U 662 (Kriegsmarine)
(vorheriges/nächstes – alle U-Boote)
Typ: VII C
Feldpostnummer: M – 43 109
Werft: Howaldtswerke, Hamburg
Bauauftrag: 9. Oktober 1939
Baunummer: 811
Kiellegung: 7. Mai 1941
Stapellauf: 22. Januar 1942
Indienststellung: 9. April 1942
Kommandanten:

9. April 1942 bis 14. Februar 1943
Korvettenkapitän Wolfgang Hermann
10. März 1943 bis 21. Juli 1943
Kapitänleutnant Heinz-Eberhard Müller

Flottillen:
Einsätze: 4 Feindfahrten
Versenkungen:

3 britische Handelsschiffe mit 18.609 BRT (1 britisches Handelsschiff mit 7.174 BRT beschädigt)

Verbleib: am 30. Juli 1943 im Südatlantik versenkt (44 Tote, 3 Kriegsgefangene)

U 662 war ein von der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg eingesetztes U-Boot vom Typ VII C. Bei seinen vier Feindfahrten versenkte es drei britische Handelsschiffe mit 18609 BRT und beschädigte ein weiteres mit 7174 BRT, wobei insgesamt 52 Menschen ums Leben kamen. Am 21. Juli 1943 wurde das U-Boot vor der Amazonasmündung von einer US-amerikanischen Consolidated PBY Catalina versenkt. Von den 47 Besatzungsmitgliedern starben 44; nur drei überlebten und gerieten in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Bau und Ausstattung

U 662 hatte an der Oberfläche eine Wasserverdrängung von 769 t und unter Wasser 871 t. Sie war insgesamt 67,1 m lang, 6,2 m breit, 9,6 m hoch mit einem 50,5 m langen Druckkörper und hatte einen Tiefgang von 4,74 m. Das in den Howaldtswerken in Hamburg gebaute U-Boot wurde von zwei Viertakt-Dieselmotoren F46 mit je 6 Zylindern und Ladegebläse der Kieler Germaniawerft mit einer Leistung von 2060 bis 2350 kW, bei Unterwasserbetrieb mit zwei Elektromotoren GU 460/8–27 von AEG mit einer Leistung von 550 kW angetrieben. Es hatte zwei Antriebswellen mit zwei 1,23 m großen Schiffsschrauben. Das Boot war zum Tauchen bis in Tiefen von 230 m geeignet.

Das U-Boot erreichte an der Oberfläche Geschwindigkeiten von bis zu 17,7 Knoten und unter Wasser bis zu 7,6 Knoten. Aufgetaucht konnte das Schiff bei 10 Knoten bis zu 8500 Seemeilen weit fahren, untergetaucht bei 4 Knoten bis zu 80 Seemeilen. U 662 war mit fünf 533-mm-Torpedorohren – vier am Bug und eins am Heck – und vierzehn Torpedos, einer 88-mm-Kanone SK C/35 mit 220 Schuss Munition, einer 37-mm-FlaK M42 18/36/37/43 und zwei 20-mm-FlaK C/30 ausgestattet.

Mannschaft

Die Mannschaftsstärke des U-Boots betrug 44 bis 60 Mann. Bei seiner letzten Fahrt waren es 47 Mann.

Einsätze

Nach seiner Indienststellung wurde U 662 unter dem Kommando des 1908 geborenen Korvettenkapitäns Wolfgang Hermann ab 9. April 1942 zunächst in Hamburg, ab 30. April in Kiel und weiteren Ostseehäfen erprobt und diente bis zum 15. September 1942 bei der 5. U-Flottille in Kiel als Ausbildungsboot, um dann vom 17. bis zum 21. September 1942 in Kiel für die erste Feindfahrt ausgerüstet zu werden.

Am 22. September 1942 verließ U 662 den Kieler Hafen für seine erste Feindfahrt. In den folgenden Tagen wurden zunächst noch Kristiansand, Stavanger, Bergen (Norwegen) und nochmals Kristiansand angefahren, aus dessen Hafen das U-Boot am 27. September 1942 mit dem Ziel Nordatlantik auslief. Hier war es Teil der U-Boot-Gruppen „Panther“, „Leopard“, „Südwärts“ und „Delphin“ und wurde am 23. Oktober 1942 von U 463 mit Brennstoff versorgt. Ohne einen Versenkungserfolg erreichte U 662 am 18. November den Hafen von Lorient.

Am 19. Dezember 1942 lief U 662 aus dem Hafen von Lorient aus, um erneut im Nordatlantik vor Neufundland zu operieren. Es gehörte nun zu den U-Boot-Gruppen „Spitz“ und „Jaguar“. Am 29. Dezember 1942 versenkte U 662 mit zwei Torpedos das britische Handelsschiff Ville de Rouen mit 5598 Tonnen, dessen 71 Seeleute von anderen Schiffen gerettet wurden. Am 10. Januar 1943 und nochmals am 30. Januar 1943 wurde das U-Boot von U 463 mit Brennstoff versorgt. Am 7. Februar 1943 lief U 662 in den Hafen von Saint-Nazaire ein. Dem Kommandanten Wolfgang Hermann wurde von der Marineführung mangelndes Geschick im Kampf vorgeworfen und gleichzeitig ein beeinträchtigtes Sehvermögen festgestellt, weshalb er das Kommando abgeben musste. Dieses wurde am 10. März 1943 von Kapitänleutnant Heinz-Eberhard Müller (1916–1988) übernommen.

Am 23. März verließ U 662 Saint-Nazaire und operierte abermals im Nordatlantik, diesmal als Teil der U-Boot-Gruppen „Adler“, „Meise“, „Specht“ und „Fink“. Am 29. März konnte das U-Boot zwei britische Handelsschiffe versenken und eines beschädigen. Von den 57 Mann auf der Empire Whale mit 6159 Tonnen starben bei der Versenkung 47, und nur 10 überlebten, während von den 103 Mann auf der ebenfalls versenkten Umaria mit 6852 Tonnen alle gerettet wurden. Bei der Beschädigung der Ocean Viceroy mit 7174 Tonnen starben 5 von 52 Besatzungsmitgliedern. U 662 wurde am 20. April 1943 von U 487 und am 9. Mai 1943 von U 463 mit Treibstoff und Proviant versorgt. Am 15. Mai 1943 kehrte das U-Boot nach Saint-Nazaire zurück.

Letzter Einsatz und Ende

Am 26. Juni 1943 stach U 662 in Saint-Nazaire zu seiner letzten Feindfahrt in See, um im Nordatlantik, dann vor den Azoren und schließlich östlich der Karibik zu operieren. Das U-Boot blieb diesmal erfolglos und wurde am 9. Juli 1943 von U 487 mit Treibstoff und Proviant versorgt. Am 20. Juli griff U 662 vor der Amazonasmündung den Geleitzug TF-2 an, konnte sich jedoch keinem Feindschiff ausreichend nähern. Ein von Surinam kommender US-amerikanischer Bomber Consolidated B-24 griff an, ohne das U-Boot zu treffen. Auch ein Angriff einer US-amerikanischen Douglas B-18 Bolo blieb erfolglos. U 662 verfolgte weiterhin den Geleitzug und wurde dann von mehreren aus dem brasilianischen Amapa kommenden Consolidated PBY Catalinas der US-amerikanischen Squadron VP-94 angegriffen, wobei sich Lt. Stan Auslander mit seiner Catalina ein mehrstündiges Gefecht mit U 662 lieferte. Am 21. Juli 1943 gelang es schließlich dem Lt. (jg) R.H. Howland Catalina P-4 mit seiner Catalina, U 662 zu versenken. Die Flak des U-Boots hatte zwar die Catalina beschädigt, doch die Munition ging nach den langen Kämpfen dem Ende entgegen. Beide 20-mm-Flaks wurden durch das Feuer der Catalina zerstört, und sämtliche Besatzungsmitglieder auf dem Turm und mehrere an Deck wurden tödlich getroffen. Die drei geworfenen Wasserbomben, davon ein direkter Treffer, rissen Löcher ins U-Boot. Fünf Besatzungsmitglieder wurden ins Wasser geschleudert, darunter der schwer verwundete Kapitänleutnant Heinz-Eberhard Müller, wobei einer von diesen sehr bald seinen Verwundungen erlag. Die vier zunächst noch Lebenden hatten zwei von einer Catalina abgeworfene Rettungsschlauchboote. In dem einen nahmen sie Platz, während sie in das andere ein Loch bohrten, um Regenwasser zu sammeln. Sie trieben ohne Nahrung 16 Tage auf dem Meer, wobei sie Regenwasser und Urin tranken. Die ganze Zeit wurden sie von Haien umkreist. Sie konstruierten ein Segel und konnten so bis zu 3 Knoten fahren, doch kenterten sie einmal. Nur mit großer Not konnten sie das Boot wieder wenden und hineinklettern. Am 6. August 1943 trafen sie auf das US-amerikanische Kriegsschiff USS Siren, von dem sie an Bord genommen wurden. Der 20-jährige Matrosengefreite Willi Lübke starb jedoch noch am selben Tag, während die drei anderen – die beiden Maschinenobergefreiten Hermann Grauff (21) und Ferdinand Marx (20), aber auch der schwer verwundete 28-jährige Kapitänleutnant Heinz-Eberhard Müller – überlebten und als Kriegsgefangene in die USA gebracht wurden. Der schwer kriegsversehrte Kommandant Müller kehrte bereits im Februar 1944 im Rahmen eines Gefangenenaustausches nach Deutschland zurück, wo er bis Juni 1944 im Lazarett in Glücksburg war. Er starb erst 1988 mit 72 Jahren.

Siehe auch

Literatur

  • Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 1: Die deutschen U-Boot-Kommandanten. Geleitwort von Prof. Dr. Jürgen Rohwer, Mitglied des Präsidiums der Internationalen Kommission für Militärgeschichte. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 1996, ISBN 3-8132-0490-1, S. 98, 164.
  • Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 73, 235.
  • Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 3: Die deutschen U-Boot-Erfolge von September 1939 bis Mai 1945. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 2008, ISBN 3-8132-0513-4, S. 283.
  • Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 4: Die deutschen U-Boot-Verluste von September 1939 bis Mai 1945. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 2008, ISBN 3-8132-0514-2, S. 119.
  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maas: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 3: U-Boote, Hilfskreuzer, Minenschiffe, Netzleger. Bernhard & Graefe Verlag, München 1985, ISBN 3-7637-4802-4.
  • Clay Blair: Der U-Boot-Krieg – Die Gejagten 1942–1945. Heyne Verlag, 1999, ISBN 3-453-16059-2, S. 176f., 222, 334, 355, 442, 477.
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