Theaterkunst ist das größte Kostümhaus Deutschlands. Das in Berlin ansässige, 1907 gegründete Unternehmen spezialisierte sich anfangs auf die Ausstattung von Theatern, Opern und Revuen. Ab 1919 wurden Filmproduktionen beliefert. Außer Bühnen- und Film- und Fernseh- bzw. Videoproduktionen wird die Werbebranche aus dem etwa 10 Millionen Teile umfassenden Sammlung versorgt. Angeboten werden neben dem Vermietung und Beratung auch historische Recherche für originalgetreue Kostüme sowie Entwurf, Anfertigung und Anprobe der Bekleidungsstücke. Ausgestattet werden Solokünstler und komplette Komparserien.

Geschichte

Kostüm- und Dekorationsfirmen entstanden in Berlin seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, welche auch den Aufschwung der Berliner Konfektion, die Gründung von privaten Theatern und die Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen 1869 erlebte. In Berlin gründeten sich u. a. die Ausstattungsunternehmen Hugo Baruch & Co und Verch & Flothow (später Leopold Verch), die Theater mit Kostümen, Requisiten, Dekorationen, Kulissen und Theatertechnik belieferten. Vorgänger – und wie das Unternehmen Theaterkunst – rein auf den Kostümverleih spezialisiert, waren das Dekorationsatelier Obronski, Impekoven & Co., die Kostümfirma Germania und das Theaterkunstgewerbehaus.

Hermann J. Kaufmann, der den Kostümverleih während des Ersten Weltkriegs übernommen hatte und am 1. April 1918 in „Theaterkunst H. J. Kaufmann & Co.“ umbenannt hatte, beauftragte um 1920 den Maler, Grafiker und Gebrauchsgrafiker Otto Arpke mit dem Entwurf für ein Firmenzeichen, welches in Anzeigen, in Schriftwechseln und in der Außendarstellung zum Einsatz kam und bis heute verwendet wird. Arpke stand dem Metier des Bühnen- und Kostümbilds nahe. So stammte die Werbung und Ausstattung für die Berliner Kostümfeste zwischen 1929 und 1933 aus seiner Hand, wie auch die Entwürfe der Titelumschlagseiten der Modezeitschrift die neue linie (1929 bis 1942).

Theaterkunst stattete Filme wie Fritz Langs Metropolis (1926) mit Stars wie Heinrich George aus. Marlene Dietrich (Der blaue Engel,1929) und Henny Porten (Anna Boleyn, 1920) wurden maßgenau von Theaterkunst eingekleidet. In den 30er Jahren eröffneten internationale Dependancen in New York, Amsterdam, London, Kopenhagen und Stockholm. Zeitweise widmeten sich 300 Mitarbeiter der Ausstattung von Filmen und Theaterstücken. 1936 verkaufte der Gründer und Eigentümer der Theaterkunst, Hermann J. Kaufmann, das Unternehmen unter politischem Druck an Adolph Nau (1884–1955) und den schwedischen Zündholzkonzern Svenska Tändsticks (STAB). Als neue Geschäftsführer wurden Adolph Nau und der überzeugte Nationalsozialist Otto Wilhelm Lange (geb. 1884) eingesetzt. In dieser Zeit wurden die großen Ernst-Lubitsch- und Joe-May-Filme ausgestattet, mit Stars wie Pola Negri und Emil Jannings, es entstehen Werke wie Der Kongress tanzt (1931) oder Madame Bovary (1937).

Während der Bombenangriffe vom 22. und 23. November wurde das Fabrikgebäude in der Schwedter Straße 9, dessen Eigentümer die Theaterkunst war, schwer zerstört und über 25.000 Kostüme vernichtet. Zu dieser Zeit beherbergten die Betriebstätten eine Herren- und Damenschneiderei, eine Stickerei, eine Hutmacherei, eine Wäschenäherei, eine Lederzeugherstellung, eine Spitzerei, eine Stoffmalerei, eine Waffenschmiede und Schuhmacherei. Theaterkunst war als kriegswichtiges Unternehmen anerkannt worden und hatte auch in Kriegszeiten eine gute Auftragslage. Seit den Nachkriegsjahren hat die Westberliner Theaterkunst ihren Sitz in der Eisenzahnstraße 43–44 in Wilmersdorf und richtet 1952 in München einen weiteren Fundus ein. 1953 stellt der VEB Theaterkunst im Ostteil der Stadt den Betrieb ein. In den 90er Jahren werden zwei weitere Häuser an den Standorten Hamburg und Köln eröffnet. Mit einer Konzentration auf des Standort Berlin wurden ab 2002 die Filialen in München (2002), Köln (2008) und Hamburg (2013) geschlossen. Köln wurde 2019 wiedereröffnet. Im Zuge der Internationalisierung eröffnete die Theaterkunst GmbH Niederlassungen in Warschau (2019) und Budapest (2020).

Filmografie

Literatur

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.