2-cm-Flak 30 | |
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Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | 2-cm-Flak 30 |
Entwickler/Hersteller | Rheinmetall, Düsseldorf |
Entwicklungsjahr | 1930 |
Produktionszeit | 1934 bis 1945 |
Mannschaft | 5 |
Technische Daten | |
Rohrlänge | 1,3 m |
Kaliber | 20 mm (Munition: 20×138 mm B) |
Kaliberlänge | L/65 |
Kadenz | 280 (prakt. 120) Schuss/min |
Höhenrichtbereich | −12° bis +90 Winkelgrad |
Seitenrichtbereich | 360 |
Ausstattung | |
Visiereinrichtung | Flakv. 35, Linealv. 21 u. Erdzielfernrohr 3x8 |
Verschlusstyp | Kipphebelverriegelung |
Ladeprinzip | Magazin |
Munitionszufuhr | manuell |
Die 2-cm-Flak 30 war eine Flugabwehrkanone der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
Geschichte
Entwicklung
Die Entwicklung der 2-cm-Flak 30 geht bis in den Anfang der 1930er Jahre zurück. Die Firma Rheinmetall durfte aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages in Deutschland keine Flugabwehrwaffen entwickeln. Darum übernahm sie 1930 die Patronenfabrik Solothurn und stellte die Produktion um. Dort wurde die Solothurn-Flak MK-ST-5 entwickelt und auf dem Weltmarkt verkauft. Sie wurde 1934 als 2-cm MG C/30 in Sockellafette bei der Kriegsmarine und nach der Entwicklung einer Feldlafette 1935 bei der Luftwaffe als 2-cm-Flak 30 eingeführt.
Die 2-cm-Flak 30 wurde von folgenden Unternehmen in Lizenz produziert:
- Havelwerk in Brandenburg
- Brennabor in Brandenburg
- Gustloffwerke in Meiningen und Suhl
- Röchling-Buderus in Wetzlar
- Ostmarkwerk in Wien
- Stübgen in Erfurt (nur Lafetten)
- Benteler-Werke in Bielefeld
Technische Beschreibung
Die 2-cm-Flak 30 war eine vollautomatischer Rückstoßlader mit Kipphebelverriegelung. Die erste Version mit Sockellafettierung konnte nur mittels einer zweiachsigen Kreuzlafette fahrbar gemacht werden. Hierbei wurde die Waffe ohne Handräder frei mittels der Schulterstützen des Richtschützen bewegt. Die Ausführung bot eine Menge Nachteile und es wurde seitens des Heeres verlangt eine andere Lafettierung zu schaffen. Im Jahr 1933 wurde ein grundlegender Entwurf der Lafettierung mit einer Dreiecksbettung neu geschaffen. Für den Schutz gegen Infanteriebeschuss wurde vom Heereswaffenamt unmittelbar ein 6-mm-Schutzschild mit eingeplant. Für das Rohr wurden zwei verschiedene Mündungsbremsen verwendet (Durchmesser 35-mm oder 41-mm), welche die Ballistik der Waffe unterschiedlich beeinflussten. Der Höhenrichtbereich von −12° bis +90° ermöglichte auch eine Platzierung auf Gebäuden oder im Gebirge. Die theoretische Feuergeschwindigkeit von 280 Schuss/min war mit den 9,5 kg schweren 20-Schuss-Magazinen nicht erreichbar. Bestenfalls konnten 120 Schuss/Min abgegeben werden.
Sie wurde auf einem einachsigen Anhänger im motorisierten Zug bewegt. Mit einem Marschgewicht von 890 Kilogramm inklusive Schutzschild.
Die 2-cm-Flak 38 als Nachfolgemodell wurde in vielen Punkten verbessert, beispielsweise wurde die Ursache der Ladehemmungen beseitigt, der Rückstoß abgeleitet.
Einsatz
Die Version für die Kriegsmarine wurde 2-cm-Flak C/30 genannt. Sie wurde hauptsächlich auf den U-Booten des Typ II und des Typ VII genutzt. Die Neigung zur Ladehemmung führte in manchem Gefecht gegen Flugzeuge dazu, dass sich das U-Boot nicht verteidigen konnte. Dazu trug auch das mit nur 20 Schuss vergleichsweise wenig Munition fassende Magazin bei.
Ab 1934 bei den leichten Flakbatterien von Luftwaffe und Heer im Einsatz. Die Heeresverbände verfügten über mobile Batterien bzw. Flakkompanien mit 12 Geschützen. Im Heimatkriegsgebiet wurden zum Objektschutz auch Batterien mit 16 Geschützen aufgestellt.
Munition
Für die 2-cm-Flak 30 gab es folgende 20 mm Munitionsvarianten:
- Panzergranate 39 (PzGr. 39: 0,33 Kilogramm)
- Panzergranate 40 (PzGr. 40: 0,14 Kilogramm)
- Sprenggranate (SpGr: 0,3 Kilogramm).
Als Granatkartusche wurde die 20×138 mm B verwendet, die Geschosse waren 85 mm lang und wurden mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 830 (PzGr) bis 900 Meter pro Sekunde und einer Feuerrate von 2,5 Schuss pro Sekunde abgeschossen. Die Verschleißgrenze eines Rohres war nach ca. 10.000 bis 12.000 Schuss erreicht.
- Beispiele 2-cm-Flak 30
- Flak 30 im Erdkampfeinsatz
- Flak 30 in einem Hafen
- Flak C/30 zum Küstenschutz
- Flak C/30 auf einem Schnellboot
- Flak C/30 auf einem Halbkettenfahrzeug der 24. Panzer-Division
- Sd.Kfz. 10/4 erbeutet von Briten in Nordafrika
- Sd.Kfz. 10/4 beim Vorstoß in Frankreich 1940
Sd.Kfz. 10/4 - 2cm Flak 30 auf le.ZgKw 1t
Die wichtigste Variante der 2cm Flak 30 war eine Ausführung als Selbstfahrlafette auf einem leichten Zugkraftwagen. Dieser ermöglichte es bereits während der Angriffsoperationen der Wehrmacht im Westen 1940, ein einsatzbereites Geschütz zur Unterstützung der vorrückenden Verbände vom Fahrzeug aus einzusetzen. Hierbei wurde das Flakgeschütz vollständig auf das Trägerfahrzeug aufgesetzt und konnte mit Hilfe von Auffahrschienen und dem mitgeführten Anhängergestell, das für eine absetzbare Munitions- und Werkzeugkiste genutzt wurde, vom Fahrzeug heruntergenommen werden.
Besondere Bekanntheit erlangten diese Fahrzeuge während der Kämpfe in Nordafrika als sogenannte „Sturmflak“.
Die 2-cm-Flak 30 in Japan
Im Jahr 1940 importierte das Kaiserlich Japanische Heer mehrere deutsche 2-cm-Flak 30. Von dieser Waffe wurde angenommen, dass sie zwar etwas veraltet, aber immer noch leistungsstärker als die eigene 20-mm-Maschinenkanone Typ 98 war. Hinzu kam, dass diese über ein in 10–15 m Entfernung stehendes Feuerleitgerät automatisch gerichtet werden konnte, was in Japan so erst für Flugabwehrgeschütze ab 7,5 cm angewendet wurde. Es wurden einige Versuche
- mit den Originalgeschützen
- mit Versuchswaffen aus dem Rohr des deutschen Modells in der Lafette des japanischen Modells
- mit Versuchswaffen aus dem Rohr des japanischen Modells in der Lafette des deutschen Modells
durchgeführt.
Dabei erwies sich die 2-cm-Flak 30 in den meisten Belangen als überlegen. Da die Typ 98 aber grade erst eingeführt worden und zudem ein Krieg gegen die USA und die Westalliierten geplant war, hat sich das japanische Heer gegen einen Nachbau der deutschen Waffe entschieden. Stattdessen wurde das Modell mit der deutschen Lafette und dem japanischen Rohr in Auftrag gegeben. 1942 waren die Arbeiten soweit abgeschlossen, dass die Waffe als 20-mm-Maschinenkanone Typ 2 offiziell eingeführt wurde. Angaben über gebaute Einheiten und Einsatz sind nicht verfügbar. Die ballistische Leistung entsprach dem japanischen Modell, allerdings waren die Richtgeschwindigkeit größer und der vertikale Richtbereich mit 95 ° höher. Auch das Gewicht war größer, weshalb die Waffe zumeist beim Objektschutz auf den Heimatinseln zum Einsatz kam. Dabei machte auch das höhere Gewicht keinen großen Unterschied, zumal die Beweglichkeit auf dem deutschen Sonderanhänger gut war.
- 20-mm-Maschinenkanone Typ 2 in Feuerstellung
- 20-mm-Maschinenkanone Typ 2 verladen auf Transportanhänger
- Versuchsmodell mit Lafette der 20-mm-Maschinenkanone Typ 98 und Rohr der 2-cm-Flak 30
Literatur
- Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen 1939–1945. Motorbuchverlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02481-0.
- Ian Hogg: Deutsche Artilleriewaffen im Zweiten Weltkrieg. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-504-9 (englisch: German artillery of World War Two. 1975. Übersetzt von Hugo Friedrich).
- Diverse: Less Known Army Ordnance of the Rising Sun (1). In: Ground Power Magazine Special Issue. Galileo Publishing, Tokyo Januar 2005.
- Diverse: Less Known Army Ordnance of the Rising Sun (2). In: Ground Power Magazine Special Issue. Galileo Publishing, Tokyo Januar 2005.