Der Wasserturm in Nienburg (Saale) ist ein Hochbehälter in der Stadt Nienburg (Saale) im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. Er gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt.

Geschichte

In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung Nienburgs mit der Gründung einer Zuckerfabrik, einer Malzfabrik und mehrerer Zementfabriken. Eine dieser Zementfabriken war es auch, die der Stadt eine eigene Wasserversorgung ermöglichte, indem eine Pumpstation im Steinbruch des Zementwerks Askania die neue Wasserleitung versorgte. Der zugehörige Wasserturm wurde im Jahr 1902 in der Nähe des Friedhofs errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15. August 1902, die Einweihung bereits am 1. April 1903. Mit dem Anschluss der Wasserversorgung der Stadt an das Trinkwassernetz der Rappbode-Talsperre wurde das Wasserwerk im Jahr 1978 stillgelegt. Als Druckbehälter blieb der Wasserturm selbst noch bis 1983 in Betrieb. Seitdem gibt es keine eigentliche Nutzung mehr.

Anlässlich des 120. Jubiläums des Wasserturms wurde der Nienburger Wasserturm Verein e.V. gegründet, der sich dem Erhalt und der Sanierung widmet sowie eine Beendigung der Mobilfunknutzung fordert, um eine touristische Nutzung zu fördern.

Baubeschreibung

Erbaut wurde ein Rundturm mit einer gewissen Anlehnung an die Türme auf dem Stadtwappen von Nienburg. Der fast 36 Meter hohe Turm hat einen Durchmesser von zehn Metern am Fuß und einen Umfang von 31,65 Metern.

Der Fassadenputz verbirgt große Teile der Backsteinmauern, weist aber bewusste Aussparungen – etwa bei den Friesen oder bei den Fensterfassungen – auf. Bekrönt wird der Bau von einem auskragenden Kegeldach, dessen Dachfläche von vier Zwerchhäusern mit Spitzdächern unterbrochen wird. Der mittlere Fries erinnert an mittelalterliche Maschikulis und ist auch stark romanisch gestaltet worden, die anderen Friese nutzen neuere Formen, die bereits eine Abkehr vom Historismus andeuten. Dennoch ist das Gebäude der Neuromanik zuzuordnen.

Das Hauptportal wurde mit dem Stadtwappen verziert. Eingebettet ist dieses in florale Ornamentik. Es wurde zudem mit der Angabe „Erbaut 1902“ versehen. Im Inneren führt eine Wendeltreppe – an der Außenmauer entlang – hinauf. Die 16 PS starke Pump-Anlage konnte bis zu 36 Kubikmeter Wasser pro Stunde in den Hochbehälter befördern.

Der Turm in der Gabelung zwischen der Gatterslebener Straße und dem Bauernweg steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Nummer 094 60202 erfasst. Im Jahr 2010 wurde eine Mobilfunkanlage am Turm angebracht.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Landkreis Bernburg, Band 12, erarbeitet von Birthe Rüdiger, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003, ISBN 3-937251-06-5, Seite 192.
Commons: Wasserturm Nienburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sehenswürdigkeiten. Baudenkmäler. In: stadt-nienburg-saale.de. Stadt Nienburg (Saale), abgerufen am 10. September 2022.
  2. Nienburg Saale. In: nfww.de. Abgerufen am 10. September 2022.
  3. 1 2 Unsere Ziele. In: nienburger-wasserturmverein.de. Nienburger Wasserturm Verein e.V., abgerufen am 10. September 2022.
  4. Dehio, Seite 622.
  5. 1 2 Denkmalverzeichnis, Band 12, Seite 192.
  6. Informationsstelen „Historischer Rundgang“. In: foerderverein-nienburg-saale.de. Verein zur Förderung der Kultur- und Denkmalpflege sowie der Heimatpflege der Stadt Nienburg (Saale) e.V., 2015, abgerufen am 10. September 2022.
  7. Arno Zähringer: Historie: Wasserturm Nienburg – ein Wahrzeichen der Stadt. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 15. August 2022, abgerufen am 10. September 2022.
  8. Arno Zähringer: Stadt weiter Eigentümerin: Wasserturm Verein in Nienburg mit ehrgeizigen Zielen. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 10. September 2022, abgerufen am 10. September 2022.
  9. Home. In: nienburger-wasserturmverein.de. Nienburger Wasserturm Verein e.V., abgerufen am 10. September 2022.
  10. Vermessungsübung mit dem Nienburger Jugendklub und Motto: Wie hoch ist unser Nienburger Wasserturm? In: nienburger-wasserturmverein.de. Nienburger Wasserturm Verein e.V., 24. Mai 2004, abgerufen am 10. September 2022.
  11. Faszination Wassertürme. (PDF) In: neuerwasserturm.de. bks Ingenieurbüro GmbH, 2015, abgerufen am 10. September 2022 (zu Nienburg siehe Seite 26 mit Innenaufnahmen und historischen Aufrissen).
  12. Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
  13. Project-Detailansicht. Mobilfunkanlage Nienburg. In: imc-planung.de. Abgerufen am 10. September 2022.

Koordinaten: 51° 50′ 11,7″ N, 11° 45′ 49,1″ O

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