführt Fußgänger, Straßenverkehr
Unterführt Oker
Ort Braunschweig
Konstruktion Bogenbrücke
Gesamtlänge 24 m
Breite 15 m
Anzahl der Öffnungen 1
Längste Stützweite 24,80 m
Baubeginn 1888
Fertigstellung 1889
Eröffnung 1889
Planer Ludwig Winter
Lage
Koordinaten 52° 15′ 58″ N, 10° 32′ 1″ O

Die Theaterbrücke, 1889 als Kaiser-Wilhelm-Brücke zu Ehren Wilhelms I., des ersten deutschen Kaisers, fertig gestellt, ist eine unter Denkmalschutz stehende Brücke über die Oker im östlichen Ringgebiet von Braunschweig.

Geschichte

Vorgeschichte

Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 bis 1871 kam es im Zuge der Gründerzeit reichsweit zu einer vehementen Industrialisierung; so auch in Braunschweig. Für zugezogene Arbeiter musste in großem Umfang schnell neuer Wohnraum, nahe den Fabriken geschaffen werden, aber auch für die ortsansässige Bevölkerung entstanden großflächig Neubaugebiete, wie zum Beispiel das Östliche Ringgebiet. Dieses wurde ursprünglich hauptsächlich für Großbürgertum und Militärangehörige der nahen Kasernen konzipiert. Die Oberaufsicht für das städtebauliche Gesamtvorhaben lag bei Stadtbaurat Ludwig Winter.

Das neue, großstädtische und auf Repräsentation angelegte Wohngebiet wurde über zahlreiche, großzügig angelegte neue Straßen und Brücken erschlossen. Die Hauptachse verlief fast schnurgerade von West nach Ost von der Burg Dankwarderode ausgehend über den Steinweg zum Herzoglichen Theater. Es folgte die neue Kaiser-Wilhelm-Brücke und die daran anschließende Kaiser-Wilhelm-Straße, einer Allee bis hin zum Franzschen Feld mit Stadtpark, Prinzenpark und schließlich dem Nußberg.

Im Rahmen der östlichen Stadterweiterung im späten 19. Jahrhundert, hatte die Stadt nach dem Tode Wilhelms 1884, letzter Herzog des Neuen Hauses Braunschweig, den herzoglichen Küchengarten 1888 erworben. Dieser befand sich zu beiden Seiten des Theaters und ging auch noch östlich über den Okerumflutgraben hinaus.

Brücke

Die viertelkreisförmige Bogenbrücke, deren Formensprache sich an Renaissance und Barock orientiert, wurde aus großformatigen, rau belassenen Werksteinquadern, sogenannten Bossenquadern, errichtet. Die kräftigen Balustraden, sind durch mehrere Postamente unterteilt. Auf ihrer zur Innenstadt hin gerichteten Westseite sind parallel zur Oker zwei bogenförmige Durchgänge. Ein Charakteristikum der Brücke ist, dass sie mit nur 15 m wesentlich schmaler ist, als die nördlich gelegene Fallerslebertor-Brücke und die südlich gelegene Steintor- und Leonhard-Brücke. Außerdem ist sie ebenfalls deutlich schmaler als die in ihrem Zentrum mit einer doppelten Baumreihe bestandene Kaiser-Wilhelm-Straße/Jasperallee. Zudem ist die Brückenüberfahrt gleichfalls schmaler als jede, der beiden Straßen, die um das Theater herum auf sie zu führen. Dadurch wird der Verkehrsfluss deutlich verlangsamt und die Funktion der Brücke als eine Art „Schwelle“ in das Östliche Ringgebiet in besonderer Weise hervor gehoben.

Statuen

Etwas über fünf Jahre nach Fertigstellung der Brücke, entstand der Gedanke, diese in besonderer Weise zu schmücken. So bewilligten die Stadtverordneten am 21. Februar 1895 30.000 Mark für künstlerischen Schmuck der Kaiser-Wilhelm-Brücke. Am 28. November 1895 fand die Prämierung der eingereichten Entwürfe statt. Gewinner war der in Ölper (heute ein Stadtteil von Braunschweig) geborene Bildhauer Ernst Müller-Braunschweig, der zusammen mit Gottlieb Elster vier überlebensgroße Frauen-Statuen entwarf die von Paul Rinckleben in Bronze gegossen wurden. Die Enthüllung der Statuen fand am 31. August 1902 u. a. in Anwesenheit von Oberbürgermeister Wilhelm Pockels und Adolf Hartwieg als Vertreter des Braunschweigischen Regenten Prinz Albrecht statt.

Die vier Statuen von Müller-Braunschweig stellten vier individuell ausgeformte, allegorische Frauengestalten dar. Drei symbolisierten die Reichskleinodien: Die Reichskrone hielt die Kaiserkrone in der rechten Hand und in der linken einen Palmzweig. Das Reichsschwert in Harnisch und Kettenpanzer hält in der rechten Hand gesenkt ein Schwert, derweil die linke einen breiten Gürtel umfasst. Mit dem rechten Fuß zertritt die nach links blickende Frau einen Lindwurm, der sich am Boden windet. Zepter und Reichsapfel trägt eine Krone und ein langes Gewand. Sie blickt gerade aus in die Ferne und hält in der rechten das Zepter, in der linken den Reichsapfel. Die vierte Frau, ebenfalls in langem Gewand, hielt in der rechten Hand ein aufgeschlagenes Buch, in das sie blickte. In der linken hielt sie einen Palmzweig. Die Statue trug den Titel Erinnerung an Kaiser Wilhelm I.

Während die vier Frauen zu je zwei auf jeder Seite der Brücke standen wurden zusätzlich vier, ebenfalls überlebensgroße, aber identische Löwen auf je einem Postament zu beiden Seite auf jedem Okerufer aufgestellt. Auf einem Postament in der Mitte jeder Brückenseite stand zudem ein Kandelaber.

Wie viele andere Statuen aus Metall, darunter die vier Soldatenstandbilder der unweit gelegenen Fallersleber-Tor-Brücke oder das Reiterstandbild Herzog Wilhelms von 1904 auf dem Ruhfäutchenplatz, wurden auch die vier Standbilder der Theaterbrücke während des Zweiten Weltkrieges entfernt und eingeschmolzen.

„Evokation in Rot“

Im Rahmen des Kunstprojektes Okerlicht, entwarf die aus Hannover stammende Künstlerin Yvonne Goulbier 2008 die Installation Evokation in Rot. Die Installation besteht aus 150 in Rosenblütenform gestalteten roten Leuchtdioden, die seit April 2008 abends zu sehen sind.

Literatur

  • Elmar Arnhold, Sándor Kotyrba: Okerbrücken am Braunschweiger Wallring. Braunschweig 2012, ISBN 978-3-942712-20-0, S. 18–19.
  • Reinhard Bein: Braunschweig. Stadt und Herzogtum 1890–1918. Döring Druck, Braunschweig 1985, ISBN 3-925268-01-4, S. 25–27.
  • Jürgen Hodemacher: Jasperallee. In: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten., Band 2: Okergraben und Stadtring, Cremlingen 1996, ISBN 3-927060-12-7, S. 158–159.
  • Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 1.1.: Stadt Braunschweig, Teil 1. Hameln 1993, ISBN 3-87585-252-4, S. 208–209.
  • Simon Paulus, Ulrich Knufinke: Der Braunschweiger Wallring. Wegweiser zur Geschichte und Architektur eines kulturhistorischen Denkmals. mit Fotografien von Heinz Kudalla, Appelhans Verlag, Braunschweig 2011, ISBN 978-3-941737-59-4, S. 122–124.
  • Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 1: Von der Jasperallee zur Kaiser-Wilhelm-Straße. Verlag Hans Oeding, Braunschweig 1985, ISBN 3-87597-009-3, S. 29 ff.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Informationen zur Theaterbrücke auf braunschweig.de
  2. Monika Lemke-Kokkelink: Ludwig Winter (22.1.1843 – 6.5.1930). Stadtbaurat und Architekt des Historismus in Braunschweig. Katalog zur Ausstellung anläßlich des 150. Geburtstages im Braunschweiger Rathaus vom 12. Oktober bis 12. November 1993. (= Braunschweiger Werkstücke. Band 86) Braunschweig 1993. ISBN 3-87884-040-3, S. 132.
  3. Reinhard Bein: Braunschweig. Stadt und Herzogtum 1890–1918. S. 26.
  4. Simon Paulus, Ulrich Knufinke: Der Braunschweiger Wallring. Wegweiser zur Geschichte und Architektur eines kulturhistorischen Denkmals. S. 122.
  5. Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.2.: Stadt Braunschweig. Teil 2, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1996, ISBN 3-8271-8256-5, S. 94.
  6. Arnhold, Kotyrba: Okerbrücken am Braunschweiger Wallring. S. 18.
  7. Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 1: Von der Jasperallee zur Kaiser-Wilhelm-Straße. S. 29.
  8. N.N.: Braunschweigische Chronik für das Jahr 1895. In: Braunschweigisches Magazin herausgegeben von Paul Zimmermann, Nro. 1., 5. Januar 1896, S. 8.
  9. N.N.: Braunschweigische Chronik für das Jahr 1895. In: Braunschweigisches Magazin herausgegeben von Paul Zimmermann, Nro. 2., 19. Januar 1896, S. 16.
  10. 1 2 3 4 Arnhold, Kotyrba: Okerbrücken am Braunschweiger Wallring. S. 19.
  11. Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 1: Von der Jasperallee zur Kaiser-Wilhelm-Straße. S. 31f.
  12. Ernst Stier: Führer durch die Stadt Braunschweig und ihre Umgebung. zitiert nach Ernst-August Roloff: 100 Jahre Bürgertum in Braunschweig. Band 1: Von der Jasperallee zur Kaiser-Wilhelm-Straße. S. 30.
  13. N.N.: Illustrierte Rundschau. In: Velhagen & Klasings Monatshefte. Jahrgang 1902/1903. 1. Band, 17. Jahrgang, Bielefeld und Leipzig, S. 364–365.
  14. Reinhard Bein: Braunschweig. Stadt und Herzogtum 1890–1918. S. 27.
  15. Norman-Mathias Pingel: Siedentop, Hermann. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 122.
  16. Evokation in Rot auf goulbier.com
  17. Evokation in Rot (Memento des Originals vom 1. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Foto von Evokation in Rot auf der-loewe.info.
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