Valentin Lorenz Meyer (* 23. Oktober 1817 in Hamburg; † 1. März 1901 ebenda) war ein deutscher Kaufmann.

Leben und Wirken als Kaufmann

Valentin Lorenz Meyer war der älteste Sohn des Hamburger Senators Georg Christian Lorenz Meyer. Sein Vater leitete eine Weinhandlung in der Catharinenstraße auf der Cremoninsel, wo Valentin Lorenz Meyer aufwuchs. Sein Bruder war Arnold Otto Meyer. Valentin Lorenz begann eine Berufsausbildung bei der Firma Gleichmann & Busse, die er 1839 im Weingeschäft seines Vaters abschloss. Theodor August Behn, ein Freund aus Jugendtagen, riet Meyer, der nicht dauerhaft im Weinhandel arbeiten wollte, mit ihm nach Ostasien zu gehen. Sie beabsichtigten, dort ein Handelsunternehmen aufzubauen. Meyer fuhr daraufhin innerhalb von 120 Tagen per Schiff von Bordeaux um das Kap der Guten Hoffnung nach Singapur, das seinerzeit unter britischer Verwaltung stand. Aus Hamburg hatte er Referenzen englischer Kaufleute und 50.000 Mark banco seines Vaters mitgenommen. In Singapur traf er Behn, der Hamburg bereits früher verlassen hatte. Gemeinsam riefen sie am 1. November 1840 das Unternehmen Behn, Meyer & Co. (heute Behn Meyer Holding AG) ins Leben. Sie waren somit die ersten Deutschen, die ein erfolgreiches Handelsunternehmen in Singapur gründeten. Gemeinsam charterten sie Segelschiffe, mit denen sie nach Sumatra, Nord-Celebes, Java, Neuguinea und insbesondere China fuhren. Dabei kam ihnen zugute, dass ihnen die größten chinesischen Häfen aufgrund des Ersten Opiumkrieges auf britischen Druck hin offenstanden.

Da ihnen der Opiumhandel anrüchig erschien, entschieden Meyer und Behn, dort nicht weiter tätig zu werden. Ende 1848 reiste Behn für einen längeren Aufenthalt zurück nach Hamburg. Meyer erlangte während dieser Zeit Kenntnis davon, dass Behn für einen Geschäftsfreund fünf Kisten Opium nach China mitgenommen hatte. Während Meyer dies als einen Bruch der getroffenen Vereinbarung ansah, hielt Behn den Vorgang für eine Bagatelle. Beide gerieten darüber in Streit mit der Folge, dass Meyer zum 31. Dezember 1849 als Teilhaber aus dem Unternehmen ausschied. Meyer reiste zurück nach Hamburg, wo er im Januar 1850 Henriette Sieveking einen Heiratsantrag unterbreitete. Meyer heiratete die älteste Tochter des Bürgermeisters Friedrich Sieveking vier Monate später.

1851 ging das Ehepaar nach Liverpool. Meyer baute dort aus moralischen Gründen ein Unternehmen auf, das Emigranten in die USA zu angemessenen Preisen beraten und betreuen sollte. Er wollte somit skrupellosen Vermittlern zuvorkommen, die Auswanderer übervorteilten. Meyer betrieb das Geschäft fünf Jahre lang, machte dabei jedoch nur Verluste. Anschließend kehrte der inzwischen vielfache Vater in seine Geburtsstadt zurück. Die Familie wohnte ab 1867 in Hamm, wo Meyer eine von seinem Vater geerbte Landvilla mit großem Garten besaß. Die von ihm 1854 in Hamburg am Steinhöft betriebene „Amerikanische Linie für Packet-Schiffahrt“, die auch Personenbeförderung betrieb, verlor beim Untergang der Powhattan am 16. April 1854 zahlreiche Passagiere. Der Kaufmann eröffnete später eine erfolgreiche Importagentur für englische Baumwollwaren mit Sitz in der Gröningerstraße.

Kirchliches Engagement

Als Mitglied der Frömmigkeitsbewegung setzte sich Valentin Lorenz Meyer für kirchliche Belange ein. Ein besonderes Anliegen war ihm die Bevölkerung der Unterschicht in Hamburg. Sie nahm rasch zu und wurde in den Vororten nur unzureichend von der Kirche betreut. Dabei arbeitete er eng mit dem Theologen Carl Wilhelm Geiß zusammen. Dieser wirkte als Nachfolger Johann Wilhelm Rautenbergs an der christlichen Sonntagsschule in St. Georg. Seinen Wirkungsbereich fand Meyer insbesondere in der Kapellengemeinde in Barmbek. In der dortigen Filialsonntagsschule unterrichtete er ab 1866 aufgrund fehlender freiwilliger Helfer ältere Jugendliche. Den Unterricht, der jeden Sonntagmittag stattfand, hielt er bis zu seinem Tod ab.

Außerdem förderte er das kirchliche Leben in der Gemeinde. 1866 schenkte er der Gemeinde ein Grundstück, auf dem eine kleine Kapelle gebaut wurde. Als die Kapellengemeinde beabsichtigte, offiziell anerkannt zu werden, erfuhr sie Widerstände der eingesessenen Hauptkirchen. Der Grund hierfür war, dass die bekenntnistreuen Lutheraner als anstößig angesehen wurden. Meyer protestierte dagegen erfolgreich beim Hamburger Senat. Die Kirchengemeinde in Barmbek konnte somit 1870 erstmals einen eigenen Pastor wählen.

Neben der Barmbeker Kapellengemeinde förderte Meyer weitere religiöse Einrichtungen. 1869 finanzierte er den Bau der St. Johannes-Kapelle in Rothenburgsort mit, 1874 die Sonntagsschulkapelle in Eilbek. Über viele Jahre engagierte er sich als Präses des Magdalenenstifts und war Mitglied in den Vorständen der Kirche in Hamm und des Rauhen Hauses. Meyer unterstützte die Äußere Mission und engagierte sich in der Traktatgesellschaft. Um 1900 sicherte er den Standort des Rauhen Hauses, das der geplanten Hamburger Güterumgehungsbahn weichen sollte. Meyer stellte als Ausweichmöglichkeit den Großteil seines eigenen angrenzenden Gartens zur Verfügung.

An Valentin Lorenz Meyer wird auf der Sammelgrabplatte Kaufleute (II f) des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs, Friedhof Ohlsdorf, erinnert.

Literatur

  • Otto Beneke: Geschichte und Genealogie der Familie Lorenz Meyer in Hamburg. Im Auftrage des Herrn Senator Georg Christian Lorenz Meyer aus urkundlichen und authentischen Nachrichten verfasst und herausgegeben. Th. G. Meißner, Hamburg 1861, DNB 579170357, S. 68, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10637562-5.
  • Joist Grolle: Meyer, Valentin Lorenz. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 2. Christians, Hamburg 2003, ISBN 3-7672-1366-4, S. 286–287.
  • Dr. phil. Ernst Hieke (Hrsg.): Zur Geschichte der Firmen Behn, Meyer & Co. gegründet in Singapore am 1. November 1840 und Arnold Otto Meyer gegründet in Hamburg am 1. Juni 1857 (= Veröffentlichungen der Wirtschaftsgeschichtlichen Forschungsstelle e. V., Hamburg. Band 19). Hans Christians Verlag, Hamburg 1957.
  • Dr. jur. Bernhard Koerner (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch (Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien). Band 21. (Dritter Hamburger Band.). Verlag von C. A. Starke, Görlitz 1912, DNB 010007776, S. 342 f. (Digitalisat im Internet Archive [abgerufen am 26. Januar 2016]).

Einzelnachweise

  1. Siehe Koerner 1912, S. 342
  2. Siehe Koerner 1912, S. 342, 345
  3. Siehe Hieke 1957, S. 45
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