Die Volkszählung in Österreich-Ungarn 1910 wurde in beiden Staaten der Doppelmonarchie durchgeführt. Sie beruhte auf einer diesbezüglichen Vereinbarung der cisleithanischen k.k. Regierung in Wien und der transleithanischen k.u. Regierung in Budapest. Die Volkszählung in Österreich-Ungarn 1900 fand davor statt.

Zusammenfassung

Zuständig für die Volkszählung war in Cisleithanien die k.k. Statistische Zentralkommission in Wien unter Leitung von Robert Meyer, in Transleithanien ihr Budapester Pendant. Stichtag der Volkszählung war der 31. Dezember 1910. Die cisleithanischen Ergebnisse wurden in mehreren Bänden, die aus Heften bestanden, herausgegeben. Die Volkszählung 1910 war die letzte vor dem Ende der Doppelmonarchie im Herbst 1918; danach folgten separate Zählungen in den Nachfolgestaaten.

Die Zählung zeigte, dass die Gesamtbevölkerung Österreich-Ungarns 51.390.223 Personen betrug. Davon entfielen 28.571.934 Personen auf die österreichische Reichshälfte. Die Haupt- und Residenzstadt Wien war mit über 2 Millionen Einwohnern die mit Abstand bevölkerungsreichste Stadt der Doppelmonarchie.

IV. Ortsanwesende und Wohnbevölkerung

Die ortsanwesende Bevölkerung, das bedeutet die am Tage der Zählung im Zählungsort anwesende Bevölkerung, bildete die Basis der Volkszählung. Auf die Art der Anwesenheit kam es nicht wesentlich an. Die Unterscheidung zwischen der dauernden und der zeitweiligen Anwesenheit sowie die gleiche Differenzierung der Abwesenheit (dauernd oder zeitweilig) hat neben dem rein technischen Zwecke, Doppelzählungen zu vermeiden, die weitere Bedeutung, dass sie die Erfassung und Darstellung der sogenannten ansässigen oder Wohnbevölkerung ermöglicht. Diese aus der Summierung der dauernden Anwesenden und vom Wohnorte zeitweilig Abwesenden sich ergebende Bevölkerungskategorie stellt, im Gegensatz zu der ortsanwesenden Bevölkerung als einem Momentbilde der Bevölkerung am Zähltag, die gewöhnliche, stabile Bevölkerung eines Ortes dar.

Wenn auch die ortsanwesende Bevölkerung allgemein als Ausdruck der Bevölkerungsstärke eines Ortes oder Gebietes gilt, sind die statistischen Daten über die ansässige oder Wohnbevölkerung nicht ohne Wert und Bedeutung, da sie in mancher Frage des öffentlichen Lebens oder Interesses (Wohnfrage, Erwerbsverhältnisse eines Ortes oder Gebietes) eine Rolle spielen. ´

Das Verhältnis dieser beiden Bevölkerungskategorien in den einzelnen Ländern und Verwaltungsgebieten für die letzten zwei Zähljahre bildet den Inhalt der Übersicht XII. und XIII. Die Tabelle zeigt die Namen der Städte und Bezirke, wie sie zum Zeitpunkt der Herausgabe in deutschsprachigen Texten geschrieben wurden. Die Städte und Bezirke des jeweiligen Kronlandes sind alphabetisch geordnet, mit Ausnahme der Hauptstadt, die an erster Stelle erscheint.

Im Staatsgebiet stieg die Zahl der ansässigen Einwohner etwas. Diese Steigerung ist auf die Zunahme der ansässigen Bevölkerung in den Karpatenländern, in Görz und Gradisca sowie in Dalmatien zurückzuführen, während bei den übrigen Ländern, abgesehen von Böhmen und Mähren, die keine nennenswerten Verschiebungen zeigen, eine entgegengesetzte Tendenz zu beobachten war. Wie aus der Tabelle XII. zu entnehmen ist, erklärt sich die Zunahme der Wohnbevölkerung in den genannten Ländern durch den gegenüber 1900 relativ viel höheren Anteil der zeitweilig Abwesenden an der Gesamtzahl der ansässigen Einwohner. So ist die Anzahl der zeitweilig Abwesenden in Galizien von 22.226 auf 150.483, in Dalmatien von 4.384 auf 13.265, in Görz und Gradisca von 1.538 auf 3.398 gestiegen, während die Zunahme der dauernd Anwesenden eine normale war. Das intensive Anwachsen der zeitweilig Abwesenden dürfte in erster Reihe in den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen dieser Länder (in Galizien die starke Saisonauswanderung, in Dalmatien der Aufschwung der Seeschifffahrt) begründet sein. Wie hier wird auch bei den übrigen Ländern die Differenz zwischen anwesender und ansässiger Bevölkerung vor allem durch wirtschaftliche Gegebenheiten verursacht. Bei der großen Verschiedenheit der wirtschaftlichen Verhältnisse innerhalb der einzelnen Länder dürfte erst die Gegenüberstellung der beiden Bevölkerungskategorien in einem kleineren territorialen Detail manchen Aufschluss geben.

Verteilung der Umgangssprachen nach Land

Die folgende Statistik zeigt die Verteilung der Umgangssprachen der ortsanwesenden Bevölkerung in Cisleithanien. Nach der Umgangssprache wurden allerdings nur die österreichischen Staatsbürger gefragt. Ungarische Staatsbürger und Staatsbürger anderer Länder (v. a. Italien, Deutschland, Russland) wurden hingegen nicht nach der Umgangssprache befragt.

Literatur

• Österreichisches Staatsarchiv/Abteilung Allgemeines Verwaltungs-, Finanz- und Hofkammerarchiv, MdI, Allg. Reihe, Zl. 42837/1910.

Einzelnachweise

1. ↑ Von der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisierte Ausgaben: Volkszählung in Österreich-Ungarn 1910 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ost
2. ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/oesta.gv.at
3. ↑ Gesamtausgabe: Österreichische Statistik. Neue Folge, Jahrgang 0001, S. 42 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ost
4. ↑ Gesamtausgabe: Österreichische Statistik. Neue Folge, Jahrgang 0001, S. 43 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ost
5. ↑ ÖNB-ALEX - Österreichische Statistik, Neue Folge, 1910-1915. Abgerufen am 12. September 2021.