Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Blick aus südwestlicher Richtung auf den Wacholderberg.

Lage In den Gemarkungen Dens der Gemeinde Nentershausen und Solz der Stadt Bebra im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Fläche 11,54 Hektar
Kennung 1632017
WDPA-ID 166104
Geographische Lage 51.018253
Meereshöhe von 350 m bis 420 m
Einrichtungsdatum 1990
Besonderheiten Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet und Teil eines Natura-2000-Gebiets.

Das Naturschutzgebiet Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens liegt südlich des Ortsteils Dens der Gemeinde Nentershausen im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Durch die Nutzung als Hute haben sich auf den flachgründigen Böden in der hügeligen Kuppenlandschaft die schutzwürdigen Kalk-Halbtrockenrasen ausgebildet. Mit weiteren Halbtrockenrasenflächen der Umgebung gehört es teilweise zu dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“. Die kulturhistorische Bedeutung des Schutzgebiets begründen die Relikte früherer Landnutzungsformen, deren Strukturen noch in den Bereichen der Kalktrockenrasen, Wacholderheiden und Mähwiesen zu erkennen sind.

Geografische Lage

Zu dem Naturschutzgebiet „Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens“ gehören drei Teilflächen, die sich in den Gemarkungen Dens der Gemeinde Nentershausen und Solz der Stadt Bebra im Kreis Hersfeld-Rotenburg befinden. Die Höhenlage liegt zwischen 350 m und 420 m.

Naturräumlich wird der Bereich dem „Sontraer Land“ im „Fulda-Werra-Bergland“ des „Osthessischen Berglands“ zugeordnet.

Unterschutzstellung

Mit Verordnung des Regierungspräsidiums in Kassel vom 30. April 1990 wurden mehrere Kalkmagerrasenflächen südlich von Dens unter dem Namen „Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens“ zum Naturschutzgebiet erklärt. Zweck der Unterschutzstellung war, „die zum Teil mit Gehölzen und Gebüsch bestandenen Kalkmagerrasenbereiche sowie die naturnahe Waldflächen als Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten zu erhalten und durch Pflegemaßnahmen zu verbessern.“ Das Schutzgebiet besitzt eine Größe von 11,54 Hektar, hat die nationale Kennung 1632017 und den WDPA-Code 166104.

Der Wacholderberg und Flächen des Schmiedsberges sind Teile des Flora-Fauna-Habitat-Gebiets „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“, das im Jahr 2002 unter der Gebiets-Nr. 5025-350, an die EU für das länderübergreifende Schutzgebietssystems Natura 2000 gemeldet wurde. Mit der „Verordnung über Natura 2000-Gebiete in Hessen“ vom 16. Januar 2008 wurde es auf Landesebene rechtlich gesichert. Das aus 65 Teilflächen zusammengesetzte FFH-Gebiet, dessen Gebietsabgrenzung mehrfach geändert wurde, hat eine Größe von 444,5 Hektar. Es besteht aus einem Netz kleinflächiger Kalk-Magerrasen, die eingebettet sind in ein Mosaik aus Kalkäckern, Grünland und Waldflächen. Bundesweit bedeutsam ist das FFH-Gebiet wegen der Vorkommen von Dreizähnigem Knabenkraut, welches hier auf mehreren Teilflächen stabile Bestände hat sowie weiterer Orchideenarten. Als interessant aus heimatkundlicher und kulturhistorischer Sicht gelten die Überbleibsel der ehemaligen Kulturlandschaft, in der der größte Teil der Biotoptypen infolge seiner Nutzungsgeschichte durch menschliche Einflüsse entstanden sind.

Natur

Den geologischen Untergrund des Schutzgebiets bilden Kalkablagerungen des Zechsteins, die zu flachgründigen Böden verwittert sind. Weil sie ungeeignet für einen fruchtbaren Ackerbau waren, dienten die Flächen der Beweidung von Schafen und Ziegen. Durch die Nutzung als Triftweide haben sich in den vorigen Jahrhunderten Kalk-Halbtrockenrasen ausgebildet, die der Pflanzengesellschaft des Enzian-Schillergras-Rasen zugeordnet werden. Dieser Vegetationstyp gilt als einer der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa und ist besonders blumenreich. Eine der Charakterarten, der Deutsche Enzian kam hier in den 1980er Jahren in Massenbeständen vor. Wie auch in anderen Gebieten ist er stark zurückgegangen und in manchen Jahren witterungsbedingt nicht zu sehen. Der Enzian ist zudem von geeigneten Keim- und Aufwuchsbedingungen abhängig. Eine Beweidung mit Schafen wirkt sich positiv aus. Als ein- oder zweijährige Pflanze, deren Samen zur Keimung eine längere Befeuchtungsphase benötigen, sind sie auf Verwundungen der Grasnarbe und Verdichtung der Böden durch den Viehtritt angewiesen.

Bemerkenswert ist das Auftreten des in Hessen gefährdeten Gefleckten Knabenkrautes am Schmiedsberg bei Dens. Als weitere geschützte oder seltene Arten wachsen auf den wärmebegünstigten Lagen der Schutzgebietsflächen Fransen-Enzian, Gewöhnliches Katzenpfötchen, Vogelfuß-Segge, Silberdistel, Helm- und Dreizähniges Knabenkraut.

Das Landschaftsbild wird von den Wacholderbeständen bestimmt. Gegenüber anderen Gehölzen ist der Wacholder sehr konkurrenzschwach und sein Vorkommen beschränkt sich vielerorts auf Standorte die durch Weidenutzung entstanden sind. Da der Wacholder ein Gewächs ist, bei dem die Schafe auch schon die jungen Triebe nicht fressen, wurde er zum charakteristischen Merkmal einer Kulturlandschaft, die von der Beweidung durch Schafe und Ziegen geprägt ist. Der hohe Pflanzenartenreichtum der Wacholderbereiche bildet die Grundlage für eine besonders ausgeprägte Falterfauna. Bei einer Bestandsaufnahme Ende der 1980er Jahre wurden 36 Arten nachgewiesen, unter denen Schlehen-Zipfelfalter, Zwerg-Bläuling, Roter und Schwarzbrauner Dickkopffalter zu den gefährdeten Arten Hessens zählen.

Die heute noch vorhandenen Magerrasen sind nur noch Überbleibsel des einst großflächig verbreiteten Biotoptyps. Mit der Aufgabe der Beweidung ab den 1950er Jahren entwickelte sich auf den selbst überlassenen Flächen bis zur Unterschutzstellung im Jahr 1990 eine ständig fortschreitende Verbuschung bis hin zu einer Wiederbewaldung. Durch Pflegemaßnahmen wurden inzwischen Teilbereiche wieder zu Halbtrockenrasen umgewandelt.

Leitbilder und Erhaltungsziele

Das Leitbild für das Naturschutzgebiet, wie auch für die anderen Teilflächen des FFH-Gebiets, ist die Wiederherstellung der früheren, vielfältig strukturierten Kulturlandschaft, durch eine extensive, an das Gelände-angepasste Nutzung. Die landschaftsprägenden Wacholderflächen auf Halbtrockenrasen sollen mit ihren Gebüsch- und Saumstrukturen auch in Zukunft erhalten bleiben. Eine Beweidung mit Schafen und Ziegen, als gebietstypischer Bewirtschaftungsform, gilt dabei als das wesentliche Pflegenutzungsinstrument. Beweidete, kurzrasige Flächen dienen kleinwüchsigen und konkurrenzschwachen Arten als Lebensraum und fördern blütenreiche Bestände, die zahlreichen Insekten ein vielfältiges Nahrungsangebot bieten.

Touristische Erschließung

Von der Kreisstraße 53 von Dens nach Solz biegt links ein Feldweg ab, der am Wacholderberg entlang führt. Über Wirtschaftswege und einen Wanderweg von Nentershausen nach Solz erreicht man den Schmiedsberg, der eine weite Sicht in die westliche Richtung bietet.

Literatur

  • Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, Band 3, cognitio Verlag, Niedenstein 2005. S. 192 und 193. ISBN 3-932583-13-2.
  • Gerd Teigeler: Maßnahmenplan für das FFH-Gebiet 5025-350 „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“ (Teilgebiete West und Ost), Regierungspräsidium Kassel, Obere Naturschutzbehörde, Mai 2015.
Commons: Naturschutzgebiet Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, Band 3. S. 192 und 193.
  2. Naturräumliche Gliederung nach Otto Klausing im Umweltatlas Hessen auf atlas.umwelt.hessen.de; abgerufen am 25. Mai 2019.
  3. Zitiert aus der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens“ vom 30. April 1990 im Staatsanzeiger für das Land Hessen, Ausgabe 21/1990 vom 21. Mai 1990, S. 967 f.
  4. „Wacholderberg und Schmiedsberg bei Dens“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 25. Mai 2019.
  5. Verordnung über die Natura 2000-Gebiete in Hessen im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil I, Nr. 4, vom 7. März 2008.
  6. Steckbrief des FFH-Gebiets auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 25. Mai 2019.
  7. „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 25. Mai 2019.
  8. Maßnahmenplan für das FFH-Gebiet „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“.
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