Die Straßenradsport-Weltmeisterschaften 1962 fanden vom 29. August bis 2. September im italienischen Salò und in Brescia statt.

Renngeschehen

Die Rennstrecke ging über einen Rundkurs von 12,880 Kilometern. Die Profis fuhren diese Runde 23-mal, die Amateure 14-mal und die Frauen fünfmal. Bei brütender Hitze standen bei dem Profi-Rennen rund 120.000 Zuschauer an der Strecke.

Bei den Profis wurde der Franzose Jean Stablinski mit einem Durchschnittstempo von 33,4 km/h und einem Vorsprung von über einer Minute Weltmeister und ließ damit viele Favoriten wie Titelverteidiger Rik Van Looy und Jacques Anquetil hinter sich. Bester Deutscher wurde Rolf Wolfshohl auf dem vierten Platz mit rund zwei Minuten Rückstand auf den Weltmeister Stablinski. Die Deutschen Sigi Renz und Horst Oldenburg belegten die Plätze sieben und neun, Hennes Junkermann den 17. Der mitfavorisierte Rudi Altig wurde nach einem Sturz disqualifiziert, weil ihm ein Zuschauer einen Schwamm zur Kühlung einer Wunde gereicht hatte. Von insgesamt 69 Startern kamen 36 ins Ziel.

Auch der Sieger bei den Amateuren, der Italiener Renato Bongioni, galt eher als Überraschung, die bei seinen rund 20.000 Landsleuten vor Ort Begeisterungsstürme auslöste. Bongioni befuhr den Rennkurs mit 40,1 km/h und gewann am Ziel im Spurt aus einer vierköpfigen Spitzengruppe mit einem Vorsprung von neun Sekunden. Zur Spitzengruppe gehörte auch der Deutsche Meister von 1962 Winfried Bölke, der als Vierter über den Zielstrich fuhr. Fahrer aus der DDR konnten nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen, da das Allied Travel Office der westlichen Besatzungsmächte zu dieser Zeit DDR-Sportlern Visa in das westliche Ausland verweigerte.

Das Frauenrennen wurde von belgischen Fahrerinnen dominiert: Hinter der neuen 18-jährigen Weltmeisterin Marie-Rose Gaillard kamen zwei weitere Belgierinnen auf das Siegerpodest.

Das erstmals ausgetragene Mannschaftszeitfahren führte über Rundkurs von 54 Kilometern bei Brescia, der zweimal durchfahren wurde. Erster Weltmeister in dieser Disziplin wurde die Mannschaft von Italien, die zwei Minuten schneller als die zweitplatzierten Dänen war.

Ergebnisse

Profis – Einzelrennen (296,240 km)
PlatzAthletLandZeit
1Jean Stablinski FRA7:43:11 h
2Seamus Elliott IRL+ 1:22 min
3Jos Hoevenaers BEL+ 1:44 min
4Rolf Wolfshohl GER+ 1:54 min
5Arnaldo Pambianco ITA+ 2:04 min
6Hubertus Zilverberg NED+ 2:10 min
7Sigi Renz GER+ 2:13 min
8Henry Anglade FRA+ 2:24 min
9Horst Oldenburg GER+ 2:59 min
10Franco Cribiori ITA+ 3:08 min
11Piet Rentmeester NED+ 3:13 min
12Antonio Suárez ESP+ 3:38 min
13Luis Otaño ESP+ 3:40 min
14Bas Maliepaard NED+ 3:45 min
15Jacques Anquetil FRAalle
+ 3:53 min
16André Darrigade FRA
17Hennes Junkermann GER
18Kurt Gimmi SUI
19Piet Damen NED
20Horst Tüller GER
21Eusebio Vélez ESP
22Robert Cazala FRA
23René Binggeli SUI
24Angelo Soler ESP
25Raymond Poulidor FRA
36Roger Thull LUX+ 10:25 min
Amateure – Einzelrennen (180,32 km)
PlatzAthletLandZeit
1Renato Bongioni ITA4:30:50 h
2Ole Ritter DEN+ 0:09 min
3Arie den Hartog NED+ 0:12 min
4Winfried Bölke GER+ 0:27 min
5Andre Bazire FRAalle
+ 0:44 min
6Battista Monti ITA
7Gianpiero Macchi ITA
8Jan Kudra POL
9Antal Megyerdi HUN
10Alexei Petrow URS
11Wiktor Kapitonow URS
12Gerben Karstens NED
Frauen – Einzelrennen (64,4 km)
PlatzAthletLand
1Marie-Rose Gaillard BEL
2Yvonne Reynders BEL
3Marie-Thérèse Naessens BEL
4Aino Puronen URS
5Jo Bowers GBR
6Liliane Cleiren BEL
7Lyli Herse FRA
8Beryl Burton GBR
9Simone Ellegeest BEL
10Maria Lukschina URS
Amateure – Mannschaftszeitfahren (180,32 km)
PlatzLandAthletenZeit (h)km/h
1 
Italien
Mario Maino / Antonio Tagliani
Dino Zandegù / Danilo Grassi
2:28:48,545,400
2 
Dänemark
Ole Ritter / Vagn Bangsborg
Mogens Tvilling / Ole Krøier
2:30:46,044,761
3 
Uruguay
Rubén Etchebarne / Juan José Timón
Vid Cencic / René Pezzati
2:31:12,744,678

Einzelnachweise

  1. Die Angaben der gesamten Streckenlänge schwanken zwischen 108 und 114,5 Kilometern.

Literatur

  • Helmer Boelsen: Die Geschichte der Rad-Weltmeisterschaft, Bielefeld 2007, S. 86, ISBN 978-3-936973-33-4
  • Radsport, August/September 1962
  • Deutsches Sportecho, 4. September 1962

Siehe auch

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